Margaret Court

australische Tennisspielerin

Margaret Court AC MBE (* 16. Juli 1942 als Margaret Jean Smith in Albury, New South Wales) ist eine ehemalige australische Tennisspielerin. Sie war eine der besten Profispielerinnen der Geschichte und ihr gelang sowohl im Einzel als auch im Mixed ein Grand Slam. Darüber hinaus hat sie im Laufe ihrer Karriere mit 64 Grand-Slam-Titeln (Einzel, Doppel und Mixed) mehr Siege bei den vier wichtigsten Turnieren gesammelt als jede andere Tennisspielerin.

Margaret Court Tennisspieler
Margaret Court
Margaret Court
Margaret Court, 1970
Spitzname: The Arm
Nation: Australien Australien
Geburtstag: 16. Juli 1942
Größe: 175 cm
1. Profisaison: 1960
Rücktritt: 1977
Spielhand: Rechts
Einzel
Karrieretitel: 92 (in der Open Era)
Höchste Platzierung: 1 (1973)
Grand-Slam-Bilanz
Grand-Slam-Titel:00000 24
Australian Open S (1960–1966, 1969–1971, 1973)
French Open S (1962, 1964, 1969, 1970, 1973)
Wimbledon S (1963, 1965, 1970)
US Open S (1962, 1965, 1969, 1970, 1973)
Doppel
Karrieretitel: 48 (in der Open Era)
Grand-Slam-Bilanz
Grand-Slam-Titel:00000 19
Australian Open S (1961–1963, 1965, 1969–1971, 1973)
French Open S (1964–1966, 1973)
Wimbledon S (1964, 1969)
US Open S (1963, 1968, 1970, 1973, 1975)
Mixed
Grand-Slam-Bilanz
Grand-Slam-Titel:00000 21
Australian Open S (1963–1965, 1969)
French Open S (1963–1965, 1969)
Wimbledon S (1963, 1965, 1966, 1968, 1975)
US Open S (1961–1965, 1969, 1970, 1972)
Quellen: offizielle Spielerprofile bei der ATP/WTA (siehe Weblinks)

Margaret Court begann im Alter von acht Jahren mit dem Tennissport. Mit 13 entschloss sie sich nach eigenem Bekunden, mehr als nur Clubmeisterschaften zu spielen. Wenig später gewann sie einen Titel bei den „State Underage Championships“. Die australische Tennislegende Frank Sedgeman ermutigte sie mit den Worten, mit ihren Anlagen habe sie das Zeug, die erste australische Wimbledon-Siegerin zu werden. Dieses Ziel, so Smith später, habe ihrem sportlichen Ehrgeiz den entscheidenden Anstoß gegeben.

1960 gewann sie als 18-Jährige ihren ersten Titel bei den Australian Championships (seit 1968 Australian Open) – der Auftakt für insgesamt elf australische Single-Championships, von denen sie die ersten sieben in Folge gewann.

Courts Stärken waren vor allem ihre Athletik und ihre Reichweite. Bei einer Körpergröße von fast sechs englischen Fuß (ca. 1,82 m) war sie nur schwer auszuspielen. Sie hatte einen harten Aufschlag, einen guten Flugball und war am Netz kaum zu passieren, ein Umstand, der ihr bald den Spitznamen „the arm“ bescherte.

1963 löste sie die Vorhersage ihres Landsmanns Frank Sedgeman ein. Aufgrund ihres starken Aufschlags und ihrer Vorhand gewann Court als erste australische Frau den Titel in Wimbledon. Gegnerin war Billie Jean King, gegen die Court noch im Jahr zuvor in der ersten Runde verloren hatte. Mit ihrem Partner Ken Fletcher gelang Court zudem ein Grand Slam im Mixed.

Von 1960 bis 1966 dominierte sie das Welttennis und errang 13 Major-Siege. Sie gewann im Einzel sieben Mal die Australian Championships, je zweimal in Paris (1962/1964), Wimbledon (1963/1965) und bei den U.S. National Championships (1962/1965).

1966 zog sie sich überraschend vom Wettkampftennis zurück,[1] heiratete am 29. Oktober 1967 in Perth Barry Court[2] und gründete eine Familie. Nachdem sie alle ihre sportlichen Ziele erreicht hatte, habe sie die Motivation verloren, weiterhin Wettkämpfe zu bestreiten, sagte sie rückblickend.[3]

Im November 1967 kehrte die Australierin bei den NSW Championships in Sydney auf die Tenniscourts zurück.[4] Sie begründete den Schritt im Nachhinein damit, dass sie ihrem Mann die Tennisspielerin nicht habe vorenthalten wollen. Gleichzeitig habe sie in ihrer Ruhepause ein neues Ziel ins Auge gefasst, welches ihr die Motivation zurückgebracht habe: den Grand Slam im Einzel zu gewinnen. 1969 gewann Court drei der vier Grand-Slam-Turniere. Auch wenn der Wimbledon-Titel zum Golden Slam fehlte, war Court schon bald wieder die Nummer 1 im Damentennis.

Rekord-Grand-Slam-Siegerinnen im Dameneinzel
Rang Tennisspielerin Titel
1. Australien  Margaret Court 24
2. Vereinigte Staaten  Serena Williams 23
3. Deutschland  Steffi Graf 22
4. Vereinigte Staaten  Helen Wills Moody 19
5. Vereinigte Staaten  Chris Evert 18
Tschechoslowakei  / Vereinigte Staaten  Martina Navratilova
7. Frankreich  Suzanne Lenglen 12
Vereinigte Staaten  Billie Jean King
Stand: 11. September 2022

1970 gewann Court alle vier Grand-Slam-Titel des Kalenderjahres und war damit erst die zweite Frau nach Maureen Connolly im Jahr 1953, die dieses Kunststück schaffte (1988 konnte Steffi Graf als dritte und bisher letzte den Grand Slam gewinnen). Es war Courts insgesamt erfolgreichstes Jahr auf der Tour. Von 27 gespielten Turnieren gewann die Australierin 21. 104 Siegen standen nur sechs Niederlagen gegenüber. Im Wimbledon-Finale besiegte sie Billie Jean King mit 14:12 und 11:9. Mit nun insgesamt 20 Siegen bei Grand-Slam-Turnieren im Einzel überbot sie den Rekord von Helen Wills Moody. Bei einem kleinen Turnier in North Carolina kreuzten sich erstmals die Wege von Court und ihrer zukünftigen Herausforderin Chris Evert. Die 15-Jährige gewann mit 7:6 und 7:6.

 
Die Margaret Court Arena vor der Rod Laver Arena im Melbourne Park

Bis 1973 gewann Court noch vier weitere Grand-Slam-Turniere im Einzel. Es war das letzte Jahr, in dem die Australierin die Szene dominierte; sie gewann 18 von 25 Turnieren, siegte 102-mal bei nur sechs Niederlagen, darunter die Australian, die French und die US Open. Einer ihrer bemerkenswertesten Siege ereignete sich bei den French Open, wo es der 31-jährigen Court gelang, die 18-jährige Evert mit 6:7, 7:6 und 6:4 noch einmal in Schach zu halten. Die Zukunft gehörte aber der jungen Amerikanerin, die 1974 die Australierin als beste Spielerin ablöste.

Endgültig zurückgetreten ist Court 1977, als sie das dritte ihrer vier Kinder erwartete. In ihrer herausragenden Karriere gewann sie 24 Grand-Slam-Titel im Einzel (Rekord) und sie war in sieben Jahren die Nummer 1 der Welt: 1962, 1963, 1964, 1965, 1969, 1970 und 1973. Des Weiteren erreichte sie in Einzel, Doppel und im Mixed die Rekordzahl von 64 Grand-Slam-Titeln. Sie ist (neben Doris Hart und Martina Navrátilová) eine von nur drei Spielerinnen, die bei allen vier Grand-Slam-Turnieren in allen Kategorien gewonnen haben.

1979 wurde Margaret Court in die Hall of Fame des Tennissports aufgenommen. 2007 wurde sie mit dem Titel Officer of the Order of Australia ausgezeichnet.[5] Sie lebt in Perth in Australien.

Abschneiden bei Grand-Slam-Turnieren

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Grand-Slam-Sieger im Tennis
Jahr Tennisspieler(in) Wettbewerb
1938 Vereinigte Staaten 48  Don Budge Herreneinzel
1951 Australien  Ken McGregor
Australien  Frank Sedgman
Herrendoppel
1953 Vereinigte Staaten 48  Maureen Connolly Dameneinzel
1960 Brasilien 1960  Maria Bueno
mit verschiedenen Partnerinnen
Damendoppel
1962 Australien  Rod Laver Herreneinzel
1963 Australien  Margaret Smith
Australien  Ken Fletcher
Mixed
1965 Australien  Margaret Smith
mit verschiedenen Partnern
Mixed
1967 Australien  Owen Davidson
mit verschiedenen Partnerinnen
Mixed
1969 Australien  Rod Laver Herreneinzel
1970 Australien  Margaret Court Dameneinzel
1983 Schweden  Stefan Edberg Junioreneinzel
1984 Vereinigte Staaten  Martina Navratilova
Vereinigte Staaten  Pam Shriver
Damendoppel
1988 Deutschland Bundesrepublik  Steffi Graf Dameneinzel
1998 Schweiz  Martina Hingis
mit verschiedenen Partnerinnen
Damendoppel
! mit verschiedenen Partnern   ! Golden Slam  fett Einzel
Turnier 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 Titel
Australian Open AF S S S S S S S F S S S S VF 11
French Open VF S VF S F HF S S 3 S 5
Wimbledon VF 2 S F S HF VF HF S F HF HF 3
US Open HF S F AF S VF S S HF S VF 5
Turnier 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 Titel
Australian Open F S S S F S F HF S S S S F 8
French Open 3 F F S S S F HF HF S 4
Wimbledon F HF F S 3 F VF S VF F VF VF 2
US Open 2 VF S F S F S F S S 5
Turnier 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 Titel
Australian Open S S S HF F S 4
French Open HF S S S 3 S HF 3 4
Wimbledon HF S F S S S HF 2 F S 5
US Open S S S S S S S S F HF 8

Court, die sich der Pfingstbewegung anschloss und Anfang der 1980er Jahre eine eigene Pfingstgemeinde gründete,[6] steht wegen homophober Äußerungen in der öffentlichen Kritik, die auch von ehemaligen Tennisspielern wie Martina Navratilova, Billie Jean King und John McEnroe vorgetragen wird.[6][7][8] Navratilova schlug vor, die Margaret Court Arena in Melbourne in Evonne Goolagong Arena umzubenennen.[9] Court äußerte weiter, dass der Teufel in die Medien, die Politiker sowie die Bildung eindringe und das Ziel habe, „Gedanken und Mund“ („mind and mouth“) zu kontrollieren.[10]

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Commons: Margaret Court – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Miss Smith to stay retired. In: The Canberra Times. National Library of Australia, 12. Dezember 1966, abgerufen am 1. Dezember 2017 (englisch).
  2. Margaret Smith weds. In: The Canberra Times. National Library of Australia, 30. Oktober 1967, abgerufen am 1. Dezember 2017 (englisch).
  3. Margaret Smith back to tennis. In: The Canberra Times. National Library of Australia, 7. Oktober 1967, abgerufen am 1. Dezember 2017 (englisch).
  4. Margaret for London title. In: The Canberra Times. National Library of Australia, 21. November 1967, abgerufen am 1. Dezember 2017 (englisch).
  5. It's an Honour. Australia Government, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. Oktober 2009; abgerufen am 22. Juli 2010.
  6. a b Gerald Marzorati: Should Margaret Court’s Name Be Removed from an Arena at the Australian Open? Abgerufen am 30. Januar 2020 (englisch).
  7. Ein Idol wird zur Belastung. In: Tagesspiegel. 15. Januar 2012, archiviert vom Original;.
  8. Süddeutsche Zeitung: Margaret Court: Protest gegen die „verrückte Tante“. Abgerufen am 30. Januar 2020.
  9. Navratilova nennt Court „Rassistin und homophobe Person“. (Spiegel Online)
  10. Simon Kent: Tennis Great Margaret Court Decries Transgender Athletes, LGBT Rights as ‘Of the Devil’. 30. Dezember 2019, abgerufen am 27. Januar 2020 (englisch).