Magno Cavallo, auch Vincentius Dominus de Magno Cavallo (geboren um 1720; gestorben 12. Oktober 1805 in Celle, Kurfürstentum Hannover) nannte sich ein Mensch, der im 18. Jahrhundert in deutschsprachigen Staaten umherreiste und bekannt wurde als Poet und Gelegenheitsschriftsteller, Herausgeber von Druckwerken, als selbsternannter Astronom, Mathematiker und Chemiker, Arzt, Wunderheiler und Hellseher. Er wird wie Cagliostro zu den Scharlatanen seiner Zeit gezählt, war aber eher ein Abenteurer und Hochstapler.

 
Vincentius von Magno-Cavallo; Blicke in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts (Frontispiz)

Cavallos eigentlicher Name und seine Herkunft sind unbekannt. Eigenen Angaben zufolge war er der Sohn eines tatarischen Khans von Chiwa. Er sprach mehrere Sprachen, Latein, Italienisch, Französisch und Deutsch. Unbekannt bleibt, woher seine Reichtümer stammen, Gerüchten zufolge soll er vielmehr ein entlaufener italienischer Mönch sein, der gestohlene Klosterschätze veräußert habe. Nachweislich kam Cavallo 1774 nach Celle und bemühte sich vergeblich um Kontakt zur hierher verbannten Caroline Mathilde von Hannover. Er kaufte für 5000 Taler ein Haus in der Celler Vorstadt und umgab das Grundstück mit einem Wall und einem Wasserlauf. Ende der 1770er Jahre verließ er die Stadt wieder und tauchte im kurländischen Mitau auf, unterhielt dort eine Spielbank, wurde aber bald darauf ausgewiesen und ließ sich im lettischen Bauska nieder, wo er seine Spielbankgeschäfte fortsetzte. 1780 war sein Aufenthalt in Wismar dokumentiert, wo er dem Magistrat wenig willkommene Ratschläge unterbreitete. Um 1786 hielt er sich in Barth und in Kenz auf, einem zu damaliger Zeit wegen seiner Mineralquellen beliebtem Kurort. Er mühte sich um Geldgeber für seine Geschäftsideen, bei denen es um Gesundbrunnen und Glücksspielstätten ging. Um 1790 wohnte er in Braunschweig, wo er sich als Augur betätigte. Er verfasst eine „Denkschrift auf das Monument (Palladium) Carolinae Mathildis“ sowie auf Katharina die Große, ließ Muster für Gedenkmedaillen[1] anfertigen und warb um ein solches Monument in Berlin, Altona oder Kopenhagen.[2] Cavallo kam schließlich zurück nach Celle, veröffentlichte seine „Sämtlichen Schriften“ und freundete sich mit Ferdinand Alfred Freiherr von Ende[3] an. Cavallo starb 1805 und wurde auf dem Neustädter Friedhof[4] beigesetzt.

 
Medaille (Siegel) von 1792. Cavallo mit dem Friedens-Tempel. „Nicht geht, sondern es fliegt das Welfenroß, mit dem Hahn geeint, zum Tempel des Ruhmes.“

Schriften

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  • Bildung der Vernunft und des Verstandes. A la Cavallo in Bezug an die Religion ... für die Unterthanen des grossen Königs Georg III. Königs von Engelland ... ; Mit einer Sammlung von Briefen. 1789. Link
  • Aria. Canto del Augure Cavallo. Nello Sposalizio del Prencipe Hereditario di Bronsvigo con la Principessa d'Orange. Adi 10. Novembre 1790 ... [Aria. Gesang des Auguris Cavallo Bey Vermählung des Erbprinzen von Braunschweig mit der Prinzessin von Oranien. Den 10ten November 1790. Ah! möcht' ich werden Stiglitz! ...] [Braunschweig] 1790.
  • Sammlung sämtlicher Schriften 1. Heft. 40 S., [Braunschweig] 1790.
  • Blicke in die zweite Hälfte des 19ten Jahrhunderts / Niedergeschrieben im J. 1798 vom Prinzen Cavallo in Celle. Herausg. von Paul Hammer. Hannover 1850, darin: Gedrängter Auszug aus der Selbstbiographie des Prinzen, alias Chevalier de Cavallo.

Literatur

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  • Oskar Ansull: Vincentius Dominus de Magno Cavallo – um 1720–1805, in: Heimat, schöne Fremde. CELLE Stadt & Land. Eine literarische Sichtung. Wehrhahn Verlag, Hannover 2019, S. 246–253.
  • Juris Zvirgzdinš: Auf Spurensuche. Hrsg. von der Bibliotheksgesellschaft Celle. Celle 2010.
  • Thomas Bardelle: »Papageno« im (W)Elfenland? Vincent Magno Cavallo als »mediales« Ereignis seiner Zeit, in: Campana pulsante convocati: Festschrift anläßlich der Emeritierung von Prof. Dr. Alfred Haverkamp, hg. von Frank G. Hirschmann und Gerd Mentgen. Trier 2005, S. 13–19. – Enthält zahlreiche Quellennachweise aus den Staatsarchiven.
  • Grete De Francesco: Die Macht des Charlatans. Basel 1937.
  • Neukirch, Dr. A[lbert].: Magno Cavallo, der Cagliostro von Celle, in: Niedersachsen, Jahrg. 35 (1930), S. 73–79.
  • Carl Georg von Maassen: Prinz Magno Cavallo. Über einen curiosen Abenteurer Ende des 18. Jahrhunderts in Celle, in: Der Bücherhirt: Die kleinste Zeitschrift für Bibliophilen, Bibliomanen, Bibliomisen, Bibliophoben und Bibliophagen. Heft 1, Pasing 1927.
  • Cagliostro in Pommern, in: Deutsches Museum, 11, 1861, S. 549–551. Link
  • Johann Georg Meusel: Der Sonderling Cavallo, in: Johann Georg Meusel: Historische und litterarische Unterhaltungen theils selbst verfaßt theils herausgegeben. Coburg 1818, S. 1–18. Link
  • Duca di Cavallo, ein Auszug aus einem Schreiben aus Braunschweig vom 24. Nov. 1790. In: Journal von und für Deutschland, 7. Jg.,7. St. (1790), S. 341–343. Link
  • Vincentius de Magno Cavallo Philosopho Medicus Poeta Eques Mursa Tartarus, ein biographisches Bruchstück, in: Journal von und für Deutschland, 3. Jg., 7. St. (1786), S. 203–207. Link
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Einzelnachweise

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  1. Im Nds. Landesarchiv sind über 40 Siegel von Magno Cavallo nachgewiesen. Link
  2. Ein Exemplar dieser Denkschrift wird in der Autographensammlung der Archivare Kestner (Vater und Sohn Kestner) verwahrt. Link
  3. von Ende: "Die Welt beglotzte ihn argwöhnisch und böse. – Ergo, wo wäre die Welt ohne die Feingewirkt-Leidenden, ohne die Besessenen-Törichten, ohne all die Narren, Käuze und wunderwirklichen Heiligen? Cavallo war eine wahre Sonne der Narrheit! ... Fürchte nur, die Welt wird an ihren hochgeachtenen Nüchtern-Gescheiten dermaleinst zu Grunde gehen." (Zitiert nach Ansull, 2019, S. 251).
  4. Der im Pestjahr 1664 an der späteren Gehrkengasse/Kirchhofstraße angelegte Friedhof wurde bis 1941 genutzt und 1960 entwidmet.