Marie Kurz

deutsche Adlige, Revolutionärin 1848/49

Marie Kurz (* 6. August 1826 in Ulm als Eva Maria Freiin von Brunnow; † 26. Juni 1911 in München) war eine Sozialistin („Rote Marie“) und Pazifistin. Sie war die Ehefrau des Schriftstellers, Publizisten und Übersetzers Hermann Kurz sowie Mutter der Schriftstellerin Isolde Kurz und des Bildhauers Erwin Kurz.

Marie Kurz
Grabstein in Tübingen

Die Eltern von Marie Kurz waren der Oberst August Freiherr von Brunnow (* Königsberg in Franken 1781, † Obereßlingen 1850) und Wilhelmine Freifrau von Brunnow, geb. Edle von Oetinger (* Stuttgart 1794; † Dätzingen 1843). Deren Großvater väterlicherseits, der Oberst Heinrich Reinhard Ritter und Edler von Oetinger, Herr auf Hohlach bei Uffenheim und Archshofen (* Stuttgart 1738; † Rottweil 1796, offenbar durch Suizid wegen Überschuldung), war bemerkenswerterweise ein Neffe des pietistischen freimaurerfreundlichen Prälaten Friedrich Christoph Oetinger, der in seiner Sozialutopie Die Güldene Zeit (1759–1761) für mehr Freiheit, Gleichheit und Mitmenschlichkeit plädierte und 1775 in seinem bekanntesten, von Georg Adam Eger gefertigten, Porträt mit den drei Großen Lichtern der Freimaurerei, Bibel, Zirkel und Winkelmaß abgebildet wurde[1]; dazuhin war Heinrich Reinhard Ritter und Edler von Oetinger ein Bruder des durch seine Ehefrau Charlotte von Barckhaus-Wiesenhütten (1756–1823) mit Goethe verschwägerten Stuttgarter Freimaurers und radikal-aufklärerischen Illuminaten Eberhard Christoph Ritters und Edlen von Oetinger (1743–1805). Diese Beziehung von Marie Kurz zu ihrem Ururgroßonkel Prälat Friedrich Christoph Oetinger und dessen Neffen Eberhard Christoph kann zur fortschrittlichen Familientradition beigetragen haben.[2]

Eva Maria Freiin von Brunnow wuchs in Stuttgart und Ludwigsburg auf. Nachdem ihre Familie ein Landgut in Oberesslingen gekauft hatte, zog sie dorthin. Sie erhielt eine für eine Frau des 19. Jahrhunderts ungewöhnlich umfassende Bildung. Dies machte sie zu einer Liebhaberin der Literatur und Verehrerin der Antike. Gleichzeitig war sie Pazifistin und eine frühe Sozialistin. Während der Revolution von 1848/49 war sie politisch im demokratischen Lager aktiv. Sie trat als revolutionäre Rednerin auf und verfasste politische Manifeste. Aus Protest gegen die bürgerlichen Kleidervorschriften trug sie in dieser Zeit eine bäuerliche Tracht.

Am 23. Februar 1848 lernte sie in Esslingen am Neckar den Theologen und Schriftsteller Hermann Kurz kennen, den sie 1851 heiratete. Aus der Ehe gingen vier Söhne, darunter der Radikalsozialist Edgar Conrad Kurz (* 1853; † 1904), der Bildhauer Erwin Kurz und die Tochter Isolde hervor, die später das Leben von Marie Kurz in Meine Mutter literarisch würdigte.

„Frl. Kurz“ legte schon vor ihrer Heirat den Adelstitel ab und nahm den bürgerlichen Namen ihres Mannes an. In Verbindung mit ihrer politischen Tätigkeit, auch gemeinsam mit ihrem Mann, galt dies als Ausdruck einer liberalen, republikanischen Gesinnung. Nach dem Tod ihres Mannes zog sie nach Italien, von wo sie erst 1910 zurückkehrte.

Literatur

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  • Dora Schlatter: Marie Kurz [, geborene von Brunnow]. Ein Lebensbild (Von edlen Frauen; 2). Reinhardt, Basel 1907 (mit Abbildung im Alter von 70 Jahren).
  • Isolde Kurz: Meine Mutter. Wunderlich, Tübingen 1952 (Nachdr. d. Ausg. Tübingen 1926).
  • Frank Raberg: Biografisches Lexikon für Ulm und Neu-Ulm 1802–2009. Süddeutsche Verlagsgesellschaft im Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2010, ISBN 978-3-7995-8040-3, S. 225.
  • Matthias Slunitschek: Eva Maria Kurz, geb. Freiin von Brunnow (1826–1911), genannt die rote Marie. Revolutionserlebnis und Lebensentwurf einer poetischen Aktivistin. In: Akteure eines Umbruchs. Männer und Frauen der Revolution von 1848/49. Bd. 5, hg. von Walter Schmidt, Fides, Berlin 2016, S. 181–232.

Einzelnachweise

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  1. Vergleiche dazu zeitreise bb. Das Internet-Portal zur Geschichte und Landeskunde des Kreises Böblingen. Ein Projekt des Kreismedienzentrums Böblingen, getragen vom Landkreis Böblingen; darin der Artikel zeitreise bb – Herrenberg – Persönlichkeiten – Friedrich Christoph Oetinger (1702 – 1782). Autor: Hans-Dieter Frauer. Mit vorzüglicher, ungekürzter Wiedergabe des Oetinger-Porträts von Georg Adam Eger aus dem Jahr 1775 in der Stadtkirche Murrhardt. (Memento des Originals vom 14. April 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.adv-boeblingen.de
  2. Vgl. dazu Reinhard Breymayer: Prälat Oetingers Neffe Eberhard Christoph v. Oetinger, in Stuttgart Freimaurer und Superior der Illuminaten, in Wetzlar Richter am Reichskammergericht – war dessen mit Goethe verwandte Gattin, Charlotte, geb. v. Barckhaus, ein Vorbild für Werthers „Fräulein von B..“?. 2., verbesserte Auflage. Heck, Tübingen 2010, S. 54–56; ferner Reinhard Breymayer: Goethe, Oetinger und kein Ende. Charlotte Edle von Oetinger, geborene von Barckhaus-Wiesenhütten, als Wertherische „Fräulein von B..“ Heck, Dußlingen 2012. – Die in der Familie Kurz tradierte Angabe, der Vater Wilhelmine von Brunnows, Friedrich Heinrich Erdmann Alexander Ritter und Edler von Oetinger (* 1768; † Ellwangen 1812) habe Suizid wegen Überschuldung begangen, beruht offenbar auf einer Verwechslung mit seinem Vater. Diese lässt sich schon bei dem Genealogen Johann Christoph Klemm (1732–1808), einem angeheirateten Cousin Heinrich Reinhard von Oetingers, nachweisen und dann auch bei dem einflussreichen Genealogen Ferdinand Friedrich Faber (1789–1858).
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