Max Baur (Fotograf)
Max Baur (* 4. Februar 1898 in Günzburg; † 16. Dezember 1988 in Aschau im Chiemgau) war ein deutscher Fotograf und Verleger von Ansichtskarten.
Leben
BearbeitenVon 1914 bis 1916 absolvierte Baur eine Ausbildung als Buchhändler, bevor er 1917 die Einberufung zum Ersten Weltkrieg erhielt, aus dem er 1918 nach einer Verwundung eine Woche vor Ausbruch der Novemberrevolution zurückkehrte.
Erste fotografische Tätigkeiten folgten ab 1924. 1928 gründete er ein Atelier und einen Ansichtskartenverlag in Wernigerode. Zeitweilig arbeitete Baur dort mit dem österreichischen Landschaftsfotografen Adalbert Defner (1884–1960) zusammen.[1] 1930 absolvierte er die Gesellen- und Meisterprüfung und wurde in die Gesellschaft Deutscher Lichtbildner berufen. Ab 1933 machte er Bekanntschaft mit Hermann Hesse, der ein Sammler seiner Fotografien wurde, und bat ihn in ihrer Korrespondenz, für ihn einige Dinge in Berlin zu erledigen. 1934 zog Baur nach Potsdam, wo er einen Verlag mit Atelier gründete. Um der Einziehung zum Volkssturm zu entgehen, tauchte er Herbst 1944 bei seiner Mutter in Süddeutschland unter.
Baur kehrte nach dem Krieg nach Potsdam zurück und gründete dort 1946 erneut einen Ansichtskartenverlag. Es entstanden Architektur-, Industrie-, Sach-, Landschafts-, Porträt- und Werbeaufnahmen. Während dieser Zeit machte er auch die Bekanntschaft des Potsdamer Philosophen Otfried Eberz und der Schriftsteller Hermann Kasack und Werner Wilk sowie des Musikers Wilhelm Kempff. Baur flüchtete 1953 mit der Familie aus der DDR nach Aschau im Chiemgau, verbunden mit einem wirtschaftlichen Neubeginn. 1954 gründete er dort einen Laden für Fotografie und betrieb ihn bis zu seinem Tod am 16. Dezember 1988. Fotografische Schwerpunkte dieser Zeit waren Aufnahmen bayerischer Landschaften und Barockkirchen, die Arbeiten der historischen Bildhauer Tilman Riemenschneider und Ignaz Günther sowie die Publikation von Kalendern und Büchern.
Der Schauspieler Reimar Johannes Baur (1928–2023) war sein Sohn.
Wirken
BearbeitenMit seiner eigenwilligen künstlerischen Arbeit wie auch mit seiner Auftragsfotografie für Werbeindustrie und Industrie etablierte Baur neue, eigene Sichtweisen. In seiner Architektur- und Industriefotografie nimmt Max Baur die formalen Ausdrucksmittel heutiger, zeitgenössischer Fotografen voraus. Teile von Baurs Werk erinnern an die Stilrichtung der „Neue Sachlichkeit“. Als einer der wenigen europäischen Landschaftsfotografen aber blieb Baur bis heute weitgehend unentdeckt, obwohl sie an die große Zeit der amerikanischen Landschaftsfotografie erinnern. Seine Stillleben erinnern an die für das Bauhaus prägende Sachfotografie. Es waren für die damalige Zeit provokante, formatfüllende Abbildungen einzelner Objekte von Schlichtheit und Eleganz, dargestellt in Lichtführung und Perspektive. Da die Fotografie die grafischen Künste in den 1920er Jahren zunehmend aus dem Bereich der Bildwerbung verdrängte, entwickelte sich die Werbeindustrie zu einem lukrativen Auftraggeber vieler Fotografen. Max Baur arbeitete u. a. für Kodak, Siemens und zahlreiche andere Firmen sowie für verschiedene namhafte Architekturbüros.
William A. Ewing, Direktor des Musée de l´Elysée Lausanne, schreibt: „Mit Licht zu „schreiben“ erforderte Gewandtheit und Geschick; dass Baur Kalligrafie liebte und als Hobby betrieb, sagt viel über ihn aus. Sorgfalt, größte Aufmerksamkeit für Details und schwungvolle Linien waren Kennzeichen seiner Fotografie.“[2]
Weiße Rose
BearbeitenWie der Name der antifaschistischen Widerstandsgruppe Weiße Rose zustande kam, ist bis heute nicht vollständig geklärt. Es gibt mehrere überlieferte Erklärungsversuche. Einer davon bezieht sich auf ein Foto von Max Baur: So inspirierte die Abbildung einer weißen Rose aus dem Postkarten-Verlag Max Baurs im Oktober 1941 den Soldaten Fritz Rook zu einem Text über das, was eine weiße Rose für ihn ausdrückt. Dieser Text wiederum, ursprünglich adressiert an Lilo Ramdohr, gefiel Alexander Schmorell so gut, dass er sie bat, diesen abschreiben zu dürfen, um ihn seinem Freund Hans Scholl zu zeigen. Ramdohr berichtet dies in ihren 1995 erschienenen Erinnerungen.[3]
Werke
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MappenwerkeBearbeiten
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PublikationenBearbeiten
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Ausstellungen
Bearbeiten- 2018: Potsdam, ein Paradies für meine Kamera – Max Baur. Fotografie im Potsdam Museum[4]
Literatur
Bearbeiten- 1929 Das Deutsche Lichtbild, Jahresschau 1930, Verlag Robert & Bruno Schultz, Berlin, S. 36.
- 1932 Das Deutsche Kind, Verlag der Eiserne Hammer, Karl Robert Langewische, Königstein und Leipzig, S. 28.
- 1933 Licht ist dein Kleid, M. Feesche Verlag, Hannover, S. 9, 19.
- 1933 Werkbund „Die Form“, Wilhelm Lotz, Verlag W.u.S.Loewenthal, Berlin, 1. Ausg.
- 1937 Das Deutsche Lichtbild, Bruno Schultz Verlag Berlin, S. 8.
- 1938 Der Autotourist, Verlag Gebr. Jänecke Hannover, S. 155, 279.
- 1938 Einweihung des Neubaues der Reichskanzlei Berlin, 3 Abb.
- 1939 Architektur und Bauplastik der Gegenwart von Werner Rittich, Rembrandt-Verlag, Berlin, S. 68, 75.
- 1941 Photo-Illustrierte, Berlin, 6. Jhrg. Nr. 11, S. 2.
- 1948 Die Photographie, Nr. 1, Verlag Wilhelm Knapp, Halle/Saale, S. 14.
- 1951 Die Photographie, Febr.-Ausgabe, Verlag Wilh. Knapp, Halle/Saale, S. 43.
- 1957 Die schöne Heimat, Verlag Karl Robert Langewiesche, Königstein/Ts, S. 126, 137, 174, Deutsche Burgen, Verlag Karl Robert Langewiesche, Königstein/Ts, S. 87.
- 1961 Barocke Kunst um Ulm, Adolf Herrmann, S. 29, 30, 32, 33, Oberammergau, Vorwort Hans Obergethmann, Verlag Ludwig Simon, München, S. 56, 57, 63, 66, 67.
- 1995 Freundschaften in der Weißen Rose. Lilo Fürst-Ramdohr, Verlag Geschichtswerkstatt Neuhausen, S. 13.
- 1998 100 Jahre Kunst im Aufbruch, Berlinische Galerie zu Gast in Bonn, Katalog S. 158, 159.
- 2001 Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Mitteilungen 1/2001, Mit dem Jahrhundert – Ausstellung zum 100. Geburtstag von Werner Wilk, S. 1, 6.
Weblinks
Bearbeiten- Lichtbildarchiv Max Baur
- Literatur von und über Max Baur im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Max Baur in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Suche nach Max Baur im Online-Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz (Achtung: Die Datenbasis hat sich geändert; bitte Ergebnis überprüfen und
SBB=1
setzen) - Max Baur (Fotograf) bei artfacts.net
- Ausstellung von Max Baur in der Galerie argus fotokunst
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Eckhardt Köhn: Die Fotografin Valerie Wizlsperger. Biographische Notizen. In: Iris Fischer, Eckhardt Köhn (Hrsg.): Lichtbildwerkstatt Loheland. Fotografien einer neuen Generation Weib. Fotografien 1919–1939. Bauhaus-Archiv, Berlin 2007, ISBN 978-3-922613-25-1, S. 54–57, S. 55.
- ↑ Max Baur. Fotografien 1925–1960 Im Geist des Bauhaus. Stephan Steins (Herausgeber). Essay von William A. Ewing, Stemmle 2001.
- ↑ Quelle: Lilo Fürst-Ramdohr „Freundschaften in der Weißen Rose“, Verlag Geschichtswerkstatt Neuhausen, München 1995, ISBN 3-931231-00-3
- ↑ Potsdam, ein Paradies für meine Kamera – Max Baur. Fotografie. In: ART|DATES. (artdates.de [abgerufen am 6. April 2018]).
Personendaten | |
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NAME | Baur, Max |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Fotograf und Ansichtskartenverleger |
GEBURTSDATUM | 4. Februar 1898 |
GEBURTSORT | Günzburg |
STERBEDATUM | 16. Dezember 1988 |
STERBEORT | Aschau im Chiemgau |