Bei dem Massaker in Maguindanao (manchmal auch Ampatuan-Massaker[1][2][3]) am 23. November 2009 in der philippinischen Provinz Maguindanao wurden 57 Zivilisten[4] ermordet.

In Ampatuan in Maguindanao fand das Massaker statt

Geschichte

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Der Politiker Esmael Mangudadatu wollte zur Gouverneurswahl in der Provinz Maguindanao antreten. Tage vor der Anmeldung bat er beim damaligen Leiter der 601. Brigade in Maguindanao, Oberst Medardo Geslani, um Begleitschutz für seine Anhänger und Verwandten. Geslani lehnte jedoch die Bitte ab.[5]

Am 23. November 2009 machte sich ein Autokonvoi auf den Weg zur Anmeldung – er wurde überfallen und 57 Personen ermordet. Dabei wurde wohl ein Auto versehentlich angegriffen. Die Opfer[4] waren Anhänger und Angehörige von Mangudadatu, darunter auch 32 Journalisten.[6] Laut der Organisation Reporter ohne Grenzen handelt es sich um das „größte einzelne Massaker an Journalisten in der Geschichte“.

Zwischen den Clans der Mangudadatu und der Ampatuan herrschte seit Jahren eine Familienfehde – auf den Philippinen unter dem Begriff Rido bekannt.[7]

Vor den Morden standen Bagger bereit, die bereits Gruben ausgehoben hatten, in die die Opfer zusammen mit ihren Fahrzeugen geworfen wurden. Eines der Opfer konnte kurz vor seinem Tod noch eine SMS absetzen, die die Polizei alarmierte. Diese schickte einen Polizeihubschrauber, der das weitere Verwischen von Spuren verhinderte.[4]

Mehrere Verdächtige wurden verhaftet, darunter auch Andal Ampatuan junior, einer der Söhne des damaligen Gouverneurs Andal Ampatuan senior[8]

Am 24. November erklärte die Präsidentin der Philippinen, Gloria Macapagal Arroyo, den Notstand in den Provinzen Maguindanao, Sultan Kudarat und Cotabato City.[9]

Laut einem Polizeisprecher sollen wegen des Vorfalls alle Polizeibeamten der Provinz entlassen werden.[10]

Laut dem Innenstaatssekretär Ronaldo Puno kam es zu Zusammenstößen mit örtlichen Milizen des Ampatuan-Clans und den Sicherheitskräften. Auch in der Stadt Datu Unsay kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei.[11]

 
Monument, National Press Club of the Philippines

Mangudadatus Familie und Verbundene

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Name[12] Beschreibung
Genalyn Tiamson-Mangudadatu Esmael Mangudadatus Frau
Eden Mangudadatu Vizebürgermeisterin von Mangudadatu, Schwester von Esmael Mangudadatu
Rowena Mangudadatu Cousin von Esmael Mangudadatu
Manguba Mangudadatu Tante von Esmael Mangudadatu
Faridah Sabdulah
Farida Mangudadatu Jüngste Schwester von Esmael Mangudadatu
Farina Mangudadatu Schwester von Esmael Mangudadatu
Concepcion Brizuela Rechtsanwältin
Cynthia Oquendo Rechtsanwältin
Catalino Oquendo Cynthia Oquendos Vater
Rasul Daud Fahrer

Journalisten

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32 Journalisten wurden bei dem Massaker ermordet.[6][13] Nur 25 konnten bis jetzt identifiziert werden.

Name Beschreibung
Alejandro Reblando Korrespondent
Henry Araneta Korrespondent
Napoleon Salaysay Manager
Bartolome Maravilla
Jhoy Dojay Goldstar Daily
Andy Teodoro Mindanao Examiner
Ian Subang Mindanao Focus
Leah Dalmacio Mindanao Focus
Gina Dela Cruz Mindanao Focus
Maritess Cablitas Mindanao Focus
Neneng Montano Saksi
Victor Nuñez UNTV Reporter
McDelbert Arriola UNTV Kameramann
Jolito Evardo UNTV Bearbeiter
Daniel Tiamson UNTV Fahrer
Humberto Mumay Journalist
Rey Merisco Journalist
Ronnie Perante Journalist
Jun Legarta Journalist
Val Cachuela Journalist
Santos Gatchalian Journalist
Joel Parcon Freier Journalist
Noel Decena Freier Journalist
John Caniba Freier Journalist
Art Betia Freier Journalist
Ranie Razon Freier Journalist
Archie Ace David Freier Journalist
Fernando Mendoza Fahrer

Roter Toyota Vios

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Fünf Opfer, die vermutlich irrtümlich als Teil des Konvois betrachtet wurden:[14]

Name Beschreibung
Eduardo Lechonsito Regierungsangestellter
Cecille Lechonsito Frau von Eduardo Lechonsito
Mercy Palabrica Mitarbeiter von Eduardo Lechonsito
Daryll delos Reyes Mitarbeiter von Eduardo Lechonsito
Wilhelm Palabrica Fahrer

Juristische Aufarbeitung

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Im April 2010 wurde gegen zwei Verdächtige des Ampatuan-Klans, Zaldy Ampatuan und dessen Onkel Akmad Ampatuan, die Klage auf Anordnung des Justizministers Alberto Agra fallen gelassen unter Protest der Staatsanwaltschaft.[15]

Der Prozess gegen Andal Ampatuan junior wurde am 8. September 2010 eröffnet. Neben ihm wurden 195 weitere Personen angeklagt. Der erste Hauptzeuge, Lakmudin Saliao, sagte vor Gericht aus, dass die Ampatuans in einem Familientreffen den Tod von Esmael Mangudadatu im Falle einer Kandidatur beschlossen hätten.[16] Laut der Aussage telefonierte Andal Ampatuan junior mit seinem Vater kurz vor Ankunft des Konvois und lehnte den Vorschlag, die Journalisten am Leben zu lassen, mit dem Hinweis auf mögliche Aussagen ab. Er soll sich selbst mit mehr als hundert Angehörigen der familieneigenen Miliz an den Morden beteiligt haben.[17]

Human Rights Watch und Verwandte der Opfer kritisierten die Verzögerungen bis zum Prozess. Bis zu seinem Beginn wurden fünf Zeugen ermordet und andere massiv eingeschüchtert.[17]

Am 23. November 2011, dem zweiten Jahrestag des Massakers, verklagten die Opfer über ihren Anwalt Harry Roque, die ehemalige Präsidentin Gloria Macapagal Arroyo auf 346.000 US-Dollar Schadenersatz. Sie soll den Clan um Ampatuan jahrelang unterstützt haben.[6] Am Tag danach wurde der Opfer mit 58 Schweigesekunden, eine für jeden Toten, gedacht.[6]

Am 29. August 2012 nahm die Polizei in einem Vorort von Manila Datu Ulo Ampatuan fest. Der Sohn von Andal Ampatuan senior war laut Augenzeugen bei dem Massaker anwesend. Zu dem Zeitpunkt befanden sich Andal Ampatuan senior, drei seiner Söhne und 97 Komplizen in Haft. 94 Personen wurden noch gesucht.[18]

Am 19. Dezember 2019 wurden von Richterin Jocelyn Solis-Reyes in Manila 28 Urteile wegen Mordes gesprochen. 8 der Verurteilten stammen aus dem engsten Kreis der Familie Ampatuan. Sie hatten die Morde laut Zeugenaussagen im Zuge eines Familienrats beschlossen. Auch der 2015 in Untersuchungshaft verstorbene frühere Gouverneur, Andal Ampatuan Senior, stimmte dem Plan ausdrücklich zu.[4]

Dokumentation

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History Asia veröffentlichte am 26. September 2010 eine Dokumentation zu dem Massaker mit dem Namen The Maguindanao Massacre.[19]

Siehe auch

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Einzelnachweise

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  1. [1]
  2. [2]
  3. [3]
  4. a b c d Auch Mächtige können in den Philippinen nicht auf Straflosigkeit pochen – doch es dauerte zehn Jahre, bis die Schuldigen der schlimmsten Bluttat des Landes nun verurteilt wurden
  5. Insulting Ampatuan massacre victims, Manila Times, 24. Juni 2014, aufgerufen am 8. August 2014
  6. a b c d Hilja Müller: Arroyo macht der Justiz Kopfzerbrechen. In: die tageszeitung. 23. November 2011, abgerufen am 24. November 2011.
  7. Mahar Mangahas: „The scale of 'rido’ in Mindanao (Memento vom 30. November 2009 im Internet Archive)“ In: Philippine Daily Inquirer vom 27. November 2009, abgerufen am 14. Februar 2010
  8. Frankfurter Rundschau: „Polizei verhaftet Kronprinzen“, 26. November 2009
  9. ABS-CBN News: „(UPDATE) Arroyo declares state of emergency in Maguindanao, Sultan Kudarat“, 27. November 2009
  10. newsv1.orf.at (Memento vom 14. Juli 2012 im Webarchiv archive.today)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt
  11. ORF-Bericht über Zusammenstöße mit der Polizei
  12. Liste der Opfer (Memento vom 25. November 2009 im Internet Archive)
  13. Inquirer: Inquirer man recounts harrowing tales of survival (Memento vom 26. November 2009 im Internet Archive)
  14. GMANews.tv
  15. [4]
  16. Neue Zürcher Zeitung: Prozess um Massaker auf den Philippinen, 8. September 2010.
  17. a b TAZ: Drahtzieher von Massaker vor Gericht
  18. Festnahme nach Massaker mit 57 Toten auf Philippinen
  19. The Maguindanao Massacre. History Asia, archiviert vom Original am 26. September 2010; abgerufen am 29. November 2014.