Madarounfa

Stadtgemeinde in Niger

Madarounfa ist eine Stadtgemeinde und der Hauptort des gleichnamigen Departements Madarounfa in Niger.

Stadtgemeinde Madarounfa
Stadtgemeinde Madarounfa (Niger)
Stadtgemeinde Madarounfa (Niger)
Stadtgemeinde Madarounfa
Koordinaten 13° 18′ N, 7° 9′ OKoordinaten: 13° 18′ N, 7° 9′ O
Basisdaten
Staat Niger
Region Maradi
Departement Madarounfa
Einwohner 71.832 (2012)

Geographie

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Lage und Gliederung

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Madarounfa befindet sich in der Großlandschaft Sudan und grenzt im Süden an den Nachbarstaat Nigeria. Die Nachbargemeinden in Niger sind Djiratawa und Safo im Norden, Dan-Issa im Osten und Gabi im Westen.

Die Gemeinde Madarounfa besteht aus einem urbanen und einem ländlichen Gemeindegebiet. Das urbane Gemeindegebiet ist in acht Stadtviertel gegliedert. Diese heißen Bouzou Dan, Camp Gendarmerie, Hôpital de District, Kahin Sarki Secteur, Katchinawa Secteur 2, Limantchi Secteur 3, Sabon Gari und Sabon Gari Secteur. Bei den Siedlungen im ländlichen Gemeindegebiet handelt es sich um 36 Dörfer und 26 Weiler.[1]

 
Eine Viehherde am Madarounfa-See (2023)

Das urbane Zentrum liegt an den Ufern des Mafarounfa-Sees, der vom zeitweilig austrocknenden Fluss Goulbi de Gabi gespeist wird und eines der wenigen permanenten offenen Gewässer des Landes darstellt. Der See, mit einem durchschnittlichen Umfang von fünf Kilometern, erreicht seinen höchsten Wasserstand in der Regenzeit in den Monaten Juli und August. Dann wird das überschüssige Wasser durch einen Kanal in das Flussbett des Goulbi de Maradi abgeleitet.[2] Ein weiteres stehendes Gewässer in der Gemeinde ist die Mare de Kourfin Koura beim namensgebenden Dorf Kourfin Koura.[3]

Das Gebiet um die Stadt war einst dicht bewaldet. Davon sind nur noch Reste übrig geblieben, dennoch befindet sich hier eine der grünsten Regionen Nigers mit zahlreichen Affenbrotbäumen. Der Geschützte Wald von Madarounfa ist ein 830 Hektar großes Schutzgebiet, in dem das freie Grasen von Vieh verboten ist.[2]

In Madarounfa herrscht trockenes Wüstenklima vor. Die Niederschlagsmessstation im Stadtzentrum liegt auf 360 m Höhe und wurde 1952 in Betrieb genommen.[4]

Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Madarounfa
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Temperatur (°C) 22,1 25,2 28,9 31,9 32,4 30,8 27,9 26,2 27,7 28,7 26,4 22,8 27,6
Mittl. Tagesmax. (°C) 30,1 33,4 37,2 39,6 39,1 36,7 32,8 30,4 32,9 35,7 34,3 30,7 34,4
Mittl. Tagesmin. (°C) 14,7 17,3 20,4 23,6 25,6 25,6 24,0 22,9 23,4 22,1 18,9 15,5 21,2
Niederschlag (mm) 0 0 0 1 16 32 82 144 64 12 0 0 Σ 351
Sonnenstunden (h/d) 10,3 10,5 10,8 11,2 11,4 11,3 9,3 7,8 9,9 10,5 10,4 10,2 10,3
Regentage (d) 0 0 0 0 2 5 11 13 8 2 0 0 Σ 41
Luftfeuchtigkeit (%) 17 13 10 16 31 49 66 76 69 37 19 19 35,3
T
e
m
p
e
r
a
t
u
r
30,1
14,7
33,4
17,3
37,2
20,4
39,6
23,6
39,1
25,6
36,7
25,6
32,8
24,0
30,4
22,9
32,9
23,4
35,7
22,1
34,3
18,9
30,7
15,5
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
N
i
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s
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0
0
1
16
32
82
144
64
12
0
0
  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez

Geschichte

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Der Ortsname leitet sich einer Überlieferung nach von einem Jäger-Ehepaar ab und setzt sich aus den Bestandteilen Mada und Rounfa zusammen. Immer wenn nach dem Jäger namens Mada gerufen wurde, soll seine Frau geantwortet haben, er sei im Rounfa, was Strohhütte bedeutet. Nach einer etwas anders lautenden Tradition soll Rounfa der Name der Ehefrau gewesen sein.[5]

Die französische Kolonialverwaltung machte Madarounfa 1944 zum Sitz eines Kantons gleichen Namens.[6] Die Hauptstadt des Arrondissements Maradi wurde 1966 nach Madarounfa verlegt und das Arrondissement zugleich in Madarounfa umbenannt.[7] Aus dem Arrondissement Madarounfa ging 1998 das Departement Madarounfa hervor. Im Jahr 2002 wurde im Zuge einer landesweiten Verwaltungsreform das Gebiet des Kantons Madarounfa auf die Gemeinden Madarounfa und Dan-Issa aufgeteilt.

Bevölkerung

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Wohnhäuser und Getreidespeicher von Tuareg in der Gemeinde Madarounfa (2023)

Bei der Volkszählung 2012 hatte Madarounfa 71.832 Einwohner, die in 9654 Haushalten lebten.[1] Bei der Volkszählung 2001 betrug die Einwohnerzahl 47.617 in 7341 Haushalten.[8]

Das urbane Gemeindegebiet hatte 12.220 Einwohner in 1733 Haushalten bei der Volkszählung 2012, 8763 Einwohner in 1382 Haushalten bei der Volkszählung 2001[8] und 6303 Einwohner in 1116 Haushalten bei der Volkszählung 1988.[9] Bei der Volkszählung 1977 waren es 3453 Einwohner.[10]

In ethnischer Hinsicht ist die Gemeinde ein Siedlungsgebiet von Katsinawa und Azna.[11]

Politik und Justiz

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Der Gemeinderat (conseil municipal) hat 19 gewählte Mitglieder. Mit den Kommunalwahlen 2020 sind die Sitze im Gemeinderat wie folgt verteilt: 5 PNDS-Tarayya, 3 CPR-Inganci, 3 RPP-Farilla, 2 ANDP-Zaman Lahiya, 1 ARD-Adaltchi Mutunchi, 1 LRD-Jimiri, 1 MDEN-Falala, 1 RANAA, 1 RPD-Bazara und 1 RSD-Gaskiya.[12]

Jeweils ein traditioneller Ortsvorsteher (chef traditionnel) steht an der Spitze von 30 Dörfern im ländlichen Gemeindegebiet.[1]

Die Stadt ist der Sitz eines Tribunal d’Instance, eines der landesweit 30 Zivilgerichte, die unterhalb der zehn Zivilgerichte der ersten Instanz (Tribunal de Grande Instance) stehen.[13] Die Haftanstalt Madarounfa hat eine Aufnahmekapazität von 250 Insassen.[14]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Eines der 99 Gräber von Madarounfa (2023)

Bei der Stadt befinden sich die 99 Gräber von Madarounfa. Der Überlieferung nach sind hier 99 heilige Männer des Islam begraben. Zwanzig der Gräber sind durch kniehohe Steinmauern gekennzeichnet. Bei der lokalen Bevölkerung gilt die Stätte als heiliger Ort, an dem seltsame Lichterscheinungen auftreten.[2]

Der Wald, der See und die 99 Gräber von Madarounfa wurden 2006 vom nigrischen Kulturministerium der UNESCO als Welterbe vorgeschlagen.[15]

Wirtschaft und Infrastruktur

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Wirtschaft

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Die wichtigsten Wirtschaftszweige sind Ackerbau, Viehzucht und Handel.[2] Teile der jungen männlichen Bevölkerung gehen als saisonale Arbeitsmigranten ins Nachbarland Nigeria.[16] Der Markt von Madarounfa wurde im zweiten Viertel des 20. Jahrhunderts etabliert.[17] Die Markttage sind Mittwoch und Freitag. Am Madarounfa-See wird Fischerei betrieben. Der See dient auch als Viehtränke.[2] Das staatliche Versorgungszentrum für landwirtschaftliche Betriebsmittel und Materialien (CAIMA) unterhält eine Verkaufsstelle im Stadtzentrum.[18]

Gesundheit und Bildung

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Im Stadtzentrum gibt es ein Distriktkrankenhaus, das 2001 errichtet wurde,[19] und ein über ein eigenes Labor und eine Entbindungsstation verfügendes Gesundheitszentrum des Typs Centre de Santé Intégré (CSI). Weitere Gesundheitszentren dieses Typs, jedoch jeweils ohne eigenes Labor und Entbindungsstation, sind in den ländlichen Siedlungen Angoual Mata und N’Yelwa vorhanden.[20]

Die erste Grundschule in Madarounfa wurde 1948 gegründet.[19] Der CEG FA Madarounfa ist eine allgemein bildende Schulen der Sekundarstufe des Typs Collège d’Enseignement Général Franco-Arabe (CEG FA) mit Fokus auf die arabische zusätzlich zur französischen Sprache. Beim CES Madarounfa handelt sich um eine allgemein bildende Schule der Sekundarstufe des Typs Collège d’Enseignement Collège Secondaire (CES). Allgemein bildenden Schulen der Sekundarstufe des Typs Collège d’Enseignement Général (CEG) sind in den ländlichen Siedlungen Angoual Roumdji und N’Yelwa vorhanden.[21] Beim Collège d’Enseignement Technique de Madarounfa (CET Madarounfa) handelt es sich um eine technische Fachschule[22] und beim Centre de Formation aux Métiers de Madarounfa (CFM Madarounfa) um ein Berufsausbildungszentrum.[23]

Durch die Gemeinde verläuft die Nationalstraße 18 zwischen der Regionalhauptstadt Maradi und der Staatsgrenze mit Nigeria. Vom Stadtzentrum führt die Route 433 nach Tarna.[24]

Literatur

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  • Abdoul-Matsalabi Batouré: Temps des travaux agricoles et contraintes économiques et sociales d’exécution des opérations culturales en milieu paysan. Cas du village de Kourfin Koura dans le département de Madarounfa. Faculté d’Agronomie, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2012.
  • Younoussa Damo: Du tourisme à Madarounfa. Une contribution à l’économie locale. Mémoire. Faculté des Lettres et Sciences Humaines, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2013.
  • Issa Dileha: Biodiversité à Madarounfa. Faculté d’Agronomie, Université Abdou Moumouni, Niamey 1995.
  • Mariatou Koné: La crise alimentaire de 2005 au Niger dans la région de Madarounfa et ses effets sur la malnutrition infantile : approche socio-anthropologique (= Etudes et Travaux du LASDEL. Nr. 53). LASDEL, Niamey/Parakou Mai 2006 (lasdel.net [PDF]).
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Commons: Madarounfa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c Répertoire National des Localités (ReNaLoc). (RAR) Institut National de la Statistique, République du Niger, Juli 2014, S. 265–267, archiviert vom Original am 24. September 2015; abgerufen am 2. April 2023 (französisch).
  2. a b c d e Jolijn Geels: Niger. Bradt, Chalfont St Peter 2006, ISBN 1-84162-152-8, S. 209–211.
  3. Projet de Conservation de la Biodiversité du Lac de Madarounfa et promotion de bonnes pratiques de gestion des ressources naturelles dans le bassin du Lac / Département de Madarounfa / Région de Maradi. SGP, abgerufen am 28. Oktober 2024 (französisch).
  4. Evaluation Hydrologique de l’Afrique Sub-Saharienne. Pays de l’Afrique de l'Ouest. Rapport de Pays: Niger. Mott MacDonald International / BCEOM / SOGREAH / ORSTOM, Cambridge / Montpellier / Grenoble August 1992, Annexe E: Liste des postes pluviométriques, S. 8 (horizon.documentation.ird.fr [PDF; abgerufen am 19. März 2022]).
  5. Mahamadou Souleymane: Madarounfa, la cité de 99 saints. In: Niger Inter. 22. Dezember 2015, abgerufen am 10. November 2024 (französisch).
  6. Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 246.
  7. Frédéric Giraut: Retour du refoulé et effet chef-lieu. Analyse d’une refonte politico-administrative virtuelle au Niger. PRODIG, Paris 1999, ISBN 2-901560-38-5, S. 35 (archives-ouvertes.fr [PDF; abgerufen am 17. August 2013]).
  8. a b Répertoire National des Communes (RENACOM). (RAR) Institut National de la Statistique, République du Niger, archiviert vom Original am 2. Februar 2012; abgerufen am 2. April 2023 (französisch).
  9. Recensement Général de la Population 1988: Répertoire National des Villages du Niger. Bureau Central de Recensement, Ministère du Plan, République du Niger, Niamey März 1991, S. 135 (web.archive.org [PDF; abgerufen am 4. Mai 2019]).
  10. Recensement général de la population 1977. Résultats définitifs. Rapport d’Analyse. Direction de la Statistique et de l’Informatique, Ministère du Plan, République du Niger, Niamey Dezember 1985, S. 30 (odsef.fss.ulaval.ca [PDF; abgerufen am 28. März 2021]).
  11. Yveline Poncet: Cartes ethno-démographiques du Niger au 1/1 000 000. Notice des cartes (= Etudes nigériennes. Nr. 32). Centre Nigérien de Recherches en Sciences Humaines, Niamey 1973, Annex: République du Niger: Carte ethno-démographique au 1:1 000 000 (odsef.fss.ulaval.ca [PDF; abgerufen am 31. Januar 2021]).
  12. Résultats élections – Communales. Commission Électorale Nationale Indépendante, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Januar 2021; abgerufen am 2. Januar 2021 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ceniniger.org
  13. Bachir Talfi: Note sur l’organisation judiciaire. Ministère de la Justice, archiviert vom Original am 27. September 2013; abgerufen am 14. Februar 2018 (französisch).
  14. Mission d’évaluation. Évaluation des besoins en personnel pénitentiaire et la conception d’une carte pénitentiaire. Rapport provisoire. (PDF) International Consulting Expertise (ICE), 30. Oktober 2019, S. 8, archiviert vom Original am 12. August 2021; abgerufen am 20. Januar 2022 (französisch).
  15. La forêt classée, le lac de Madarounfa et les tombeaux des 99 saints. UNESCO World Heritage Centre, abgerufen am 10. November 2024 (französisch).
  16. Paul Cottavoz: WASH et choléra – stratégie bouclier dans les aires de santé les plus affectées des régions sanitaires de Tillabéri, Tahoua et Maradi. Rapport d’évaluation. (PDF) UNICEF Niger, Mai 2016, S. 71, abgerufen am 26. Oktober 2018 (französisch).
  17. Seyni Hamadou: Évolution à long terme des productions agricoles, du système de commercialisation et des prix des produits dans la zone de Maradi (= Working Paper. Nr. 32). Drylands Research, Crewkerne 2000, S. 14 (drylandsresearch.iied.org [PDF; abgerufen am 27. Oktober 2024]).
  18. CAIMA. In: Béret Vert. Bulletin de Liaison et d’Information des Forces Armées Nigériennes. Nr. 17, Mai 2013, S. 28.
  19. a b Présentation de la commune de Madarounfa. ANIYA Coopération Décentralisée Niger-France, April 2019, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 27. Januar 2011 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/www.france-niger.com (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  20. Niger DSS. In: Systeme Nationale d’Information Sanitaire (SNIS). Ministère de la Santé Publique, République du Niger, abgerufen am 10. November 2020 (französisch).
  21. Niger – Recensement Scolaire 2008–2009, Enquête statistique. Dictionnaire des donnèes. Institut National de la Statistique de la République du Niger, 28. November 2013, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 10. November 2020 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/anado.ins.ne (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  22. CET Maradi. Ministère des Enseignements Professionnels et Techniques, République du Niger, abgerufen am 18. November 2020 (französisch).
  23. Annuaire statistique. Année scolaire 2020–2021. Edition 2022. (PDF) Direction des Statistiques et de la Digitalisation, Ministère de l’Enseignement Technique et de la Formation Professionnelle, République du Niger, 18. Oktober 2022, S. 7 und 91, abgerufen am 18. Mai 2023 (französisch).
  24. Sahia Ibrahim Baoulé Balarabé, Seyni Soumana Samba, Guillaume Poirel: Annuaire Statistique du Ministère de l’Équipement 2016–2020. Edition 2021. Annexe 1: Répertoire des routes. (PDF) Institut National de la Statistique (INS) du Niger, November 2021, S. 65–73, archiviert vom Original am 26. Januar 2023; abgerufen am 1. Juli 2024 (französisch).