Maus – Die Geschichte eines Überlebenden

Buch von Art Spiegelman

Maus. Die Geschichte eines Überlebenden (Originaltitel: Maus. A Survivor's Tale) ist ein Comic von Art Spiegelman, der schwarz-weiß im Stil eines Undergroundcomics die Geschichte seines Vaters, eines Auschwitzüberlebenden, und seiner Mutter erzählt und nebenbei eigene Reaktionen festhält. Das erste Buch Mein Vater kotzt Geschichte aus erschien 1989 auf Deutsch. Das Original My Father Bleeds History war nach und nach in Spiegelman/Moulys Avantgarde-Comic-Magazin RAW erschienen[1] und 1986 bei Pantheon als Buch. Der zweite Band Und hier begann mein Unglück (And Here My Troubles Began) erschien 1991.

Der Comic wurde von der Kritik hoch gelobt und gilt bis heute als eine der ambitioniertesten und besten Graphic Novels.

Form und Handlung

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Die zentrale Figur der Geschichte ist Spiegelmans Vater Wladek (1906–1982), ein Holocaust-Überlebender. In zahlreichen Sitzungen erzählt der Vater seinem Sohn die Geschichte eines Überlebenden, wie das Buch im Untertitel auch heißt; der Comic thematisiert also sowohl den Holocaust als auch die schmerzhafte Erinnerung daran. Spiegelman bringt die vom Vater erzählte Geschichte zu Papier, nicht ohne auch auf die gegenwärtige Situation des erzählenden Vaters einzugehen, der sich zu einem eigenbrötlerischen, geizigen und dickköpfigen alten Mann entwickelt hat und trotz seiner Holocaust-Erfahrungen Schwarze diskriminiert. Auch das schwierige Verhältnis zwischen Sohn und Vater und der Suizid der Mutter werden als Themen aufgegriffen.

Die Geschichte wird als Fabel wiedergegeben: Dabei werden Juden als Mäuse, Deutsche als Katzen, US-Amerikaner als Hunde, Polen als Schweine (was zu Verbrennungen des Buches in Polen führte), Franzosen als Frösche, Schweden als Rentiere und Briten als Fische dargestellt.[2] Wenn ein Charakter vorgibt, einer anderen Gruppe anzugehören, trägt er (symbolisch) eine Maske. Durch die Tiermetapher (und das Medium Comic) wahrt Spiegelman den Abstand zum erzählten Grauen:

“I need to show the events and memory of the Holocaust without showing them. I want to show the masking of these events in their representation.”

„Ich muss die Ereignisse und die Erinnerung des Holocaust zeigen, ohne sie zu zeigen. Ich will die Maskierung dieser Ereignisse in ihrer Darstellung zeigen.“[3]

Zugleich reagiert diese Metapher auch auf die Tiermetaphern des Nationalsozialismus, insbesondere auf dessen auch filmisch wirksame Propaganda vom „jüdischen Ungeziefer“ sowie auf die Verwendung des Ungeziefervernichtungsmittels Zyklon B in den Gaskammern.

Beschlagnahmung und Verbote

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Ein 1990 für den Comic-Salon Erlangen hergestelltes Plakat für Maus – Die Geschichte eines Überlebenden wurde 1995 wegen angeblicher Nazi-Propaganda beschlagnahmt (Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, § 86a StGB).[4] Das Plakat zeigte das gleiche Motiv wie das Cover des Comics, auf dem im Hintergrund ein großes Hakenkreuz zu sehen ist. Dieser Vorfall stand im Zusammenhang mit einem Verfahren gegen den Alpha Comic Verlag im selben Jahr, bei dem unter dem Vorwurf der Verbreitung pornografischer und gewaltverherrlichender Schriften bundesweit Buchhandlungen durchsucht wurden.[5][6]

Im Januar 2022 wurde bekannt, dass eine Schulbehörde in McMinn County in Tennessee im Vorjahr einen Entschluss fasste, die Nutzung des Comics im Unterricht zu verbieten. Das zehnköpfige Gremium beschloss einstimmig, den Comic aus den Klassenzimmern zu verbannen, nachdem sie zunächst über eine Teilzensur diskutiert hatten. Grund für den Ausschluss des Comics aus den Lehrmaterialien waren wohl die Verwendung von Schimpfwörtern wie "God Damn" (verdammt) und das Bild einer nackten Toten.[7]

Ausgaben

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Auszeichnungen

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Literatur

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  • Ole Frahm: Das weiße M. Zur Genealogie von MAUS(CHWITZ), in: Fritz Bauer Institut (Hrsg.): Überlebt und unterwegs: Jüdische Displaced Persons im Nachkriegsdeutschland. Jahrbuch 1997 zur Geschichte und Wirkung des Holocaust. Frankfurt : Campus Verlag, 1997, S. 303–340
  • Ole Frahm: Genealogie des Holocaust. Art Spiegelmans „MAUS, A Survivor’s Tale“. Wilhelm Fink, Paderborn 2006. ISBN 3-7705-4145-6 (zugl. Hamburg, Univ., Diss. phil. 2001)
  • Ole Frahm: Mäuse, Mickey und MAUS. Zur Ästhetik von Art Spiegelmans Darstellung des Holocaust, in: Raphael Gross & Erik Riedel (Hrsg.): Superman und Golem. Der Comic als Medium jüdischer Erinnerung, Jüdisches Museum, Frankfurt (M) 2008 (Katalog zur Ausstellung Dezember 2008–März 2009, ohne ISBN) zweisprachig dt./engl., S. 42–44
  • James E. Young: Nach-Bilder des Holocaust in zeitgenössischer Kunst und Architektur. Übersetzung Ekkehard Knörer. Hamburg: Hamburger Edition, 2002. ISBN 3-930908-70-0, S. 22–53 [englische Ausgabe 2000]
  • Art Spiegelman: MetaMaus: Einblicke in Maus, ein moderner Klassiker. Übersetzung Andreas Heckmann, S. Fischer, 2012, ISBN 978-3-10-076806-3

Dokumentation

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  • "Maus" oder die Hölle von Auschwitz – Der Kult-Comic von Art Spiegelman. Regie: Pauline Horovitz, ARTE F, Frankreich, 53 Minuten, 2024
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  • Maus in der Grand Comics Database (englisch)
  • Maus Questions and Resources (Memento vom 3. April 2008 im Internet Archive)
  • Maus. Comic-Sammlung.info, archiviert vom Original am 15. November 2010; abgerufen am 1. März 2014.

Einzelnachweise

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  1. Das erste Kapitel The Sheik in RAW, Band 1, Nummer 2, Dez. 1980, das sechste Kapitel Mauschwitz in RAW, Band 1, Nummer 7, Mai 1985
  2. Maus II, S. 131.
  3. James E. Young: The Holocaust as vicarious past: Spiegelman’s Maus and the afterimages of history, Critical Inquiry 24, S. 687.
  4. Darf Holocaust im Comic verarbeitet werden? Fiona Sara Schmidt, Gießener Zeitung, 15. Juni 2011.
  5. Eine Zensur findet schlicht statt. Artikel auf Telepolis von Michael Klarmann, 23. Mai 2001.
  6. Spiegel: Gefahr im Verzug. Ausgabe 16, 1996
  7. Tennessee school board bans Pulitzer prize-winning Holocaust novel, Maus. 27. Januar 2022, abgerufen am 27. Januar 2022 (englisch).
  8. Max und Moritz-Preis seit 1984. Abgerufen am 12. Juli 2023.
  9. Special Citations and Awards - The Pulitzer Prizes. Abgerufen am 12. Juli 2023 (englisch).
  10. 1990s - Comic-Con International: San Diego. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. Oktober 2013; abgerufen am 12. Juli 2023 (englisch).