Mayr-Melnhof Karton
MM ist ein österreichischer Hersteller von Karton und Faltschachteln. Die MM Gruppe hat 15.087 (2023) Beschäftigte und erwirtschaftete 2023 konsolidierte Umsatzerlöse in Höhe von 4.164 Millionen Euro (2021: 3.069,7 Mio. EUR).[1]
Mayr-Melnhof Karton AG
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
ISIN | AT0000938204 |
Gründung | 1888 |
Sitz | Wien, Österreich |
Leitung | Peter Oswald (CEO) |
Mitarbeiterzahl | 15.087 (2023) |
Umsatz | 4.164 Mio. Euro (2023) |
Branche | Kartonindustrie; Papierindustrie; Verpackung |
Website | www.mm.group |
Stand: 31. Dezember 2023 |
Im August 2021, anlässlich der Akquisition der Karton- und Papierproduktion in Kwidzyn, Polen wurde die Umfirmierung der Division MM Karton auf MM Board & Paper kommuniziert.[2]
Geschichte
BearbeitenIm Jahr 1950 begann mit der Errichtung der ersten Kartonmaschine im Stammwerk Frohnleiten in der Steiermark die industrielle Fertigung von Karton.
Die Mayr-Melnhof Gruppe wurde 1994 zur Aktiengesellschaft umfirmiert und als Neuemission in Wien an die Wiener Börse gebracht, wo die Aktie seitdem notiert wird. Der Emissionskurs betrug ATS 500 (rd. EUR 35).
MM Packaging erwarb 2008 60 % am türkischen Faltschachtelhersteller Superpack in İzmir (Türkei). Superpack hat 120 Beschäftigte und verfügt über zwei Offset-Drucklinien mit denen jährlich 8.000 Tonnen Karton verarbeitet werden. Im selben Jahr wurde das Kartonwerk Nikopol (Bulgarien) geschlossen. Die Abwicklung des Werkes kostete 22,6 Mio. EUR.
2010 wurde die Kartonfabrik in Deisswil bei Stettlen (Schweiz) geschlossen. Als Grund führte MM die in der Schweiz eingeführte Emissionssteuer an. Dem widersprach das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK): Da sich die Kartonfabrik 2008 verpflichtet habe, den CO2-Ausstoss mit diversen Maßnahmen zu senken, sei sie von der CO2-Abgabe befreit worden. Das Werk hat 2009 112.000 Tonnen Karton produziert und war laut MM nicht mehr wettbewerbsfähig. Für die 255 Mitarbeiter wurde ein Sozialplan eingerichtet. Die MM Gruppe wollte sich zunehmend auf ihre Hochleistungsstandorte konzentrieren.[3][4]
Mitte 2013 erwarb MM Karton das CTMP-Werk Folla von Södra,[5] das erst im September 2012 als Södra Cell Folla wegen mangelnder Rentabilität stillgelegt worden war.[6] MM Karton startete die Produktion für eine autonome Rohstoffversorgung mit Halbzellstoffen (CTMP und TMP) zur Herstellung der eigenen Kartonqualitäten. Ein Teil der Jahreskapazität von 130.000 Tonnen wird frei im Markt gehandelt werden.[7]
Im August 2021 wurden die Kartonwerke in Baiersbronn und Eerbeek an den US-Finanzinvestor Oaktree Capital Management verkauft.[8]
Weiters wurden Anfang August die Karton- und Papierwerke Kwidzyn, Polen, und Kotkamills, Finnland, akquiriert.[9][10]
Im April 2022 hat die Mayr-Melnhof Gruppe (MM) die nordische Pharmaverpackungsgruppe Eson Pac mit Sitz in Veddige, Schweden, erworben.[11]
Im Oktober erwarb MM den britischen Pharma-Faltschachtelproduzenten Essentra Packaging samt USA-Tochter.[12]
In das Stammwerk im steirischen Frohnleiten wurden über die letzten zehn Jahre über 150 Millionen Euro in die Modernisierung und den Ausbau der Logistik investiert. 2014 gingen davon rund 50 Millionen Euro in die Entwicklung des nachhaltigen „Foodboard“-Kartons, der Plastikverpackungen in der Lebensmittelindustrie obsolet machen sollte.[13] Im Jahr 2020 wurde dann verlautbart, dass das Unternehmen rund 100 Millionen Euro in den Standort Frohnleiten investieren will. Neben der Modernisierung der beiden bestehenden Kartonmaschinen KM2 und KM3 – welche das Grazer Unternehmen Andritz AG durchführte[14] -, wurde viel in die Infrastruktur und Logistik am Standort eingesetzt. So wurden das Heizhaus und das Klärwerk modernisiert sowie die Parkflächen für Mitarbeiter und den Lieferverkehr ausgebaut.[15] Mitte 2023 konnten die Umbauarbeiten erfolgreich abgeschlossen werden.[16] Aufgrund der volatilen Wirtschaftslage durch den russischen Überfall auf die Ukraine und der dadurch zurückgegangenen Nachfrage auf dem Weltmarkt musste das Werk seine Produktion im Sommer 2023 zeitweise drosseln und Kartonmaschinen abstellen. Ebenso wurde der kurzfristige Gewinnausblick reduziert, dennoch hält man an den Modernisierungsmaßnahmen fest.[17]
Eigentumsverhältnisse
BearbeitenDie Anteilsmehrheit der Mayr-Melnhof Karton AG befindet sich im Besitz der Familie Mayr-Melnhof (Goëss – Saurau). Das Syndikat der Kernaktionärsfamilien hielt auch 2022 stabil rund 59 % am Grundkapital. Die weiteren 41 % befinden sich im Streubesitz und werden überwiegend von langfristig orientierten institutionellen Investoren in Europa und den USA gehalten. Daneben sind Familienmitglieder an der Mayr-Melnhof Holz Holding beteiligt.[3] Sie gehört zu 74,9 % Franz VI. Mayr-Melnhof.
Kritik
BearbeitenDer Konzern, der sich ein sehr nachhaltiges Profil gibt,[18] wurde stellenweise von nachhaltigen Anlegern aufgrund seiner Tätigkeit für die Tabakindustrie kritisiert.[19]
Das Unternehmen wird seit vielen Jahren aufgrund ihrer sehr hohen Managergehälter kritisiert. So verdiente CEO Peter Oswald im Jahr 2022 rund 5,6 Millionen Euro an Gehältern und belegt damit österreichweit den zweiten Rang unter den österreichischen Top-Unternehmen.[20]
Produktionsstandorte (MM Board & Paper)
BearbeitenNach Ländern (unvollständig):
Österreich
Bearbeiten- Frohnleiten (Stammwerk, 570 Mitarbeiter)[21]
Deutschland
BearbeitenFinnland
Bearbeiten- Kotkamills in Kotka (2021 akquiriert)
Norwegen
BearbeitenPolen
Bearbeiten- Kwidzyn (Karton und Papier. 2021 akquiriert)
Slowenien
BearbeitenWeblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Konzernergebnis 2022. In: MM.group. Mayr-Melnhof Karton AG, 14. März 2023, abgerufen am 9. Mai 2023.
- ↑ Akquisition des Werks Kwidzyn-erfolgreich abgeschlossen mm-boardpaper.com, 6. August 2021, abgerufen am 28. Oktober 2021.
- ↑ a b Mayr-Melnhof beharrt auf Schliessung. In: Der Bund, 29. April 2010. Abgerufen am 7. Januar 2019.
- ↑ Mayr-Melnhof Karton AG: MM Karton schließt Schweizer Kartonfabrik. 8. April 2010. Auf FinanzNachrichten.de. Abgerufen am 7. Januar 2019.
- ↑ MM Karton erweitert Rohstoffversorgung. In: Forstpraxis.de. Deutscher Landwirtschaftsverlag, 11. Juni 2013, abgerufen am 7. Januar 2019: „Mit einer Jahreskapazität von bis zu 130.000 t werden damit Zukäufe durch Eigenversorgung ersetzt.“
- ↑ Södra: Zellstoffwerk Cell Folla wird geschlossen. In: Forstpraxis.de. Deutscher Landwirtschaftsverlag, 3. September 2012, abgerufen am 7. Januar 2019.
- ↑ a b FollaCell. In: Werke. Mayr-Melnhof Karton, abgerufen am 7. Januar 2019.
- ↑ Verkauf der Kartonfabriken Eerbeek und Baiersbronn abgeschlossen. Abgerufen am 22. Juni 2022 (deutsch).
- ↑ Akquisition des Werks Kwidzyn erfolgreich abgeschlossen. Abgerufen am 22. Juni 2022 (deutsch).
- ↑ Akquisition von Kotkamills erfolgreich abgeschlossen. Abgerufen am 22. Juni 2022 (deutsch).
- ↑ Erwerb der führenden nordischen Pharmaverpackungsgruppe – Eson Pac. Abgerufen am 22. Juni 2022 (deutsch).
- ↑ Mayr-Melnhof kauft britische Pharmaverpackungsfirma ORF.at, 24. Juni 2022, abgerufen am 24. Juni 2022.
- ↑ [1] ORF.at, 3. November 2014, abgerufen am 9. Jänner 2024.
- ↑ [2] Ecoreporter.de, 21. Juni 2021, abgerufen am 9. Jänner 2024.
- ↑ [3] kleinezeitung.at, 4. Dezember 2020, abgerufen am 9. Jänner 2024.
- ↑ [4] kleinezeitung.at, 15. März 2023, abgerufen am 9. Jänner 2024.
- ↑ [5] ORF.at, 10. August 2023, abgerufen am 9. Jänner 2024.
- ↑ Nachhaltigkeit. In: MM.group. Mayr-Melnhof Karton AG, abgerufen am 21. Mai 2023.
- ↑ Positive Entwicklung im April. Monatlicher Bericht des Managements. In: Murphy&Spitz Umweltfonds Deutschland. Murphy&Spitz Nachhaltige Vermögensverwaltung AG, 17. Mai 2023, abgerufen am 21. Mai 2023.
- ↑ [6] ORF.at, 8. Jänner 2024, abgerufen am 9. Jänner 2024.
- ↑ [7] kleinezeitung.at, 4. Dezember 2020, abgerufen am 9. Jänner 2024.