Mehen (altägyptisch für „eingerollt“) ist der Name eines Gesellschaftsspiels im Alten Ägypten, das seit etwa 3.000 v. Chr. belegt ist und sich besonders in der Oberschicht großer Beliebtheit erfreute. Die genauen Spielregeln sind nicht überliefert und daher nahezu unbekannt. Aus nicht näher bekannten Gründen verschwand das Spiel während der Ersten Zwischenzeit aus dem Alltag der Ägypter.

Mehen in Hieroglyphen
mHn
W24
[1]
Mehen
Mḥn
eingerollt

Mehen-Spiel mit Spielsteinen aus Abydos, 3.000 v. Chr., Neues Museum Berlin.
Mehen-Spielstein aus Fayence aus dem Grab des Königs Peribsen.
Weiterer Mehen-Spielstein aus der 6. Dynastie.

Beschreibung

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Mehen wurde auf einem dicklichen, tellerförmigen Brett oder Stein gespielt, das die Gestalt einer zusammengerollten Schlange besaß. Entlang des Rückens der Schlange waren rechteckige Vertiefungen in regelmäßigen Abständen eingraviert. Es gab offenbar keine fest vorgeschriebene Anzahl für die Vertiefungen, ebenso wenig für die Spielsteine. Bei einigen Spieleversionen besaß das Schwanzende der Schlange den Kopf einer Ente oder Gans. Es sind auch Mehen-Spiele bekannt, bei denen beide Enden schlangenköpfig waren. Es existierten außerdem Mehen-Spielbretter mit Standfuß und solche, die man bequem tragen und mit sich führen konnte.

Spielregeln

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Die genauen Spielregeln sind nicht im Detail überliefert und können daher nur rekonstruiert werden. Offenbar besaß jeder Spieler eine feste Anzahl von Murmeln und Spielfiguren mit flachem, rechteckigem Sockel. Besonders beliebt scheinen Löwenfiguren gewesen zu sein. Das Spiel wurde entweder mit dem Uhrzeigersinn oder gegen den Uhrzeigersinn gespielt. Möglicherweise wurde die Anzahl an Feldern, die der jeweilige Spieler weiterziehen durfte, durch das Werfen von unterschiedlich gestreiften Stäbchen, oder durch Erraten der zufällig in der Hand des Gegenspielers versteckten Murmeln ausgehandelt. Ziel des Spiels war es wohl, als Erster seine Spielsteine entweder von Schwanzende der Schlange zum Schlangenkopf im Zentrum zu bringen oder genau umgekehrt.

Mythologische Bedeutung

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Die Pyramidentexte der 5. und 6. Dynastie weisen darauf hin, dass das Spiel mit der Reise des Sonnengottes Re durch die Unterwelt über die „Straße des Mehen“ assoziiert wurde. Mehen war der ägyptischen Mythologie zufolge ein Schlangengott, der sowohl Re als auch den verstorbenen König auf dessen gefährlicher Reise durch die Unterwelt beschützte, indem er den Leib des Trägers regelrecht umwickelte. Dies erklärt auch die Gestaltung der Spielbretter und -tische.

Bekannte Darstellungen und Funde

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Bekannte künstlerische Darstellungen von Mehen-Spielbrettern und Spielszenen stammen überwiegend aus dem Alten Reich. Am bekanntesten sind die Darstellungen aus dem Grab des hohen Beamten Hesire aus der 3. Dynastie. An den Grabwänden seiner Mastaba ließ Hesire mehrere farbige Darstellungen von Mehen-Spielbrettern anbringen. Die verbliebenen Farben zeigen schwarz-weiß gestreifte und gelb-schwarz-grün gestreifte Spielbretter. Eine weitere bekannte Darstellung ist im Grab des hohen Beamten Idu (6. Dynastie) aus Sakkara erhalten: Das Relief zeigt eine Spielszene aus dem Mehen-Spiel, aber auch andere Brettspiele wie zum Beispiel Senet sind zu sehen. Aus dem Grab des Peribsen (2. Dynastie) in Abydos stammt ein Spielbrett aus Fayence. Die ältesten Exemplare von Mehen-Spielbrettern stammen aus prädynastischen Gräbern in Deir el-Ballas nahe Theben. Insgesamt sind zehn vollständig und vier fragmentarisch erhaltene Exemplare aus verschiedenen Epochen bekannt.

Siehe auch

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  • Senet. Ein Brettspiel, bei dem dieselben Spielsteine und Spielfiguren zum Einsatz kamen wie bei Mehen.
  • Zwanzig-Felder-Spiel. Ebenfalls ein Brettspiel, das dem Senet ähnlich war und von den Hyksos eingeführt wurde.
  • Mehen: Ein Jenseitsgott, dem das Spiel gewidmet war.
  • L’ib el Merafib: ein in Nordafrika und im Sudan verbreitetes Spiel.

Literatur

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  • Peter A. Piccione: Mehen, Mysteries and Resurrection from the Coiled Serpent. In: Journal of the American Research Center in Egypt. Bd. 27, 1990, ISSN 0065-9991, S. 43–52.
  • Benedikt Rothöhler: Ägyptische Brettspiele außer Senet. Würzburg 1997, S. 10–23 (Würzburg, Julius-Maximilians-Universität, philosophische Fakultät I, unveröffentlichte MA-Thesis), online als PDF; 282 kB (Memento vom 1. September 2012 im Internet Archive).
  • Joyce Tyldesley: Egyptian Games and Sports (= Shire Egyptology. Bd. 29). Shire, Princes Risborough 2008, ISBN 978-0-7478-0661-5, S. 15–16.
  • Joyce A. Tyldesley: Myths and Legends of Ancient Egypt. Allen Lane, an Imprint of Penguin Books, London 2010, ISBN 978-0-14-196376-1, S. 92–93.

Einzelnachweise

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  1. nach: Adolf Erman, Hermann Grapow (Hrsg.): Wörterbuch der ägyptischen Sprache. Band 2. Hinrichs, Leipzig 1928, S. 128, Nr. 14, das letzte Zeichen stellt eigentlich das Spielbrett dar, ist im hiesigen Hieroglyphenfont jedoch nicht vorhanden.