Martin Mayer (Mediziner)
Martin Mayer (* 5. September 1875 in Mainz; † 17. Februar 1951 in Caracas) war ein deutscher Bakteriologe und Tropenmediziner, der 1939 als Jude emigrieren musste.
Karriere
BearbeitenMayer approbierte 1899. Sein Lehrer war der Hamburger Tropenmediziner Bernhard Nocht. Am Hamburger Institut für Schiffs- und Tropenmedizin forschte er seit 1904 als wissenschaftlicher Assistent, von 1914 bis 1935 als Abteilungsleiter für Bakteriologie, z. B. über das Oroya-Fieber und die Schlafkrankheit. Im Rahmen dieser Tätigkeit unternahm Mayer 1906, gemeinsam mit Friedrich Fülleborn eine Reise zum Studium tropischer Krankheiten und zum Sammeln von Lehrmaterial nach Ägypten, Ceylon, Indien und Deutsch-Ostafrika. 1907/08 folgte eine weitere Expedition im Auftrag der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung zum Studium tropischer Krankheitserreger nach Deutsch-Ostafrika.[1] Der Kolonialarzt Carl Mense übergab u. a. ihm 1916 die Schriftleitung für das Archiv für Schiffs- und Tropenhygiene[2]. Er habilitierte sich für Parasitologie. 1916 wurde ihm der Professorentitel verliehen, 1931 wurde er zum nichtbeamteten außerordentlichen Professor ernannt.
1935 wurde Mayer als Jude entlassen; die Lehrbefugnis war ihm schon 1934 entzogen worden. 1939 emigrierte er nach Venezuela, wo er von 1939 bis 1951 am Instituto Nacional de Higiene in Caracas tätig war. Seit 1945 war er außerdem Professor für Tropenkrankheiten an der Universidad Central de Venezuela.[3] Ein Stolperstein vor dem Hauptgebäude des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf erinnert an ihn.
Schriften
Bearbeiten- mit Rudolf Otto Neumann: Atlas und Lehrbuch wichtiger tierischer Parasiten und ihre Überträger. Mit besonderer Berücksichtigung der Tropenpathologie. Lehmann, München 1914.
- mit Bernhard Nocht: Die Malaria. Eine Einführung in ihre Klinik, Parasitologie und Bekämpfung. Springer, Berlin 1918; 2., erweiterte Auflage 1936.
Literatur
Bearbeiten- Felix Brahm: Jüdische Tropenärzte im lateinamerikanischen Exil. Martin Mayer und Otto Hecht in Venezuela und Mexiko. In: Albrecht Scholz, Caris-Petra Heidel (Hrsg.): Emigrantenschicksale. Einfluss der jüdischen Emigranten auf Sozialpolitik und Wissenschaft in den Aufnahmeländern (= Medizin und Judentum. Bd. 7). Mabuse, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-935964-38-2, S. 189–200.
- Hendrik van den Bussche (Hrsg.): Medizinische Wissenschaft im „Dritten Reich“. Kontinuität, Anpassung und Opposition an der Hamburger Medizinischen Fakultät (= Hamburger Beiträge zur Wissenschaftsgeschichte. Bd. 5). Reimer, Berlin 1989, ISBN 3-496-00477-0.
- Michael Grüttner: Ausgegrenzt: Entlassungen an den deutschen Universitäten im Nationalsozialismus. Biogramme und kollektivbiografische Analyse, de Gruyter: Berlin/Boston 2023, ISBN 978-3-11-123678-0, S. 208
- Erich Mannweiler: Geschichte des Instituts für Schiffs- und Tropenkrankheiten in Hamburg, 1900–1945 (= Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins in Hamburg. Neue Folge, Bd. 32). Goecke & Evers, Keltern-Weiler 1998, ISBN 3-931374-32-7.
- Anna von Villiez: Mit aller Kraft verdrängt. Entrechtung und Verfolgung „nicht arischer“ Ärzte in Hamburg 1933 bis 1945. München/Hamburg 2009, ISBN 978-3-937904-84-9, S. 351 f.
Weblinks
Bearbeiten- Literatur von und über Martin Mayer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Martin Mayer. In: Deutsches Koloniallexikon (1920). Abgerufen am 29. Oktober 2015.
- ↑ Olaf Brethauer: Der Tropenmediziner Carl Mense (1861-1938), Leben und Werk, Archiv der Universität Heidelberg, Heidelberg 2000
- ↑ Michael Grüttner, Ausgegrenzt: Entlassungen an den deutschen Universitäten im Nationalsozialismus, Berlin/Boston 2023, S. 208.
Personendaten | |
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NAME | Mayer, Martin |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Tropenmediziner und Bakteriologe |
GEBURTSDATUM | 5. September 1875 |
GEBURTSORT | Mainz |
STERBEDATUM | 17. Februar 1951 |
STERBEORT | Caracas |