Mörl von Pfalzen
Mörl von Pfalzen zu Mühlen und Sichelburg ist der Name eines Uradelsgeschlecht aus der Grafschaft Tirol.
Geschichte
BearbeitenDas alte Pustertaler Geschlecht, das zu den ältesten Tirols zählt, erscheint erstmals 1085 mit Humbertus de Phalanze als Zeuge. Der ursprüngliche Name lautete Pfalzen. Die Stammreihe beginnt mit dem 1139 erwähnten Reginhard von Pfalzen, Ministeriale des Bischofs von Brixen. Außer Pfalzen erhielten seine Nachkommen, seit ca. 1254 Lehen in Nauders nach dem sie sich zu Pfalzen und Nauders nannten. Die Hauptlinie ist mit Berthold II. von 1342 bis 1346 Probst von Kloster Neustift erloschen. Einer jüngeren Linie entstammte Achatius von Pfalzen, der Dorothea Lipp heiratete, die den Ansitz Mühlen bei Issing in die Familie brachte. Sein Sohn Peter († 1430), Landrichter von Michaelsburg, erscheint von 1392 bis 1410 mit dem Zunamen "der Mörl". 1514 erfolgte die Eintragung in die Tiroler Adelsmatrikel.[1] Michael von Mörl kaufte 1554 den Ansitz Sichelburg in Pfalzen. 1613 diente Hans von Mörl als Domherr von Brixen. Peter Mörl gründete die Linie Mörl von Pfalzen, Mühlen und Sichelburg und Maximilian die Linie Mörl von Stegen.[2]
Ein Epitaph von 1617 zeigt Peter Paul Mörl von Pfalzen zu Mühlen und Sichelburg, seine Frau Margarethe von Rost zu Aufhofen und Kehlburg und dessen Kinder.[3] Aus der Linie Stegen fungierten Jakob Philipp von Mörl († 1648) als Hofrat und Richter im Fürstbistum Brixen und Hans von Mörl als Viertelhauptmann. Mehrere Angehörige dienten in der kaiserlichen Armee: Peter von Mörl war k. k. Hauptmann und Gesandter in Graubünden und Paul († 1648) Hauptmann an der Eisack. Franz Paris Mörl von Mühlen und Sichelburg heiratete 1662[4] Veronika von Thalhammer, Erbin des Ansitzes Thalegg in Eppan.[5] Dessen Söhne gründeten zwei Linien, davon Joseph Anton († 1744 in Eppan) die Linie Thalhammer-Mörl. Von 1723 bis 1747 fungierte Maria Antonia Mörl als Äbtissin des Benediktinerinnenstifts Sonnenburg. Die letzte aus der Linie Sichelburg Susanna Felicitas von Mörl († 1763) heiratete Georg Felix von Mayrhofen. Ende des 19. Jahrhunderts blühte das Geschlecht in Tirol noch in einer Linie in Karneid und einer in Eppan.[6] In Österreich nannte sich die Familie nach dem Adelsaufhebungsgesetz Mörl-Pfalzen.
Besitzungen
Bearbeiten- In Berg: Ansitz Mareit
- In Bruneck: Ansitz Mörl[7]
- In Eppan: Ansitz Windegg
- In Gufidaun: Ansitz Hohenaus
- In Issing: Ansitz Mühlen
- In Pfalzen: Ansitz Sichelburg[8]
- In St. Michael: Ansitz Altenburg, Ansitz Angerburg, Ansitz Paschbach, Ansitz Thalegg
Wappen
Bearbeiten- Stammwappen: In Rot ein halber silberner Steinbock mit schwarzen Hörnern. Auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender Steinbock.[9]
-
Stammwappen der Pfalzen/Mörl in der Fischnaler Wappenkartei[10]
-
Wappen der Mörl in Siebmachers Wappenbüchern
-
Wie die Zyllnhardt führen die Mörl in Rot einen halben silbernen Steinbock
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Anton von Mörl zu Pfalzen und Sichelburg (1883–1958), österreichischer Verwaltungsjurist[11]
- Maria von Mörl (1812–1868), Südtiroler Mystikerin
Literatur
Bearbeiten- Arthur von Khuepach: Das Geschlecht derer von Mörl zu Pfalzen, Mühlen und Sichelburg (1085–1927) In: 14. Schlern-Schriften. Veröffentlichungen zur Landeskunde in Südtirol, Universitäts-Verlag Wagner, Innsbruck 1927 (online)
- Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Voigt, 1865, S. 321.
- Theodor Mairhofer: Pusterthal unter den Gaugrafen bis zum Austreten der altesten Adelsgeschlechter (860–1150 n. Chr.). A. Weger, Brixen 1865, S. 39–43.
- Otto Titan von Hefner: Der Adel der gefürsteten Grafschaft Tirol. Bauer und Raspe (J. Merz), 1857, S. 12.
- Constantin von Wurzbach: Mörl, Maria von. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 18. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1868, S. 425–428 (Digitalisat).
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Karl Wolfsgruber: Das Brixner Domkapitel in seiner persönlichen Zusammensetzung in der Neuzeit, 1500-1803. Wagner, 1951, S. 182.
- ↑ Theodor Mairhofer: Pusterthals alte Adelsgeschlechter: ein historisch-genealogischer Versuch zur Erinnerungs-Feier der Vereinigung Tirols mit Österreich am 29. September 1363. Weger, 1863, S. 43.
- ↑ Leo Andergassen: Renaissancealtäre und Epitaphien in Tirol. Universitätsverlag Wagner, 2007, ISBN 978-3-7030-0417-9, S. 535.
- ↑ Gerhard Gessner: Österreichisches Familienarchiv: ein genealogisches Sammelwerk. Degener, 1963, S. 132.
- ↑ Theodor Mairhofer: Pusterthals alte Adelsgeschlechter: ein historisch-genealogischer Versuch zur Erinnerungs-Feier der Vereinigung Tirols mit Österreich am 29. September 1363. Weger, 1863, S. 43.
- ↑ Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "Adler": Neues Jahrbuch. 1891, S. 110.
- ↑ Ansitz Mörl | Stadtarchiv Bruneck | Archivio storico della Città di Brunico. Abgerufen am 1. Juni 2023 (deutsch).
- ↑ Sichelburg - Pfalzen - Pustertaler Sonnenstrasse - Pustertal. Abgerufen am 1. Juni 2023 (deutsch).
- ↑ Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "Adler": Neues Jahrbuch. 1891, S. 110.
- ↑ Mörl in der Fischnaler Wappenkartei
- ↑ Gedenkstätte Deutscher Widerstand - Biografie. Abgerufen am 1. Juni 2023.