Mayathan

Maya-Sprache in Mexiko (Yucatán), Belize und Guatemala
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Mayathan (Eigenbezeichnung Màaya t'àan ‚Maya-Sprache‘) oder Yukatekisches Maya (spanisch Maya yucateco) ist eine Maya-Sprache, die in Mexiko auf der Halbinsel Yucatán, im nördlichen Belize und im Norden von Guatemala gesprochen wird.

Mayathan, Yukatekisches Maya (Màaya t'àan)

Gesprochen in

Mexiko (Yucatán, Quintana Roo, Campeche), Guatemala, Belize
Sprecher 805.000
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in Nationalsprache in Mexiko Mexiko
Sprachcodes
ISO 639-1

ISO 639-2

myn (Maya)

ISO 639-3

yua

Verbreitungsgebiet des Mayathan in Mexiko

Geschichte der Sprache, Schrift

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Die Sprache Mayathan leitete sich von der klassischen Maya-Sprache ab. Vor der spanischen Eroberung wurde Mayathan in Maya-Schrift geschrieben und als Schriftsprache auch von nicht-mayathan-sprechenden Maya verwendet. Seit der spanischen Eroberung Yucatáns wird es im lateinischen Alphabet geschrieben und wurde zum Beispiel zur Niederschrift der Chilam-Balam-Bücher (16. bis 19. Jahrhundert) sowie der Lieder von Dzitbalché (El libro de los cantares de Dzitbalché) aus dem 18. Jahrhundert (ursprünglich von ca. 1440) verwendet. Im 20. Jahrhundert wurde die traditionelle, auf dem Spanischen basierende Orthographie durch eine moderne Rechtschreibung ersetzt, die statt der bisherigen Schreibweisen c/qu, k, hu und h die Buchstaben k (einheitlich, da [q] zu [k] geworden), w und den Apostroph ' für Ejektive verwendet.

Phonologie

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Mayathan hat fünf Vokale, die kurz oder lang sein können: a-e-i-o-u (und aa-ee-ii-oo-uu als Langform).

Im Gegensatz zu anderen Maya-Sprachen ist Mayathan eine Tonsprache und weist fünf verschiedene Tonhöhen der Vokale auf. Diese Eigenschaft wurde aller Wahrscheinlichkeit nach in der Geschichte der Sprache erworben und nicht von den anderen Maya-Sprachen verloren.

Ein markantes Merkmal der Maya-Sprachen und somit auch des Mayathan ist die Verwendung von Ejektiven, die in der Schrift seit dem 20. Jahrhundert durch einen Apostroph nach dem Buchstaben ausgedrückt werden, zum Beispiel k'ux k'a k'al (es ist heiß außen).

Mayathan hat folgende Konsonanten:

  Bilabial Alveolar Palatal Velar Glottal
normal ejektiv normal ejektiv normal ejektiv normal ejektiv normal
Verschlusslaute p  [p]/ b  [b] p'  [p'] t   [t] t'  [t']   k  [k] k'  [k']  '   [ʔ]
Affrikaten   ts  [ʦ] ts'  [ʦ’] ch  [ʧ] ch'  [ʧ’]      
Frikative   s  [s] x  [ʃ]   h  [h]
Nasale   m  [m]   n  [n]     n(k)  [ŋ]  
Liquida   l  [l]      
Halbvokal       y  [j]   w  [w]  

Der uvulare Plosiv [q] bzw. [q'], wie er etwa im Quiché, Cakchiquel und Kekchí vorkommt, ist im Mayathan (wie auch im Lakandonischen) mit dem velaren [k] bzw. [k'] zusammengefallen.

Grammatik, Syntax

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Mayathan ist wie alle Maya-Sprachen eine agglutinierende Sprache, in der sowohl Präfixe als auch Suffixe verwendet werden, und eine Ergativsprache.

Während die Maya-Sprachen als ursprüngliches syntaktisches Merkmal die Satzstellung VSO (Verb-Subjekt-Objekt) haben, ist das Mayathan (wie die Quiché-Sprache) eine SVO-Sprache. Die Satzstellung ist jedoch nicht streng festgelegt, so dass oft auch die VSO-Folge verwendet wird.

Die ursprünglichen Zahlwörter des Mayathan basieren wie bei allen Maya-Sprachen konsequent auf einem Zwanzigersystem. Heutzutage sind die Zahlwörter ab vier oder fünf jedoch meist in Vergessenheit geraten, so dass selbst Einsprachige in der Regel auf Spanisch zählen.

Heutige soziolinguistische Situation

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Sprachverlust beim Mayathan im mexikanischen Bundesstaat Yucatán: Sprecheranteile bei Alten und Kindern im Vergleich (Volkszählungsdaten von 2000)

Als Mexiko unabhängig wurde, sprach noch nahezu die gesamte Landbevölkerung Yucatáns ausschließlich Mayathan. Während des Kastenkrieges von 1847 bis 1901 war Mayathan die einzige geduldete Sprache im östlichen Teil Yucatáns, der von den Mayas kontrolliert wurde – heute Quintana Roo; die Maya-Schrift wurde allerdings nicht mehr verwendet, da sie bereits in Vergessenheit geraten war.

Nach einem Jahrhundert hat sich die Situation stark geändert: Trotz seiner verhältnismäßig hohen Sprecherzahl (von den indigenen Sprachen Mexikos ist Mayathan nach dem Nahuatl die zweitgrößte) ist die Sprache bedroht, da sie in großen Teilen des Sprachgebiets nicht mehr an Kinder und Jugendliche weitergegeben wird. In einigen abgelegenen Gebieten Yucatáns – insbesondere entlang der Grenze zwischen den Bundesstaaten Yucatán und Quintana Roo – ist sie noch vital.

Nach der Volkszählung 2000 in ganz Mexiko wurde Mayathan von 800.291 Menschen ab 5 Jahren gesprochen, 2010 waren es nur noch 786.113 Personen ab 5 Jahren. Von diesen sprachen 721.530 (91,78 %) auch Spanisch. Die Zahl der Sprecher ab 3 Jahren betrug 795.499. In Yucatán waren es 492.297 Sprecher (26,72 % der Bevölkerung des Bundesstaats), in Quintana Roo 181.781 (14,81 %) und in Campeche 86.406 (11,21 %). 45.093 Kinder zwischen 3 und 9 Jahren sprachen Mayathan, was 5,67 % aller Mayathan-Sprecher ab 3 Jahren ausmacht, während 14,71 % der Gesamtbevölkerung Mexikos ab 3 Jahren 3–9 Jahre alt sind. Für alle indigenen Sprachen in Mexiko beträgt der Anteil 3–9-jähriger Kinder 12,35 %, so dass Mayathan zu den überdurchschnittlich gefährdeten Sprachen Mexikos gehört.[1]

Im Bundesstaat Yucatán spricht (Stand: 2010) noch in 52 von 106 Municipios eine Mehrheit die indigene Sprache; über 90 % liegt der Anteil noch (beim höchsten Anteil beginnend) in Tahdziú (98,98 %), Mayapán, Chikindzonot, Chacsinkín, Tixcacalcupul, Chankom, Chemax (90,75 %, mit insgesamt 33.490 Einwohnern größtes unter diesen Municipios), Chichimilá, Tixmehuac und Tekom.[1]

Im Bundesstaat Quintana Roo ist Felipe Carrillo Puerto das Municipio mit dem höchsten Anteil an Mayathan-Sprechern und neben José María Morelos das einzige von elf mit einer mayathansprachigen Mehrheit. In Felipe Carrillo Puerto sprachen laut 2010 durchgeführter Volkszählung 46.663 von 69.208 Personen ab 3 Jahren, also 67,42 %, die indigene Sprache. 5.999 Personen (12,86 % aller Mayathan-Sprecher bzw. 8,67 % der Gesamtbevölkerung) sprachen kein Spanisch. Von allen 12.260 Kindern in Felipe Carrillo Puerto zwischen 3 und 9 Jahren sprachen allerdings nur 5.800 oder 47,31 % ihre indigene Sprache; immerhin 1.363 dieser Kinder (23,50 % aller mayathansprachigen Kinder bzw. 11,12 % aller Kinder dieser Altersgruppe) sprachen kein Spanisch.[1] Die Benutzung der Mayathan-Sprache korreliert in dieser Region offensichtlich mit der Zugehörigkeit zum Kult des Sprechenden Kreuzes, der aus der Zeit des Kastenkrieges stammt, so dass in traditionellen Dörfern der Cruzoob wie z. B. Tixcacal Guardia (Municipio Felipe Carrillo Puerto) oder Xocén (Municipio Valladolid) die Maya-Sprache am stärksten vertreten ist. Jedoch geht auch in diesen Gemeinden bei den jungen Generationen das Interesse an der Maya-Religion stark zurück, wobei hier ein direkter Zusammenhang der Abkehr von der Religion mit einem Sprachwechsel zum Spanischen nachgewiesen werden konnte.[2]

Es gibt auch eine 1992 vollendete[3] vollständige Bibelübersetzung auf Mayathan.[4] Diese von protestantischen Übersetzern verwirklichte Maya-Bibel wird allerdings laut einer Recherche von 2007 in der katholischen Kirche nicht verwendet und auch andernorts nur gelegentlich gelesen. Als größte Hindernisse beim Lesen werden fehlende Maya-Lesekenntnisse der Mayas sowie komplizierte, schwer verständliche Sätze in den Bibeltexten genannt.[5] Die Zeugen Jehovas vollendeten 2012 eine Neue-Welt-Übersetzung des Neuen Testaments;[6] sie betreiben zudem eine mayathansprachige Version ihrer Website.[7]

 
Beispiel für einen modernen Mayathan-Text. Man beachte auch das Nahuatl-Lehnwort Máasewal.

Seit 2003 ist Mayathan gemeinsam mit 61 weiteren indigenen Sprachen in Mexiko als „Nationalsprache“ anerkannt und der Staat zu seiner Förderung verpflichtet. Seit einigen Jahren gibt es an manchen Schulen auch „Interkulturelle zweisprachige Erziehung(Educación Intercultural Bilingüe) EIB, wozu auch einige Materialien auf Mayathan für die Primarschule für Mayasprachige sowie zum Spracherwerb als Zweitsprache erstellt worden sind.[5]

Literatur auf Mayathan

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Schriftliche Zeugnisse des Mayathan, niedergeschrieben in Maya-Schrift, lassen sich in die Jahrhunderte vor der Conquista zurückverfolgen. Während in Stein gemeißelte Inschriften – verfasst in anderen Maya-Sprachen – wohl bis in die Zeit vor Christi Geburt zurückreichen, sind von den Maya-Codices nach den Bücherverbrennungen durch den Bischof von Yucatán, Diego de Landa, im 16. Jahrhundert nur vier übrig geblieben: Der Pariser Codex mit 22 Seiten, der Dresdner Codex mit 74 Seiten, der Madrider Codex mit 112 Seiten und der Codex Grolier mit 10 erhaltenen von ursprünglich wahrscheinlich 20 Seiten. Diese vier Codices sind zwischen dem 13. und dem 15. Jahrhundert in frühen Formen des Mayathan auf Amatl-Papier entstanden.

Ein bedeutender Fundus an vorkolonialer Literatur liegt uns in Form von beschrifteten Keramiken vor, die durch archäologische und Raubgrabungen der Wissenschaft bekannt wurden. Hier sind vor allem die formelhaften Widmungsinschriften auf Trinkgefäßen zu nennen, aber auch die Beschriftungen von Keramiken im sogenannten Codex-Stil, die wohl das Format der Codizés der Klassik abbilden und uns einen Eindruck davon vermitteln, wie die Falt-Bücher der klassischen Epoche ausgesehen haben mögen. Die Eigenbezeichnung der Maya ihrer Bücher und des Papiers aus Ficusborke war "Huun".

Als eine der Glanzleistungen der Erzählkunst und der Mystik der Maya gilt das Popol Vuh, der Schöpfungsmythos in der Sprache der Quiché-Maya, der in seinen älteren Teilen bis in die Vorklassik zurückreicht, etliche mythologische Szenen in der Bauplastik und Bildenden Kunst der vorspanischen Maya erklären kann und einen Eindruck von der verloren gegangenen Literatur in Mayathan liefert.

Zu den wichtigsten Zeugnissen des Mayathan aus der Kolonialzeit gehören die Bücher Chilam Balam (16. bis 19. Jahrhundert) und die Lieder von Dzitbalché aus dem 18. Jahrhundert.

Auch Anfang des 21. Jahrhunderts gibt es einzelne Autoren, die auf Mayathan schreiben. Hierzu gehören der Dichter Jorge Miguel Cocom Pech (* 1952), von dem neben Gedichten auch ein Band mit Erzählungen als zweisprachige Ausgabe (Mayathan und Spanisch) 2001 unter dem Titel Mukult'an in nool – Los secretos del abuelo (Die Geheimnisse des Großvaters) erschienen ist. Die Schriftstellerin Marisol Ceh Moo (* 1968) ist Verfasserin mehrerer originärer Prosa-Werke auf Mayathan, versehen mit spanischer Übersetzung, darunter der 2009 erschienene Roman X-Teya, u puksi’ik’al ko’olel – Teya, un corazón de mujer. Ihr teils auf Mayathan, teils auf Spanisch verfasster Roman El llamado de los tunk’ules. T’ambilák men tunk’ulilo’ob von 2011 ist in der Zeit des Kastenkriegs angesiedelt.

2006 drehte Mel Gibson seinen Film Apocalypto in dieser Sprache, ohne Muttersprachler des Mayathan in den Hauptrollen zu verwenden. So kam es, dass die Schauspieler die Sprache erst lernen mussten bzw. Dialoge ohne fundierte Kenntnisse des Mayathan sprachen. Professor Nikolai Grube von der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, der mit einer Maya-Frau aus Yucatán verheiratet ist, betonte, dass das yukatekische Maya, wie es im Film gesprochen wird, einen starken Akzent habe und für einen Muttersprachler unverständlich sei. Außerdem entferne sich der Film sehr von der Realität, so etwa durch die Darstellung von Maya-Völkern, die im Wald wohnten. Fehlerhaft sei auch die Darstellung der Maya als primitives Volk, das massenhaft Menschen niedermetzelte.[8]

Literatur

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Wiktionary: Mayathan – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. a b c INEGI 2010: Censo de Población y Vievienda 2010, abgerufen am 25. März 2011
  2. Carsten Otto (2009): Bilingualismus in Felipe Carrillo Puerto, Quintana Roo, Mexiko. Dissertation, Universität Hamburg
  3. Maya, Yucatec: A language of Mexico. M. Paul Lewis, Gary F. Simons, Charles D. Fennig (eds.), 2014: Ethnologue: Languages of the World, Seventeenth edition. Dallas, Texas: SIL International.
  4. Maya-Bibel auf YouVersion
  5. a b Michal Brody: Un panorama del estatus actual del maya yucateco escrito. Desacatos – Revista de Antropologia Social, Nr. 23. S. 275–290. Hier S. 278. Centro de Investigaciones y Estudios Superiores en Antropología Social, Ciudad de México 2007.
  6. Kili’ich Ts’íibo’ob ich Griego – U Sutt’aanil Túumben Lu’um. Watchtower Bible and Tract Society of Pennsylvania, Máaxoʼob Jóoʼsik: La Torre del Vigía, A.R., México (Distrito Federal) 2012.
  7. U j-jaajkunajoʼob Jéeoba (Jehovas Zeugen, Sprachversion auf Mayathan)
  8. Gibson-Film strotzt vor Fehlern. In: Focus.