Marius Vizer

rumänisch-österreichischer Sportfunktionär und Geschäftsmann

Marius Vizer (* 7. November 1958[1] in Tinca)[2] ist ein rumänisch-österreichischer[3] Sportfunktionär und Geschäftsmann.

Marius Vizer

Marius Vizer
Nation Osterreich Österreich
Geburtstag 7. November 1958
Geburtsort Tinca, Rumänien Rumänien
Karriere
Graduierung

8. Dan - Hachidan 

Werdegang

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Vizer durchlief in Rumänien eine Militärakademie. Er betrieb bis zum Alter von 24 Jahren Judo und war anschließend von 1982 bis 1988[2] in derselben Sportart als Trainer tätig.[4] Als solcher betreute er unter anderem Alexandru Lungu,[5] der 1994 Juniorenweltmeister wurde,[6] und später Adrian Croitoru (Europameister 2000).[4]

1988 floh Vizer über Ungarn nach Österreich.[7] Nach der Rumänischen Revolution baute Vizer ab 1990 einen Fruchthandel zwischen Rumänien und Österreich auf. In Zusammenarbeit mit TVR veranstaltete er zudem die Lotterie Telebingo.[8] Vizer, der Millionär wurde,[9] weitete seine Geschäftstätigkeiten später auf Spielautomaten und das Bauwesen aus.[3]

Er war von 1998 bis 2000 Vorsitzender des rumänischen Judoverbandes,[2] im April 2000 wurde Vizer zum Vorsitzenden der Europäischen Judo-Union gewählt. Damit wurde er gleichzeitig Vizepräsident des Weltverbandes IJF.[10]

2007 wurde Vizer IJF-Vorsitzender.[11] Zu Beginn von Vizers Amtszeit verlieh der Verband dem damaligen russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin im Mai 2008 die IJF-Ehrenpräsidentenwürde,[12] die Putin Ende Februar 2022 nach dem Beginn des Russischen Überfalls auf die Ukraine von der IJF wieder entzogen wurde.[13] Im Oktober 2012 bezeichnete Vizer Putin anlässlich dessen Beförderung zum 8. Judo-Dan als „den perfekten Botschafter unseres Sports“.[14] Eigener Aussage nach traf Vizer Putin erstmals 1999 im Rahmen einer Judoveranstaltung in Moskau. Die rumänische Zeitung Libertatea gab Vizer 2018 mit den Worten wieder: „Ich habe ein mehr als korrektes Verhältnis zu Putin.“[8] Laut Vizer verständigen sich beide untereinander auf Deutsch.[8] Der Spiegel bezeichnete Vizer 2013 als „Freund von Russlands Präsident Putin“.[9]

Unter Vizers Leitung führte die IJF 2009[11] die jährliche Wettkampfreihe Weltjudotour ein.[4] Ende Mai 2013 wurde Vizer, der acht Sprachen spricht,[4] zusätzlich zu seinem IJF-Amt zum Vorsitzenden von Sportaccord, der Vereinigung olympischer und nichtolympischer Sportfachverbände, gewählt.[15] Der Spiegel bezeichnete ihn anlässlich der Wahl als einen „der mächtigsten Sportfürsten der Welt“.[9] Vizer sprach sich für die Einrichtung eines neuen Sportgroßereignisses aus: Sein Vorhaben sah vor, alle vier Jahre an einem Austragungsort Weltmeisterschaften in 91 Sportarten zu veranstalten. Des Weiteren regte Vizer die Gründung einer Sportbank sowie einer weltweiten Sport-Lotterie an.[9] Vizer kritisierte im April 2015 das Reformvorhaben des Internationalen Olympischen Komitees, die Agenda 2020, mit deutlichen Worten. Er äußerte, das IOC-System sei „abgelaufen, veraltet, falsch, unfair und überhaupt nicht transparent“.[16] Mehrere Verbände traten daraufhin aus Sportaccord aus oder ließen ihre Mitgliedschaft ruhen, laut Deutschlandfunk geriet Vizer durch seine Aussagen „in die sportpolitische Isolation“.[17] Rund einen Monat nach seiner Kritik am IOC legte Vizer sein Amt als Vorsitzender von Sportaccord nieder.[18]

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Commons: Marius Vizer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Marius Vizer. In: judoinside.com. Abgerufen am 23. Oktober 2022.
  2. a b c Marius Vizer. In: International Judo Federation. Abgerufen am 23. Oktober 2022.
  3. a b Ein Judo-Präsident mit umwerfenden Beziehungen. In: nachrichten.at. 21. April 2010, abgerufen am 23. Oktober 2022.
  4. a b c d "First priority is always to make the judo more spectacular" says Vizer after London 2012 success. In: Inside the Games. 14. März 2013, abgerufen am 23. Oktober 2022.
  5. Îl revendicăm pe Marius Vizer. In: qmagazine.ro. 10. Juni 2013, abgerufen am 23. Oktober 2022.
  6. Alexandru Lungu. In: judoinside.com. Abgerufen am 23. Oktober 2022.
  7. After fleeing certain death in Communist Romania a millionaire businessman owes his success to...judo. In: Mirror. 31. Juli 2015, abgerufen am 23. Oktober 2022.
  8. a b c Nașul lui Cristi Borcea este prieten la cataramă cu Vladimir Putin. Cum s-au cunoscut cei doi și ce îi leagă. In: Libertatea. 29. September 2018, abgerufen am 23. Oktober 2022.
  9. a b c d Sport-Superboss Vizer Putins Judo-Kumpel attackiert Olympia. In: Der Spiegel. 31. Mai 2013, abgerufen am 23. Oktober 2022.
  10. New EJU President Marius Vizer will take Judo to the next level. In: judoinside.com. 7. Mai 2000, abgerufen am 23. Oktober 2022.
  11. a b Marius Vizer Re-elected Unanimously as IJF President. In: International Judo Federation. 3. Juni 2021, abgerufen am 23. Oktober 2022.
  12. Prime Minister Vladimir Putin spoke at the opening of the Moscow Judo Super World Cup 2008. In: Government of the Russian Federation. 24. Mai 2008, abgerufen am 23. Oktober 2022.
  13. Official Announcement of the International Judo Federation. In: International Judo Federation. 27. Februar 2022, abgerufen am 23. Oktober 2022.
  14. Putin becomes Russia's second holder of eighth judo dan. In: Prawda. 11. Oktober 2012, abgerufen am 23. Oktober 2022.
  15. New SportAccord chief Marius Vizer plans global games. In: ESPN. 31. Mai 2013, abgerufen am 23. Oktober 2022.
  16. Olympia: Sportfunktionär geht auf IOC-Präsident Bach los. In: Der Spiegel. 20. April 2015, abgerufen am 23. Oktober 2022.
  17. Olympia - Ein Rücktritt als Problemlöser. In: Deutschlandfunk. 31. Mai 2015, abgerufen am 23. Oktober 2022.
  18. Vizer als SportAccord-Präsident zurückgetreten. In: Frankfurter Rundschau. 31. Mai 2015, abgerufen am 23. Oktober 2022.