Martin Bauer (Buchbinder)

Hausbuchbinder Goethes

Johann Martin Jacob Bauer (* 1793; † 1867)[1] war einer der wichtigsten Hausbuchbinder Goethes.

Bauers Arbeiten für Goethe

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Es wird vermutet, dass Martin Bauer aus einer Jenaer Buchbinderfamilie entstammte. Er übersiedelte später nach Weimar. Seine Werkstatt befand sich zunächst in der Breitengasse (heute: Marktstraße) und später in der Windischengasse (heute: Windischenstraße). Goethes Rechnungen ab 1825 belegen Bauers Tätigkeit als dessen Hausbuchbinder.[2]

Bauer wurde 1824 Buchbindermeister[3] und gründete in Weimar die Firma Martin Bauer & Sohn. Die Firma wurde als Portefeuillesfabrik bezeichnet. Sein Sohn Carl Bauer führte das Geschäft ab 1850 weiter.[4]

Ein ungewöhnlicher Auftrag ging bereits zum Anfang seiner Geschäftsbeziehung mit Goethe an Bauer. So erhielt der den Auftrag für den Bau eines Glasgehäuses, das nach der Bergung der vermeintlichen Gebeine Friedrich Schillers (die echten wurden nie gefunden), die der Weimarer Bürgermeister Carl Lebrecht Schwabe veranlasst hatte, dessen Schädel auf einem Kissen aufgesetzt aufnehmen sollte. Im November 1826 wurde das Gehäuse mit dem Schädel in Goethes Schlafzimmer aufgestellt.[5] Goethe dichtete in diesem Jahr Bei Betrachtung von Schillers Schädel. Im Jahr darauf gelangte der Schädel in die Großherzogliche Bibliothek. Von Bauer haben sich dort auf den Einbänden auch Firmensignets bzw. Firmenstempel erhalten.

Während Bauer für Goethe überwiegend Gebrauchs- und Interimseinbände beziehungsweise Futterale anfertigte, erhielt er von anderen Weimarer Persönlichkeiten Aufträge zur der Fertigung repräsentativer Ledereinbände mit Goldprägungen. Neben Oskar Wolff, Stephan Schütze und Johann Peter Eckermann zählte auch der Chronist Karl Gräbner zu den Schriftstellern, deren Werke vom Weimarer Hofbuchbinder Martin Bauer als Geschenkeinbände für das Fürstenhaus gestaltet wurden und so in den Bestand der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek gelangten. Zu Bauers Kundschaft zählten u. a. der Weimarer Geselligkeitsverein „Erholung“ (1856 – 1860), Goethe in der Zeit von 1826 bis 1831 und der Komponist Franz Liszt.[6] Bauer galt in Weimar als der beste Buchbinder.[7]

Die grundlegenden Forschungen zu Martin Bauer betrieb Matthias Hageböck, der seit 1992 als Buchrestaurator und Buchbinder in der Abteilung „Bestände“ der Herzogin Anna Amalia Bibliothek tätig ist.

Literatur

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  • Matthias Hageböck: „Früh hatte der Buchbinder Bauer den Schädel aufgestellt“. Hinweis auf Goethes private Buchbinder in seinen Tagebüchern und Rechnungen. In: Einband-Forschung. Berlin 2017, S. 15–27.
  • Matthias Hageböck: Einbände von Martin Bauer für Persönlichkeiten des klassischen und nachklassischen Weimar. In: Einband-Forschung. Berlin, 2018, S. 29–36.
  • Matthias Hageböck: Eckermanns Geschenke und Bauers Einbände. In: Supralibros. Heft 22. Weimar 2018, S. 24–25, Digitalisat.
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Einzelnachweise

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  1. Staats-Handbuch für das Großherzogthum Sachsen-Weimar-Eisenach 1846, S. 58.
  2. https://provenienz.gbv.de/Martin_Bauer
  3. Allgemeiner Anzeiger für Buchbindereien, Band 22, S. 465.
  4. Christoph Sandler: Handbuch der Leistungsfähigkeit der gesammten Industrie Deutschlands …, Band 2, S. 37.
  5. Matthias Hageböck: „Früh hatte der Buchbinder Bauer den Schädel aufgestellt“. Hinweis auf Goethes private Buchbinder in seinen Tagebüchern und Rechnungen. In: Einband-Forschung. Berlin 2017, S. 15–27.
  6. Kurz notiert. In: Gesellschaft Anna Amalia Bibliothek e. V. (Hrsg.): Supra Libros. Nr. 20, 2017, S. 14 (online [PDF]).
  7. Matthias Hageböck: Eckermanns Geschenke und Bauers Einbände. In: Supralibros. Heft 22. Weimar 2018, S. 24–25.