MigrationWatch UK

britische Denkfabrik

MigrationWatch UK ist eine nach eigenen Angaben gemeinnützige, überparteiliche[1] Denkfabrik, die eine Beschränkung der Einwanderung nach Großbritannien fordert, um die Bevölkerungszahl des Landes zu stabilisieren.[2] Der Verein untersucht die Einwanderungsströme in das Land seit der Regierung Blair und stellt zu diesem Zweck demographische Daten zur Verfügung. Sein Wirken wird unterschiedlich bewertet: während konservative Meinungsträger dem Verein eine Verbesserung der Qualität der öffentlichen Debatte zuschreiben,[3][4] bezweifeln liberale Medien die Neutralität seiner Arbeit.[5] Während einige Wissenschaftler MigrationWatch UK als Interessensvertretung gegen Einwanderung ansehen,[6] rechnen andere der Organisation an, wertvolle Informationen zur Einwanderungsfrage zur Verfügung zu stellen.[7]

MigrationWatch UK wurde 2002 mit dem Ziel gegründet, das Thema Migration wieder stärker in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses zu rücken.[8] MigrationWatch UK legt einen Schwerpunkt auf die Beobachtung und Analyse von Migration, Integration und Demographie im Vereinigten Königreich. Zu diesem Zweck werden u. a. so genannte Briefing Papers (Kurzstudien) zu verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen verfasst und veröffentlicht, auf welche die Einwanderung sich auswirkt.

Organisatorisches

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Vorsitzender der Organisation ist Andrew Green, früherer britischer Botschafter in Saudi-Arabien und ehemaliger Berater der konservativen Tory-Minister Leon Brittan und William Waldegrave. Daneben unterhält die Organisation ein sogenanntes Advisory Council (Beratergremium), dem zahlreiche Wissenschaftler aus den Fachrichtungen Demographie, Soziologie, Politik- und Wirtschaftswissenschaften angehören.[9]

Positionen

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Laut MigrationWatch UK sind seit 1997 über drei Millionen Einwanderer in das Vereinigte Königreich gekommen. In einem Jahr wie 2010 seien mehr Immigranten nach Großbritannien gelangt als zwischen der normannischen Eroberung Englands 1066 und 1950. Die Nettoeinwanderung 2012 betrug 163.000 Personen. Dem stehe entgegen, dass bereits heute England neben den Niederlanden das bevölkerungsdichteste Flächenland Europas ist. MigrationWatch UK prognostiziert, dass die Bevölkerung Großbritanniens bis 2018 um mehr als 7 Millionen Menschen anwachsen werde, davon alleine 5 Millionen Einwanderer. Angesichts dieses Bevölkerungswachstums spricht sich die Organisation für eine reduzierte Einwanderungsquote von 40.000 Menschen pro Jahr aus, so dass die Bevölkerung bis 2050 unter der anvisierten Marke von 70 Millionen bleiben würde.[10]

Nach dem Brexit-Referendum sprach sich MigrationWatch UK für einen „harten Brexit“ aus,[11] für eine freie Ein- und Ausreise von Besuchern, Geschäftsreisenden und Touristen aus der EU und für eine begrenzte, nach beruflichen Kategorien unterschiedene Arbeitsmigration aus der EU.[12]

Rezeption

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MigrationWatch UK ist nach Ansicht des Guardian 2002 umstritten, weil es die Behauptung eines überbevölkerten Großbritanniens aufstellt.[5] Laut dem konservativen Politiker Jonathan Aitken 2005 hat MigrationWatch die Qualität der britischen Debatte über Immigration verbessert: „MigrationWatch hat die administrativen Tätigkeiten der Behörden und die Politik der großen Parteien bei Asylanten, Arbeitsgenehmigungen und den Einwanderergesamtzahlen geändert. Es hat Integrität und Genauigkeit in die bislang irreführende Regierungsstatistiken über Einwanderung gebracht. Das Verständnis des Themas in allen seriösen Zeitungen und Funkanstalten sei verbessert worden.“[3] Dean Godson der Mitte-rechts-Denkfabrik[13] Policy Exchange äußerte sich im Juni 2006 in The Times: „Der dramatische Wechsel bei der Einwanderungsdebatte in den letzten Monaten ist hauptsächlich auf die Entschlossenheit und den Mut einer einzigen Person, dem Gründer und Vorsitzenden von MigrationWatch UK Andrew Green zurückzuführen.“[4]

  1. Who we are (Memento des Originals vom 26. April 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.migrationwatchuk.org, Offizielle Webseite
  2. MigrationWatch UK: What Can Be Done?, 9. Mai 2013
  3. a b Jonathan Aitken: Porridge and Passion. Continuum, London 2005, ISBN 0-8264-7630-9, S. 200–201 (google.com).
  4. a b Dean Godson: How the immigration barrier rose In: The Times, 10. Juni 2006. Abgerufen am 6. Januar 2010 
  5. a b Onward march of lobby against immigration, The Guardian, 1. Dezember 2002
  6. James Hampshire: Disembedding liberalism? Immigration politics and security in Britain since 9/11, in Givens, Terri E.; Freeman, Gary P.; Leal, David L. Immigration Policy and Security: US, European, and Commonwealth Perspectives, S. 119, Routledge, London. ISBN 0-415-99083-1.
  7. Gavin Drewry: United Kingdom. The administrative History of Population Migration, 1800 to the Present: Uk Report, S. 168–185 (183), in: Peri E. Arnold: National Approaches to the Administration of International Migration, International Institute of Administrative Sciences monographs, Band 31, 2010, ISBN 978-1-60750-598-3
  8. How forecasts by Migrationwatch stirred up a political hornets' nest, Daily Telegraph, 8. März 2007
  9. Profile Advisory Council (Memento des Originals vom 26. Mai 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.migrationwatchuk.org, Offizielle Webseite
  10. MigrationWatch UK, April 2013, abgerufen am 1. Juni 2013
  11. Harriet Agerholm: Migration Watch report criticised for 'risking British livelihoods'. In: The Independent. 29. Dezember 2016, abgerufen am 27. Januar 2018 (englisch).
  12. EU-UK movement should be largely unhindered post-Brexit, says Migration Watch UK. In: Business Reporter. 25. Oktober 2017, abgerufen am 27. Januar 2018 (englisch).
  13. The right's 100 most influential: 50-26 In: The Daily Telegraph, 2. Oktober 2007. Abgerufen am 6. Januar 2010 
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