Mariä-Himmelfahrt-Kirche von Marinka (Mariupol)
Die Mariä-Himmelfahrt-Kirche von Marinka in Mariupol (ukrainisch Успенська церква, russisch Церковь Успения Пресвятой Богородицы, auch Мариинская церковь) war eine für den Mariupoler Stadtteil Marinka erbaute Mariä-Himmelfahrt-Kirche.
Geschichte
BearbeitenMetropolit Ignatius veranlasste im Jahr 1782 den Bau einer kleinen Holzkirche im Norden der Stadt, die aber bereits nach 14 Jahren baufällig war und abgebrochen werden musste. Hiob, der Bischof von Feodossija und Mariupol, genehmigte den Bau einer Nachfolgerkirche, die aber erst im Jahre 1804 geweiht wurde. Dieser Steinbau erwies sich später als zu klein. Erneut stimmte Feodossija einem Neubau zu, und so konnte am 26. Mai 1887 eine neue Steinkirche entstehen.[1][2]
In der Himmelfahrtskirche befand sich eine besonders verehrte Ikone der Hodegetria (russisch икона Матери Божией Одигитрии), die von den Griechen von der Krim mitgebracht wurde, und die die Ikonostase schmückte. Die Ikone war Ende des 15. Jahrhunderts entstanden und wurde auf der Krim in einer Klause aufbewahrt. Das Dorf, das sich bei dieser Klause nahe Bachtschyssaraj befand, wurde Mariampol genannt und gilt als Namensgeber für Mariupol, wohin die Griechen in den 1770er Jahren auswanderten. Sie galt als wundertätige Ikone und viele Kranke und Pilger kamen das ganze Jahr über aus verschiedenen Teilen des Landes, insbesondere aber von den Küsten des Asowschen Meeres und des Schwarzen Meeres, sowohl auf der Krim als auch nach der Umsiedlung zu dieser Ikone. Als im Jahr 1848 die Cholera viele Opfer forderte, wurde der Ikone nachgesagt, die Seuche beenden zu können.[2][3] Viele versammelten sich zum Fest der Hodegetria am 15. August. Dadurch konnte der Bau der Kirche ausschließlich „auf Kosten der Gottesdienstbesucher“ erfolgen.[4]
Im Jahr 1892 heißt es: „Pilger spendeten – neben Geld – viele Wertsachen, Ohrringe, Gold- und Silbermünzen, Armbänder“ und andere Gegenstände, die an die Ikone gehängt wurden. Die so gesammelten Gegenstände wurden verkauft, aber die Edelsteine blieben, und die Nonnen bestickten mit diesen Edelsteinen das Gewand der Ikone. Dieses Gewand war dadurch „mit Perlen bestickt, stellenweise Perlen von seltener Größe, und mit Diamanten, Brillanten und anderen Edelsteinen besetzt“.[5][6][4][7]
Die Kirche wurde im frühen 20. Jahrhundert zeitweise für die katholischen Arbeiter der Hüttenwerke geöffnet, da der Platz in der katholischen Kirche nicht ausreichte.[8]
Nach der Oktoberrevolution wurden die Kirchen ihrer Besitztümer beraubt, da Lenin im Jahr 1921 die Beschlagnahmung per Dekret gestattete, um der Hungersnot ein Ende zu bereiten. Keine der Kirchen in Mariupol blieb davon verschont, so dass viele der Wertgegenstände verloren gingen. Für die Kathedrale ist die Entwendung von Ikonen durch Augenzeugen belegt, so dass vermutet wird, dass dies auch bei der Mariä-Himmelfahrt-Kirche erfolgte. Wohin die berühmte Ikone gebracht wurde, ist bis heute ungeklärt. Erhalten sind nur Kopien in der St.-Nikolaus-Kathedrale und in der Kirche von Tscherjomuschki. Auf Drängen der Union der militanten Ungläubigen der Ukraine (ukrainisch Спілка войовничих безвірників України), die zum Verband der kämpfenden Gottlosen gehörte, und auf Anweisung sowjetischer Behörden wurde die Kirche im Jahr 1936 gesprengt. An der Stelle der Himmelfahrtskirche wurde die Sekundarschule Nr. 36 errichtet, nach anderen Angaben der Busbahnhof, der sich gegenüber befindet.[2][7]
Baumeister
BearbeitenWer die Kirchen von 1782 bzw. 1804 entwarf, ist nicht überliefert. In der Zeit, in der die Kirche 1887 neu erbaut wurde, gab es zwei Stadtbaumeister Mariupols, die für Entwurf und Bau der Kirche in Frage kämen:
- Samuel Josipowitsch Ber (ukrainisch: Самуїл Йосипович Бер / russisch Самуил Иосифович Бер)[9] (1854–1905), ausgebildet in St. Petersburg, ging spätestens 1883 nach Chabarowsk, wo er als Architekt und Rabbiner wirkte[10][11]
- Adolf Gustawowitsch Emerik (ukrainisch: Адольф Густавович Емерік / russisch: Адольф Густавович Эмерик)[9]
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Дмитрий Янатьев: Мариинская церковь. In: old-mariupol.com.ua. 4. März 2011, abgerufen am 14. April 2022 (russisch).
- ↑ a b c Николай РУДЕНКО: Судьба святыни мариупольских греков. In: old-mariupol.com.ua. 17. November 2013, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 7. Juni 2022; abgerufen am 14. April 2022 (russisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Александр Федоровский: Одигитрия. In: old-mariupol.com.ua. 31. Dezember 2010, abgerufen am 14. April 2022 (russisch, Wiedergabe eines Artikels aus dem Ekaterinoslav Diözesananzeiger von 1889, Seite 371–374.).
- ↑ a b ИСТОРИЯ ХРАМОВ. In: p-seminaria.ru. Abgerufen am 14. April 2022 (russisch).
- ↑ Autorenkollektiv: Мариуполь и его окрестности. Charadžaev, Mariupol 1892 (russisch, Mariupol und seine Umgebung). : "… вишита з перлів, місцями перли рідкісної величини, і обсипана діамантами, алмазами та іншими дорогоцінними каменями … Прочани жертвують, крім грошей, безліч коштовних речей, наприклад, каблучок, сережок, золотих і срібних монет, браслети і інше, які тут же на ікону і вішаються. Зібрані таким чином речі продавалися, а камені залишалися, і з цих каменів черниці вишили багатющу ризу".
- ↑ Божко Раиса Петровна: Мариуполь и его окрестности: взгляд из XXI века. Рената, Mariupol 2008 (russisch, Mariupol und seine Umgebung: Ein Blick aus dem 21. Jahrhundert).
- ↑ a b Мариупольская икона Божией Матери. In: p-seminaria.ru. Abgerufen am 14. April 2022 (russisch).
- ↑ Раиса БОЖКО: Какими были заводские церкви? In: old-mariupol.com.ua. 5. April 2011, abgerufen am 16. April 2022 (russisch).
- ↑ a b V. N. Korobka (В. Н. Коробка): Архитектор Нильсен и его водонапорная башня, ставшая символом Мариуполя. In: papacoma.narod.ru. Abgerufen am 5. April 2022 (russisch).
- ↑ V. V. Romanova (В.В. Романова): ФОРМИРОВАНИЕ ЕВРЕЙСКОГО НАСЕЛЕНИЯ ДАЛЬНЕГО ВОСТОКА РОССИИ (ВТОРАЯ ПОЛОВИНА XIX – НАЧАЛО ХХ ВВ.). (pdf) In: икарп.рф. Abgerufen am 5. April 2022 (russisch, Erwähnung der Ankunft).
- ↑ Эвелина Марковна Владыкина: Самуил Бер и еврейская община дореволюционного Хабаровска. (pdf) In: kulturanaukadv.ru. 15. Januar 2014, abgerufen am 5. April 2022 (russisch, S. 18–20).
Koordinaten: 47° 6′ 34,7″ N, 37° 33′ 43,8″ O