Das Massaker von Lissabon begann am Sonntag, dem 19. April 1506 in Lissabon, als eine Gruppe von Kirchenbesuchern mehrere Personen in der Gemeinde angriff und tötete, die sie als Juden verdächtigten. Die Gewalt eskalierte zu einem stadtweiten antisemitischen Aufstand, bei dem bis zu 4.000 „neue Christen“ (cristãos-novos), die Bezeichnung für zum Christentum zwangsbekehrte Juden, getötet wurden.

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Hintergrund

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Als König Manuel I. 1495 den Thron bestieg, liberalisierte er den Status der Juden, die praktisch in Sklaverei gehalten worden waren. Unter dem Druck der Katholischen Könige Spaniens befahl er 1496 allen Juden, entweder sich taufen zu lassen oder das Land zu verlassen. Manuel wollte jedoch einen wichtigen und produktiven Teil der Bevölkerung nicht verlieren und ließ 1497, noch vor Ablauf der Frist für ihre Ausreise, alle Juden per königlichem Dekret konvertieren. Dazu gehörten sowohl die einheimischen portugiesischen Juden als auch eine beträchtliche Zahl von Juden, die nach dem Vertreibungsedikt von 1492 aus Spanien geflohen waren. Im Jahr 1499 verbot Manuel den Neuchristen, das Land zu verlassen.[1]

Die ursprüngliche christliche Bevölkerung lehnte die Neubekehrten ab. Sie war verärgert über diese neue wirtschaftliche Konkurrenz und vermutete, dass viele der Konvertiten den jüdischen Glauben weiterhin im Geheimen praktizierten. Trotz der Bemühungen des Königs, den Frieden aufrechtzuerhalten, kam es gelegentlich zu Gewaltausbrüchen gegen die Neuchristen, die im Massaker von Lissabon im Jahr 1506 gipfelten.[2]

Das Massaker

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Epistola de victoria contra infideles habita, 1507

Das Massaker begann am Sonntag, dem 19. April 1506, in der Kirche von São Domingos. Die Gläubigen beteten für ein Ende der Dürre und der Pest, welche das Land heimsuchten, als mehrere Gläubige behaupteten, sie hätten ein seltsames Licht gesehen, das von einem Kruzifix in der Jesus-Kapelle ausging. Das offensichtliche Wunder sprach sich herum, und schon bald war die Kirche mit einer großen Menschenmenge gefüllt, zu der auch deutsche und französische Seeleute von den im Hafen liegenden Handelsschiffen gehörten.[3][4]

Die Menge wurde wütend, als ein Neuchrist die Behauptungen über ein Wunder ins Lächerliche zog. In der Kirche brach ein Kampf aus, und der Mann wurde zusammen mit anderen anwesenden Neuchristen getötet. Der Mob verließ die Kirche und begann, alle Neuchristen zu töten, denen er begegnete. Sie errichteten auf dem Kirchplatz einen Scheiterhaufen und warfen die Leichen ihrer Opfer ins Feuer.[4]

Die Behörden waren nicht in der Lage, den Mob zu bändigen, und weitere Menschen schlossen sich an, angelockt von den Gelegenheiten zum Plündern. Die Gewalt breitete sich in der ganzen Stadt aus. Neue Christen, unabhängig von Alter oder Geschlecht, wurden ermordet und ihre Häuser geplündert. Auch einige alte Christen wurden Opfer des Chaos. Am Montagabend schien die Gewalt zu enden, aber Dominikanermönche des Klosters São Domingos organisierten eine Prozession und forderten die Menge auf, die „Ketzer“ zu töten und „die böse Rasse auszulöschen“. Die Ausschreitungen dauerten bis Donnerstag an, als eine religiöse Prozession, die zum Frieden aufrief, durch die Stadt zog und die Ordnung wiederherstellte.[3][4]

Die Angaben über die Zahl der Getöteten schwanken zwischen weniger als 1.000 und mehr als 4.000. Die meisten waren Neuchristen, aber auch einige Altchristen wurden ermordet. Mindestens ein wichtiger königlicher Beamter, João Rodrigues Mascarenhas, war unter den Getöteten. Mascarenhas, ein Neuchrist und Steuereintreiber, stand zweifellos im Mittelpunkt des öffentlichen Hasses.[4]

Nachwirkungen

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Denkmal in Lissabon zum Gedenken an die Verstorbenen

Der König und der Hof hatten Lissabon zuvor verlassen und waren nach Abrantes gereist, um der Pest zu entgehen und waren nicht anwesend, als das Massaker begann. Als König Manuel I. von den Ereignissen in Lissabon erfuhr, befahl er dem Gouverneur, in die Stadt zu eilen und „alle Übeltäter, die für das Massaker verantwortlich sind, zu erhängen“. Für Manuel war der völlige Zusammenbruch der Ordnung eine Herausforderung für seine Autorität und eine internationale Blamage. Auch seine Bemühungen, die kürzlich konvertierten Juden in die portugiesische Gesellschaft zu integrieren, waren gescheitert.[4]

Die Vergeltung des Königs war schnell und brutal. Die Teilnehmer an dem Massaker wurden ohne Gerichtsverfahren hingerichtet. Zwei Dominikanermönche, die die Aufrührer angestiftet hatten, wurden ihrer Ordenskleidung beraubt, erwürgt und verbrannt. Einige Täter flohen aus der Stadt, wurden jedoch bei ihrem Versuch, zurückzukehren, verhaftet und später hingerichtet. Ungefähr 500 Aufständische wurden hingerichtet. Die einzigen, die der Justiz weitgehend entkamen, waren die ausländischen Seeleute und Kaufleute, die mit ihrer Beute auf die Schiffe zurückkehrten und davonsegelten.[3]

Manuel bestrafte auch die Institutionen, die an dem Massaker beteiligt waren. Die Abtei von São Domingos wurde für acht Jahre geschlossen, und die Stadt Lissabon verlor wichtige Privilegien, einschließlich des Ausschlusses der Vertreter der Stadt aus dem Rat der Krone.

Nach dem Massaker ignorierten Hunderte von Neuchristen das königliche Dekret, das die Auswanderung verbot, und flohen aus Portugal, während einige der Zurückgebliebenen dem portugiesischen Monarchen noch immer treu ergeben waren[5]. Am 1. März 1507 erließ Manuel ein Edikt, das die Auswanderung von Neuchristen aus Portugal legalisierte.[4]

Über das Massaker wurde in ganz Europa berichtet. Mehrere zeitgenössische Berichte sind erhalten geblieben, darunter ein Bericht des bekannten Historikers Gaspar Correia, der in den 1970er Jahren in einem Auktionshaus wiederentdeckt wurde.[4]

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Commons: Massaker von Lissabon 1506 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Luis Rebelo (2003). "Manuel I, King of Portugal". In Gerli, E. Michael (Hrsg.). Medieval Iberia : an encyclopedia. New York: Routledge, ISBN 0-415-93918-6.
  2. Jacob Rader Marcus (2015). "The Massacre of the New Christians of Lisbon: 1506". The Jews in Christian Europe: A Source Book, 315–1791. Hebrew Union College Press. S. 193–197.
  3. a b c Jacob Rader Marcus (2015). "The Massacre of the New Christians of Lisbon: 1506". The Jews in Christian Europe: A Source Book, 315–1791. Hebrew Union College Press.
  4. a b c d e f g Francois Soyer (2007). The Massacre of the New Christians of Lisbon in 1506: A New Eyewitness Account. ResearchGate.
  5. Yosef Hayim Yerushalmi, Elisheva Carlebach: Jewish History and Jewish Memory: Essays in Honor of Yosef Hayim Yerushalmi, 1998, UPNE, ISBN 0-87451-871-7, S. 6–7.