Max Himmelheber
Max Himmelheber (* 24. April 1904 in Karlsruhe; † 17. Dezember 2000 in Baiersbronn) war ein deutscher Erfinder, Unternehmer und Publizist. Er erfand 1932 die Spanplatte und begründete 1971 die ökologisch-konservative Zeitschrift Scheidewege, deren Mitherausgeber er bis zu seinem Tod war.
Leben
BearbeitenHimmelheber[1] wurde als viertes von sieben Kindern geboren. Sein Vater Gustav Himmelheber war Inhaber einer kleinen Möbelfabrik, die Mutter Luitgard Himmelheber (DDP) war Stadträtin in Karlsruhe und in der Frauenbewegung aktiv. Sein Großvater mütterlicherseits war der badische Finanzminister Max Honsell, sein jüngerer Bruder der Ethnograph und Ethnologe Hans Himmelheber. Ab dem zehnten Lebensjahr war Max Himmelheber Mitglied in Wandervogel- und Pfadfindergruppen. Sein Abitur machte er am Realgymnasium „Goetheschule Karlsruhe“. Himmelheber studierte Elektrotechnik. Das Studium schloss er als Diplom-Ingenieur ab.
Himmelheber erfand 1932 die Spanplatte und erhielt für darauf bezogene Verfahren über 70 Patente[2]. Vor der Erfindung der Spanplatte wurden nur etwa 40 Prozent der gefällten Holzmasse genutzt. Himmelheber wurde in der elterlichen Schreinerei auf dieses Problem aufmerksam und arbeitete seitdem an einer Möglichkeit, auch die Holzspäne nutzbar zu machen. Das von ihm in Baiersbronn gegründete Unternehmen plante und errichtete Spanplattenfabriken in aller Welt. Insgesamt vergab Himmelheber an etwa 80 Firmen Produktionslizenzen.[3]
1934 wechselte er in die Fliegerei und begann eine Ausbildung zum Flugzeugführer und Fluglehrer. Während des Zweiten Weltkriegs wurde er als Jagdflieger eingesetzt, über England abgeschossen und geriet in Kriegsgefangenschaft. 1943 konnte er aufgrund eines Gefangenenaustauschs nach Deutschland zurückkehren.[3]
Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte Himmelheber in Baiersbronn/Schwarzwald. Er engagierte sich u. a. im Bund Deutscher Pfadfinder und wirkte dort in der Nachkriegszeit als „Bundesbeauftragter für Führerbildung“.[4]
Himmelheber gründete 1971 die Zeitschrift Scheidewege[5]. Mitherausgeber waren mit ihm Friedrich Georg Jünger und der Philosoph Franz Vonessen. Die Zeitschrift beschäftigte sich in den 1970er Jahren als eine der ersten mit dem Konzept der ökologischen Nachhaltigkeit. Damaliger Mitherausgeber war Jürgen Dahl, weitere Autoren waren bzw. sind unter anderem Erwin Chargaff, Rüdiger Görner, Hartmut von Hentig, Hans Jonas, Ernst Jünger und Barbara von Wulffen. Zum Thema „Nachhaltigkeit“ schrieb Himmelheber: „Es ist eine harte und von uns nach allen Regeln der Tiefenpsychologie verdrängte Erkenntnis, dass wir unseren gegenwärtigen Wohlstand dem Diebstahl an den noch ungeborenen Generationen verdanken. Wir plündern die Rohstoffe des Planeten, zerstören unwiederbringliche Naturschönheiten, vernichten den Reichtum der Tier- und Pflanzenwelt, auf den unsere Nachfahren kein geringeres Anrecht haben als wir.“[6] In einem Kommentar zu dieser Einlassung bemerkt Kurt E. Becker: „Himmelhebers Abheben auf die Tiefenpsychologie ist der vielleicht relevanteste Hinweis überhaupt auf die bizarre Wirklichkeit menschlichen Verhaltens gegenüber sich selbst und damit der Spezies. Uns allen, zumindest den meisten von uns in der sogenannten „Ersten Welt“, ist ja durchaus bewusst, dass wir als Menschen nicht zuletzt Naturwesen sind, eingebettet in den ewigen Kreislauf des Werdens und Vergehens, und dass wir als solche mit unserem Verhalten gegenüber der uns umgebenden Natur auf dem allerbesten Weg sind, unsere eigenen Lebensgrundlagen zu zerstören.“[7]
Auf dem Baiersbronner Friedhof fand Himmelheber seine letzte Ruhestatt.
Auszeichnungen
BearbeitenDie Max-Himmelheber-Straße in Baiersbronn ist nach ihm benannt.
1987 wurde ihm für sein Lebenswerk und sein „beispielhaftes Wirken für das Allgemeinwohl“ die Theodor-Heuss-Medaille verliehen.[8]
Publikationen (Auswahl)
BearbeitenAls Herausgeber
- Scheidewege. Vierteljahresschrift für skeptisches Denken. Begründet von Friedrich Georg Jünger und Max Himmelheber, Klostermann, Frankfurt am Main, 1971 ff, später Klett-Cotta et al.
Als Autor
- Grenzen des technischen Fortschritts, in Scheidewege Band 1, Frankfurt am Main, 1971
- Der Explosionsmythos. Über einen wissenschaftlichen Anschauungszwang, in Scheidewege Band 1, No. 4, Frankfurt am Main, 1971
- Abstraktion und Vorstellung, in Scheidewege Band 3, No. 3, Frankfurt am Main, 1980
- Aggression und Selbstverwirklichung, Erster Teil, in Scheidewege Band 3, No. 1/2, Frankfurt am Main, 1973
- Aggression und Selbstverwirklichung, Zweiter Teil, in Scheidewege Band 3, No. 3, Frankfurt am Main, 1973
- Zur Energiekrise, in Scheidewege Band 4, No. 1, Frankfurt am Main, 1974
- Rückschritt zum Überleben, Zweiter Teil, in Scheidewege Band 4, Frankfurt am Main, 1974
- Symptom-Therapie und Heilung am Beispiel des Abwasserproblems, in Scheidewege Band 5, Stuttgart, 1975
- Bussauer Manifest zur umweltpolitischen Situation, in Scheidewege Band 5, Stuttgart, 1975, Max Himmelheber et al.
- Schiene und Straße – Verkehrswege in die Zukunft, in Scheidewege Band 7, No. 3, Stuttgart, 1977
- In memoriam Friedrich Georg Jünger, in Scheidewege Band 7, Stuttgart, 1977, ISBN 978-3-12-976231-8
- Das Leben ist der Güter höchstes, in Scheidewege Band 12, No. 3/4, Stuttgart, 1982, ISBN 978-3-12-976451-0
- Aus Tagebüchern 1942–1982, in Scheidewege Band 12, No. 3/4, Stuttgart, 1982, ISBN 978-3-12-976451-0
- Lehren aus Japan, in Scheidewege Band 10, Stuttgart, 1980
- Die Trinität der Natur, in Scheidewege Band 18, Stuttgart, 1989, ISBN 978-3-925158-04-9
- Grenzen des technischen Fortschritts, in Scheidewege Band 22, Stuttgart, 1992, ISBN 978-3-925158-08-7
- Gedanken über die Schönheit. Begegnungen mit Walen und Delphinen, in Scheidewege Band 23, Stuttgart, 1993, ISBN 978-3-925158-09-4
- Mißverständnisse, Irrtümer, Utopien, in Scheidewege Band 23, Stuttgart, 1993, ISBN 978-3-925158-09-4
- Selbsthilfewerkstätten für jugendliche Arbeitslose , in Scheidewege Band 23, Stuttgart, 1993, ISBN 978-3-925158-09-4
- Vorbemerkung zu den Beiträgen Statistisches Gleichgewicht und Mißverständnisse, Irrtümer, Utopien, in Scheidewege Band 23, Stuttgart, 1993, ISBN 978-3-925158-09-4
- Statistisches Gleichgewicht. Versuch einer kinetischen Theorie, in Scheidewege Band 23, Stuttgart, 1993, ISBN 978-3-925158-09-4
- Notizen zur Entwicklungstheorie, in Scheidewege Band 24, Stuttgart, 1994, ISBN 3-925158-10-3
- Selbsthilfewerkstätten für jugendliche Arbeitslose. Konsumgütererzeugung außerhalb der Geld- und Marktwirtschaft, in Scheidewege Band 34, Stuttgart, 2004, ISSN 0048-9336
Literatur
Bearbeiten- Du sollst skeptisch sein. In: Die Zeit, Nr. 8/2000; zur Zeitschrift Scheidewege
- Walter Sauer (Hrsg.): Max Himmelheber. Drei Facetten eines Lebens. Philosoph – Erfinder – Pfadfinder. Spurbuchverlag, Baunach 2016, ISBN 978-3-88778-487-4.
- Claus-Peter Clostermeyer: Max Himmelheber. Jugendbündler, Erfinder, Unternehmer und Umweltaktivist, 1904–2000. In: Regina Keyler (Hrsg.): Lebensbilder aus Baden-Württemberg. Bd. 26. Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2023, ISBN 978-3-7995-9590-2, S. 298–328.
Weblinks
Bearbeiten- Otto Jägersberg: Max Himmelheber zum 100. Geburtstag. In: Walter Sauer: Scheidewege, Jahresschrift für skeptisches Denken: 34. Jahrgang 2004/2005, Hirzel, Stuttgart 2004. ISBN 978-3-7776-1316-1, Auszug (PDF; 38 kB) S. 413 ff.
- Menschheitsdämmerung: Nostalgischer Kreuzweg oder utopischer Pfad? In: Marburger Forum, Heft 4/2005
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ (vergl. zum Beispiel: https://www.ka-news.de/region/karlsruhe/karlsruher-beruehmtheiten-von-nebenan-max-himmelheber-der-erfinder-der-spanplatte-art-2623507)
- ↑ (vergl. zum Beispiel: https://www.bundesverband-patentanwaelte.de/patente/der-weltweite-siegeszug-der-spanplatte/)
- ↑ a b Otto Jägersberg: Max Himmelheber zum 100. Geburtstag
- ↑ swobl: Max Himmelheber. In Das Köpfchen Ausgabe 1/2002, Arbeitsgemeinschaft Burg Waldeck e.V., Dorweiler (PDF 1MB ( vom 2. April 2017 im Internet Archive)) S. 19
- ↑ Martina Steber: Die Hüter der Begriffe. Politische Sprachen des Konservativen in Großbritannien und der Bundesrepublik Deutschland 1945–1980. De Gruyter Verlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-11-045428-4, S. 286
- ↑ Max Himmelheber: „Rückschritt zum Überleben“, Zweiter Teil, in Scheidewege 4, Band 3, 1974, S. 370
- ↑ Kurt E. Becker: „Vom Walden und vom Hausen“, in: ARGOS 1/2024, S. 6
- ↑ Max Himmelheber (Ökologisch verantwortungsbewusst handelnder Unternehmer und Mäzen für geistige, philosophische und kulturelle Initiativen) (abgerufen am 31. März 2017)
Personendaten | |
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NAME | Himmelheber, Max |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Erfinder und Unternehmer |
GEBURTSDATUM | 24. April 1904 |
GEBURTSORT | Karlsruhe |
STERBEDATUM | 17. Dezember 2000 |
STERBEORT | Baiersbronn |