Martin Dehli (Ingenieur)

deutscher Ingenieur

Martin Dehli (* 8. Mai 1948 in Stuttgart) ist ein deutscher Ingenieur und Hochschullehrer sowie Autor zahlreicher Fachbücher, technisch-wissenschaftlicher Fachveröffentlichungen und populärwissenschaftlicher Schriften auf dem Gebiet der Energiewirtschaft, Energietechnik, Energieeffizienz, Thermodynamik und Energiepolitik.

Martin Dehli machte nach dem Ende der Gymnasialzeit am Schickhardt-Gymnasium Stuttgart 1966 das Abitur. Im Anschluss daran absolvierte er ein einjähriges Industriepraktikum bei der Firma Robert Bosch GmbH in Stuttgart-Feuerbach. 1967 nahm er das Studium des Maschinenbaus an der Universität Stuttgart auf, das er 1972 als Diplomingenieur mit der Gesamtnote „sehr gut“ abschloss. Schwerpunkte des Studiums waren Energietechnik, Technische Thermodynamik und Verfahrenstechnik. Von 1972 bis 1974 erarbeitete er – ebenfalls an der Universität Stuttgart – seine Dissertation als Doktoringenieur auf dem Gebiet der Thermodynamik mit dem Thema Über kanonische Zustandsgleichungen und ihre Anwendungsmöglichkeiten in der Technik. Hierfür erhielt er die Note „mit Auszeichnung bestanden“ und war damals der Jüngste, dem die Universität den Doktortitel verlieh.

In den folgenden drei Jahren von 1974 bis 1977 arbeitete Martin Dehli bei dem großen Ingenieurunternehmen Fichtner Beratende Ingenieure als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an einer umfassenden Studie für das Forschungsministerium zum Themenbereich Energieeinsparung und anschließend als Projektleiter an einer Untersuchung für die Konzeption der Bereitstellung, des Transports, der Nutzung und der Vermarktung von Kohlegasen für die Vereinigte Elektrizitätswerke Westfalen AG.

1977 wechselte er zur Energie-Versorgung Schwaben AG, wo er zunächst als Assistent des Vorstands tätig war und sich mit Aufgaben auf den Feldern der Strombeschaffung, der Elektrizitätsanwendung, des Wärmemarkts und des Vertriebs befasste. Außerdem betreute er unternehmerische Grundsatzfragen und war in der Öffentlichkeitsarbeit tätig. In den 1980er Jahren baute er als Abteilungsleiter einen Bereich auf, der sich mit Versorgungskonzepten für Gemeinden, dezentralen Energietechniken wie Blockheizkraftwerken, Deponiegasanlagen, Wärmepumpen, der Verwertung von Müll sowie mit erneuerbaren Energien – z. B. auch mit dem Anbau und der energetischen Nutzung von Energiepflanzen – und technischen Analysen befasste. Martin Dehli trat immer wieder für ein technisch, wirtschaftlich und ökologisch sinnvolles Miteinander von zentralen Großtechniken und dezentralen Energietechniken ein.

Martin Dehli wurde 1991 ins Professorenamt an der damaligen Fachhochschule für Technik Esslingen im Fachbereich Versorgungstechnik berufen. Er übernahm Vorlesungen in den Gebieten Gasverwendung, Gasversorgung, Thermodynamik, Konstruktionselemente und Wasserversorgung. Später kamen auch die Energietechnik, die Feuerungstechnik, die Kraftwerks- und Anlagentechnik sowie die Dezentrale Energietechnik hinzu.

Von 1999 bis 2004 übernahm er das Amt des Dekans im Fachbereich Versorgungstechnik und vertiefte die Zusammenarbeit mit Industrieverbänden. In seine Amtszeit fiel die Erweiterung der Studieninhalte um die Umwelttechnik. Impulse zur Internationalisierung, die Einführung eines zweigliedrigen Studiensystems mit den Abschlussbezeichnungen Bachelor und Master sowie die Konzeption eines Masterstudiengangs prägten seine Arbeit.

Danach wirkte er am Aufbau des berufsbegleitenden Masterstudiengangs Netztechnik und Netzbetrieb mit, in dem vier Hochschulen – Ostfalia, Esslingen, Stuttgart und Trier – mit Energieversorgungsunternehmen zusammenarbeiten. Zudem war er am Aufbau der Verbindungen zur Chinesisch-Deutschen Hochschule für Angewandte Wissenschaften der Tongji-Universität Shanghai beteiligt, an der er im Zweijahresrhythmus Vorlesungen hielt.

Martin Dehli erarbeitete zahlreiche technisch-wissenschaftliche Fachveröffentlichungen und populärwissenschaftliche Schriften. Als Mitverfasser des Lehrbuchs Grundlagen der Technischen Thermodynamik trug er zur Verankerung der Thermodynamik in der Versorgungstechnik bei und führte den Begriff der Anstrengungsverhältnisse in die Untersuchung von Kreisprozessen ein. Daneben erhielt er ein Patent für eine Technik der Energierückgewinnung in Gasnetzen (Deutsches Patentamt München, Patent-Nr. 44 16 359: Mehrstufige Hochtemperatur-Gas-Expansionsanlage in einem Gasleitungssystem mit nutzbarem Druckgefälle).

Zum Ende des Sommersemesters 2013 wurde Martin Dehli nach 43 Semestern Hochschultätigkeit an der Hochschule Esslingen in den Ruhestand verabschiedet. Seit seiner Emeritierung ist er Lehrbeauftragter für Thermodynamik und Wärmewirtschaft.[1][2]

Martin Dehli wohnt in Fellbach-Oeffingen bei Stuttgart. Er ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.

Werke (Auswahl)

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  • Über kanonische Zustandsgleichungen und ihre Anwendungsmöglichkeiten in der Technik. VDI-Verlag. Düsseldorf 1975.
  • Energie von der Sonne. Informationszentrale der Elektrizitätswirtschaft. Bonn 1981.
  • Wandern rund um den Strom. Energie-Versorgung Schwaben (Hrsg.). Stuttgart 1981 (Teil 1), 1984 (Teil 2) und 1988 (Teil 3).
  • Wassererwärmungssysteme im Vergleich. Energie-Verlag. Heidelberg 1994.
  • Energierückgewinnung mit Gas-Expansionsanlagen. In: Gas Erdgas gwf, 137 (1996), Nr. 4, S. 196–206.
  • Energieeinsparung in Industrie und Gewerbe. Expert-Verlag. Renningen-Malmsheim 1998.
  • Vergleichende Bewertung von thermodynamischen Kreisprozessen. In: BWK, Bd. 51 (1999), Nr. 11/12, S. 48–58.
  • Thermodynamische Kriterien für die Weiterentwicklung von Kraftmaschinen. In: BWK, Bd. 57 (2005), Nr. 1/2, S. 61–66.
  • g,s-Zustandsdiagramm für Wasser und Wasserdampf. In: BWK, Bd. 57 (2005), Nr. 11, S. 63–67.
  • Energieeffizienz in Industrie, Dienstleistung und Gewerbe. Springer Vieweg. Wiesbaden 2020.
  • Kompendium Technische Thermodynamik. Springer Vieweg. Wiesbaden 2021.
  • Grundlagen der Technischen Thermodynamik. Springer Vieweg. Wiesbaden 2023.
  • Aufgabensammlung Technische Thermodynamik. Springer Vieweg. Wiesbaden 2024.

Einzelnachweise

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  1. Hochschule Esslingen: Prof. Dr.-Ing. Martin Dehli in den Ruhestand verabschiedet. GU-Berichte. Ausgabe 32/2013.
  2. Hochschule Esslingen: "Treibende Kraft der Fakultät" Versorgungstechnik und Umwelttechnik geht in den Ruhestand: Prof. Dr.-Ing. Martin Dehli. Spektrum, Ausgabe 37/2013.
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