Makramee (spanische Schreibweise Macramé) bezeichnet eine aus dem Orient stammende Knüpftechnik zur Herstellung von Ornamenten, Textilien oder Schmuck. Spanisch macramé stammt vom arabischen migramah ab. Im arabischen Sprachgebrauch steht dies für „weben“.[1] Dagegen steht مقرمة / miqrama für „geknüpfter Schleier“. Macramé-Knotenkunstwerke reichen von Ausmaßen um wenige Zentimeter bis zu zehn Metern.
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/thumb/6/6c/Guertel.jpg/220px-Guertel.jpg)
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/2/23/Macrame.jpg/220px-Macrame.jpg)
Anders als beim Stricken und Häkeln hat sich beim Makramee eine Notation – mit standardisierten Symbolen für individuelle Knoten – bis heute nicht durchgesetzt.[2]
Geschichte
BearbeitenMit den Kreuzrittern und den Mauren (über Spanien) gelangte diese Technik nach Europa. Hier erlebte sie seitdem mehrere Blütezeiten, in denen zum Teil sehr feine Knotarbeiten entstanden. Die letzte Blütezeit in Deutschland lag in den 1970er Jahren, mit meist rustikal anmutenden Arbeiten. Das bevorzugte Material war in dieser Zeit Jute.
Zu finden als
- Chinesisches Macramé, das Glück zu Neujahr bringen soll
- Macramé-Eulen, eine traditionelle Form des Macramé
- Tischdecken, Gürtel, Wandbehänge u. v. m.
- Lateinamerikanisches Macramé, vor allem Schmuck (Armbänder, Ketten usw.)
- Uniformschmuckteile, Rangabzeichen
Material
BearbeitenDie Makrameetechnik lässt sich an nahezu jedem biegeschlaffen Material ausführen, das ausreichend langgestreckt ist, also außer mit handelsüblichem Makrameegarn auch mit den meisten anderen Arten von Garn, und beispielsweise auch mit Seil. Je feiner die Oberfläche des Materials ist, umso besser stellen sich im Werkstück die Knotentechniken dar. Leicht elastische Garne erleichtern ein präzises Arbeiten; bei Werkstücken, die ein Gewicht tragen sollen (z. B. Blumenampeln), sind zugfeste Garne aber zweckmäßiger.
Handelsübliches Makrameegarn wird hauptsächlich in der Stärke 3 Millimeter angeboten; ebenfalls weithin gebräuchlich ist die Stärke 2 mm. Weniger verbreitet sind die Stärken 1, 4, 5, 6, 8 und 10 mm. Makrameegarn ist heute meist aus Baumwolle und 3- oder 4-fach verzwirnt.
Makrameetechnik
BearbeitenTrägerfaden und Arbeitsfaden
BearbeitenCharakteristisch für die meisten Knüpftechniken beim Makramee ist eine funktionale Differenzierung zwischen Trägerfäden (auch: Tragfäden, Leitfäden[3]; engl. filler cords) und Arbeitsfäden (working cords). Trägerfäden sind relativ kurz und bleiben gestreckt; sie tragen Knoten, werden aber nicht selbst geknotet. Arbeitsfäden sind relativ lang und werden an den Trägerfäden entlanggeknotet, wo sie Schlaufen und Knoten bilden. Bei vielen Techniken ist es für die Stabilität des Werkstücks zwingend, dass diese Differenzierung konsequent aufrechterhalten wird; bei manchen anderen Techniken jedoch werden Trägerfäden an bestimmten Stellen selbst zu Arbeitsfäden, und umgekehrt.[4]
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Träger- (rot) und Arbeitsfäden (weiß)
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Serielle halbe Schläge ohne Trägerfaden (links), an 2 Trägerfäden (Mitte), an 4 Trägerfäden (rechts)
Häufig verwendete Arten von Knoten
BearbeitenAnkerknoten
BearbeitenAls Basisknoten, mit denen die Fäden an der Arbeitsgrundlage befestigt werden, werden meist Ankerstiche verwendet oder Knoten, die auf Ankerstichen basieren. Technisch handelt es sich beim Ankerstich um zwei gegenläufig ausgeführte halbe Schläge, die aber in einer einzigen Bewegung ausgeführt werden. Weil der Ankerstich seine Festigkeit nur durch Zug gewinnt und in der allerersten Arbeitsphase dazu neigt, sich wieder zu lockern, werden oft Varianten bevorzugt, die auch ohne Zug stabil bleiben. Hier eine Auswahl:
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Ankerstich
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umgekehrter Ankerstich
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Slingstone hitch
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3-facher Slingstone hitch
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verstärker Ankerstich 1
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verstärkter Ankerstich 2
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Cat's paw knot
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gekreuzter Ankerstich 1
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gekreuzter Ankerstich 2 (Criss cross knot)
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Ankerstich mit zusätzlichen Windungen
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Ankerstich mit halben Schlägen links und rechts
Zur Befestigung von Fäden werden gelegentlich auch andere Knoten, wie etwa der Webeleinenstek, verwendet.[5]
Halbe Schläge und halbe Knoten
BearbeitenDie meisten Knoten, die beim Makramee verwendet werden, basieren entweder auf halben Schlägen oder halben Knoten:
- Halber Schlag
- Der Arbeitsfaden wird um den Trägerfaden herumgelegt. Im Normalfall wird der Arbeitsfaden dabei zunächst vor den Trägerfaden gelegt und dann erst rückseitig darum herumgeführt.
- Halber Knoten
- Zwei Arbeitsfäden werden umeinander gelegt.
Varianten der Ausführung
BearbeitenBeide dieser Knoten können auf unterschiedliche Weise ausgeführt werden. Bei manchen Techniken ist dies eine reine Frage der persönlichen Gewohnheit, wobei es z. B. für Rechtshänder tendenziell günstig ist, den Trägerfaden mit der linken Hand zu führen und den Arbeitsfaden mit der rechten. Bei anspruchsvolleren Arbeiten dagegen kommt es für das Ergebnis genau auf die Art der Ausführung an.
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Halber Schlag, von rechts beginnend, Arbeitsfaden oben
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von rechts, Arbeitsfaden unten
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von links, Arbeitsfaden oben
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von links, Arbeitsfaden unten
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Halber Knoten, von rechts beginnend, Arbeitsfaden oben (die unten gezeigte Alternative führt zum selben Ergebnis)
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von links beginnend, Arbeitsfaden oben (die unten gezeigte Alternative führt zum selben Ergebnis)
Paarige und serielle Verwendung der Grundknoten
BearbeitenSowohl halbe Schläge als auch halbe Knoten werden beim Makramee oft paarweise ausgeführt:
Rippenknoten und andere Paare aus halben Schlägen
BearbeitenZwei identisch ausgeführte halbe Schläge ergeben einen Rippenknoten (engl. clove hitch knot). Wenn identisch ausgeführte halbe Schläge in größerer Zahl ausgeführt werden, dreht das Werkstück sich unter bestimmten Umständen (in linearen Werkstücken, nicht aber in flächigen, in denen eine „Rippe“ mehrere Träger- oder Arbeitsfäden enthält) zur Helix. Dabei hängt die Drehrichtung von der Ausführung der halben Schläge ab.
Als „Rückwärtsknoten“ (auch „Linksknoten“, „P-Knoten“) bezeichnet man beim Makramee einen Rippenknoten, bei dem der Tragfaden links und der Arbeitsfaden rechts liegt. Im umgekehrten Fall spricht man von einem „Vorwärtsknoten“ (auch: „Rechtsknoten“, „4-Knoten“).[3]
Für Paare aus zwei gegenläufig ausgeführten halben Schlägen findet sich gelegentlich die Bezeichnung „Ankerstich senkrecht“ (engl. vertical lark's head knot).[6][7]
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Rippenknoten
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Umgekehrter Rippenknoten
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Gegenläufig ausgeführte halbe Schläge
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Halbe Schläge mit Fadenwechsel
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Rippenknoten (links), gegenläufig ausgeführte halbe Schläge (Mitte), halbe Schläge mit Fadenwechsel (rechts)
Hier einige Techniken, die auf Paaren aus halben Schlägen basieren:
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Horizontale Rippenknoten (schematisch)
grau: Trägerfäden, grün: Arbeitsfäden, Zahlen: Knoten -
Beispiel 1
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Beispiel 2 (mit Abständen ausgeführt)
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Beispiel 3 (dieselbe Technik, ergibt Blattornamente)
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Beispiel 4 (je 2 halbe Schläge gegenläufig ausgeführt)
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Horizontale Rippenknoten, mit Fadenwechsel (schwarzer Pfeil: Reihenfolge der Ausführung der Knoten}
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Ergebnis (gegenüber der Schemazeichnung seitenverkehrt)
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Vertikale Rippenknoten
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Ergebnis
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Eine etwas komplexere Technik
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Ergebnis
Auf einzelnen halben Schlägen basieren u. a. die folgenden Techniken:
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Einzelne halbe Schläge an einer Doppelhelix
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Beispiel (engl. endless falls knot)
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Halbe Schläge im Fadenwechsel an Trägerfäden
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Beispiel
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Der Schlangenknoten ergibt ein Fischgrätmuster; hier sind beide Fäden gleichzeitig Trägerfaden und Arbeitsfaden.
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Bei diesem namenlosen Knoten wird mit dem aktuellen Fadenpaar immer ein halber Schlag um die jeweils vorausgegangenen zwei Fadenpaare geknüpft.
Altweiberknoten und Kreuzknoten
BearbeitenZwei identisch ausgeführte halbe Knoten ergeben einen Altweiberknoten (beim Makramee oft als „Wellenknoten“ bezeichnet). Ähnlich wie seriell ausgeführte halbe Schläge drehen auch seriell ausgeführte identische halbe Knoten bzw. identische Altweiberknoten sich zur Helix.
Zwei gegenläufig ausgeführte halbe Knoten ergeben einen Kreuzknoten.
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Altweiberknoten
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Altweiberknoten, gespiegelt
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Kreuzknoten
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Kreuzknoten, gespiegelt
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Altweiberknoten (links) und Kreuzknoten (rechts) in Serie
Viele Variationen des Altweiberknotens und des Kreuzknotens werden, um besser zur Geltung zu kommen, meist doppelfädig ausgeführt:
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Auf halben Knoten basiert auch der Josefinenknoten.
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Der Dreiecksknoten
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Der „chinesische Knoten“
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Die Umkehrung des chinesischen Knotens wird im Englischen als cross knot bezeichnet.
Altweiberknoten und Kreuzknoten an Trägerfäden
BearbeitenViele Makrameetechniken bestehen darin, dass Altweiberknoten und/oder Kreuzknoten an Trägerfäden ausgeführt werden:
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Halbe Knoten an Trägerfäden
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Altweiberknoten an Trägerfäden
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Kreuzknoten an Trägerfäden
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Serien aus Kreuzknoten (links) und aus Altweiberknoten (rechts) an Trägerfäden
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Beim Wechselknoten werden Kreuzknoten abwechselnd mit den Arbeits- und den Trägerfäden ausgeführt.
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Altweiberknoten an Trägerfäden (Variation; friendship bracelet knot)
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Der Beerenknoten, der aus dem Werkstück wie eine kleine Beere herausragt, basiert auf 3 Kreuzknoten.
Die Trägerfäden werden hier u. a. deshalb verwendet, weil sie zusätzliche Stabilität und Masse geben. Auch erhöhen sie die Zahl der Fäden, was für das Gesamtdesign in vielen Fällen notwendig ist. Zu den weiteren Gründen, Trägerfäden zu verwenden, zählt, dass sie es erlauben, dass die Arbeitsfäden in Schlaufen gelegt werden; auch erleichtern sie das Einarbeiten von Perlen.
Knoten, die auf Überhandknoten basieren
BearbeitenGelegentlich werden beim Makramee auch Knoten verwendet, die auf Überhandknoten basieren. Beispiele:
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Pipaknoten
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Rosenknoten
Weitere Techniken
BearbeitenVereinzelt werden beim Makramee auch Flechttechniken eingesetzt.
Anwendungsbeispiel: Gürtel
BearbeitenMit zehn Arbeitsfäden (blau) und einem Trägerfaden (orange): Die Arbeitsfäden liegen längs zum Betrachter und der Trägerfaden quer über ihnen. Oben und unten sind die Gürtel durch einen gelben „Randfaden“ begrenzt.
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Gürtel mit Namen und 480 Rippenknoten/Webeleinenstek.
Nach der Cavandoli-Technik zu einem Gürtel geknotet -
Gürtel mit verschiedenen Mustern.
Oben: Vorderseite
Unten: Rückseite des Gürtels
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ J. C. Turner, Peter van de Griend: History and Science of Knots, S. 336.
- ↑ Standard symbols for macrame patterns. Abgerufen am 13. Juni 2024.
- ↑ a b Makramee-ABC. Abgerufen am 10. Juni 2024.
- ↑ Stacy Fisher: How to Macramé: 7 Basic Knots to Master. Abgerufen am 10. Juni 2024.
- ↑ Clove Hitch. Abgerufen am 10. Juni 2024.
- ↑ Makramee Knoten – Anleitung für verschiedene Knotenarten. Abgerufen am 11. Juni 2024.
- ↑ The Vertical Lark's Head knot. Abgerufen am 11. Juni 2024.
Literatur
Bearbeiten- Knorr, Elfride: Neue Muster für Macrame-Knüpfarbeit. Leipzig, G. Hedeler 1910. 12 Blätter und 12 Tafeln. (2. Aufl. 1913, 3. Aufl. 1922.)
- Knorr, Elfride: Lehrbuch für Macrame-Knüpfarbeit. Leipzig 1911. 23 Seiten, illustriert.
- Andersen, Eva: Makramee als Kunst und Hobby, Falken Verlag 1980, ISBN 3-8068-4085-7.
- Willsmore, Heidy: Macramé, A Comprehensive Guide, Faber and Faber Ltd. 1979, ISBN 0-571-11310-9.
- J. C. Turner, Peter van de Griend: History and Science of Knots. World Scientific Publishing Co. Pte. Ltd. Singapore, New Jersey, London, Hongkong, 1996, ISBN 981-02-2469-9.
- Bonny Schmid-Burleson: Kreatives Makramee, Ravensburg 1974, ISBN 3-473-45400-1
Siehe auch
BearbeitenWeblinks
Bearbeiten- Makramee Anleitung für Freundschaftsarmbänder – mit Bildern und Video
- Makramee Knoten Anleitung – Ausführliche Anleitung mit detaillierten Bildern