Maria Antonia Räss

Schweizer Stickerin und Unternehmerin

Maria Antonia Räss (* 1893 im Appenzellerland, Schweiz; † 1980 ebenda) war eine Schweizer Stickerin und Unternehmerin, die sich von einfachen Verhältnissen zu einer international anerkannten Figur der Stickerei- und Modewelt entwickelte.

Leben und Werk

Bearbeiten

Maria Antonia Räss wurde 1893 im Appenzellerland als siebtes von vierzehn Kindern geboren. Bereits in jungen Jahren zeigte sie aussergewöhnliche Fähigkeiten in der Stickerei, die eine bedeutende Rolle in der Wirtschaft der Region spielte. Mit fünf Jahren konnte sie die feinen Nadeln der Stickmaschinen schneller und präziser einfädeln als die meisten Erwachsenen. Mit sechzehn Jahren begann sie ihre Karriere als Schaustickerin.[1]

Nach dem Ersten Weltkrieg, der die Stickereiindustrie stark beeinträchtigte, wanderte Räss in die Vereinigten Staaten aus und gründete in New York ein Stickereiunternehmen. Ihre Arbeiten fanden schnell Anerkennung in der Modewelt, und sie knüpfte Verbindungen zu prominenten Persönlichkeiten wie Coco Chanel, mit der sie eine Freundschaft pflegte. Auch Walt Disney gehörte zu ihrem Bekanntenkreis[2] und soll sie dazu ermutigt haben, ihre Kunst nach Amerika zu bringen. 1930 nahm sie die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an.[3] Trotz ihres Erfolgs in den USA kehrte Räss regelmässig in die Schweiz zurück. Bekannt für ihre triumphale Rückkehr, fuhr sie bei ihren Besuchen in einem weissen Cadillac durch das Appenzellerland und logierte in den besten Hotels. Sie blieb ihrer Herkunft stets verbunden und unterstützte die Region finanziell. Maria Antonia Räss verstarb 1980 bei einem Aufenthalt in der Schweiz und wurde auf dem Friedhof in Eggerstanden beigesetzt.

Rezeption

Bearbeiten

Ihre Lebensgeschichte, die von Unabhängigkeit und einem unermüdlichen Streben nach Anerkennung geprägt war, inspirierte die Autorin Margrit Schriber zu dem 2024 erschienenen biografischen Roman Die Stickerin. Der Roman schildert ihren Aufstieg von bescheidenen Ursprüngen als Heimarbeiterin in der Schweiz zu einer erfolgreichen Geschäftsfrau in New York und ihrem glamourösen Leben in Amerika.

Literatur

Bearbeiten
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Margrit Schriber: Die Stickerin. Bilger Verlag, 2023, S. 233.
  2. Nadine A. Brügger: Ist Mickey Mouse eigentlich ein Appenzeller? Das zumindest lässt die Freundschaft zwischen Walt Disney und einer Innerrhoderin erahnen. In: Neue Zürcher Zeitung. 18. April 2024, abgerufen am 3. November 2024.
  3. Maria Antonia Räss, «Miss Rass». Hommage 2021, abgerufen am 3. November 2024.