Mario Eustacchio

österreichischer Politiker (FPÖ) und Stadtrat in Graz

Mario Eustacchio (* 9. Oktober 1964 in Graz) ist ein österreichischer Politiker (FPÖ). Von 4. April 2017 bis 17. November 2021 war er Vizebürgermeister von Graz.

Mario Eustacchio als Grazer Vizebürgermeister bei einer Wahlkampfveranstaltung.

Nach dem Vorwurf missbräuchlicher Verwendung von Parteienförderungsgeld durch die FPÖ-Graz-Spitze trat er als Parteiobmann wie auch Klubobmann Armin Sippel am 31. Oktober 2021 von allen Parteifunktionen zurück und nahm auch sein Gemeinderatsmandat der folgenden Legislaturperiode nicht an.[1] Im April 2024 kehrte er in den Gemeinderat zurück.[2]

Ausbildung

Bearbeiten

Mario Eustacchio lernte von 1980 bis 1983 an der Berufsschule in Feldbach Bürokaufmann. 1988 absolvierte er an der Abendschule die Handelsakademie mit Matura und studierte bis 1990 Betriebswirtschaftslehre an der Karl-Franzens-Universität. Von 1996 bis 2000 studierte Eustacchio Marketing-Management an der FH für Berufstätige in Graz. Er ist Alter Herr der Akademischen Burschenschaft Stiria Graz.[3]

Eustacchios Schülerverbindung ist die pennal-conservative Burschenschaft Allemannia et Nibelungia Graz.[4]

Beruflicher Werdegang

Bearbeiten

Von 1990 bis 1995 war Eustacchio für die Steiermärkische Bank und Sparkassen AG am Schalter tätig. 1995 wechselte er zum Grazer Bankhaus Krentschker, wo er bis zu seiner Wahl zum Stadtrat im November 2008 verblieb.

Politische Karriere

Bearbeiten

Nachdem die bisherige Stadtparteiobfrau und Stadträtin der FPÖ, Susanne Winter, in den Nationalrat gewechselt war und sich aus der Grazer Stadtpolitik zurückgezogen hatte, übernahm Eustacchio Winters Funktionen und trat bei der Gemeinderatswahl 2012 als Spitzenkandidat der FPÖ an, die einen Stimmenanteil von 13,75 Prozent erreichte. In der Stadtregierung wurde Eustacchio mit dem Verkehrsressort betraut.[5][6] Für die vorgezogene Gemeinderatswahl 2017 in Graz trat Eustacchio erneut als Spitzenkandidat der FPÖ an.[7] Die neue Grazer Stadtregierung, eine ÖVP/FPÖ-Koalition, wurde am 4. April 2017 gewählt, und Eustacchio wurde Bürgermeister-Stellvertreter. Er übernahm mit dem Vizebürgermeisteramt auch das Wohnbauressort von Elke Kahr.[5][6] Bei der Gemeinderatswahl 2021 verlor Mario Eustacchio als Spitzenkandidat der FPÖ mehr als 5 Prozent[8] und warnte mit dem Wahlsieg der Grazer KPÖ vor einer „Ideolologie, die im letzten Jahrhundert eigentlich versenkt gehört hätte“.[9]

Finanzaffäre

Kurz nach der Wahl kamen Berichte auf, laut welchen die Stadtpartei unter Eustacchios Führung widerrechtlich größere Summen aus den städtischen Partei- und Klubfördergeldern an ihr nahestehende Vereine und Burschenschaften weitergeleitet habe. Landesparteichef Mario Kunasek veranlasste eine Prüfung des Finanzgebarens.[10] Als Reaktion auf die Vorwürfe traten Eustacchio und Gemeinderats-Klubobmann Armin Sippel von allen Funktionen inklusive ihrer Mandate im neugewählten Gemeinderat zurück.[1] Sippel war bereits im Vorfeld wegen angeblicher Sondergagen für Tätigkeiten bei einem der betroffenen Vereine (dem Steirischen Verlagsverein) persönlich unter Druck gestanden.[11] Im Dezember 2021 trat er aus der FPÖ aus.[12] Nach dem Ausscheiden von Roland Lohr kehrte Eustacchio im April 2024 in den Gemeinderat zurück.[13]

Privates

Bearbeiten

Marios Ururgroßvater Angelo Eustacchio (1837–1918) stammte aus Buja bei Udine (heute Italien) und kam 1855 nach Graz. Hier konnte er sich als Unternehmer etablieren; insbesondere betrieb er mehrere Ziegelwerke von überregionaler Bedeutung.[14] Nach seinem Tod betrieb seine Familie die Ziegelwerke weiter bis zur Wirtschaftskrise 1930. Die Werke wurden sukzessive stillgelegt, das letzte schloss 1967. Der Eustacchio-Naturpark und die Angelo-Eustacchio-Gasse erinnern heute an den Unternehmensgründer.[15]

Eustacchio lebt mit seiner Ehefrau Ulrike in Graz und hat mit ihr zwei Kinder.

Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b Gagen-Enthüllungen: Grazer FPÖ-Spitze tritt zurück. In: steiermark.orf.at. 31. Oktober 2021, abgerufen am 31. Oktober 2021.
  2. Eustacchio kehrte ins Grazer Rathaus zurück. In: ORF.at. 25. April 2024, abgerufen am 25. April 2024.
  3. Martina Marx: Eustacchio und die Identitären: „Inhaltlich kann ich das alles unterschreiben“. In: Futter. 4. April 2019, archiviert vom Original am 7. November 2020; abgerufen am 30. November 2024.
  4. Erratum (zum berichteten Vorwurf Klubförderung der FPÖ ging an Burschenschaften). In: Kleine Zeitung, Print, 3. November 2021, S. 18.
  5. a b Colette M. Schmidt: Mario Eustacchio: Ein strammer Rechter als lachender Dritter. In: derStandard.at. 5. April 2017, abgerufen am 30. November 2024.
  6. a b Neue Referatseinteilung April 2017. In: graz.at. Archiviert vom Original am 6. April 2017; abgerufen am 22. April 2024.
  7. FPÖ-Spitzenkandidat: „Wir wollen unser Graz zurück.“ In: kurier.at. 7. Dezember 2016, abgerufen am 30. November 2024.
  8. Gemeinderatswahl 2021. Abgerufen am 27. September 2021.
  9. Graz-Wahl und Co.: Das war der Livestream zum Superwahlsonntag. In: kleinezeitung.at. 27. September 2021, abgerufen am 27. September 2021.
  10. Bernd Hecke: Wirbel um Klubförderung: Grazer FPÖ möbelt mit Steuergeld Burschenschaften auf. In: kleinezeitung.at. 31. Oktober 2021, abgerufen am 30. November 2024 (nur Artikelanfang frei einsehbar).
  11. Extragage für Klubchef? Unruhe in Grazer FPÖ. In: DiePresse.com. 8. Oktober 2021, abgerufen am 30. November 2024.
  12. Eustacchio aus FPÖ ausgetreten. In: ORF.at. 17. Dezember 2021, abgerufen am 17. Dezember 2021.
  13. Colette M. Schmidt: Mario Eustacchio: Ein Beschuldigter im FPÖ-Finanzskandal kehrt unerwartet zurück. In: DerStandard.at. 21. April 2024, abgerufen am 21. April 2024.
  14. Magdalena Honegger: Ziegel – Baustein seit Jahrtausenden: Aus der Geschichte der Ziegelerzeugung in der Steiermark (= Kleine Schriften der Abteilung Schloß Trautenfels am Steiermärkischen Landesmuseum Joanneum, Heft 18). Verein Schloß Trautenfels, Trautenfels, 1990, ISBN 3-900493-30-8.
  15. Robert Engele: Damals in der Steiermark: Vom Salami-Händler zum Ziegel-Industriellen. In: Kleine Zeitung, Ausgabe Graz, 12. Mai 2019, S. 30 f.