Marie-Caroline Le Pen
Marie-Caroline Le Pen (* 23. Januar 1960) ist eine französische Politikerin.[1]
Leben
BearbeitenMarie-Caroline Le Pen ist die älteste der drei Töchter von Jean-Marie Le Pen und seiner ersten Frau Pierrette Lalanne.[2] Ihre Schwester ist die französische Politikerin Marine Le Pen. Laut Aussage ihrer Mutter wurden Marie-Caroline und ihre beiden Schwestern vom Kleinkindalter an dazu erzogen, politische Tiere zu sein und so zu denken und zu hassen wie ihr Vater.[3]
Le Pen engagierte sich schon in jungen Jahren politisch im Rahmen der Front National und wurde von ihrem Vater innerhalb der Partei mit wichtigen Aufgaben betraut. So assistierte sie Christian Baeckeroot während der Präsidentschaftswahlen 1974, sammelte Unterschriften und wurde mit der Produktion von Videokassetten des Front National beauftragt. Parallel dazu nahm sie ein Pseudonym (Marie-Caroline Duick) an, um Artikel für das Le Figaro Magazine zu schreiben. Später unterstützte sie ihren Vater bei den Nachwahlen zur Nationalversammlung 1983. Sie kandidiert selbst zwei Jahre später im Jahr 1985 bei den Kantonalwahlen für den Kanton Neuilly-sur-Seine-Nord, wo sie im ersten Wahlgang 16,1 % der Stimmen erhielt. Ihr Gegner bei den Wahlen war der Bürgermeister von Neuilly und spätere Staatspräsident Nicolas Sarkozy.[4][5]
Sie kandidierte mehrmals für die Parlamentswahlen in Frankreich und zwar in den Jahren 1993, 1995 in einem Wahlkreis im Département Hauts-de-Seine und dann nochmals 1997 in einem Wahlkreis im Département Yvelines. 1997 ging sie im ersten Wahlgang als Siegerin hervor und erhielt dabei auch die öffentliche Unterstützung ihres Vaters, der mit ihr zu einer Wahlkampfveranstaltung nach Mantes-la-Jolie fuhr. Dort kam es aber zu einem Zusammenstoß mit Gegendemonstranten über welchen in Frankreich viel berichtet wurde, insbesondere weil Jean-Marie Le Pen die sozialistische Kandidatin gewaltsam packte und einen Gegendemonstranten vor laufenden Fernsehkameras beleidigte. In der zweiten Runde unterlag Marie-Caroline le Pen in einem Dreikampf mit 24,09 % der Stimmen.
Bei einem Machtkampf innerhalb der Führung des Front National und einer sich anbahnenden Spaltung der Partei im Jahr 1998 wurde der Parteichef Jean-Marie Le Pen gegen seinen Willen von Bruno Mégret und dessen Verbündeten gedrängt einen Sonderparteitag einzuberufen. Die Forderung wurde auch von Marie-Caroline Le Pen unterstützt, welche sich in dem Konflikt auf die Seite von Mégret stellte.[6] Als es zur Aufspaltung der Front National kommt, verläßt sie mit Mégret und mit ihrem Lebensgefährt Philippe Olliver die Partei und schließt sich dem Mouvement national républicain (MNR) an. Dies führte zu einen Bruch mit ihrem Vater und dieser verstiess seine einstige Lieblingstochter öffentlich während einer Fernsehsendung. Er unterstellte dabei Marie-Caroline sogar für den Zwischenfall in Mantes-la-Jolie verantwortlich gewesen zu sein.[7] Der Kontakt zwischen den beiden brach daraufhin ab und Le Pen nannte seine Tochter nur noch die Verräterin der Familie.[8][9] Der Konflikt blieb viele Jahre bestehen und noch im Jahr 2013 äußerte sich der Vater öffentlich negativ über seine Tochter Marie-Caroline, diese widerrum nahm 2015 in einem Interview zu dem Streit Stellung und erklärte Der Streit war immer sein Motor, er hat seine persönliche Rache über alles andere gestellt und Mit Politik hat das nichts zu tun. Er ist im Kampf, um alles zu zerstören. Nichts darf ihn überleben, alles endet bei seiner Person. Erst 2018 versöhnte sich der Le Pen Clan wieder. Als der Gründer des Front National im hohen Alter mit einer schweren Grippe im Krankenhaus lag, erklärte er in einem Interview mit der Zeitschrift Paris Match: Was soll ich sagen, ich bin im Alter der Ablassbriefe. Ich rudere gegen die Strömungen an, aber ich weiß, dass sie mich schließlich in die Stromschnellen tragen werden.[10]
Mit Übernahme der Parteiführung durch ihre Schwester Marine Le Pen im Jahr 2011 kam es erneut zu einer ersten Annäherung der Schwestern und Marie-Caroline Le Pen unterstützte Marine Le Pen fortan im Wahlkampf. 2016 wird sie entsprechend erneut Mitglied der Front National. Als Jordan Bardella im Jahr 2022 als erster Nicht-Le-Pen den Vorsitz des Rassemblement National (ehemals Front National) übernahm, war er verlobt mit der Tochter von Marie-Caroline. Die Beziehung hielt bis 2024 an.[11]
Zwischen 1992 und 2004 war Le Pen Mitglied des Regionalrats in Frankreich.[12] 2021 wurde Marie-Caroline Le Pen erneut in den Regionalrat der Region Île-de-France gewählt.[13][14] Im Jahr 2024 unternahm Le Pen ihren mittlerweile fünften Versuch (nach 1997 nochmals 2022) einen Sitz in der französischen Nationalversammlung zu erhalten. Sie trat in einem Wahlkreis im Département Sarthe gegen eine Kandidatin aus dem Linksbündnis an und erhielt im ersten Wahlgang auch die Mehrheit, diese konnte sie aber im zweiten Wahlgang nicht verteidigen und scheiterte knapp.[15]
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Elvira Belicourt: Mort de Jean-Marie Le Pen: qui sont Marie-Caroline et Yann, les deux autres filles du père de Marine Le Pen?. voici.fr, 07.01.2025.
- ↑ Marie-Caroline, la plus secrète des filles Le Pen. 30. September 2015, abgerufen am 11. Januar 2025 (französisch).
- ↑ John Lichfield: Le Pen lands punches, but the left will win on points, independent.co.uk, 31.05.1997.
- ↑ Gudrun Büscher: Marine Le Pen greift nach Macht – und mit ihr die Familie, Berliner Morgenpost, 01.07.2024.
- ↑ Gala: Marie-Caroline Le Pen. gala.fr.
- ↑ afp: Le Pen gerät immer stärker unter Druck. Saarbrücker Zeitung vom 10.12.1998 / POLITIK.
- ↑ Rudolf Balmer: Front National: Die Erbteilung ist eingeleitet. Basler Zeitung, Ausgabe 299, 23.12.1998, S. 7.
- ↑ SRF 4 News: Nazi-Gaskammern sind kein «Detail der Geschichte». 06.04.2016.
- ↑ FOCUS: Die Verräterin der Familie. 01.02.1999, S. 222.
- ↑ Lou Ducreux: Jean-Marie Le Pen : pourquoi il avait renié sa fille aînée Marie-Caroline. closermag.fr, 07.01.2025.
- ↑ Oliver Meiler: Die Le Pens – eine trübe Familiendynastie, Süddeutsche Zeitung, 04.07.2024.
- ↑ Chloé Berry: Mort de Jean-Marie Le Pen: Marie-Caroline, Yann et Marine, trois filles dans les pas de leur père (et du FN), actu.fr, 07.01.2025.
- ↑ Le Point: Qui sont les autres filles de Jean-Marie Le Pen ?
- ↑ Mme Marie-Caroline LE PEN, iledefrance.fr.
- ↑ Spiegel.de: Ex-Präsident Hollande ist drin, Le Pens Schwester scheitert zum fünften Mal, Spiegel.de, 08.07.2024.
Personendaten | |
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NAME | Le Pen, Marie-Caroline |
KURZBESCHREIBUNG | französische Politikerin |
GEBURTSDATUM | 1960 |