Margarete von Österreich (1584–1611)

Erzherzogin von Österreich, Königin von Spanien, Portugal, Neapel und Sizilien (als Ehefrau, nicht als Herrscherin eigenen Rechts)

Margarete von Österreich (spanisch: Margarita de Austria-Estiria) (* 25. Dezember 1584 in Graz; † 3. Oktober 1611 in Real Sitio de San Lorenzo de El Escorial) war eine Erzherzogin von Österreich und durch Heirat Königin von Spanien, Portugal, Neapel und Sizilien.

Margarete von Österreich, Königin von Spanien, Portugal, Neapel und Sizilien (1609)
Diego Velazquez – Königin Margarete zu Pferde, Öl auf Leinwand, um 1635, Museo del Prado, Madrid

Erzherzogin von Österreich

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Margarete war eine Tochter des Erzherzogs Karl II. von Österreich-Steiermark (1540–1590) aus dessen Ehe mit Maria Anna (1551–1608), Tochter des bayrischen Herzogs Albrecht V. Margarete hatte vierzehn Geschwister, darunter die spätere schwedische und polnische Königin Anna und den späteren römisch-deutschen Kaiser Ferdinand II.

Margarete und ihre Schwestern galten nicht als Schönheiten, die Habsburger Unterlippe soll bei den Mädchen wieder deutlich in Erscheinung getreten sein.[1] Margarete wurde als maßvoll, umgänglich und fröhlich beschrieben.

Schon früh wurde über die Ehe einer österreichischen Erzherzogin mit dem nachmaligen spanischen König Philipp III. verhandelt. Im Jahr 1596 erschien der Admiral von Aragonien in Graz und ließ sich die Porträts Margaretes und ihrer Schwestern Eleonore und Gregoria aushändigen.[2] Zwar hatte sich Philipp nach Ansicht der Porträts für Margarete entschieden, und auch bei einer blinden Mischung der Porträts zog Philipp das Porträt Margaretes, doch bestimmte Philipps Vater die älteste der Schwestern, Gregoria zur Braut.[3] Diese starb aber überraschend erst 16-jährig, und Margarete nahm ihren Platz als Braut des spanischen Kronprinzen ein. Ihr fiel es schwer, ihr Einverständnis zur Vermählung zu geben.

Königin von Spanien

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Am 18. April 1599 heiratete sie in Valencia König Philipp III. von Spanien (1578–1621), der im Jahr vor der Eheschließung den Thron bestiegen hatte. Die Eheschließung war bereits per procurationem durch Papst Clemens VIII. in Ferrara, wo Margarete an der Seite ihrer Mutter ihren Weg nach Spanien nahm, vorgenommen worden. Die Stelle des Bräutigams hatte Erzherzog Albrecht eingenommen. Von Genua ging es dann per Schiff zur eigentlichen Vermählung nach Valencia. Als Mitgift erhielt die Prinzessin die Summe von 100.000 Dukaten.[4]

Philipp galt als außerordentlich schwacher Regent, seine Ehe mit Margarete wurde allerdings als glücklich beschrieben, und Margarete zeigte Interesse an den Regierungsaufgaben. Der eigentliche Regent Spaniens, der Herzog von Lerma, besetzte Margaretes Hofstaat mit ihm ergebenen Personen und verbot Margarete schließlich jede Einmischung in die Politik. Zudem isolierte er sie vermehrt von ihrem Ehemann. Margarete vertraute dem kaiserlichen Botschafter in Madrid Johannes Khevenhueller an, dass sie lieber Nonne in einem Kloster als Königin von Spanien sein wolle.[5] Der Versuch, ihren Beichtvater zu ersetzen, scheiterte aber am Widerstand Margaretes. Während einer Besprechung des Staatshaushalts machte Margarete auf die Verschwendung von Staatsgeldern durch Lerma aufmerksam, doch der Minister gewann das Vertrauen des Königs wieder zurück. Margarete gelang es wenigstens, den Günstling Lermas, Don Rodrigo de Calderon, vom Hofe entfernen zu lassen.

Margarete machte sich in Spanien als Förderin verschiedener Orden und sozialer Institutionen sowie Unterstützerin von Notleidenden verdient.

 
Bartolomé González y Serrano – Erzherzogin Margarete (1584–1611), Königin von Spanien mit einem Kind, das ein Löwenäffchen hält, Öl auf Leinwand, um 1605, Kunsthistorisches Museum, Wien

Margarete starb wenige Tage nach der Geburt ihres letzten Kindes, soll aber gerüchteweise durch vergiftetes Räucherwerk, das Don Rodrigo de Calderon in ihrem Zimmer entzündete, umgekommen sein. 1619 wurde Calderon deshalb angeklagt und gefoltert, der Anklagepunkt aber fallen gelassen und Calderon von jeglicher Schuld am Tod der Königin freigesprochen.[6]

Margarete wurde im Pantheon der Könige des Klosters El Escorial bestattet.

Nachkommen

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Aus ihrer Ehe hatte Margarete acht Kinder:

⚭ 1615 König Ludwig XIII. von Frankreich (1601–1643)
  • Maria (*/† 1603)
  • Philipp IV. (1605–1665), König von Spanien
⚭ 1. 1615 Prinzessin Elisabeth von Frankreich (1602–1644)
⚭ 2. 1649 Erzherzogin Maria Anna von Österreich (1634–1696)
⚭ 1631 Kaiser Ferdinand III. (1608–1657)

Vorfahren

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Philipp I. (Kastilien) (1478–1506)
 
 
 
 
Ferdinand I. (HRR) (1503–1564)
 
 
 
 
 
Johanna von Kastilien (1479–1555)
 
 
 
Karl II. (Innerösterreich) (1540–1590)
 
 
 
 
 
 
Vladislav II. (Böhmen und Ungarn) (1456–1516)
 
 
 
Anna von Böhmen und Ungarn (1503–1547)
 
 
 
 
 
Anne de Foix-Candale (1484–1506)
 
 
 
Margarete von Österreich (1584–1611)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Wilhelm IV. (Bayern) (1493–1550)
 
 
 
Albrecht V. (Bayern) (1528–1579)
 
 
 
 
 
Maria Jakobäa von Baden (1507–1580)
 
 
 
Maria Anna von Bayern (1551–1608)
 
 
 
 
 
 
 
 
Ferdinand I. (HRR) (1503–1564)
 
 
 
Anna von Österreich (1528–1590)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Anna von Böhmen und Ungarn (1503–1547)
 
 

Literatur

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Commons: Margarete von Österreich, Königin von Spanien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Deutsche Gesellschaft für Rassenhygiene: Archiv für Rassen- und Gesellschafts-Biologie einschließlich Rassen- und Gesellschafts-Hygiene. Band 8, S. 779 (Digitalisat)
  2. Societatea Academică Română: Acta historica. Band 3, Societatea Academică Română, 1959, S. 162.
  3. Karl Acham: Kunst und Geisteswissenschaften aus Graz. Band 2, Böhlau Verlag Wien, 2009, S. 88.
  4. Jahrbuch für Europäische Geschichte 2007. Band 8, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2007, S. 46 (Digitalisat)
  5. Magdalena S. Sánchez, Alain Saint-Saëns: Spanish women in the golden age: images and realities. Greenwood Publishing Group, 1996, S. 98.
  6. Colin Pendrill: Spain 1474–1700: the triumphs and tribulations of Empire. Heinemann, 2002, S. 131.
VorgängerinAmtNachfolgerin
Anna von ÖsterreichKönigin von Spanien und Portugal
1599 bis 1611
Isabella de Bourbon