Michael Ringel
Michael Ringel (* 10. Oktober 1961 in Moers) ist deutscher Journalist und Autor.
Leben
BearbeitenRingel ging 1982 nach West-Berlin, wo er Germanistik und Publizistik studierte. Nach seiner Magisterarbeit zum Thema „Die Spiegelung der antiken Welt in frühen Erzählungen von Arno Schmidt“ verfasste er 1991 eine Bibliografie zum Werk des deutschen Schriftstellers Eckhard Henscheid. Ab 1992 arbeitete er als freier Journalist und trat 1995 in die Redaktion der Wochenzeitung Der Freitag ein, wo er zuletzt Chef vom Dienst war. 2000 ging Ringel zur Berliner Tageszeitung taz, wo er seither als Redakteur für die Satire-Seite "Die Wahrheit" zuständig ist.
Er trat außerdem als Autor für verschiedene Tageszeitungen, Magazine und Radiosender in Erscheinung und verfasste zahlreiche Beiträge zu Sammelbänden und Anthologien. Seit Jahren beschäftigt sich Ringel mit der Listenform und hat mehrere Bücher mit Listen herausgegeben. Seine redaktionelle Arbeit bei der taz ist verbunden mit diversen, von der "Wahrheit" ausgelösten Presseskandalen. Dazu zählt u. a. der sogenannte "Penis-Prozess", in dem der damalige Bild-Chefredakteur Kai Diekmann gegen die taz klagte, weil Gerhard Henschel ihm in der "Wahrheit" 2002 eine Penisvergrößerung angedichtet hatte. An den Prozess erinnert noch heute das Relief Friede sei mit Dir des Bildhauers Peter Lenk aus dem Jahr 2009 am Verlagshaus der taz in Berlin.
Kontroversen um Texte von Michael Ringel
BearbeitenAm 19. April 2011 erschien Ringels Glosse "Die ganze Welt liebt den König von Swasiland"[1] in der taz, der kurz darauf in einem offenen Brief des Migrationsrats Berlin-Brandenburg als "rassistisch"[2] kritisiert wurde. Der Text nutze abfällige Bezeichnungen für Schwarze und stelle sie klischeehaft sexualisiert dar.[3] Ringel reagierte daraufhin mit der Erläuterung: „Eine Glosse gibt nicht unbedingt die Meinung eines Autors wieder, sondern greift Klischees und Vorurteile auf, um sie in überspitzter Form dem Leser als bedenkenswerte Anregung anzubieten.“[4] Weiterhin führte er aus, dass Satire verletzen müsse, um zu wirken.[5]
Trivia
BearbeitenRingel erscheint als literarische Figur in dem autobiographischen Roman Schauerroman (2021) und dem satirischen "Überregional-Krimi" SoKo Fußballfieber (ebenfalls 2021) des Schriftstellers Gerhard Henschel.
Veröffentlichungen
BearbeitenAls Autor
Bearbeiten- Bibliographie Eckhard Henscheid 1968–1990. Igel Verlag, Paderborn 1992, ISBN 978-3927104167.
- Wüste Weisheiten. Satiren. Glossen. Karambolagen. Oktober Verlag, Münster 2021. ISBN 978-3-946938-61-3.
Als Herausgeber
Bearbeiten- Das listenreiche Buch der Wahrheit. Wertloses Wissen hoch 10. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1998. ISBN.
- Ringels Randnotizen. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2005. ISBN.
- Die ultimativen Listen aus Freizeit & Leibesübungen. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2006. ISBN.
- Die ultimativen Listen zu Lust & Liebe. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2006. ISBN.
- Die ultimativen Listen zu Sprachen & Wörtern. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2006. ISBN.
- Die ultimativen Listen zu Essen & Genüssen. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2006. ISBN.
- Die ultimativen Listen aus Film & Musik. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2006. ISBN.
- Die ultimativen Listen der schönen & öden Orte. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2006. ISBN.
- Sternstunden der Wahrheit. Oktober Verlag, Münster 2009. ISBN 978-3-938568-85-9.
- Als wir alle wahnsinnig wurden. 66 Wahrheiten einer verrückten Dekade (hrsg. mit Christian Bartel). Satyr Verlag, Berlin 2021. ISBN 978-3-947106-76-9.
Buchbeiträge (Auswahl)
Bearbeiten- Ich sag mal … In: Das Wörterbuch des Gutmenschen. Zur Kritik der moralisch korrekten Schaumsprache. Hrsg. von Gerhard Henschel und Klaus Bittermann. Edition Tiamat, Berlin 1994. ISBN 3-923118-98-8.
- „Auf dem Fluß“. Die Spiegelung der antiken Geodäsie in „Enthymesis“, „Gadir“ und „Alexander“. In: Zettelkasten 14. Aufsätze und Arbeiten zum Werk Arno Schmidts. In: Jahrbuch der Gesellschaft der Arno-Schmidt-Leser 1995. Frankfurt am Main 1995. ISBN 3-924147-36-1.
- Glotzen, kiffen, kalben. Moers. In: Öde Orte. Ausgesuchte Stadtkritiken: Von Aachen bis Zwickau. Hrsg. von Jürgen Roth und Rayk Wieland. Reclam-Verlag, Leipzig 1998. ISBN 3-379-01625-X.
- Tamtam in der taz. In: Schwarzbuch Rassismus. Hrsg. von Walter Gerlach und Jürgen Roth. Wallstein Verlag, Göttingen 2012. ISBN 978-3-8353-1252-4.
- Post aus Kabul. In: Ist das jetzt Satire oder was? Beiträge zur humoristischen Lage der Nation. Hrsg. von Heiko Werning und Volker Surmann. Satyr Verlag, Berlin 2015. ISBN 978-3-944035-56-7.
- Der Marathonlauf des Ächzers. In: 30 Jahre Touché by ©Tom. Hrsg. von ©Tom (d. i. Thomas Körner). Lappan Verlag, Oldenburg 2021. ISBN 978-3-8303-8046-7.
Weblinks
Bearbeiten- Literatur von und über Michael Ringel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Beiträge von Michael Ringel in der taz.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Michael Ringel: Die ganze Welt liebt den König von Swasiland – Letzter Negerkönig feiert Thronjubiläum. Glosse. In: taz. Nr. 9475, 19. April 2011, S. 20 (taz.de [abgerufen am 28. September 2020]).
- ↑ Offener Beschwerdebrief gegen rassistische Glosse in der taz vom 19.04.2011. (PDF; 51 kB) In: migrationsrat.de. 2011, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 31. Januar 2012; abgerufen am 17. Januar 2022.
- ↑ Rassismus in der taz. Interview mit André Degbeon und Angelina Weinbender vom Migrationsrat Berlin Brandenburg in einer Sendung von Radio Corax. In: freie-radios.net. 20. Mai 2011, abgerufen am 4. Oktober 2020.
- ↑ Michael Ringel: Die Wahrheit: Tamtam in der taz. In: Die Tageszeitung: taz. 18. November 2016, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 31. Januar 2022]).
- ↑ Antwortschreiben der taz-Chefredaktion an den Migrationsrat Berlin & Brandenburg. (PDF; 852 KB) In: blog.derbraunemob.info. 11. Mai 2011, abgerufen am 15. September 2018.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Ringel, Michael |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Journalist und Autor |
GEBURTSDATUM | 10. Oktober 1961 |
GEBURTSORT | Moers |