Matt Dillahunty

US-amerikanischer atheistischer Aktivist

Matthew Wade Dillahunty (* 31. März 1969 in Kansas City, Missouri) ist ein amerikanischer atheistischer Aktivist und ehemaliger Präsident der Atheist Community of Austin (ACA), eine Funktion, die er von 2006 bis 2013 innehatte.[1][2] Von 2005 bis 2022 moderierte er die über Kabel-Fernsehen und als Webcast gesendete TV-Show The Atheist Experience in Austin.[3][4] Außerdem war er Moderator des im Internet live übertragenen Radioprogramms Non-Prophets Radio.[5]

Matt Dillahunty, speaking at the American Atheists Convention 2011

Dillahunty reist im Rahmen der Secular Student Alliance regelmäßig durch die Vereinigten Staaten, um an Diskussionen teilzunehmen und zu lokalen säkularen Organisationen zu sprechen.[6] Auch außerhalb der Vereinigten Staaten tritt er in Debatten und Diskussionen auf. Im Sommer 2017 ging Dillahunty auf eine von der Stiftung Pangburn Philosophy gesponserte Vortragsreise, auf der er auch mit Sam Harris, Richard Dawkins und Lawrence Krauss die Bühne teilte.

Biographie

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Dillahunty wuchs in einer baptistischen Gemeinde im Süden der USA auf und wollte ursprünglich Pfarrer werden.[7] Einen höheren Bildungsabschluss verfolgte er nicht.[8]

Das gründliche Studium der christlichen Glaubenslehre führte dazu, dass er sich nicht nur vom Christentum distanzierte, sondern letztlich von allen Religionen.[9] Dillahunty diente acht Jahre in der U.S. Navy,[10] bevor er eine Arbeit im Bereich Softwaredesign aufnahm. Im März 2005 moderierte er zum ersten Mal The Atheist Experience. Danach wurde er regelmäßiger Moderator des Programms.[11] Im Oktober 2011 heiratete er seine Kollegin von The Atheist Experience Beth Presswood, die auch Co-Moderatorin des Podcasts Godless Bitches ist. Das Paar ließ sich 2018 scheiden.[12]

Dillahunty bezeichnet sich selbst als Feminist.[13] Er ist einer der Protagonisten des Dokumentarfilms My Week in Atheism (2014) von John Christy[14] und des preisgekrönten deutschen Dokumentarfilms Mission Control Texas (2015) von Ralf Bücheler.[15] Er tritt auch als Zauberer auf.[16]

Debatten und Diskussionen

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Dillahunty hat für sich sowohl reglementierte Debatten, als auch offene Diskussionen als effektive Formate zur Wissensvermittlung entdeckt: „Ich bin absolut überzeugt von meiner Erfahrung und den Belegen, die ich über die Jahre sammeln konnte, dass sie unglaublich wertvoll sind.“[17] Er sprach auf atheistischen und Freidenker-Konferenzen und lieferte sich Streitgespräche mit zahlreichen christlichen Apologeten, wie Ray Comfort (in The Atheist Experience)[17] oder David Robertson vom Programm Unbelievable des Premier Christian Radio.[17] Auf dem Kongress der American Atheists 2014 in Salt Lake City gab er ein Seminar, in dem er Leitgedanken effektiven Debattierens vorstellte: „Nimm deinen Gegner ernst: ‚Das Publikum muss verstehen, dass ich seine Ansichten vollkommen nachvollziehen kann und sie zurückgewiesen habe.‘ Verwende Logik: ‚Ich sage ihnen, dass ich ein besseres Buch als die Bibel schreiben kann. Ganz einfach: Ich kopiere die Bibel Wort für Wort, außer die Stellen über Sklaverei.‘ Und vergesst die Emotionen nicht: ‚Das ist Theater. Das ist mein Vorteil mit einem baptistischen Hintergrund gegenüber jemandem wie Richard Dawkins, obwohl er mehr über Wissenschaft weiß.‘“[18] Er gab auch an, dass er bereit wäre „Ich weiß es nicht.“ in Debatten zu sagen. Ein „bedrohliches Konzept“ für einige seiner Zuhörer.[17][19] Gemeinsam mit seinen Aktivisten-Kollegen Seth Andrews und Aron Ra reiste er als Teilnehmer der Unholy Trinity Tour im März 2015 nach Australien.[20] Im April 2015 war er Gastredner der Merseyside Skeptics Society QEDCon Manchester, Vereinigtes Königreich.[21] 2018 nahm Dillahunty mit einer Diskussion mit dem kanadischen Psychologen Jordan Peterson an einer Veranstaltung von Pangburn Philosophy teil, in welcher die beiden ihre unterschiedlichen Ansichten über Religion, speziell deren Beziehung zu Werten und Kultur diskutierten.[22] Die Debatte wurde auf dem YouTube-Kanal von Pangburn Philosophy veröffentlicht.[22]

Moralische Ansichten

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Eines von Dillahuntys wiederkehrenden Themen ist das der Überlegenheit säkularer Moral über religiöse Moral. Sein Hauptkritikpunkt ist, dass säkulare Moralsysteme inklusiv, dynamisch, Veränderung befürwortend sind und den Interessen aller Beteiligten dienen, während religiöse Moralsysteme nur den Interessen einer externen Autorität dienen.[23] So sagte er auf dem Kongress der American Atheists 2013 in Austin: „Sie sagen, wir wären unmoralisch, obwohl wir die einzigen sind, die verstehen, dass Moral von Empathie, Fairness und Kooperation herrührt und von den physischen Tatsachen zwischenmenschlicher Interaktion in diesem Universum. Sie haben ihre moralische Richtschnur zerrissen und ihre Menschlichkeit auf dem Altar der Religion geopfert. Sie sagen, wir wären verloren und kaputt und bedürftig nach Erlösung, obwohl wir diejenigen sind, die frei sind.“[24] Dillahunty ist der Meinung, es wäre „moralisch minderwertig“, für endlich währende Taten endlos währende Belohnungen oder Strafen zu fordern.[25]

Verteidigung von Reproduktionsrechten

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Matt Dillahunty speaking about debating at the American Atheist National Convention 2014

Dillahunty engagiert sich für die Reproduktionsrechte. Nachdem er erfuhr, dass die Gruppe säkularer Abtreibungsgegner Secular Pro-Life einen runden Tisch auf dem Kongress der American Atheists 2012 organisierte, forderte er eine ihrer Vertreterinnen zu einer öffentlichen Debatte heraus. Die Debatte mit Kristine Kruszelnicki fand 2012 auf der Texas Freethought Convention statt. Dillahunty nutzte die körperliche Selbstbestimmung als Hauptargument gegen Abtreibungsverbote.[26] Im März 2014 debattierte Dillahunty mit Clinton Wilcox, der kein Mitglied der Secular Pro-Life ist, obwohl die Debatte auf deren Blog beworben wurde. Im Anschluss daran kam es zu einem Zerwürfnis mit der Organisation und Dillahunty gab auf Facebook bekannt, dass er nicht mehr öffentlich mit ihnen debattieren würde.[27] Er und Beth Presswood äußerten sich in Amanda Marcottes Podcast RH Reality Check zu den Ereignissen und sagten, dass „die Erscheinung eines Cis-Mannes ohne Gebärmutter“, der Frauenrechte vertritt, nicht das ist, wofür sie sich einsetzen wollten, und in Zukunft anderen die Bühne in der öffentlichen Auseinandersetzung mit dem Thema überlassen sollten.[28]

Skeptizismus

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Dillahunty at QED 2015, a skeptical conference in Manchester

Dillahunty wirbt für eine skeptische Grundhaltung. Auf dem Kongress der American Atheists in Austin 2013 sagte er, was einem Lebensmotto am nächsten komme, wäre für ihn „möglichst viele wahre Sachen zu glauben und so wenig falsche wie möglich“. Inspirieren ließe er sich dabei von David Hume. Im selben Vortrag gestand er, sich am ehesten mit der Rolle eines Skeptikers identifizieren zu können. Skeptizismus hätte einiges zu ungeprüften religiösen Behauptungen zu sagen und philosophischer Skeptizismus würde zum Atheismus führen.[24] Er sieht Atheismus als einen Teil von Skeptizismus und wüsste nicht, warum Skeptizismus nicht auch religiöse Behauptungen untersuchen sollte – was in der skeptischen Gemeinschaft kontrovers diskutiert würde. Dillahunty stellte die rhetorische Frage „Wie beliebt wären Hellseher oder Geister, wenn es nicht diese monumentale Idee bei 70–80% der Bevölkerung gebe, dass in jedem von uns eine unsterbliche Seele wohnt, die den Körper nach dem Tod verlässt und entweder in ein Jenseits eingeht oder weiter hier auf der Erde umherirrt? … Wenn man den Menschen erklärt, was höchstwahrscheinlich mit dem Tod passiert, werden sie sich anstrengen, schon zu Lebzeiten einander besser zu behandeln, und auch ihre Trauer nähme ab, weil sie die Realität besser verstünden.“ Er ermahnte „seien Sie nicht skeptisch mit dem Ziel, richtig zu liegen, sondern mit dem Ziel, nicht mehr falsch zu liegen.“ In einem Interview mit dem Human-ethischen Verband Norwegens (Human-Etisk Forbund, HEF) sagte er, dass er nicht sehen könne, warum religiöse Behauptungen über die Realität von Skeptikern anders als Verschwörungstheorien oder Behauptungen von Besuchen Außerirdischer behandelt werden sollten.[29]

Kaugummikugel-Analogie

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Dillahunty erklärt die philosophische Beweislast anschaulich durch seine Kaugummikugel-Analogie: Wenn ein Glas mit einer unbekannten Menge von Kaugummikugeln gefüllt ist, muss jede Aussage darüber, ob deren Anzahl gerade oder ungerade ist, in Abwesenheit von Beweisen als suspekt betrachtet werden. Daraus folgt, dass man nicht automatisch glaubt, die Anzahl wäre ungerade, nur weil man eine unbegründete Behauptung, die Anzahl wäre gerade, nicht glaubt. Ähnlich bedeutet der Zweifel an der Aussage „Es gibt einen Gott.“ nicht automatisch, dass man glauben müsse, es gebe keinen Gott. Diese Denkmethode dient dazu, die übliche Erwiderung „Was ist dein Beweis, dass es keinen Gott gibt?“ als unzulässige Beweislastumkehr zu enttarnen.[30]

Auszeichnungen

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2011 erhielt Dillahunty von Staks Rosch von Examiner.com die nach Christopher Hitchens als Hitchie benannte Auszeichnung für den Atheisten des Jahres.[31] Die Auszeichnung wurde von Roschs Lesern für von ihm ausgewählte Nominierte für diese Kategorie verliehen.[32][33][34]

2012 erhielt er den Catherine-Fahringer-Preis Freethinker of the Year von der Freethinkers Association von Zentral-Texas.[35]

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Commons: Matt Dillahunty – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Board of Directors. Atheist Community of Austin, abgerufen am 21. März 2020 (englisch).
  2. Matt Dillahunty. In: Texas Secular Convention. 1. März 2015, archiviert vom Original am 6. Januar 2015; abgerufen am 21. März 2020 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.texassecularconvention.org
  3. Mike Rosen-Molina: Public Access TV Fights for Relevance in the YouTube Age. In: Mediashift. 17. Dezember 2008, abgerufen am 21. März 2020 (englisch).
  4. John Salazar: Research Shows Christian Population in Decline. In: Spectrum News. Charter Communications, 18. Mai 2015, abgerufen am 21. März 2020 (englisch).
  5. Lloyd Miller: On Atheism. In: Society for Anthropology in Community Colleges (Hrsg.): Teaching Anthropology: SACC Notes. Band 18, Nr. 1, 2012, ISSN 1537-1751, S. 23 (online [PDF]).
  6. 2012 Conference Speakers! Secular Student Alliance, abgerufen am 12. Juli 2012.
  7. Dana Kimmelman: “Mom, Dad: I’m an Atheist,” says Dillahunty. In: Onward State. 1. April 2009, abgerufen am 21. März 2020 (englisch).
  8. Matt Dillahunty: I've been told there's a reddit discussion about my credentials. Easy. I have none. No degrees. No seminary. Doesn't matter. 19. Februar 2014, abgerufen am 7. November 2019 (englisch).
  9. Atheist Experience: Matt Dillahunty. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. Juni 2012; abgerufen am 21. März 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.atheist-experience.com
  10. USS Theodore Roosevelt (CVN 71). In: Unofficial U.S. Navy Site. Abgerufen am 21. März 2020.
  11. Matt Dillahunty: Matt Dillahunty: Reflections on a "'lifetime' as ACA President. In: The Atheist Experience. Atheist Community of Austin, 13. August 2013, abgerufen am 21. März 2020.
  12. Tolulope Igun: Matt Dillahunty. In: www.ffrf.org. Freedom From Religion Foundation, abgerufen am 21. März 2020 (englisch).
  13. Matt Dillahunty - The Feminist Atheist; The Skeptic Feminist; August 11, 2015
  14. Anugrah Kumar: Christian Filmmaker, Atheist Activist Release Their New Film 'My Week in Atheism'. In: The Christian Post. 18. Februar 2014, abgerufen am 21. März 2020 (englisch).
  15. Nikolaus von Festenberg: 3sat-Doku "Mission Control Texas" Gotteskrieg im Bibelgürtel. In: Der Tagesspiegel. 13. Juni 2015, abgerufen am 21. März 2020.
  16. Matt Dillahunty. American Atheists, abgerufen am 21. März 2020 (englisch).
  17. a b c d Matt Dillahunty - The Value of Debates. 28. Juni 2014, abgerufen am 21. März 2020 (englisch).
  18. Bas den Hond: Onder ongelovigen. In: Trouw. De Persgroep, 3. Juni 2014, abgerufen am 3. Juni 2014 (niederländisch).
  19. Heather Adams: MU skeptics group brings big-name atheists to campus. In: KBIA 91.3 FM. 17. März 2014, abgerufen am 21. März 2020 (englisch).
  20. Pub talk with an atheist and an anglican. In: Eternity News. Bible Society Australia, 22. März 2015, abgerufen am 21. März 2020 (englisch).
  21. Al Lee: Guest post: The Mancunian Way. In: Freethought Blogs. 27. April 2015, abgerufen am 21. März 2020 (englisch).
  22. a b Jordan Peterson vs Matt Dillahunty (CC: Arabic & Spanish). In: YouTube. Abgerufen am 14. August 2019.
  23. Collin Boots: The superiority of secular morality. In: The Daily Pennsylvanian. University of Pennsylvania's independent student media organization, 30. April 2014, abgerufen am 21. März 2020 (englisch).
  24. a b AACON 2013 Matt Dillahunty - Skepticism And Atheism. 17. April 2013, abgerufen am 21. März 2020 (englisch).
  25. J. J. Dyken: The Divine Default: Why Faith is Not the Answer. Algora Publishing, 2013, ISBN 978-1-62894-008-4, S. 94 (Online auf Google Books).
  26. Abortion Debate at Texas Freethought Convention, Matt Dillahunty vs. Kristine Kruszelnicki. 22. Oktober 2012, abgerufen am 21. März 2020 (englisch).
  27. Debates, Delusions and Dishonesty - Why I have no respect for Kelsey Hazzard and SPL. 3. April 2014, abgerufen am 21. März 2020 (englisch).
  28. Amanda Marcotte: Is Secular Anti-Choice a Thing? In: Reality Cast. Rewire News, 14. April 2014, abgerufen am 21. März 2020 (englisch).
  29. Even Gran: Tåpelig av skeptikere å frede religion. In: fri tanke. Human-Etisk Forbunds, 9. Oktober 2014, abgerufen am 21. März 2020 (englisch).
  30. Armin Navabi: Why There Is No God. Simple Responses to 20 Common Arguments for the Existence of God. Hrsg.: Atheist Republic. 2014, S. 9 (englisch, online auf Google Books [abgerufen am 21. März 2020]).
  31. Jarbas Aragão: Ex-evangelista recebe o prêmio de “ateu do ano”. In: Gospel Prime. 8. Januar 2012, abgerufen am 21. März 2020 (portugiesisch).
  32. Leah Libresco: What Makes a Great Atheist? In: Patheos. 5. Januar 2012, abgerufen am 21. März 2020 (englisch).
  33. Greta Christina: Tokenism Is Not Inclusivity. 5. Januar 2012, abgerufen am 21. März 2020 (englisch).
  34. Orphelia Benson: Token women. In: Freethoughts Blogs. 5. Januar 2012, abgerufen am 21. März 2020 (englisch).
  35. Freethinkers of Central Texas honors Matt Dillahunty. Atheist Community, 14. November 2012, archiviert vom Original am 12. Januar 2015; abgerufen am 21. März 2020 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.atheist-community.org