Michael Fernau

deutscher Jurist und Bibliotheksdirektor

Michael Fernau (* 19. Juli 1955 in Frankfurt am Main) ist ein deutscher Jurist und Bibliothekar. Fernau war von 2008 bis 2023 Direktor der Deutschen Bücherei in Leipzig.

Michael Fernau im Lesesaal der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig

Michael Fernau wurde 1955 in Frankfurt am Main als zweites Kind einer Kaufmannsfamilie geboren und wuchs in Internaten des Frankfurter Umlands auf. Nach dem Abitur in Usingen im Taunus studierte er Rechts- und Politikwissenschaften in Gießen und in Frankfurt, danach belegte er postgradual Verwaltungs- und Finanzwissenschaften in Speyer und in Siegburg.

Seit 1988 war Fernau als Referent bei der Oberfinanzdirektion Frankfurt am Main und als Behördenleiter in Hessen tätig, bevor er 2001 Zentralabteilungsleiter der Deutschen Bibliothek in Frankfurt wurde. 2008 ernannte ihn der Bundespräsident zum Direktor der Deutschen Bücherei in Leipzig und ständigem Vertreter der Generaldirektorin der Deutschen Nationalbibliothek.[1][2] In dieser Funktion war er auch Leiter des Deutschen Musikarchivs. Am 31. Juli 2023 ging Michael Fernau in den Ruhestand.[3] Nachfolger wurde zum 1. August 2023 Johannes Neuer.

In der öffentlichen Debatte um die Bevorzugung digitaler Parallelausgaben bei der Nutzung in der Deutschen Nationalbibliothek vertrat Fernau die Position, dass Online-Ausgaben wie E-Books und PDF-Fassungen dem gedruckten Buch überlegen seien und sich das Leseverhalten entsprechend anpassen werde.[4] Als Beispiel verwies er auf die Nutzungsvorteile digitalisierter Telefonbücher gegenüber gedruckten Telefonbüchern.[5] Die Deutsche Nationalbibliothek ist jedoch aufgrund von Protesten von Nutzerinnen und Nutzern wieder teilweise zur alten Praxis zurückgekehrt, nach der Online-Versionen und gedruckte Bücher gleich behandelt werden sollen.[6][7]

Schriften

Bearbeiten
  • Gesetz über Die Deutsche Bibliothek, Dialog mit Bibliotheken 1/2004, S. 14–22
  • Deutsches Musikarchiv in Leipzig, Forum Musikbibliothek 2/2011, S. 101–104
  • Ein neues Haus für Magazine, Museum und Musik. B.I.T.online 14 (2011), Nr.3: S. 296-301
  • Wettbewerb um Schönheit, Kosten und Funktion; Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, Jahrg. 60 (2013), Nr. 3–4: S. 149–156, doi:10.3196/18642950131253467
  • Die Gründung der Deutschen Bücherei und das Jahr 1913 (Co-Autor: Lothar Poethe), Philippe Alexandre, Reiner Marcowitz, L‘ Allemagne en 1913: culture mémorielle et culture d‘ avant-guerre, Deutschland im Jahr 1913: Erinnerungs- und Vorkriegskultur, Nancy – Editions Universitaires de Lorraine, 2013, S. 289–312.
  • Wissensquelle und Erlebnisort Deutsche Nationalbibliothek (Co-Autorin: Tina Bode), Bibliotheksdienst 2022, Heft 10-11, S. 626-637.
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Staatshandbuch der Bundesrepublik Deutschland, Ausgabe Bund 2002, Seite 59
  2. Sabine Baumann, Michael Fernau: Interview: Michael Fernau. In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Band 2, Nr. 55, 2008, S. 96–100 (uni-jena.de).
  3. Elisabeth Niggemann, Frank Scholze, Ute Schwens: Michael Fernau zum Abschied. In: blog.dnb.de. 31. Juli 2023, abgerufen am 6. August 2023.
  4. Lukas Bormann, Bildschirm statt Buch? Neue Regeln in der Deutschen Nationalbibliothek, Aus dem Antiquariat, Zeitschrift für Antiquare und Büchersammler, NF 15, Heft 1, März 2017, S. 23–25, hier S. 24.
  5. „Der Traum vom digitalen Lesesaal“, Interview vom Leipziger Digital-radio detektor.fm mit Michael Fernau vom 24. Januar 2017 https://detektor.fm/kultur/digitalisierung-deutsche-nationalbibliothek
  6. Joachim Güntner: Deutsche Nationalbibliothek lockert Digital-Zwang. Gedrucktes bleibt beliebter. In: Neue Zürcher Zeitung. 24. Januar 2017, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 25. Januar 2017]).
  7. Michael Fernau, Elisabeth Niggemann, Ute Schwens: Bibliothek ohne Bücher? : Digitale Nutzung schützt Papierausgaben. In: Dialog mit Bibliotheken. Band 29, Nr. 1, 2017, S. 15–17, urn:nbn:de:101-2017030936.