Michèle Tertilt

Wirtschaftswissenschaftlerin

Michèle Tertilt (* 1972 in Münster) ist eine deutsche Wirtschaftswissenschaftlerin und Professorin an der Universität Mannheim. Sie wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit dem Leibniz-Preis 2019 und von der Europäischen Ökonomischen Vereinigung mit dem Birgit-Grodal-Preis 2024 für ihre Leistungen an der Schnittstelle von Makroökonomie, Entwicklungsökonomie und Familienökonomie ausgezeichnet.[1][2]

Michèle Tertilt studierte Volkswirtschaftslehre an der Universität Bielefeld und promovierte an der University of Minnesota. Danach war sie acht Jahre an der Stanford University als Assistant Professor mit Forschungsaufenthalten an der University of Pennsylvania und an der Hoover Institution tätig. Seit 2010 ist sie ordentliche Professorin an der Universität Mannheim.[3]

Forschung

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Die Forschung von Tertilt konzentriert sich auf die Makroökonomie mit besonderem Fokus auf die Entwicklungsökonomie und den Einfluss familiärer Beziehungen auf die Wirtschaft. In ihrer Dissertation Polygyny and Poverty, die mit dem Preis für die beste Dissertation an der University of Minnesota 2004 ausgezeichnet wurde, betrachtet sie die Vielehe als Wirtschaftsfaktor in Entwicklungsländern[4] und präsentiert Modelle überlappender Generationen mit einem Heiratsmarkt und Fruchtbarkeit. Später beschäftigte sie sich beispielsweise mit der Wechselwirkung zwischen wirtschaftlichem Wachstum im 19. Jahrhundert und der Stärkung der Frauenrechte.[5] Für ihr Projekt zu Geschlechterdifferenzen aus makroökonomischer Perspektive erhielt sie 2012 bis 2019 einen Starting Grant des Europäischen Forschungsrates.[6]

Ferner forscht sie über Verbraucherkredit­märkte und Privatinsolvenzen, was als ihr zweites Standbein in der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung betrachtet werden kann.[7]

Sie wurde 2013 als erste in Deutschland lehrende Wissenschaftlerin (bzw. Wissenschaftler) in das Herausgebergremium des Review of Economic Studies, eine der führenden Zeitschriften der Wirtschaftswissenschaften, berufen[8] und ist seit 2021 Direktorin des Herausgebergremiums.[9] Zudem ist sie Associate Editor des Journal of Development Economics.

Sie ist außerdem Research Affiliate beim Bureau for Research and Economic Analysis of Development (BREAD)[10] und dem European Development Research Network (EUDN)[11] sowie Research Fellow beim CEPR.

Michèle Tertilt war Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes.[12]

Auszeichnungen und Ehrungen

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Publikationen (Auswahl)

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  • mit M. Golosov and L. Jones: Efficiency with Endogenous Population Growth. In: EconometricaEconometrica, Vol. 75 (4), 1039–1071, Juli 2007 PDF
  • mit M. Doepke: Women’s Liberation: What’s in it for Men? In: Quarterly Journal of Economics, Vol. 124, No. 4, 1541–1591, November 2009. PDF
  • mit I. Livshits and J. MacGee: Accounting for the Rise in Consumer Bankruptcies. In: American Economic Journal Macro, Vol. 2, No. 2, 165–193, April 2010.
  • mit I. Livshits and J. MacGee: The Democratization of Credit and the Rise in Consumer Bankruptcies. In: Review of Economic Studies, Vol. 83 (4), 1673–1710, 2016.
  • mit J. Greenwood, P. Kircher and C. Santos: The Role of Marriage in Fighting HIV: A Quantitative Illustration for Malawi. In: American Economic Review Papers and Proceedings, 2017.
  • mit J. Greenwood, P. Kircher and C. Santos: An Equilibrium Model of the African HIV/AIDS Epidemic. In: Econometrica Vol. 87, No. 4, 1081–1113, Juli 2019.
  • mit M. Doepke, A. Hannusch and L. Montenbruck: The Economics of Women's Rights. In: Journal of the European Economic Association Oktober 2022
  • mit T. Alon, S. Coskun and M. Doepke and D. Koll: From Mancession to Shecession: Women's Employment in Regular and Pandemic Recessions. In: NBER Macroeconomics Annual 2021 Vol. 36, Mai 2022. PDF
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Einzelnachweise

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  1. a b Deutsche Forschungsgemeinschaft: Prof. Dr. Michèle Tertilt – Gottfried Wilhelm Leibniz-Preisträgerin 2019. Abgerufen am 23. Dezember 2018.
  2. a b Mannheimer Ökonomin Michèle Tertilt erhält Birgit-Grodal Preis für 2024 | Universität Mannheim. Abgerufen am 23. Mai 2024.
  3. CV from Michèle Tertilts webpage 
  4. Mannheimer Ökonomin erhält höchste Auszeichnung Europas. (PDF) In: FORUM – Das Magazin der Universität Mannheim. September 2017, abgerufen am 23. Dezember 2018.
  5. Spotlight: Michele Tertilt. In: Gender Matters. 6. November 2016, abgerufen am 23. Dezember 2018 (englisch).
  6. ERC-Project: Gender Differences: A Macroeconomic Perspective. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. Januar 2021; abgerufen am 23. Dezember 2018 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/erc.europa.eu
  7. Michael Kläsgen: Von Polygamie bis Privatinsolvenz. In: sueddeutsche.de. 9. September 2015, ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 23. Dezember 2018]).
  8. Prof. Michèle Tertilt zur Mit-Herausgeberin beim Review of Economic Studies ernannt. Abgerufen am 23. Dezember 2018.
  9. The Review of Economic Studies Board of Directors. Abgerufen am 28. November 2022.
  10. People | BREAD. Abgerufen am 23. Dezember 2018.
  11. History of EUDN. Abgerufen am 23. Dezember 2018.
  12. Ausgezeichnet: Drei Alumni der Studienstiftung erhalten Leibniz-Preis 2019. Studienstiftung des deutschen Volkes, abgerufen am 9. Januar 2019.
  13. 2017 Election of Fellows | The Econometric Society. Abgerufen am 23. Dezember 2018.
  14. Announcement Of The Winners Of The 2017 Yrjö Jahnsson Award in Economics (Memento des Originals vom 17. August 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.eeassoc.org, European Economic Association, Yrjö Jahnsson Foundation
  15. Bayerische Akademie der Wissenschaften wählt neue Mitglieder. Abgerufen am 23. Dezember 2018.
  16. Bert Losse: Verein für Socialpolitik: Gossen-Preis für Michèle Tertilt. In: Wirtschaftswoche. 6. September 2013, abgerufen am 23. Dezember 2018.