Marianne Sayn-Wittgenstein-Sayn

österreichische Fotografin

Marianne „Manni“ Sayn-Wittgenstein-Sayn,[1] eigentlich Maria Anna Sayn-Wittgenstein-Sayn,[2][3] geb. Mayr-Melnhof (* 9. Dezember 1919 in Salzburg[4]), außerhalb Österreichs medial Fürstin zu Sayn-Wittgenstein[5] genannt, ist eine österreichische Fotografin, die als sogenannte „Gesellschaftsexpertin“ zahlreiche internationale Prominenz fotografiert hat.

Marianne Sayn-Wittgenstein-Sayn wurde im Dezember 1919 in Salzburg als ältestes von neun Kindern des Friedrich Mayr Melnhof (1892–1956, bis April 1919 Freiherr Mayr von Melnhof[6]) und seiner Gattin Maria-Anna (1897–1983), einer geborenen Gräfin von Meran[6] aus einer morganatischen Nebenlinie des Hauses Habsburg-Lothringen, geboren. Ihr Vater war im Land Salzburg Großgrundbesitzer. Ihre Mutter war eine Tochter des Geheimrats und erblichen Mitglieds des Herrenhauses des österreichischen Reichsrats, des Grafen Johann von Meran (1867–1947),[7] eines Sohnes des Grafen Franz von Meran (1839–1891). Somit war ihre Mutter eine Urenkelin des Erzherzogs Johann von Österreich und der Anna Plochl, Gräfin von Meran.[8] Über ihre Mutter ist sie als Ururururenkelin eine direkte Nachfahrin von Kaiserin Maria Theresia. Zu ihren Geschwistern gehört der Politiker, Land- und Forstwirt Friedrich Mayr-Melnhof (1924–2020).[9]

Bereits mit neun Jahren machte sie die ersten Fotos. Nach Schulbesuch und Matura 1938 studierte sie 1941 an der Münchner Blocherer-Kunstschule. Im März 1942[10] heiratete sie Ludwig Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Sayn (1915–1962), damals Leutnant in einer Aufklärungsabteilung,[10] den sie in München bei ihren Gasteltern kennengelernt hatte.

In den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs, als ihr Mann an der Ostfront kämpfte, lebte sie häufig in Salzburg bei ihren Eltern und brachte dort ihre beiden ersten Kinder zu Welt. Als 1945 deutsche Truppen beim Rückzug die Brücke vor dem Schloss Sayn sprengten und es dadurch erheblich beschädigten, befand sie sich mit ihrer Familie bei den Eltern in Österreich. Als ihr Mann 1946 aus britischer Kriegsgefangenschaft heimkehrte, war das Schloss, das durch Artilleriebeschuss weitere Zerstörungen erlitten hatte, eine Ruine. Mit ihrem Mann kümmerte sie sich in den Nachkriegsjahren um den Wiederaufbau der Schlossgärtnerei Sayn und der zugehörigen Landwirtschaft. Die inzwischen auf vier Kinder angewachsene Familie bezog 1952 ein eigenes Haus in Sayn bei Bendorf, das als „Landhaus am Friedrichsberg“ bekannt wurde.[11] Als Stanislaus Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Sayn, der Onkel ihres Mannes, im Jahre 1958 ohne Nachkommen verstarb, wurde ihr Mann neuer Chef und nach traditionellem Verständnis somit Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Sayn. Dies erklärt den Anspruch, seitdem als dessen Ehefrau mit dem Namen Marianne Fürstin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn in Erscheinung zu treten.

Als ihr Mann 1962 „von einem betrunkenen Lastwagenfahrer in Sayn nahe Koblenz auf dem Gehsteig vor ihrem Haus überrollt“[12] wurde und starb, übernahm sie gemeinsam mit einem Vormund die Verwaltung in Sayn, bis ihr Sohn Alexander volljährig wurde.

Sie startete eine Karriere als Berufsfotografin und archivierte bis zu ihrem 100. Geburtstag im Dezember 2019 etwa 300.000 ihrer Fotos.[13] Sie fotografierte Prominente von Maria Callas über Gianni Agnelli bis zu Luciano Pavarotti und legte Reisereportagen vor.

Die Bezeichnung „Mamarazza“ erhielt sie in Anlehnung an das Wort „Paparazzo“ als Necknamen von Prinzessin Caroline von Monaco, die einmal zu ihr sagte: „Manni, Du bist eine richtige Mamarazza.“[14][15] Im Unterschied zu Paparazzi zeigt sie aber nie indiskrete oder herabwürdigende Fotos: „Ich habe meine Freunde stets als Freundin fotografiert.“[12]

Von den 1970er-Jahren an, bis 2009, lud sie anlässlich der jährlichen Salzburger Festspiele in ihr Jagdhaus im Ellmautal (Fuschl am See) zu „ländlichen Mittagessen“ für je 100 Gäste ein. Im Lauf der Zeit waren tausende Prominente, darunter viele bei den Festspielen auftretende Künstler, bei ihr zu Gast.[16] Besonders eng befreundet war sie mit Gunter Sachs.[12]

Nachkommen

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Aus der Ehe mit Ludwig gingen fünf Kinder hervor:

Marianne Sayn-Wittgenstein-Sayn ist 20-fache Großmutter, 31-fache Urgroßmutter und dreifache Ur-Urgroßmutter (Stand: Dezember 2019).[21]

Auszeichnungen

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Am 27. Juli 2010 erhielt Marianne Sayn-Wittgenstein-Sayn von der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur, Claudia Schmied, in der Salzburger Residenz das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich überreicht. Die Laudatio hielt Landeshauptfrau-Stellvertreter Wilfried Haslauer.[1]

Ausstellungen

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Marianne Sayn-Wittgenstein-Sayn hatte zahlreiche Ausstellungen, u. a. in Berlin, Salzburg, München, Frankfurt, New York, Wien und auf Schloss Sayn. Seit 2003 wird The Sayn-Wittgenstein-Collection in der Galerie Artmosphere in Salzburg als Dauerausstellung gezeigt, u. a. mit Fotografien von Besuchen bei Andy Warhol und Salvador Dalí.[1]

Literatur

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  • Claus Jacobi: Zum Nachdenken: Die „Mamarazza“. In: Tendenzen, Nr. 4/1999 (Artikel Online auf der Website Mamarazza, Steidl (Hrsg.), abgerufen am 30. Jänner 2020).
  • Elisabeth Binder: Mamarazza: Mit Queen Mum auf Stromsuche. In: Der Tagesspiegel, 8. Dezember 2000 (Artikel Online, abgerufen am 30. Jänner 2020).
  • Joseph Kleine: Das Haus Sayn-Wittgenstein-Sayn. Börde-Verlag, Werl 2013, ISBN 978-3-9815864-1-1, S. 22 f.
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Einzelnachweise

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  1. a b c APA-OTS: BM Claudia Schmied verleiht Marianne Sayn-Wittgenstein-Sayn das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. In: Presseaussendung des BMUKK, 27. Juli 2010. Abgerufen am 28. Juli 2010.
  2. Segen… / wünschen wir unseren Fuschlerinnen und Fuschlern über 80 Jahren. In: Fuschler Pfarrbrief. Pfarre Fuschl am See St. Erasmus (Hrsg.), Dezember 2017, 33. Ausgabe, S. 11. (Volltext Online (PDF; S. 6). In: kirchen.net, Webportal der Erzdiözese Salzburg, abgerufen am 30. Jänner 2020.) Darin: „98 / Maria Anna Sayn-Wittgenstein-Sayn“.
  3. Maria Anna Baronin Mayr von Melnhof auf thepeerage.com, abgerufen am 30. Januar 2020. Stand 1. August 2004
  4. Pfarre St. Andrä, Taufbuch TFB19, 1916-1920, S. 141, abgerufen am 7. Juli 2024.
  5. Annette Meyhöfer: Society: Kommen S’ bitte abgegessen. In: Der Spiegel. Nr. 32, 1997, S. 101–103 (online4. August 1997).
  6. a b Siehe Adelsaufhebungsgesetz vom 3. April 1919.
  7. Genealogisches Handbuch des Adels, Gesamtreihe Band 118, Limburg an der Lahn 1999, S. 250.
  8. Anales de la Real Academia Matritense de Heráldica y Genealogía, Band I, herausgegeben von der Real Academia Matritense de Heráldica y Genealogía, Madrid 1991, S. 185.
  9. „Mamarazza“ Sayn-Wittgenstein ist 100. salzburg.orf.at, 9. Dezember 2019, abgerufen am 14. April 2020.
  10. a b * Getraut …. In: Salzburger Volksblatt, „Salzburg und Nachbargaue“, 12. März 1942, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/svb „Getraut wurden heute Donnerstag in der Schloßkapelle zu Glanegg Marianne Freiin von Mayr-Melnhof, Tochter des Friedrich Freiherrn von Mayr-Melnhof und dessen Gattin Marianne Freifrau von Mayr-Melnhof, geb. Gräfin Meran, mit Ludwig Prinzen zu Sayn-Wittgenstein-Sayn, Leutnant in einer Aufklärungs-Abteilung, ältestem Sohn des in Montreux lebenden Legationsrates a. D. Gustav Alexander Prinzen zu Sayn-Wittgenstein-Sayn und dessen Gattin Walburga Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn, geb. Freiin von Friesen.“
  11. Joseph Kleine: Das Haus Sayn-Wittgenstein-Sayn. Börde-Verlag, Werl 2013, S. 22
  12. a b c Hans-Bruno Kammertöns: Die Mamarazza. In: Die Zeit, Nr. 39, 22. September 2011, Beilage Zeit-Magazin, S. 33f., abgerufen am 30. Jänner 2020: „Marianne Fürstin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn war 40 Jahre lang der Mittelpunkt der Salzburger Gesellschaft. Nun tritt sie ab. Über ein Leben ohne die große Bühne – und ihren Vertrauten Gunter Sachs.“
  13. Philipp Crone: Promi-Fotografin: Die ewige Mamarazza. In: Süddeutsche Zeitung. 6. Dezember 2019, abgerufen am 8. Dezember 2019: „Marianne zu Sayn-Wittgenstein-Sayn hat von Romy Schneider bis zu Luciano Pavarotti alle abgelichtet und dabei nicht immer nur dekadenten Jetset erlebt. Am Montag wird sie 100 Jahre alt. Was ist ihr Geheimnis?“
  14. Unternehmerin: Gabriela Fürstin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn, geb. Gabriela Gräfin von Schönborn-Wiesentheid (60.). Die Fürstin der tausend Schmetterlinge. Ein Leben zwischen Faltern, Schloss und Stiftungen. In: SWR.de, Reihe SWR-Aktion: Die Größten des Landes. 14. August 2007, abgerufen am 30. Jänner 2020.
  15. Gabriela Walde: So jagt Mamarazza schöne Menschen. Ausstellung der Gesellschaftsfotografin Marianne Fürstin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn in der Galerie Picture Show. In: Welt Online, 5. Jänner 2001, abgerufen am 30. Jänner 2020.
  16. »Könnten Sie das Tablett tragen?« Marianne Fürstin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn weiß, wie man Feste feiert. In: Der Spiegel. 30. Dezember 2012, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 2. April 2022]).
  17. Marie Yvonne Helena Walburga Anna Leonille Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn auf thepeerage.com, abgerufen am 30. Januar 2020. Stand 6. Jänner 2004
  18. Hasso Baron Schuler von Senden auf thepeerage.com, abgerufen am 30. Januar 2020. Stand 8. Juni 2005
  19. Doris Banuscher: Leute von Welt. Sunnyi Melles erzählt Geschichten vom lieben Gott. (Memento vom 11. April 2019 im Internet Archive) In: Die Welt, 25. Mai 2002: „…Benefizveranstaltung zu Gunsten der ‚Elisabeth von Senden Stiftung‘, die vor fünf Jahren, nach dem Krebstod von Elisabeth "Li" Freifrau von Senden von ihrem Mann Hasso Freiherr von Senden und ihren Kindern Albrecht und Isabelle ins Leben gerufen wurde. …“
  20. Teresa Maria Leonilla Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn auf thepeerage.com, abgerufen am 30. Januar 2020. Stand 4. Februar 2004
  21. 9. Dezember 1919 – Marianne Fürstin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn wird geboren. In: WDR, Sendereihe WDR 2 Stichtag am 9. Dezember 2019, aufgerufen am 30. Jänner 2020.
  22. Mamarazza. Die Website zum Buch, Steidl (Hrsg.), abgerufen am 30. Jänner 2020.