Ludwig Schneider (Politiker, 1893)
Ludwig Lutz Schneider (* 20. Dezember 1893 in Niedermöllrich; † 26. Februar 1977 in Kassel) war ein deutscher Jurist und Politiker (DVP, NSDAP, FDP).
Leben
BearbeitenLudwig Schneider war der zweite Sohn und das fünfte von insgesamt acht Kindern des Kleinbauern Melchior Schneider und seiner Ehefrau Angelika, geb. Lötzerich, die gemeinsam einen kleinen Bauernhof in Niedermöllrich bewirtschafteten. Nach dem Besuch der einklassigen Dorfschule begann Schneider 1908 eine Verwaltungslehre beim Landratsamt in Fritzlar. Schneider nahm als Soldat am Ersten Weltkrieg teil und legte 1919 am heutigen König-Heinrich-Gymnasium in Fritzlar als Externer das Abitur ab.
Anschließend absolvierte Schneider ein Studium der Rechtswissenschaft und der Nationalökonomie an der Universität Marburg, das er mit dem Referendarexamen beendete. 1922 erfolgte seine Promotion zum Dr. jur. an der Universität Halle mit der Arbeit Die rechtliche Natur der Börse. Nach der Ableistung des Referendariats bestand er 1924 auch die Große juristische Staatsprüfung und trat in den preußischen Staatsdienst beim Landratsamt in Reichenbach/Schlesien. Schneider war von 1925 bis 1930 Bürgermeister von Plettenberg. Von 1931 bis 1935 war er Oberbürgermeister von Lüdenscheid und von 1935 bis 1938 von Waldenburg in Schlesien. Anschließend war er von 1938 bis 1945 stellvertretender Oberbürgermeister von Magdeburg.
In der Weimarer Republik gehörte Schneider der DVP an und wurde nach der Machtergreifung am 1. Mai 1933 Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 3.131.855).[1]
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kehrte er zurück in seine nordhessische Heimat und half zunächst auf dem Bauernhof seiner Schwester in Lendorf. Anschließend war er von 1948 bis 1949 Dozent an der Hessischen Verwaltungsakademie in Kassel. Danach war er von 1949 bis 1954 Richter am Verwaltungsgericht Kassel. 1959 wurde er wegen des Erreichens der Altersgrenze als Oberverwaltungsgerichtsrat in den Ruhestand versetzt. Nach seinem Ausscheiden aus dem Landtag 1966 war Schneider als Rechtsanwalt in Kassel tätig.
Schneider gehörte nach dem Zweiten Weltkrieg zu den Mitbegründern der FDP in Hessen.
Von 1952 bis 1956 war er ehrenamtlicher Stadtrat in Kassel und anschließend lange Jahre Stadtverordneter der FDP im Kasseler Stadtparlament. Von 1954 bis 1966 gehörte er dem Hessischen Landtag an.
Ludwig Schneider war zweimal verheiratet und hatte zwei Kinder.
Schneider erhielt 1963 das Bundesverdienstkreuz sowie die Freiherr-vom-Stein-Plakette.
Veröffentlichungen
Bearbeiten- Gemeinderecht in Hessen, Göttingen, 1961
- Kommunalwahlrecht, Göttingen, 1964
Literatur
Bearbeiten- Archiv der H.N.A. in Kassel: Hessische Allgemeine – Stadtausgabe Kassel vom 20. Dezember, 1963 o. A. d. Verfassers
- Albrecht Kirschner: Abschlussbericht der Arbeitsgruppe zur Vorstudie „NS-Vergangenheit ehemaliger hessischer Landtagsabgeordneter“ der Kommission des Hessischen Landtags für das Forschungsvorhaben „Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen“. Hrsg.: Hessischer Landtag. Wiesbaden 2013, S. 25 (Download [PDF; 479 kB]).
- Hans-Peter Klausch: Braunes Erbe. NS-Vergangenheit hessischer Landtagsabgeordneter der 1.–11. Wahlperiode (1946–1987). Die-Linke-Fraktion im Hessischen Landtag, Wiesbaden 2011, S. 12 (Download [PDF; 4,2 MB]).
- Jochen Lengemann: Das Hessen-Parlament 1946–1986. Biographisches Handbuch des Beratenden Landesausschusses, der Verfassungsberatenden Landesversammlung und des Hessischen Landtags (1.–11. Wahlperiode). Hrsg.: Präsident des Hessischen Landtags. Insel-Verlag, Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-458-14330-0, S. 381–382 (hessen.de [PDF; 12,4 MB]).
- Jochen Lengemann: MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 14 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 340.
- Lexikon der Stadt Plettenberg Buchstabe Sch.
- Werner Schmidt, Interview Dr. Schneider „vom Bürolehrling zum Oberbürgermeister“, Homberg, 1954
- Sabine Schneider: Belastete Demokraten. Hessische Landtagsabgeordnete der Nachkriegszeit zwischen Nationalsozialismus und Liberalisierung. Hg. Historische Kommission für Hessen ISBN 978-3-942225-45-8 (darin Einträge zu Schneider sowie zu 10 weiteren Personen), Vertrieb Hessisches Staatsarchiv Marburg 2019 (Reihen: Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 48, 15; & Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen, 47) (endgültiger Bericht zu einem Vorbericht von 2013)
Weblinks
Bearbeiten- Literatur von und über Ludwig Schneider im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Schneider, Ludwig. Hessische Biografie. (Stand: 21. Juli 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Dr. jur. Ludwig Schneider. Abgeordnete. In: Hessische Parlamentarismusgeschichte Online. HLGL & Uni Marburg, abgerufen am 2. November 2023 (Stand 20. Dezember 2022).
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Hans-Peter Klausch: Braunes Erbe. NS-Vergangenheit hessischer Landtagsabgeordneter der 1.–11. Wahlperiode (1946–1987). Die-Linke-Fraktion im Hessischen Landtag, Wiesbaden 2011 (Download [PDF; 4,2 MB]).
Personendaten | |
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NAME | Schneider, Ludwig |
ALTERNATIVNAMEN | Schneider, Ludwig Lutz (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker (FDP), MdL |
GEBURTSDATUM | 20. Dezember 1893 |
GEBURTSORT | Niedermöllrich |
STERBEDATUM | 26. Februar 1977 |
STERBEORT | Kassel |