Methacrylnitril

chemische Verbindung

Methacrylnitril ist eine chemische Verbindung aus der Gruppe der Nitrile. Es handelt sich um das Nitril der Methacrylsäure, das bei Zimmertemperatur als farblose, leicht entzündliche, giftige und stechend riechende Flüssigkeit vorliegt.[1]

Strukturformel
Allgemeines
Name Methacrylnitril
Andere Namen
  • 2-Methyl-2-propennitril
  • 2-Cyanopropen
  • 2-Cyano-1-propen
  • MeAN
Summenformel C4H5N
Kurzbeschreibung

lichtempfindliche, leicht flüchtige, farblose Flüssigkeit mit stechendem Geruch[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 126-98-7
EG-Nummer 204-817-5
ECHA-InfoCard 100.004.380
PubChem 31368
ChemSpider 29101
Wikidata Q2088171
Eigenschaften
Molare Masse 67,09 g·mol−1
Aggregatzustand

flüssig[1]

Dichte

0,80 g·cm−3[1]

Schmelzpunkt

−36 °C[1]

Siedepunkt

90 °C[1]

Dampfdruck

104 mbar (30 °C)[1]

Löslichkeit
Brechungsindex

1,4007 (20 °C)[2]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[4] ggf. erweitert[1]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 225​‐​301+311​‐​330​‐​317​‐​370
P: 210​‐​280​‐​284​‐​301+310​‐​303+361+353​‐​304+340[1]
MAK

Schweiz: 1 ml·m−3 bzw. 3 mg·m−3[5]

Toxikologische Daten

120 mg·kg -1 (LD50Ratteoral)[1]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa). Brechungsindex: Na-D-Linie, 20 °C

Vorkommen

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Methacrylnitril wurde als Bestandteil des Rauchs von ungefilterten Zigaretten aus luftgetrockneten, rauchgetrockneten oder einer Mischung dieser Tabaksorten identifiziert.[2]

Gewinnung und Darstellung

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Methacrylnitril kann durch Umsetzung von Methacrylsäure oder Methacrylsäuremethylester mit Ammoniak unter einer katalytischen Gasphasenreaktion bei Temperaturen von 250 °C bis 500 °C gewonnen werden. Als Katalysator kann Aluminiumoxid verwendet werden.[6]

Die Verbindung wird kommerziell durch die Dampfphasenreaktion von Isobutylen mit Ammoniak und Sauerstoff in Gegenwart eines Katalysators hergestellt. Acetonitril, Cyanwasserstoff und Acrolein sind bekannte Nebenprodukte dieser Reaktion.[2]

Eigenschaften

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Methacrylnitril ist lichtempfindlich und bei Zimmertemperatur eine farblose, leicht flüchtige Flüssigkeit, die einen stechenden Geruch aufweist[1]. Diese erstarrt bei −36 °C und siedet bei 90 °C.[1] Methacrylnitril besitzt einen Flammpunkt von −1 °C[1] und eine Zündtemperatur von 465 °C. Die Untere Explosionsgrenze von Methacrylnitril beträgt 1,7 Vol.-% und die Obere Explosionsgrenze 13,2 Vol.-%[1]. Methacrylnitril fällt aufgrund seiner Zündtemperatur in die Temperaturklasse T1. Kommerzielle Produkte enthalten häufig 50 ppm Hydrochinonmonoethylether[S 1] als Stabilisator.[2]

Verwendung

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Methacrylnitril wird bei der Herstellung von Homo- und Copolymeren, Elastomeren, Beschichtungen und Kunststoffen sowie als Zwischenprodukt bei der Herstellung von Säuren, Amiden, Aminen, Estern und anderen Nitrilen verwendet. Es wird auch als Ersatz für Acrylnitril in einem Acrylnitril-Butadien-Styrol-ähnlichen Polymer verwendet, da es die Barriereeigenschaften gegenüber Gasen wie Kohlendioxid in Behältern mit Kohlensäure verbessert.[2][7]

Methacrylnitril wird auch in der Gruppentransfer-Polymerisation verwendet.[8]

Sicherheitshinweise

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Methacrylnitril ist giftig und wird vorwiegend über den Atemtrakt und die Haut aufgenommen. Die Substanz wirkt nach Resorption toxisch auf das zentrale und periphere Nervensystem. Die Dämpfe von Methacrylnitril können mit Luft explosionsfähige Gemische bilden.[1][2]

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i j k l m n o p Eintrag zu Methacrylnitril in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 20. Januar 2022. (JavaScript erforderlich)
  2. a b c d e f g Mohammed Y. H. Farooqui, Mohammad M. Mumtaz: Toxicology of methacrylonitrile. In: Toxicology. Band 65, Nr. 3, 1991, S. 239–250, doi:10.1016/0300-483X(91)90083-D.
  3. S. D. Gangolli: The Dictionary of Substances and Their Effects (DOSE). Royal Society of Chemistry, ISBN 0-85404-828-6, S. 286 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Eintrag zu Methacrylonitrile im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 1. Februar 2016. Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern.
  5. Schweizerische Unfallversicherungsanstalt (Suva): Grenzwerte – Aktuelle MAK- und BAT-Werte (Suche nach 126-98-7 bzw. Methacrylnitril), abgerufen am 2. November 2015.
  6. Patentanmeldung DE102008035261A1: Verfahren zur Herstellung von Methacrylnitril. Angemeldet am 29. Juli 2008, veröffentlicht am 4. Februar 2010, Anmelder: Alzchem Trostberg GmbH, Erfinder: Klaus Einmayr et al.
  7. Firdous Anwar, Charles Bain, Massoud Bakhshaee, David C. Sherrington: Synthesis, reduction, and subsequent chemical modification of poly(methacrylonitrile) based resins. In: Journal of the Chemical Society, Chemical Communications. Nr. 20, 1984, S. 1363–1365, doi:10.1039/C39840001363.
  8. Friedhelm Bandermann, Reiner Witkowski: Group transfer polymerization of methacrylonitrile. In: Die Makromolekulare Chemie. Band 187, Nr. 11, 1986, S. 2691–2696, doi:10.1002/macp.1986.021871119.

Anmerkungen

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  1. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Hydrochinonmonomethylether: CAS-Nr.: 150-76-5, EG-Nr.: 205-769-8, ECHA-InfoCard: 100.005.246, GESTIS: 23690, PubChem: 9015, ChemSpider: 8665, DrugBank: DBDB09516, Wikidata: Q2862455.