Magda Mautner von Markhof

österreichische Frauenrechtsaktivistin, Malerin, Grafikerin und Dichterin

Magdalena „Magda“ Mautner von Markhof (* 14. April 1881 in Wien; † 22. August 1944 in Salzburg, Ehename Grasmayr) war eine österreichische Kunstgewerblerin, Kunstsammlerin und Mäzenin.

Magda Mautner-Markhof, Studie von Gustav Klimt 1904/05

Leben und Werk

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Sie stammte aus einer Großindustriellenfamilie Mautner Markhof. Ihre Mutter war Editha Sunstenau von Schützenthal (1846–1918), die zweite Ehefrau des Industriellen Carl Ferdinand Ritter Mautner von Markhof (1834–1896 Suizid). Ihre ältere Schwester war die Frauenrechtlerin Hertha Anna Mautner von Markhof, verheiratete Mautner-Jäger (1879–1969), Bauherrin der Villa Mautner-Jäger. Ihre jüngere Schwester war Editha Moser. Es gab sieben weitere Halbgeschwister aus erster Ehe des Vaters.[1]

Im Haushalt der Eltern verkehrte die künstlerische Elite der damaligen Zeit. Neben Gustav Klimt, Josef Hoffmann, Koloman Moser gehörten auch Bruno Walter und Gustav Mahler zu den Gästen im Palais in der Wiener Landstraße. Magda Mautner von Markhof gehörte am 18. November 1903 gemeinsam mit ihrer Mutter zu den Begründerinnen des „Neuen Frauenclubs“.[2]

Ab dem Jahr 1901 studierte Magda Mautner von Markhof an der Wiener Kunstgewerbeschule bei Alfred Roller. Später wurde sie bei Cuno Amiet in Oschwand und bei Maurice Denis in Paris ausgebildet. Ihre Werke wurde zuerst in der Zeitschrift Die Fläche veröffentlicht. 1908 war ihr Puppenhaus auf der Kunstschau Wien zu sehen.[3] Mit Maria Cyrenius reiste sie 1910 nach Paris und schrieb sich an der Academie Ranson ein. Sie war Mitglied des Österreichischen Werkbundes. Ihr Arbeitsschwerpunkt lag vor allem auf dem Gebiet der Graphik und Mode.[1]

Magda Mautner von Markhof wohnte im Familienpalais in Wien 3 in einem Appartement mit dazu gehörigem Atelier. Die Inneneinrichtungen für beide Räumlichkeiten wurden von Josef Hoffmann entworfen.[4][5] Dort verkehrten u. a. Albert Paris Gütersloh und Alfred Gerstenbrand.[6]

Mautner von Markhof begann zeitgenössische österreichische Kunst zu sammeln. Sie besaß verschiedene Skizzen von Gustav Klimt[6] sowie das ursprünglich Fritz Waerndorfer gehörende Bild Die Hoffnung I von Gustav Klimt (1903) sowie das Bild Herbstbaum in bewegter Luft von Egon Schiele.[2] Auch für internationale Kunst zeigte sie Interesse, beispielsweise besaß sie das Bild Femmes sur la plage von Edouard Manet.[7]

Sie heiratete Alois Grasmayr am 5. November 1913. Die Trauzeugen des Paares waren der Schriftsteller und Kunsthistoriker Ludwig Prähauser (1877–1961) und der Dramatiker, Regisseur, Kritiker und Autor Hermann Bahr.[8] Das Ehepaar lebte nach der Hochzeit in Salzburg und Magda Grasmayr zog sich aus dem künstlerischen Schaffen zurück. Sie betätigte sich stattdessen als Mäzenin. Ihre Villa auf dem Salzburger Mönchsberg wurde ein bekannter Treffpunkt für Künstler.[1] Magda Grasmayr veröffentlichte auch Gedichte im Wiener Tagblatt.[2]

Das Paar Grasmayr hatte vier Söhne. Der älteste Sohn Klaus wurde 1914 geboren. Zwei Söhne, der Maturant Gottfried Grasmayr und der Jurist Peter Grasmayr, starben im Zweiten Weltkrieg, der jüngste Sohn starb als Kind.[9]

Rezeption

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Von den Ausstellungsobjekten der Kunstschau Wien 1908 repräsentiere das secessionistische Puppenhaus von Magda Mautner von Markhof die damals progressiven Ideen der „Kunst fürs Kind“-Bewegung. Es zeige die Widersprüche der Bewegung. Oberflächlich sei es der Inbegriff der funktionalen Schönheit. Seine Außen- und Innenarchitektur waren Josef Hoffmanns Bauprojekten sehr ähnlich. Das Puppenhaus ähnelte dem Haus Moll auf der Hohen Warte. Aber gerade diese Nachahmungen würden Kinder am Ende langweilen.[10]

Ludvig Hevesi bemerkte über die Vollständigkeit der Innenausstattung humorvoll, moderne Puppen hätten Ansprüche und seien erst zufrieden, wenn alles „bis ins kleinste Möbelstück und … sogar mit Garten“ ausgestattet wäre. „Eine reiche, modernistische Puppe, die gerade geheiratet hat, kann sich kaum ein komfortableres oder intelligenteres Zuhause wünschen. Sofort beziehbar; ich glaube, nur die Bett- und Tischwäsche muss noch bestickt werden.[11]

Kuzmany sah eine Karikatur der Innenarchitektur, um Kindern mit Humor eine Ästhetik für Alltagsgegenstände beizubringen. Die Gestaltung des Puppenhauses war reformistisch gemeint. Mädchen wurden hier nicht spielerisch auf eine Hausfrauenrolle vorbereitet. Aufwändige Haushaltsgeräte fehlten. Keiner der Innenräume war in seiner Nutzung definiert, da die einfachen, geometrischen Möbel austauschbar waren. Doch unterschied sich das perfekte, geschlossene Design in der Spielvarianz wenig von Spielzeugmassenprodukten. Es sei nicht abstrakt genug, um die Fantasie des Kindes anzuregen.[12]

 
Grünes Seidenkleid und weißrotes Festkleid, 1908
  • Vorsatzpapiere, Entwurf für Wandmalerei, 1903[13]
  • Kalenderbilderbuch[14][15]
  • Puppenhaus, 1908[16][17]
  • Weiß-rotes Festkleid mit Halsschmuck, 1908[18][19]
  • Grünes Kleid, 1908[18]
  • Gesticktes Panneau, 1908[20]
  • Gesellschaftskleid, 1908[21]
  • Braunes Hauskleid, 1908[22]
  • Grünes Abendkleid, 1908[22]

Ausstellungen

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Posthum

  • 1984 Verkaufsausstellung, Galerie bei der Albertina Zetter
  • 1985 Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, Karlsplatz im Künstlerhaus
  • 2008 Gustav Klimt und die Kunstschau 1908, Unteres Belvedere Wien
  • 2012 Century of the Child: Growing by Design, 1900–2000, Museum of Modern Art[23]
  • 2014 Designing Modern Women 1890–1990, Museum of Modern Art[23]

Literatur

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  • Agnes Husslein-Arco, Alfred Weidinger (Hrsg.): Gustav Klimt und die Kunstschau 1908. Wien 2008, S. 380.
  • Traude Hansen: Kinderspiel und Jugendstil in Wien um 1900. Herold, Wien 1987, ISBN 3-7008-0349-4, S. 38–39.
  • Tino Erben (Hrsg.): Traum und Wirklichkeit. Wien 1870 – 1930. Museen der Stadt Wien, Wien 1985, DNB 850792223, S. 389.
  • Traude Hansen: Puppenhaus. in: Christa Zetter (Hrsg.): Traum der Kinder, Kinder der Träume. Wien um 1900. Wien 1984, DNB 890393915, S. 34 f.
  • Ludwig Hevesi: Altkunst – Neukunst, Wien 1894 – 1908. Wien 1909, S. 314 f.; Neuauflage: Ritter, Klagenfurt 1986, ISBN 3-85415-034-2.
  • Moderne Bauformen, Jahrgang 7, Stuttgart 1908, S. 384.
  • Die Kunst, Jahrgang 9, München 1908, S. 549.
  • The Studio, Volume 44, London 1908, S. 311.
  • Barbara Wally (Hrsg.): Künstlerinnen in Salzburg. Salzburger Museum Carolino-Augusteum (u. a.), Salzburg 1991, ISBN 3-901014-08-X.
  • Carolino Augusteum, Salzburg, 2001
  • Mautner, Magda von Markhof. in: Andreas Beyer, Bénédicte Savoy, Wolf Tegethoff: Allgemeines Künstlerlexikon, Internationale Künstlerdatenbank, Online, K. G. Saur, Berlin, New York, 2021.
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Commons: Magda Mautner von Markhof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c Ágnes Őri: Kunstgewerbliches Spielzeug. Ausgewählte Erzeugnisse aus Wien und Budapest um 1900, Diplomarbeit, Universität Wien, 2011, S. 44, 73–79, 191–195.
  2. a b c Theodor Heinrich Mautner Markhof: Magda Mautner Markhof by Gustav Klimt, dynastiemautnermarkhof.com, abgerufen am 26. Juni 2024.
  3. Megan Brandow-Faller: The Female Secession: Art and the Decorative at the Viennese Women’s Academy,
  4. Josef Hoffmann. 19. Oktober 2020, abgerufen am 1. Dezember 2024 (amerikanisches Englisch).
  5. 'Rundes Modell' Flatware Service, designed circa 1906, executed 1907-1909, for Magda Mautner von Markhof, Vienna. In: christies.com. Abgerufen am 1. Dezember 2024 (englisch).
  6. a b Michael Wladika: Dossier „LM Inv. Nr. „1343, 1347, 1348, 1349“. In: Leopold Museum-Privatstiftung, Provenienzforschung BKA - LMP. 31. Januar 2018.
  7. Julius Meier-Graefe: Edouard Manet, R. Piper, München, 1912, S. 234.
  8. Martin: The marriage of Alois Grasmayr and Magda Mautner von Markhof. In: Theodor Kern. 5. Dezember 2022, abgerufen am 1. Dezember 2024 (englisch).
  9. Michael Wladika: Leopold Museum-Privatstiftung, LM mv. Nr. 449, Egon Schiele, Herbstbaum in bewegter Luft, Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport, abgerufen am 27. Juni 2024.
  10. Neue Spielsachen für unsere Kleinen, Köln, nach: Megan Brandow-Faller: 4. Kinderkunst and Frauenkunst at the 1908 Kunstschau. In: The Female Secession: Art and the Decorative at the Viennese Women’s Academy. Penn State University Press, State College (Pennsylvania) 2020, ISBN 978-0-271-08504-3, S. 115, 118–119 sowie Farbtafeln 20–22.
  11. Hevesi: Kunstschau 1908, S. 315 nach: Megan Brandow-Faller: 4. Kinderkunst and Frauenkunst at the 1908 Kunstschau. In: The Female Secession: Art and the Decorative at the Viennese Women’s Academy. Penn State University Press, State College (Pennsylvania) 2020, ISBN 978-0-271-08504-3, S. 115, 118–119 sowie Farbtafeln 20–22.
  12. Megan Brandow-Faller: 4. Kinderkunst and Frauenkunst at the 1908 Kunstschau. In: The Female Secession: Art and the Decorative at the Viennese Women’s Academy. Penn State University Press, State College (Pennsylvania) 2020, ISBN 978-0-271-08504-3, S. 115, 118–119 sowie Farbtafeln 20–22.
  13. 3 Vorsatzpapiere in Holzmodeldruck und ein Entwurf für Wandmalerei von Magda Mautner von Markhof (Originaltitel), Die Fläche I, Tafel 69 (Serientitel), Sammlung Museum für angewandte Kunst (Wien), abgerufen am 26. Juni 2024.
  14. Magda Mautner von Markhof, artprice.com, abgerufen am 26. Juni 2024.
  15. Magda Mautner von Markhof: Kalenderbilderbuch (Calendar picture book), ca. 1905, MoMA, abgerufen am 26. Juni 2024.
  16. Puppenhaus. Magda Mautner von Markhof, Wien, 1908, Badisches Landesmuseum, abgerufen am 27. Juni 2024.
  17. Katalog der Kunstschau Wien 1908, S. 90.
  18. a b c Katalog der Kunstschau Wien 1908, digitale-bibliothek.belvedere.at, abgerufen am 27. Juni 2024.
  19. Weiszrotes Festkleid, Kunstschau Wien 1908, in: Die Kunst: Monatsheft für freie und angewandte Kunst, F. Bruckmann, München, S. 547.
  20. Katalog der Kunstschau Wien 1908, S. 79.
  21. Katalog der Kunstschau Wien 1908, S. 82.
  22. a b Katalog der Kunstschau Wien 1908, S. 83.
  23. a b Magda Mautner von Markhof, Austrian, 1881–1944, MoMA, abgerufen am 26. Juni 2024.