Maxglaner Zigeunermarsch
Der Maxglaner Zigeunermarsch (auch Maxglaner Zigeunerpolka, Maxglaner Marsch) ist ein beliebtes Volksmusikstück von Tobi Reiser. Der Titel kann der Alpenländischen Volksmusik zugerechnet werden. Es existieren sowohl Interpretationen als Marsch wie auch als Polka.
Geschichte
BearbeitenReiser veröffentlichte den Marsch 1971 unter dem Titel „Maxglaner Zigeuner Faschingsmarsch“ in seiner Sammlung „Die dritten 25“. Dort heißt es weiterhin, er habe sich musikalisch an den vor dem Ersten Weltkrieg üblichen Faschingsumzügen im Salzburger Stadtteil Maxglan orientiert, bei denen die Bürger, als „Zigeuner und herumziehendes Gesindel“ verkleidet, durch die Innenstadt gezogen wären. Der Wahrheitsgehalt dieser Erklärung ist allerdings fraglich. Wahrscheinlicher ist, dass es sich um Bemühungen Reisers handelt, die Komposition in einen möglichst traditionellen Kontext einzubetten.[1]
Tatsächlich befand sich in Maxglan zwischen 1940 und 1943 ein Zwangslager für Sinti und Roma, manchmal auch als „Zigeunerlager Maxglan“ bezeichnet,[2] von dem aus ein Großteil der Insassen in das KZ Auschwitz-Birkenau deportiert wurde. Ein Zusammenhang wird bisweilen in der Literatur angedeutet.[3]
Bei der Eröffnungsfeier der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 am 9. Juni 2006 wurde der Maxglaner Marsch bei einer Plattlereinlage einem breiteren Publikum bekannt.[4]
Weitere Versionen
BearbeitenEs existieren weitere Versionen des Marsches, so zum Beispiel der Titel „Maxlazibada“ von den Salzburger Nockerln.[1] Eine weitere Bearbeitung stammt von Christof Zellhofer unter dem Namen „Maxglaner Reloaded“, die u. a. im Pausenfilm beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker 2016 interpretiert wurde.
Literatur
Bearbeiten- Die dritten 25. In: Tobi Reiser Quintett: Salzburger Volksmusik von Tobi Reiser (1907–1974). Jubiläums-Notenausgabe zum 100. Geburtstag; Band 3.
- Wolfgang Dreier-Andres, Thomas Hochradner (Hrsg.): Im Blickpunkt: Tobi Reiser. Dokumentation des Symposions in St. Johann i. Pongau 2007. Eigenverl. des Salzburger VolksLiedWerkes, Salzburg 2011, ISBN 978-3-902055-02-6.
- Ulrich Enzensberger: Maxl Glan aus Maxglan: Nachdenken über einen "Zigeuner-Faschingsmarsch", Hörfunkbeitrag im Bayerischen Rundfunk, 2008
Weblinks
Bearbeiten- Interpretation des Marsches von der Gruppe Hofmarkmusik auf der BR-Volksmusikplattform
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Erläuterungen zum Stück „Maxlazibada“ und zum Originalwerk auf den Seiten des Volksmusiklands Österreich, abgerufen am 8. Oktober 2016.
- ↑ Informationen zu NS-Opfern im „Zigeunerlager Maxglan“ auf den Seiten des Projektes „Stolpersteine Salzburg“, abgerufen am 8. Oktober 2016.
- ↑ Wolfgang Dreier: Zur Rolle der Pflege in der musikalischen Volkskultur in Salzburg von der Jahrhundertwende bis zum Zweiten Weltkrieg. In: Thomas Hochradner (Hrsg.): Lieder und Schnaderhüpfl um 1900. Aus dem Sammelgut des "Arbeitsausschusses für das Volkslied in Salzburg", Band 19. Böhlau Verlag Wien, 2008, ISBN 9783205779315, S. 207.
- ↑ Mitschnitt der Eröffnungsfeier der Fußball-WM 2006 (Ausschnitt), abgerufen am 8. Oktober 2016.