Meistersangstrophe
Die Meistersangstrophe ist eine Strophenform im neuhochdeutschen Meistersang. Sie entspricht der Form der ursprünglich italienischen Kanzonenstrophe im mittelhochdeutschen Minnesang.
In der Grundform ist die Strophe dreiteilig und besteht aus zwei gleich gebauten Stollen, die den Aufgesang bilden, und einem Teil im Abgesang, also nach dem Schema AA/B. Häufig ist die vollständige oder teilweise Wiederholung eines Stollens im Abgesang (AA/BA oder AA/BA').
Eine Meistersangstrophe umfasst im Durchschnitt etwa 20 bis 30 Verse. Es kommen auch kurze Strophen, beispielsweise mit fünf Versen, oder lange Strophen, beispielsweise mit 100 oder mehr Versen, vor. Ein Meistersanglied (Bar) besteht aus mindestens drei Strophen.
Als Beispiel die zweite Strophe aus einem didaktischen Gedicht von Adam Puschman von 1568[1]:
Aufgesang 1. Stollen | Die Singer sollen achtung han, |
a |
Aufgesang 2. Stollen | Falsch Kätzerisch meinung las man, |
a |
Abgesang | Die falschen Laster straffet auch, |
x |
Literatur
Bearbeiten- Manfred Günther Scholz: Meistersangstrophe. In: Günther und Irmgard Schweikle: Metzler Literatur Lexikon. Begriffe und Definitionen. 3., völlig neu bearbeitete Auflage. Metzler, Stuttgart 2007, S. 487.
- Otto Paul, Ingeborg Glier: Deutsche Metrik. 9. Auflage. Hueber, München 1974, S. 96–99.
- Christian Wagenknecht: Deutsche Metrik. Eine historische Einführung. 5., erweiterte Auflage. Beck, München 2007, S. 64 f.