Martina Willing

deutsche Leichtathletin

Martina Monika Willing (* 3. Oktober 1959 in Pasewalk, Bezirk Neubrandenburg, DDR) ist eine deutsche Para-Leichtathletin, die im Speerwurf, Diskuswurf sowie im Kugelstoßen antritt. Bis 1994 trat sie in der Startklasse F11 an, anschließend in der Klasse F56. Willing ist mehrfache Paralympics-Siegerin, mehrfache Weltmeisterin sowie Europameisterin und stellte zahlreiche Weltrekorde auf.

Martina Willing


Martina Willing (2024)

Voller Name Martina Monika Willing
Nation Deutschland Deutschland
Geburtstag 3. Oktober 1959 (65 Jahre)
Geburtsort PasewalkDeutschland Demokratische Republik 1949 DDR
Größe 160 cm
Gewicht 57 kg
Beruf Bioenergetikerin[1][2] / Physiotherapeutin[3]
Karriere
Disziplin Speer- und Diskuswurf, Kugelstoßen
Verein BPRSV Cottbus, vorm.: SC Potsdam,
SG Stahl Brandenburg
Trainer Ralf Paulo, vorm.: Wilfried Melzer und
Manfred Gembries
Status aktiv
Medaillenspiegel
Paralympische Spiele 3 × Goldmedaille 5 × Silbermedaille 6 × Bronzemedaille
IPC-Weltmeisterschaften 4 × Goldmedaille 7 × Silbermedaille 3 × Bronzemedaille
IPC-Europameisterschaften 6 × Goldmedaille 5 × Silbermedaille 2 × Bronzemedaille
Paralympische Spiele
Gold 1992 Barcelona Speerwurf
Silber 1992 Barcelona Diskuswurf
Bronze 1992 Barcelona Kugelstoßen
Silber 1994 Lillehammer 3 × 2,5 km Langlauf-Staffel
Bronze 1994 Lillehammer 7,5 km Biathlon
Gold 1996 Atlanta Speerwurf
Bronze 1996 Atlanta Kugelstoßen
Bronze 1996 Atlanta Diskuswurf
Silber 2000 Sydney Kugelstoßen
Bronze 2004 Athen Kugelstoßen
Gold 2008 Peking Speerwurf
Silber 2008 Peking Kugelstoßen
Bronze 2012 London Speerwurf
Silber 2016 Rio de Janeiro Speerwurf
IPC-Weltmeisterschaften
Gold 1998 Birmingham Speerwurf
Silber 1998 Birmingham Kugelstoßen
Silber 1998 Birmingham Diskuswurf
Silber 2002 Lille Kugelstoßen
Silber 2002 Lille Speerwurf
Bronze 2002 Lille Diskuswurf
Gold 2006 Assen Speerwurf
Silber 2006 Assen Diskuswurf
Bronze 2006 Assen Kugelstoßen
Silber 2011 Christchurch Speerwurf
Gold 2013 Lyon Kugelstoßen
Silber 2013 Lyon Diskuswurf
Gold 2015 Doha Speerwurf
Bronze 2017 London Speerwurf
IPC-Europameisterschaften
Gold 2003 Assen Diskuswurf
Gold 2003 Assen Kugelstoßen
Silber 2003 Assen Speerwurf
Gold 2005 Espoo Speer
Gold 2012 Stadskanaal Speerwurf
Gold 2014 Swansea Speerwurf
Bronze 2014 Swansea Kugelstoßen
Gold 2016 Grosseto Speerwurf
Silber 2016 Grosseto Kugelstoßen
Bronze 2016 Grosseto Diskuswurf
Silber 2018 Berlin Kugelstoßen
Silber 2018 Berlin Diskuswurf
Silber 2018 Berlin Speerwurf
letzte Änderung: 22. Oktober 2019

Willing lebte seit ihrer Geburt mit einer Sehstörung. Im Alter von 21 Jahren erblindete sie vollständig. Bei den Winter-Paralympics 1994 im norwegischen Lillehammer stürzte sie im abschließenden Skilanglauf-Einzelrennen und musste sich zur Behandlung einer Knieoperation unterziehen. Eine durch die Betäubungsspritze ausgelöste Blutung im Rückenmark führte dabei zur Querschnittlähmung.

Martina Willing arbeitete als Bioenergetikerin, ist in Rente und wohnt in Brandenburg an der Havel.

Sportkarriere

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1981 fand Willing den Einstieg in den Behindertensport – damals noch in den Klassifizierungen C4 und F11 –, startete erstmals 1985 international für die DDR. Sie gewann 1992 in Barcelona ihre erste paralympische Medaille, wo sie sich den Titel im Speerwurf sicherte und dabei einen Weltrekord aufstellte. Sie benötigte knapp ein Jahr zur psychischen Bewältigung ihres Unfall und der zusätzlichen Behinderung ab 1994. Es gelang ihr jedoch eine Fortsetzung ihrer sportlichen Erfolge. So konnte sie bereits bei den darauf folgenden Paralympics 1996 in Atlanta abermals die Goldmedaille im Speerwurf gewinnen[4] – in ihrer neuen Klasse F56 war sie im Wettkampf die einzige blinde Athletin. Es folgten zahlreiche Medaillen, darunter ein paralympischer Titel im Speerwurf 2008 in Peking[4] und weiteren Austragungen der Sommer-Paralympics. Auch bei den IPC-Welt- und Europameisterschaften gehört Willing seit 1998 regelmäßig zu den Besten in ihren drei Disziplinen.

Zudem kehrte sie auch in den Wintersport zurück und fährt dort Sitz-Ski (Skischlitten) mit Begleiter.

Bei den Paralympics 2016 gewann sie im Speerwurf die Silbermedaille. Dafür erhielt sie am 1. November 2016 das Silberne Lorbeerblatt.[5]

2017 errang sie Bronze im Speerwurf bei den IPC-Weltmeisterschaften in London.

2018 holte Willing bei den IPC-Europameisterschaften in Berlin jeweils Silber mit Kugel, Diskus und Speer.

Vereinszugehörigkeiten

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Willing startet seit 2013 für den Brandenburgischen Präventions- und Rehabilitationssportverein (BPRSV) in Cottbus und war zuvor beim SC Potsdam. Viele Jahre trainierte Willing bei der SG Stahl Brandenburg, wo sie Ehrenmitglied ist.[6]

Auszeichnungen

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Weltrekorde

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Willing stellte zahlreiche Rekorde auf. Noch 2018 hielt sie mit 24,03 m den Weltrekord im Speerwurf und die Europarekorde beim Diskuswurf (24,23 m) und Kugelstoßen (9,03 m).[11]

Disziplin Ort Weite / Punkte Datum
Kugelstoßen – F56 Berlin 8,92 m 16. Juni 2012
Speerwurf – F56 Berlin 24,03 m 13. Juni 2008
Speerwurf – F55 Bern 22,71 m 21. August 1999
Speerwurf – F11 Barcelona 38,62 m 6. September 1992
Fünfkampf – F11 Barcelona 2182 p 11. September 1992
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Einzelnachweise

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  1. Martina Willing, auf: deutsche-paralympische-mannschaft.de, abgerufen am 1. Oktober 2018.
  2. Kaderathleten – Martina Willing auf: bprsv-online.de, abgerufen am 1. Oktober 2018.
  3. Porträt von Willing, auf: infostradasports.com, abgerufen am 1. Oktober 2018.
  4. a b Martina Willing. In: International Paralympic Committee. Abgerufen am 20. Februar 2024 (englisch).
  5. Verleihung des Silbernen Lorbeerblattes. In: bundespraesident.de. Bundespräsidialamt, abgerufen am 23. November 2016.
  6. Bronze-Medaille für Martina Willing. In: SG Stahl Brandenburg. Abgerufen am 21. Februar 2024.
  7. a b Ausnahmesportlerin Martina Willing wird 60: Woidke gratuliert und wünscht viele weitere Erfolge. In: Landesregierung Brandenburg. Abgerufen am 21. Februar 2024.
  8. Opel Post. In: Opel. 13. Juni 1997, abgerufen am 20. Februar 2020.
  9. Glückwünsche an Goldmedaillengewinnerin. In: Stadt Brandenburg. Abgerufen am 20. Februar 2024.
  10. Berliner Sport: Goldenes Band für Boron. In: Tagesspiegel. Abgerufen am 20. Februar 2024.
  11. Berlin 2018 World Para Athletics European Champignonships – Official Results Book, auf: paralympic.org, abgerufen am 28. September 2018 (pdf 2,7 MB)