MVRDV
MVRDV ist ein niederländisches Architekturbüro, das 1993 in Rotterdam gegründet wurde. MVRDV steht als Abkürzung für die Nachnamen der Architekten Winy Maas, Jacob van Rijs und Nathalie de Vries. MVRDV ist bekannt für experimentelle Formgebung und hat einen großen Anteil an der Erneuerung der niederländischen Architektur.
MVRDV | |
---|---|
Rechtsform | Architekturbüro |
Gründung | 1991 |
Sitz | Rotterdam, Niederlande (Hauptsitz), Shanghai, China |
Leitung | Winy Maas, Jacob van Rijs, Nathalie de Vries |
Mitarbeiterzahl | 90 – 100 |
Branche | Architektur, Stadtplanung, Landschaftsarchitektur |
Website | www.mvrdv.com |
Gründung
BearbeitenMaas, Van Rijs und De Vries machten 1990 ihr Architekturdiplom an der TU Delft. Winy Maas studierte darüber hinaus Stadtplanung. Vor der Gründung von MVRDV arbeiteten Maas und Van Rijs unter anderem für das Office for Metropolitan Architecture von Rem Koolhaas.
Maas, Van Rijs und De Vries nahmen zusammen an Europan 2 in Berlin teil, einem Wettbewerb von ca. 20 Ländern für junge Architekten und Stadtplaner. Die drei gewannen mit ihrem Entwurf Berlin Voids und beschlossen auch weiterhin zusammenzuarbeiten. So gründeten sie das Büro MVRDV, das sich neben Bauentwürfen mit Stadtplanung und Landschaftsarchitektur beschäftigt und Publikationen darüber veröffentlicht. Inzwischen sind mehr als 30 Mitarbeiter beschäftigt.
Bekannte Projekte
BearbeitenMVRDV wurde mit außergewöhnlichen Projekten schnell bekannt. 1993 entwarfen sie die Villa VPRO für den Rundfunk in Hilversum, die 1997 fertiggestellt wurde. Im selben Jahr wurde in Amsterdam ein aufsehenerregendes Wohnungsbauprojekt fertiggestellt, die 100 WoZoCos (aus dem niederländischen woonzorgcomplex). Aus der Hauptfassade des neunstöckigen Baus ragen monumentale Kuben bis zu elf Meter weit horizontal heraus. Diesen auskragenden Quadern sind wiederum bunte Balkone vorgelagert. Für diesen Bau erhielten MVRDV 1997 den Merkelbachprijs.
Für die Expo 2000 in Hannover entwarfen MVRDV den Pavillon der Niederlande. Sieben niederländische Landschaftstypen wurden in einem Bauwerk aufeinandergeschichtet. Damit nahmen sie ihr eigenes Markenzeichen auf, die Stapelung von Architektur, und thematisierten die Komplexität und Dichte der Niederlande architektonisch.
2002 wurde der Silodam in Amsterdam fertiggestellt, der direkt am Wasser liegt und an ein beladenes Containerschiff erinnert.
Das Wohnhochhaus Mirador in einem Madrider Vorort zeichnet sich durch einen markanten Durchbruch aus, auf dem sich eine Aussichts-Terrasse befindet.[1][2]
Im Oktober 2014 eröffnete die Markthal in Rotterdam, eine Kombination aus Wohnbau und Markthalle. Auf der Innenseite des Gewölbes ist ein 11.000 m2 großes Gemälde angebracht, welches sich über den gesamten Bogen erstreckt. Das Gebäude ist 120 Meter lang, 70 Meter breit und misst am höchsten Punkt des Bogens 40 Meter.[3]
Wiedererkennbarkeit
BearbeitenAuffallende wiederkehrende Elemente im Werk von MVRDV sind Stapelungen in verschiedenen Varianten. Dadurch entstehen große Blöcke, die eine Antwort auf einen zentralen Aspekt ihrer Untersuchungen geben: Die zunehmende Bebauungsdichte der Städte, nicht zuletzt in den Niederlanden.
The Why Factory
BearbeitenIn Zusammenarbeit mit der TU Delft betreibt MVRDV das Forschungsprojekt “The Why Factory” (kurz “t?f”). Die Studierenden erarbeiten neue Wege und Szenarien für die Entwicklung gegenwärtiger Städte. Das Forschungsprojekt besteht aus unabhängigen Studios, Doktoratsklassen, Workshops und Debatten. In Kooperation mit dem niederländischen Verlag nai010, veröffentlichte “The Why Factory” mehrere Bücher in der Future Cities-Reihe. Leitender Professor des Studios ist Winy Maas.[4][5]
Bauwerke
Bearbeiten- 1997: Villa VPRO, Hilversum[6]
- 1997: WoZoCo, Amsterdam[7]
- 2000: Expo 2000 Pavillon, Hannover[8]
- 2003: Silodam, Amsterdam[9]
- 2003: Bjørvika Barcode, Oslo[10]
- 2005: Barcode-House, München-Solln
- 2005: Mirador, Madrid
- 2005: Frøsilo, Kopenhagen[11]
- 2012: Boekenberg, Spijkenisse[12]
- 2013: Glass Farm, Schijndel[13]
- 2014: Markthal, Rotterdam[14]
- 2015–2017: Seoullo 7017, Seoul, Südkorea
- 2017: Binhai-Bibliothek, Volksrepublik China[15]
- seit 2017: Hamburg Innovation Port, Hamburg-Harburg[16]
- 2019: Werk 12, München mit Nuyken von Oefele
- 2020: La Part Dieu, Lyon[17]
- 2022: die beiden, jeweils 50 Meter hohen Hochhaustürme Tuxens Tårn und Grønlunds Tårn in Carlsberg (Kopenhagen)
Auszeichnungen und Preise
Bearbeiten- 2006: Anerkennung – Holzbaupreis Bayern für Barcode-House, München-Solln
Veröffentlichungen
Bearbeiten- Winy Maas, Jacob van Rijs, Richard Koek (Hrsg.): FARMAX. excursions on density. MVRDV. 010 Publishers, Rotterdam 1998, ISBN 90-6450-266-8 (englisch).
- Metacity-Datatown. MVRDV. 010 Publishers, Rotterdam 1999, ISBN 90-6450-371-0 (englisch).
- Winy Maas: Costa Iberica. Upbeat to the leisure city. MVRDV. Actar, Barcelona 2000, ISBN 84-95273-19-5 (englisch).
- Winy Maas (Hrsg.): KM3. Excursions on capacities. Actar, Barcelona 2005, ISBN 84-95951-85-1 (englisch).
- MVRDV, The Why Factory (Hrsg.): The vertical village. Individual, informal, intense (= Future cities series. Nr. 4). NAi Publishers, Rotterdam 2012, ISBN 90-5662-844-5 (englisch).
Literatur
Bearbeiten- 1998 Media and architecture – VPRO / Berlage Instituut
- 1999 Holland makes space – V+K publishing
- 1999 MVRDV at VPRO – Actar
- 2001 Ludger Fischer: Atelierhaus in Amsterdam – MVRDV, in: BAUMEISTER 98 (2001), H. 8, S. 61–65.
- 2001 Ludger Fischer: Pig City, in: POLIS, Zeitschrift für Architektur und Stadtentwicklung, 13 (2001), H. 3, S. 50.
- 2002 Ludger Fischer: City-Makers. Ein Gespräch mit Winy Maas (MVRDV) über Arroganz und Bescheidenheit, in: POLIS, Zeitschrift für Architektur und Stadtentwicklung, 14 (2002), H. 1, S. 22–27.
- 2003 Ludger Fischer: Auch Nichts kann schön sein. Ein Gespräch mit Winy Maas über Schönheit, in: BUILD 3 (2003), März/April, S. 20–21.
- 2003 Jörg Seifert: Urban Research. Biopsy and Density – VDG
- 2003 Reading MVRDV – NAI Publishers
- 2004 Architektur lesen. (umfangreiche Buchrezension zu Reading MVRDV in literaturkritik.de)
- 2006 Dichte – so viel wie möglich? Interview v. Jörg Seifert mit Winy Maas, in: Beyond Metropolis – Niggli.
- 2013 MVRDV Building. Nai010 Publishers. Rotterdam[18]
- 2014 Ausstellung 22 MVRDV in Architekturgalerie München[19]
- a+u 2017:04 MVRDV FILES 3 Project 230–700
- a+u 2020:06 MVRDV FILES 4 Projects 435–908
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Gonzalo Herrero Delicado. Building, Madrid, Spain: MVRDV and Blanca Lleó 2005. – Galinsky, 2006
- ↑ span. Blog über Mirador Sanchinarro, Madrid ( vom 11. Oktober 2008 im Internet Archive)
- ↑ Wojciech Czaja: Markthalle Rotterdam: Appetit auf Stadt. – derstandard.at, 2014
- ↑ Information der TU Delft Organisation/The Why Factory ( vom 7. April 2015 im Internet Archive) zuletzt aufgerufen am 25. März 2015
- ↑ Publikationsserie mit nai010 Why Factory Books. zuletzt aufgerufen am 25. März 2015
- ↑ Marianne Kohler: Villa VPRO. In: Architectuurgids. 2004.
- ↑ Marianne Kohler: Wohnblöcke mit Charakter. In: Der Bund. 2014.
- ↑ Hanno Rautenberg: Extremisten der Dichte. In: Die Zeit. 1999.
- ↑ Klaus Englert: Ein Museum der Wohntypen. In: NZZ. 2003.
- ↑ MVRDV completes bank headquarters in Oslo. – buildingonline, 2012.
- ↑ Marina Block: Gemini Residence. MVRDV trasforma due ex silos in splendide residenze. In: Architettura Ecosostenibile. 2013.
- ↑ Wojciech Czaja: Erlesener Berggipfel. In: Der Standard. 2012
- ↑ Das neue Zentrum der Fantasie ( vom 2. April 2015 im Internet Archive) In: DETAIL. 2012.
- ↑ Bernhard Schulz. Das neue Zentrum der Fantasie. In: Der Tagesspiegel. 2014.
- ↑ MVRDV - Tianjin Binhai Library. Abgerufen am 13. Mai 2022 (englisch).
- ↑ Harburg wird Heimathafen für Innovationen. In: NDR.de. 13. September 2016, abgerufen am 14. September 2016.
- ↑ MVRDV - Lyon Part-Dieu. Abgerufen am 19. August 2022 (englisch).
- ↑ Bericht im Tages-Anzeiger 6. Juni 2014, Seite 25: Irritation als Prinzip. Das holländische Architekturbüro MVRDV baut gegen die Konventionen und denkt grosse Utopien, auch für die Schweiz. In Emmen etwa planen die Baukünstler zurzeit das kleine Eigenheim im Riesenblock.
- ↑ architekturgalerie-muenchen.de Homepage der Architekturgalerie München.