Max Lobkowicz

tschechischer Diplomat und Adliger

Maximilián Erwin Maria Josef Antonin Paduansky Jindrich Thomas Fürst von Lobkowicz (* 26. Dezember 1888 in Bilin; † 1. April 1967 in Dover, Massachusetts) war ein tschechoslowakischer Diplomat. Er amtierte u. a. als tschechoslowakischer Botschafter in Großbritannien während des Zweiten Weltkriegs.

Max Lobkowicz

Leben und Tätigkeit

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Lobkowicz entstammte einer alteingesessenen Adelsfamilie in Böhmen. Er war ein Sohn des Ferdinand Zdenek Lobkowicz und dessen Frau Anna Berta, geborenen Gräfin von Neipperg. Nach dem Schulbesuch studierte er Rechtswissenschaften in Prag. 1913 promovierte er dort zum Dr. jur.

Infolge des Verzichts des Vaters am 21. Oktober 1920 rückte Lobkowicz zum Fürsten von Lobkowicz, Herzog zu Raudnitz, Grafen zu Sternstein und zur Durchlauchtheit auf. Später verzichtete er im Zuge der Verbürgerlichung der tschechoslowakischen Gesellschaft auf diese Titel.

In der Zeit der ersten tschechoslowakischen Republik gehörte Lobkowicz, der über umfangreichen Landbesitz im Sudetenland (mehr als 15.000 Hektar mitsamt einer Brauerei und einer Abfüllanlage) verfügte, zu den führenden Unterstützern derselben innerhalb des böhmischen Adels. In den Zwischenkriegsjahren gehörte er der tschechoslowakischen Gesandtschaft in London als Legationsrat an, war aber seit 1926 die meiste Zeit aus gesundheitlichen Gründen beurlaubt.

Aufgrund der Annexion Böhmens durch das nationalsozialistische Deutschland im Jahr 1938 emigrierte Lobkowicz, der sich gegen das Münchener Abkommen ausgesprochen hatte, nach Großbritannien. Von Oktober 1941 an bekleidete er dort auf Bitten des Präsidenten der tschechoslowakischen Exilregierung Edvard Beneš den Posten eines Gesandten, der im Juni 1942 zu dem eines Botschafters aufgewertet wurde. Er war damit der erste Botschafter in der Geschichte des tschechoslowakischen Staates überhaupt.

Von den nationalsozialistischen Polizeiorganen wurde Lobkowicz nach seiner Emigration als Staatsfeind eingestuft: Im Frühjahr 1940 setzte das Reichssicherheitshauptamt in Berlin ihn dann auf die Sonderfahndungsliste G.B., ein Verzeichnis von Personen, die der NS-Überwachungsapparat als besonders gefährlich oder wichtig ansah, weshalb sie im Falle einer erfolgreichen Invasion und Besetzung der britischen Inseln durch die Wehrmacht von den den Besatzungstruppen nachfolgenden Sonderkommandos der SS mit besonderer Priorität ausfindig gemacht und verhaftet werden sollten.[1]

Zweieinhalb Jahre nach der Flucht Lobcowiczs beschlagnahmten die NS-Besatzungsbehörden in der Tschechoslowakei 1941 einen Großteil seines Vermögens sowie seines sonstigen Besitzes: Dieser umfasste außer den erwähnten weitläufigen Ländereien, mitsamt Wäldern, landwirtschaftlichen Gütern, Obstgütern und der Mineralwasserabfüllung Biliner Sauerbrunn auch mehrere Schlösser, darunter das Schloss Roudnice/Raudnitz, den Stammsitz der Familie Lobkowicz (mitsamt der dazugehörigen umfangreichen Bibliothek, die mehr als 100.000 Bände, 600 Manuskripte und 1.200 Inkunabeln umfasste). Der Gesamtwert des eingezogenen Eigentums wurde auf etwa 30 Millionen Reichsmark geschätzt. Schloss Roudnice wurde später von der SS als eine Schulungseinrichtung für SS-Truppen genutzt.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Lobkowiczs von der deutschen Besatzungsmacht konfiszierter Besitz zurückerstattet, jedoch bereits drei Jahre später, 1948, nach der kommunistischen Machtübernahme in der Tschechoslowakei, erneut beschlagnahmt.

Lobkowicz ließ sich Ende der 1940er Jahre in den Vereinigten Staaten nieder.

Lobkowicz war seit dem 1. Dezember 1924 verheiratet mit Gillian Margaret Hope, gesch. Bonham-Carter, geb. Somerville (1890–1982), mit der er drei Söhne hatte.

Lobkowicz und seine Frau waren mit dem Dichter Karl Kraus befreundet, der ihnen eine Übersetzung/Nachdichtung von William Shakespeares Sonetten widmete, die 1933 in der Zeitschrift Die Fackel erschien.

Literatur

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Commons: Max Lobkowicz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Eintrag zu Lobkowicz auf der Sonderfahndungsliste G.B. (Wiedergabe auf der Website des Imperial War Museums in London).