Martinhagen

Ortsteil von Schauenburg

Martinhagen ist der westlichste Ortsteil der Gemeinde Schauenburg im nordhessischen Landkreis Kassel.

Martinhagen
Gemeinde Schauenburg
Koordinaten: 51° 17′ N, 9° 17′ OKoordinaten: 51° 17′ 13″ N, 9° 17′ 14″ O
Höhe: 376 (367–403) m ü. NHN
Fläche: 4,46 km²[1]
Einwohner: 1347 (31. Dez. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 302 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Eingemeindet nach: Hoof
Postleitzahl: 34270
Vorwahl: 05601
Blick auf Martinhagen vom östlich gelegenen Schauenburger Burgberg
Blick auf Martinhagen vom östlich gelegenen Schauenburger Burgberg

Geografische Lage

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Martinhagen liegt im Naturpark Habichtswald in Nordhessen, etwa 19 km südwestlich von Kassel und 10 km südöstlich von Wolfhagen. Durch Martinhagen verlief bis Juli 2010 die Bundesstraße 520, die wegen der parallel am Dorf vorbeilaufenden Bundesautobahn 44 zur Landesstraße 3215 herabgestuft wurde.

Geschichte

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Die Dorfkirche

Ortsgeschichte

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Martinhagen wird soweit bekannt erstmals im Jahre 1081 als (villam noviter cultam que dicitur) Meribodonhago urkundlich erwähnt,[1] als eine Adelheid die Siedlung dem Kloster Hasungen schenkte. In erhaltenen Urkunden späterer Zeit wurde der Ort unter folgenden Namen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1] Meribodehago (1082), Merbodenhayn (1464), Merbenhain (1470), Mormelnhagen (1505) und Merdenhagen (1585).

Entstanden ist das Dorf wahrscheinlich durch eine Rodung an der Korbacher Straße, die Teil einer wichtigen Handelsstraße war. Im Jahr 1470 kam der Großenhof im Zuge einer Grenzbereinigung von der Vogtei Hasungen an die Landgrafschaft Hessen. Ab 1534 gehörte der Ort zum Amt Baune, später dann zum Amtsgericht Zierenberg und seit dem 19. Jahrhundert zum Kreis Wolfhagen.[3]

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen war Martinhagen vom 31. Dezember 1971 bis zum 31. Juli 1972 zunächst ein Ortsteil der Gemeinde Hoof[4] und wurde am 1. August 1972 ein Ortsteil der Gemeinde Schauenburg.[5][6] Für alle ehemaligen Gemeinden von Schauenburg wurden je ein Ortsbezirk eingerichtet.[7]

Großenhof

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Gedenktafel zum Zusammenschluss der beiden Gemeinden an der Korbacher Straße

Der sogenannte Großenhof[8] wurde 1470 erstmals urkundlich erwähnt; er gehörte denen von Dalwigk als hessisches Lehen.[9] Im Jahr 1534 fiel der „Große Hof“ im Rahmen einer Nutzungsteilung in den Besitz der Schaumburgischen Linie derer von Dalwigk. Ursprünglich handelte es sich um ein einzelnes Gehöft, später um eine kleine Landgemeinde im Landkreis Kassel.[10]

Am 1. April 1896 schied Großenhof aus dem Landkreis Kassel aus und wurde mit Martinhagen im Landkreis Wolfhagen zusammengeschlossen. Großenhof entsprach um 1900 dem östlichen Drittel der vergrößerten Gemeinde Martinhagen. Zur 100-Jahr-Feier im Jahr 1996 wurden zwei Gedenksteine an der alten Grenzlinie, einer in der Korbacher, der andere in der Zierenberger Straße aufgestellt.

Sandsteinkoloss von Martinhagen

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Ein riesiger Sandsteinblock mit über sechs Meter Länge und rund zwei Meter Querschnitt im Quadrat erregte im Jahr 1770 die Aufmerksamkeit des Landgrafen Friedrich II. von Hessen-Kassel. Erzählungen aus Martinhagen und Balhorn zufolge stammt der große Block aus den Balhorner Sandsteinbrüchen und war ursprünglich für den gerade im Bau befindlichen Herkules in Kassel gedacht.

Verschiedene Pläne, den Block nach Kassel zu schaffen, scheiterten aufgrund der damals schlechten Straßen- und Transportverhältnisse. Ein Heben des Steines war nicht möglich, da er auf einer Wiese in einer tiefen Talsohle vermutlich zwischen 1709 und 1710 vom Transportschlitten abgerutscht war. Die Wiese, auf der der Stein lag, war von 1710 bis 1820 steuerfrei. 1867 wurde der Steinblock versteigert. Der Käufer, ein Bürger aus Martinhagen, zerschlug ihn und verkaufte die Steine zum Bau eines Eisenbahndepots nach Kassel.

Verwaltungsgeschichte im Überblick

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Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Martinhagen angehört(e): [1][11]

Bevölkerung

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Einwohnerstruktur 2011

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Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Martinhagen 1308 Einwohner. Darunter waren 30 (2,3 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 216 Einwohner unter 18 Jahren, 416 zwischen 18 und 49, 321 zwischen 50 und 64 und 258 Einwohner waren älter.[14] Die Einwohner lebten in 585 Haushalten. Davon waren 162 Singlehaushalte, 204 Paare ohne Kinder und 162 Paare mit Kindern, sowie 48 Alleinerziehende und 9 Wohngemeinschaften. In 108 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 393 Haushaltungen lebten keine Senioren.[14]

Einwohnerentwicklung

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Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1585: 38 Haushaltungen
• 1747: 41 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
Martinhagen: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2011
Jahr  Einwohner
1834
  
620
1840
  
652
1846
  
649
1852
  
621
1858
  
581
1864
  
608
1871
  
629
1875
  
645
1885
  
632
1895
  
599
1905
  
566
1910
  
566
1925
  
603
1939
  
613
1946
  
952
1950
  
916
1956
  
808
1961
  
776
1967
  
868
1970
  
1.005
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
1.308
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1]; Zensus 2011[14]

Historische Religionszugehörigkeit

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• 1885: 432 evangelische (= 100,00 %) Einwohner[1]
• 1961: 776 evangelische (= 88,92 %), 84 katholische (= 10,82 %) Einwohner[1]

Für Martinhagen besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Martinhagen) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Der Ortsbeirat besteht aus sieben Mitgliedern.[7] Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 55,51 %. Dabei wurden gewählt: vier Mitglieder der SPD und drei Mitglieder der CDU.[15] Der Ortsbeirat wählte Daniel Schon (SPD) zum Ortsvorsteher.[16]

Kultur, Sehenswürdigkeiten und Freizeit

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Der Martinstein
 
Die 2009 gebaute Grillhütte
 
Das Wassertretbecken
  • In der Ortsmitte steht die evangelische Dorfkirche, das älteste Gebäude im Ort. Der Kirchturm diente in früheren Zeiten als Wehrturm mit Schießscharten und Pechnasen.
  • Direkt neben der Kirche liegt der Martinstein, ein durch Erosion als freistehender Felsen freigelegter Abschnitt eines Basaltgangs, das Wahrzeichen Martinhagens.
  • Martinhagen verfügt über eine gepflegte Freizeitanlage mit See (dem „Martinsweiher“), einem Kinderspielplatz, einem Wassertretbecken und einer Grillhütte.
  • Unmittelbar neben dem (Sand)-Steinbruch im Hegeholz (Waldgebiet) steht die Hubertushütte, die nach einer Brandstiftung im Jahr 2005 neu aufgebaut wurde. Neben der Hütte befinden sich ein Grillplatz, der in einer Art Holzfort gebaut wurde, sowie ein Zeltplatz, der häufig von Pfadfinder- und Wandergruppen genutzt wird.
  • Am Sportplatz befindet sich ein Multifunktionsplatz, auf dem sich momentan ein Skatepark befindet und der als Festplatz (unter anderen für die alle zwei Jahre stattfindende Zeltkirmes im September) dient.
  • Der TSV Martinhagen 1910 e. V. bietet verschiedene Sport- und Kursangebote an (u. a. Tischtennis, Kinderturnen etc.). Der Sportbetrieb findet überwiegend in der Mehrzweckhalle des Dorfgemeinschaftshauses statt.

Wirtschaft und Infrastruktur

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Literatur

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  • Erich Böttger: Schauenburg im: Jahrbuch des Landkreises Kassel 1974, S. 36 ff.
  • Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen, 1926, S. 185 und 321.
  • Literatur über Martinhagen nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
  • Literatur über Schauenburg-Martinhagen nach GND In: Hessische Bibliographie
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Commons: Martinhagen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

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Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Trennung von Justiz (Justizamt Wolfhagen) und Verwaltung

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h Martinhagen, Landkreis Kassel. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 23. März 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Martinhagen. Abgerufen am 28. Juli 2024.
  3. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Hessen-Nassau und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt vom Königlichen Statistischen Bureau. In: Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Band X, 1873, ZDB-ID 1467505-5, S. 26 (Digitalisat).
  4. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen in Hessen vom 14. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 01, S. 5, Punkt 8; Abs. 67. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,9 MB]).
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 401 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  6. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Hofgeismar, Kassel und Wolfhagen (GVBl. II 330-17) vom 11. Juli 1972. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr. 17, S. 225, § 4 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
  7. a b Hauptsatzung. § 5. In: Webauftritt. Gemeinde Schauenburg, abgerufen im August 2023.
  8. Weitere historische Ortsnamen: Grossenhof (1926) (Reimer, Ortslexikon, S. 185); Maierhof (1930er), (Flurname); Meierhof, (2007), (Straßenname auf Liegenschaftskarte)
  9. Großenhof, Landkreis Kassel. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  10. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Hessen-Nassau und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt vom Königlichen Statistischen Bureau. In: Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Band X, 1873, ZDB-ID 1467505-5, S. 2 (Digitalisat).
  11. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  12. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 62 f. (online bei Google Books).
  13. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 71.
  14. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 28 und 84, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  15. Ortsbeiratswahl Martinhagen. In: Votemanager. Kommunales Gebietsrechenzentrum, abgerufen im August 2023.
  16. Ortsbeiräte der Gemeinde Schauenburg. In: Webauftritt. Gemeinde Schauenberg, abgerufen im August 2023.