Maureen O’Hara

irisch-US-amerikanische Schauspielerin

Maureen O’Hara (eigentlich Maureen FitzSimons; * 17. August 1920 in Ranelagh, Dublin; † 24. Oktober 2015 in Boise, Idaho) war eine irische Filmschauspielerin und Sängerin mit US-amerikanischer Staatsbürgerschaft. Berühmt wurde sie vor allem durch ihre langjährige Zusammenarbeit mit dem Regisseur John Ford und dem Schauspieler John Wayne. Weil sie regelmäßig in den damals noch seltenen Technicolor-Filmen besetzt wurde, erhielt sie den Spitznamen „Königin des Technicolor“.[1] Häufig wurde sie in der Rolle der temperamentvollen und resoluten Heldin eingesetzt. 2014 erhielt sie einen Ehrenoscar für ihr Lebenswerk.

Maureen O’Hara (1956)

Kindheit und Jugend

Bearbeiten

Maureen O’Hara wurde 1920 in Ranelagh, einem Vorort der irischen Hauptstadt Dublin, als Maureen FitzSimons in eine katholische Familie geboren. Der katholischen Kirche blieb sie bis zu ihrem Tod verbunden. Ihr Vater Charles Stewart Parnell FitzSimons betrieb ein Bekleidungsgeschäft, in dem auch O’Haras Mutter Marguerita Lilburn FitzSimons – eine frühere Altistin – mitarbeitete. Sie war das zweitälteste von sechs Kindern. Ihr Vater besaß Anteile am Fußballverein Shamrock Rovers, den O’Hara ebenfalls seit ihrer Kindheit unterstützte. In der Schule war sie insbesondere als Sportlerin erfolgreich.

O’Hara besuchte ebenso wie der überwiegende Teil ihrer Geschwister das Abbey Theatre sowie die Ena Mary Burke School of Drama and Elocution in Dublin. Nachdem sie zuvor bereits in Amateurgruppen gespielt hatte, gab sie im Alter von 14 Jahren ihr professionelles Debüt als Schauspielerin am Abbey Theatre. Weil ihr Vater das Schauspielgeschäft als zu unsicher ansah, musste O’Hara neben ihrer Schauspielkarriere eine Ausbildung als Buchhalterin und Stenotypistin absolvieren.

Auch mehrere ihrer Geschwister machten später Karriere in der Filmbranche, allerdings bei weitem nicht so erfolgreich wie O’Hara: Ihre jüngeren Brüder Charles B. Fitzsimons (1924–2001) und James O’Hara (1927–1992, geb. James Fitzsimmons) wurden in den 1950ern ebenfalls als Schauspieler in Hollywood tätig, unter anderem hatten sie beide Nebenrollen in Der Sieger an der Seite ihrer Schwester. Ihre jüngere Schwester Margot FitzSimons (1926–2014) war unter anderem im britischen Filmklassiker Ich weiß wohin ich gehe zu sehen.

Schauspielkarriere

Bearbeiten

Nachdem O’Hara am Abbey Theatre erste Erfolge hatte verzeichnen können, erhielt sie mit 17 Jahren eine Einladung zu Probeaufnahmen in London. Da ihr eine solche Fahrt widerstrebte, musste man sie erst einmal dazu überreden. Das Casting verlief wenig zufriedenstellend und auch O’Hara, deren Aussehen man für die Aufnahmen stark verändert hatte, meinte: „Wenn so das Filmgeschäft läuft, will ich nichts mit ihm zu tun haben.“ Als der berühmte Schauspieler Charles Laughton die Probeaufnahmen sah, fand er dennoch Gefallen an O’Hara, insbesondere an ihren ausdrucksstarken, grünen Augen. Während O’Hara nach Irland zurückkehrte, überredete Laughton seinen Geschäftspartner Erich Pommer, ihr einen Filmvertrag über sieben Jahre zu geben. 1938 spielte O’Hara in den heute so gut wie vergessenen Filmen Kicking The Moon Around und My Irish Molly ihre ersten beiden, relativ kleinen Rollen. Ihr erster großer Film wurde Riff-Piraten (1939), in dem sie unter der Regie von Alfred Hitchcock einer Bande von Strandräubern – der Anführer der Strandpiraten wurde von Laughton gespielt – auf die Schliche kommt.

Laughton war äußerst zufrieden mit O’Haras Darstellung und nahm sie mit nach Hollywood. Er besetzte sie in dem Filmklassiker Der Glöckner von Notre Dame in der weiblichen Hauptrolle der Esmeralda. Er selbst spielte den Glöckner. Dieser Film verschaffte ihr den Durchbruch. Als der Zweite Weltkrieg begann, erkannte Charles Laughton, dass er nicht weiter in England drehen konnte, und verkaufte seinen Siebenjahresvertrag mit O’Hara an RKO Pictures. Zunächst spielte sie überwiegend in zweitklassigen Filmen, bis Regisseur John Ford sie für sein Filmdrama Schlagende Wetter (1941) verpflichtete. O’Hara spielte die weibliche Hauptrolle Angharad, die Tochter eines walisischen Bergarbeiters, die den reichen, aber arroganten und langweiligen Minenbesitzer heiraten muss. Als sie von ihm flüchtet, wird sie von der Dorfgemeinschaft verstoßen. Der Film erhielt fünf Oscars und wurde der Beginn einer langen, fünf Filme währenden Zusammenarbeit zwischen O’Hara und Ford. Die Beziehung zwischen beiden war turbulent und schwankte zwischen Liebe und Hass.[2]

Meistens wurde O’Hara in der Rolle der temperamentvollen, leidenschaftlichen Heldin mit integrer Gesinnung besetzt, weshalb sie vor allem in Western und Abenteuerfilmen wie Der Seeräuber und Sindbad der Seefahrer ihre Heimat fand. Sie spielte oftmals in den damals noch seltenen Technicolor-Farbfilmen, vor allem weil dies im Gegensatz zum Schwarzweißfilm ihr feuerrotes Haar zur Geltung bringen konnte. Wegen ihrer vielen Rollen in Technicolor-Filmen erhielt sie den Spitznamen „Königin des Technicolors“ („Queen of Technicolor“). 1947 spielte sie als Mutter von Susan Walker (Natalie Wood) die Hauptrolle in dem Weihnachtsklassiker Das Wunder von Manhattan. In der Rolle einer zynischen Geschäftsfrau trifft sie im Laufe des Filmes den Weihnachtsmann (Edmund Gwenn) und macht eine Verwandlung ihres Charakters durch. 1950 erfolgte die zweite Zusammenarbeit mit John Ford mit dem Western Rio Grande, dem dritten und letzten Teil von Fords berühmter Kavallerie-Trilogie. O’Hara und John Wayne spielen in den Hauptrollen ein seit 15 Jahren getrenntes Ehepaar, das sich wiedertrifft, als ihr gemeinsamer Sohn in die Truppe von Waynes Colonel eintritt.

Für die im Privatleben befreundeten Schauspieler John Wayne und Maureen O’Hara war Rio Grande die erste Zusammenarbeit von vier weiteren. Wayne äußerte sich über O’Hara, dass sie die einzige Frau in seinem Leben gewesen sei, die er als echte Freundin bezeichnen könne, und nannte sie seine beste Leading Lady.[3] 1952 hatten beide ihren wohl bekanntesten gemeinsamen Auftritt in John Fords Komödie Der Sieger. In dem Film, der in einem irischen Dorf spielt, verkörperte O’Hara Waynes Verlobte. In den 1950er-Jahren setzte sich O’Haras Karriere mit weiteren Abenteuerfilmen und Western fort, von denen die meisten allerdings weitgehend in Vergessenheit gerieten. Die Schauspielerin hatte auch einige Auftritte im US-Fernsehen und verkörperte 1960 die Titelrolle im Fernsehfilm Mrs. Miniver, einer Neuverfilmung des gleichnamigen Filmerfolgs aus dem Jahr 1942. Ab den 1960er-Jahren spielte sie zunehmend auch in Komödien, etwa in Die Vermählung ihrer Eltern geben bekannt (1961), einer amerikanisierten Adaption des Erich-Kästner-Romans Das doppelte Lottchen, sowie als Ehefrau von James Stewart in Mr. Hobbs macht Ferien (1962).

Ruhestand, kurzes Comeback und Privatleben

Bearbeiten
 
O’Hara auf dem TCM Film Festival im April 2014

Nach ihrem Rückzug aus dem Schauspielgeschäft 1971 kehrte O’Hara 1991 für einen Auftritt als John Candys dominante Mutter in Chris Columbus’ Komödie Mama, ich und wir zwei vor die Kamera zurück. In den folgenden Jahren spielte sie in einigen weiteren Fernsehfilmen, im Jahr 2000 drehte sie schließlich ihren letzten Film. Ihre 2004 veröffentlichte Autobiografie Tis Herself avancierte zu einem Bestseller.

O’Hara lebte lange an der Südwestküste Irlands in Glengarriff, wo es im ortsansässigen Pub ihren festen Stammtisch gibt. Aus gesundheitlichen Gründen zog sie 2012 zu ihrem Enkel in den US-Bundesstaat Idaho.[4]

Maureen O’Hara heiratete 1939 den britischen Filmproduzenten George H. Brown, der unter anderem zwei der Miss-Marple-Filme mit Margaret Rutherford produzierte. 1941 wurde die Ehe annulliert, und noch im selben Jahr heiratete sie den Regisseur Will Price (1913–1962). 1944 wurde die gemeinsame Tochter Bronwyn FitzSimons geboren, die Anfang der 1960er-Jahre ebenfalls kurzzeitig als Schauspielerin arbeitete. 1946 wurde O’Hara US-amerikanische Staatsbürgerin.[5]

 
O’Haras Grab auf dem Arlington National Cemetery

Nach der Scheidung von Price im Jahr 1948 heiratete O’Hara 1968 den Schriftsteller, früheren Brigadegeneral und Piloten Charles F. Blair (1909–1978), den sie 1947 auf einem Flug nach Irland erstmals getroffen hatte. 1978 flog Blair mit einer Grumman G-21 im Karibischen Meer, als die Motoren versagten und das Flugzeug abstürzte. Blair und drei seiner Passagiere wurden getötet, sieben weitere schwer verletzt. Nach dem Tod ihres Ehemannes wurde sie zur Präsidentin seiner Fluggesellschaft Antilles Airboats, was sie zur ersten Präsidentin einer Fluggesellschaft in den Vereinigten Staaten machte. Später verkaufte sie die Firma.

Am 8. November 2014 nahm die Schauspielerin den Ehrenoscar für ihr Lebenswerk entgegen.[6] Im darauffolgenden Jahr starb sie am 24. Oktober im Alter von 95 Jahren in ihrem Wohnort Boise, Idaho.[7] Ihre letzte Ruhestätte befindet sich auf dem Arlington National Cemetery, Virginia.[8]

Filmografie

Bearbeiten

Diskografie (Auswahl)

Bearbeiten
  • 1960: Christine (Musical), Original Broadway Cast Album

Auszeichnungen

Bearbeiten
 
Maureen O’Hara erhält den Ehrenoscar (2014)
Bearbeiten
Commons: Maureen O’Hara – Sammlung von Bildern
Wikiquote: Maureen O’Hara – Zitate (englisch)

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Michael Althen: Maureen O’Hara zum Neunzigsten – Die Königin von Technicolor. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17. August 2010, abgerufen am 25. Oktober 2015.
  2. Larry Putt: Maureen O’Hara und John Ford. (Memento vom 16. Dezember 2014 im Internet Archive) In: suite.io, 15. Januar 2011, abgerufen am 25. Oktober 2015 (englisch).
  3. Larry Putt: Maureen O’Hara und John Wayne. (Memento vom 10. August 2014 im Internet Archive) In: suite.io, 11. Januar 2011, abgerufen am 25. Oktober 2015 (englisch).
  4. Conor Ryan: O’Hara’s former aide fears for star’s wellbeing. In: Irish Examiner, 21. September 2012, abgerufen am 25. Oktober 2015 (englisch).
  5. Maureen O’Hara – Biografie. In: filmreference.com. Abgerufen am 25. Oktober 2015 (englisch).
  6. Dankesrede von Maureen O’Hara bei den Ehrenoscars auf YouTube (Video, englisch).
  7. Jessica Chastain: Actor Maureen O’Hara dies aged 95. In: The Irish Times, 24. Oktober 2015, abgerufen am 25. Oktober 2015 (englisch).
  8. Klaus Nerger: Das Grab von Maureen O’Hara. In: knerger.de. Abgerufen am 3. November 2020.