Maria Tusch

österreichische Politikerin der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei

Maria Tusch, geborene Pirtsch (* 1. Dezember 1868 in Klagenfurt[1]; † 25. Juli 1939 ebenda), war eine österreichische Arbeiterin und Politikerin der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei.[2] Sie gilt als eine der wichtigsten Vertreterinnen der Kärntner Arbeiterbewegung.[3]

Grabstein von Maria Tusch am Friedhof St. Ruprecht

Leben und Wirken

Bearbeiten

Maria Tusch war das Kind einer ledigen Magd, ihr Vater vermutlich ebenfalls Knecht. Sie hatte einen Bruder. Auf zwei Jahre Volksschulbesuch folgten im Jahr 1875 zwei Jahre Kinderarbeit in der Marienanstalt Maria Saal. Mit 12 Jahren, 1880, trat sie als Arbeiterin in die Klagenfurter Fabrik der Tabakregie ein und arbeitete dort als einfache Zigarettendreherin und Übernehmerin. Sie engagierte sich hier für bessere Arbeitsbedingungen sowie für eine Besserstellung der Frauen.

Tusch war Mitglied und Vertrauensperson im 1903 gegründeten Fachverein der Tabakarbeiter und -arbeiterinnen in Klagenfurt. Bei der Gründungsversammlung traten dem Verein 200 Arbeiterinnen aus der Tabakfabrik bei, die das größte Unternehmen Kärntens war und aus der viele sozialdemokratische Politikerinnen Kärntens kamen. Später wurde sie Betriebsrätin.

Sie heiratete den 1869 geborenen Anton Tusch, ebenfalls Sozialdemokrat und Werksführer bei der Eisenbahn. Das Paar adoptierte eine Tochter.[4]

1910 wurde die sozialdemokratische Frauenorganisation Kärntens gegründet. Tusch war Vorsitzende des Frauenlandeskomitees für Kärnten, Obfrau der Tabakarbeiterschaft, Mitglied des Gemeindeausschusses St. Ruprecht bei Klagenfurt, Mitglied der Landesparteivertretung der SDAP Kärnten. Nach Ende des Ersten Weltkrieges war sie Vorsitzende des Kärntner Landesfrauenkomitees der SDAP und von 1919 bis 1920 Mitglied der Konstituierenden Nationalversammlung und danach in allen vier Legislaturperioden der Ersten Republik Abgeordnete zum Nationalrat. Hier vertrat sie vor allem Probleme ihrer Region sowie sozialpolitische und Fraueninteressen.[5] So sprach sie sich u. a. gegen die strafrechtliche Verfolgung von Abtreibungen aus.

Durch die Errichtung des Ständestaats endete 1934 ihre politische Laufbahn. Tusch starb 71-jährig an den Folgen einer Lungenentzündung am 25. Juli 1939 in Klagenfurt. Sie wurde auf dem Friedhof Klagenfurt St. Ruprecht bestattet.

Würdigung

Bearbeiten

Im Jahr 2012 wurde in Wien-Donaustadt (22. Bezirk) im Stadtentwicklungsgebiet Seestadt Aspern die Maria-Tusch-Straße nach ihr benannt.[6]

Die Landeshauptstadt Klagenfurt vergibt zum ersten Mal den Maria Tusch Preis, einen Frauenpreis, der herausragendes Engagement für Mädchen und Frauen belohnen und sichtbarer machen soll.[7] Laut Statuten ist das Ziel des Maria Tusch Preises, „feministische, frauenpolitische und gleichstellungsrelevante Initiativen mittels der damit verbundenen öffentlichen Aufmerksamkeit, finanziellen Unterstützung und politischen Anerkennung sichtbar zu machen. Gleichzeitig soll der Preis zum geschlechter-demokratischen Handeln ermutigen.“[4]

Literatur

Bearbeiten
  • Anton Kreuzer: Kärntner. Biographische Skizzen. Teil 18/20: 18.–20. Jahrhundert. Kärntner Druck- und Verlagsgesellschaft, Klagenfurt 1996, ISBN 3-85391-139-0, S. 84–87.
  • Vinzenz Jobst: Marie Tusch. Lebensbild einer Tabakarbeiterin. Archiv der Kärntner Arbeiterbewegung, Klagenfurt 1999.
  • Vinzenz Jobst: Arbeitswelt und Alltag. Ein sozialgeschichtliches Lesebuch. Kärntner Arbeiterleben im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert. Kärntner Druck- und Verlagsgesellschaft, Klagenfurt 1985, ISBN 3-85391-057-2. S. 125–174.
  • Anna K. Benedikt: Von diesen Stunden an ist unser Geist erwacht. Arbeiterinnenbewegung in Kärnten 1900–1918. Red.: Vinzenz Jobst. IGKA. Klagenfurt 2014, ISBN 978-3-9502039-4-3. https://www.igka.at/images/uploads/Benedikt-Von-diesen-Stunden.pdf
  • Marie Tusch: Kämpferin für die Rechte der ArbeiterInnen. In: Nadja Danglmaier / Werner Koroschitz: Nationalsozialismus in Kärnten. Opfer. Täter. Gegner, 3. Auflage. Studien-Verlag, Innsbruck u. a. 2021 (Nationalsozialismus in den österreichischen Bundesländern; 7), ISBN 978-3-7065-5244-8, S. 50–52.
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Matricula Online – Klagenfurt – St. Egid, Geburtsbuch XVI, 1865–1871, Seite 201, Eintrag Nr. 366, 3. Zeile
  2. Heidi Brunnbauer: Tante Nationalrätin. In: austria-forum.org. reunde des Austria-Forums: Verein zur Förderung der digitalen Erfassung von Daten mit Österreichbezug, 19. Juni 2013, abgerufen am 9. März 2020.
  3. Elisabeth Malleier: Frauen in Bewegung 1848–1938: Marie Tusch. In: fraueninbewegung.onb.ac.at. Österreichische Nationalbibliothek, abgerufen am 9. März 2020.
  4. a b Statut für die Vergabe der Auszeichnung „Maria Tusch Preis“. Frauenpreis der Stadt Klagenfurt am Wörthersee. In: klagenfurt.at. Stadt Klagenfurt, abgerufen am 9. März 2020.
  5. Angelika Zach: Maria Tusch, 1868 bis 1939: Eine der ersten Parlamentarierinnen der 1. Republik. In: frauenmachengeschichte.at. Karl-Renner-Institut, abgerufen am 9. März 2020.
  6. Tusch, Maria. In: austria-forum.org. Freunde des Austria-Forums: Verein zur Förderung der digitalen Erfassung von Daten mit Österreichbezug, abgerufen am 9. März 2020.
  7. Maria-Tusch-Preis: Für herausragendes Engagement: Stadt vergibt Frauenpreis. In: 5min.at. fivemedia, 14. November 2019, abgerufen am 9. März 2020.