Měrćin Nowak-Njechorński

sorbischer Maler, Grafiker, Publizist und Schriftsteller

Měrćin Nowak-Njechorński (deutscher Name ab 1958 Martin Nowak-Neumann; * 13. Juni 1900 in Nechern/Njechorń; † 6. Juli 1990 ebenda) war ein sorbischer Maler, Grafiker, Publizist und Schriftsteller.

Měrćin Nowak (um 1960)

Leben und Werk

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Měrćin Nowak-Njechorński (1970)
 
Martin-Nowak-Neumann-Haus in Nechern

Nach dem Besuch der Volksschule in Wurschen bildete er sich in Fernkursen auf dem Gebiet der Malerei fort. 1919 hatte er eine erste Verkaufsausstellung in Görlitz, deren finanzielles Ergebnis ihm ermöglichte, 1920 ein Studium an der Leipziger Staatlichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe aufzunehmen. Er studierte 1921–1923 an der Dresdner Kunstakademie weiter. Dort begeisterte er sich zunehmend für die sorbische Volkskultur, was für ihn ein Anreiz war, im slawischen Ausland zu studieren. Auch begann er, sich vornehmlich mit Motiven aus der slawischen Mythologie künstlerisch auseinanderzusetzen. 1923 gründeten er und Georg Heine, Hanka Krawcec und Fryco Latk mit der „Vereinigung sorbischer Künstler“ (Zjednoćenstwo serbskich wuměłcow) den ersten sorbischen Kunstverein.

Er begab sich 1923 nach Prag, wo er bis 1927 unter anderem bei Max Švabinský studierte. In den Jahren 1927–1929 studierte er an der Kunstakademie in Warschau. Nach seiner Rückkehr nach Bautzen arbeitete er seit 1929 als Redakteur der sorbischen Tageszeitung Serbske nowiny. Aus politischen Gründen wurde er 1933 von diesem Posten entfernt. Im Zweiten Weltkrieg war er zur Wehrmacht eingezogen. Nach seiner Rückkehr aus der amerikanischen Kriegsgefangenschaft wirkte er ab 1947 als Chefredakteur der inzwischen in Nowa doba („Neue Epoche“) umbenannten Zeitung, von 1950 bis 1969 als Nachfolger von Ota Wićaz auch als Chefredakteur der sorbischen Kulturzeitschrift Rozhlad. Nach seinem Eintritt in den Ruhestand 1969 lebte er als freischaffender Maler und Schriftsteller in seinem Heimatort Nechern. Er war u. a. 1949 auf der 3. Jahresausstellung Lausitzer Bildender Künstler in Görlitz mit fünf Arbeiten[1] und 1953, 1958/1959 und 1962/1963 mit Zeichnungen auf den Deutschen Kunstausstellungen in Dresden vertreten.

Sein Geburts- und Wohnhaus in Nechern wurde der Öffentlichkeit im Juni 1999 als Museum übergeben.

Namen, Pseudonyme, Signet

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Grabkreuz von Nowak-Njechorński auf dem Friedhof in Gröditz

Měrćin Nowaks amtlicher Geburtsname war Martin Neumann. Im Jahr 1958 änderte er seinen deutschen Namen offiziell in Martin Nowak-Neumann. Dabei setzte er seinen sorbischen und deutschen Nachnamen als Doppelnamen ein. Sein sorbischer Beiname Njechorński stammt vom Namen seines Wohnortes Nechern (sorb. Njechorń). Zusätzlich benutzte er noch zahlreiche Pseudonyme. Als Signet auf seinen Zeichnungen verwendete er das Lindenblatt. Die Linde ist das Symbol des sorbischen Volkes.

Ehrungen (Auswahl)

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Museen und öffentliche Sammlungen mit Arbeiten Nowak-Njechorńskis

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Werke (Auswahl)

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Federzeichnungen

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  • Tracht aus Nochten (im Bestand des Sorbischen Instituts, Bautzen)[3]
  • Das sorbische Jahr (Folge von Federzeichnungen; ausgestellt 1953 auf der Dritten Deutschen Kunstausstellung)[4]
  • Sorbische Volksmärchen (Folge von Federzeichnungen; ausgestellt 1958/1959 auf der Vierten Deutschen Kunstausstellung)[5]
  • Maler auf der Baustelle (Federzeichnung; ausgestellt 1962/1963 auf der Fünften Deutschen Kunstausstellung)[6]

Buchillustrationen

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  • Sagen der Lausitz. Domowina-Verlag, Bautzen, 1979
  • Meister Krabat der gute sorbische Zauberer. Domowina-Verlag Bautzen, 1983
  • Das Wunderpferdchen. Domowina-Verlag Bautzen, 1984
  • Paul Nedo: Sorbische Volkstrachten – Die Tracht der Sorben um Schleife. Domowina-Verlag Bautzen, 1984
  • Goldengütlein, Domowina-Verlag Bautzen, 1989

Literatur (chronologisch)

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  • Der sorbische Volksmaler Měrćin Nowak-Neumann. Eine Auswahl seiner Werke. Domowina-Verlag, Bautzen, 1950 (Vorwort Božidar Dobrucky)
  • Paul Nedo: Sorbische Malerei. In: Bildende Kunst, Berlin, 4/1953, S. 54–56
  • Moler serbskeho luda. Bautzen 1959 (mit Texten von Měrćin Nowak-Njechorński und Alfred Schneider).
  • Helmut Kaltšmit: Leksikon awtorow serbskich knihow 1945–1978. Bautzen 1979.
  • Martin Nowak-Neumann: Eine Zeitung in der Muttersprache. In: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Kulturbund der DDR (Hrsg.): …einer neuen Zeit Beginn. Erinnerungen an die Anfänge unserer Kulturrevolution 1945–1949. Aufbau-Verlag, Berlin/Weimar 1981, S. 341–352.
  • Alfred Krantz: Er wollte der Maler des sorbischen Volkes werden. Martin-Nowak-Neumann – 85 Jahre alt. In: Bildende Kunst, Berlin, 6/1985, S. 282–283
  • Wubrane spisy, zwjazk 1 (pućowanske wobrazy). Bautzen 2000, ISBN 3-7420-1822-1.
  • Wubrane spisy, zwjazk 2 (bajki). Bautzen 2000, ISBN 3-7420-1824-8.
  • Nowak-Neumann, Martin. In: Dietmar Eisold (Hrsg.): Lexikon Künstler in der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin 2010, ISBN 978-3-355-01761-9, S. 674/675
  • Trudla Malinkowa: Sorbische Denkmale. Handbuch sorbischer Gedenk- und Erinnerungsstätten. Domowina-Verlag, Bautzen 2022, ISBN 978-3-7420-2647-7, S. 73–75.
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Commons: Měrćin Nowak-Njechorński – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. 3. Jahresausstellung Lausitzer Bildender Künstler, Görlitz. Görlitz 1949, S. 6 (Digitalisat der SLUB Dresden – Ausstellungskatalog).
  2. Quartett. In: Online Collection. Staatliche Kunstsammlungen Dresden, abgerufen am 24. August 2023.
  3. Hanka Ladušowa z Wochoz, Zeichnung der Nochtener Tracht in der Deutschen Foththek
  4. u. a. Illustration zur Vogelhochzeit in der Deutschen Foththek
  5. u. a. Der Krieg der Vierfüßler in der Deutschen Foththek
  6. Maler auf der Baustelle in der Deutschen Foththek