Milnor-Sphäre

Spezielle 7-Mannigfaltigkeit

Eine Milnor-Sphäre ist im mathematischen Teilgebiet der Differentialtopologie eine siebendimensionale glatte Mannigfaltigkeit, welche homöomorph, aber nicht diffeomorph zur siebendimensionalen Sphäre ist. Konstruiert wurden diese erstmals von John Milnor im Jahr 1956 und waren historisch die ersten Beispiele für exotische Sphären.

Sieben Dimensionen

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Die gewöhnliche  -Sphäre   ist ein  -Faserbündel über  , bekannt als quaternionische Hopf-Faserung.

Da der orientierte Bordismusring   (dessen Elemente die Bordismusklassen siebendimensionaler glatter Mannigfaltigkeiten sind) trivial ist (was mithilfe des Thom-Spektrums gezeigt werden kann), ist jede siebendimensionale glatte Mannigfaltigkeit der Rand einer achtdimensionalen Mannigfaltigkeit, denn eine solche ist orientiert bordant zur  -Sphäre  , welche der Rand der  -Scheibe   ist.

Konstruktion

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Ein  -Faserbündel lässt sich allgemein als Sphärenbündel eines vierdimensionalen reellen Vektorbündels darstellen. Über der  -Sphäre   (welche sich als Verklebung von zwei  -Scheiben  , der Nord- und Südhalbkugel, an ihrem Rand  , dem Äquator, darstellen lässt), ergibt sich jedes vierdimensionale reelle Vektorbündel als Verklebung von zwei trivialen vierdimensionalen reellen Vektorbündeln über den beiden  -Scheiben   (nicht trivial ist nicht möglich, da   zusammenziehbar ist) entsprechend einer Abbildung   an ihrem Rand  . Das dadurch konstruierte Vektorbündel hängt nur von der Homotopieklasse der Abbildung ab. Es besteht sogar eine Bijektion:

 .

In englischer Literatur ist diese Konstruktion (mit Vektorbündeln allgemeinen Ranges über Sphären allgemeiner Dimension, wofür  ) als Clutching Construction bekannt.

Für jedes Paar   ganzer Zahlen gibt es daher bis auf Isomorphie ein vierdimensionales reelles Vektorbündel   über  . Für die Euler-Klasse und erste Pontrjagin-Klasse dieses Vektorbündels gilt:[1][2]

 
 ,

wobei   das tautologische Linienbündel über der quaternionischen projektiven Linie   ist.

Das Sphärenbündel  , eine siebendimensionale glatte Mannigfaltigkeit, ist nun der Rand des Scheibenbündels  , einer achtdimensionalen glatten Mannigfaltigkeit. Mithilfe von Morse-Theorie lässt sich zeigen, dass   für   homöomorph zur  -Sphäre   ist.[3] Wäre   ebenfalls diffeomorph zur  -Sphäre  , ließe sich das Kofaserprodukt   betrachten. Wird   in dieser auf einen Punkt kollabiert, ergibt sich der Thom-Raum  . Mithilfe des Thom-Theorems folgt daraus, dass   und  , weshalb die Schnittform eine  -Matrix ist und die Signatur nur die Werte   annehmen kann. Da   achtdimensional ist, lässt sich ebenfalls der Hirzebruchsche Signatursatz zur Berechnung der Signatur anwenden. Es gilt

 

mit dem L-Geschlecht:

 

Die Unkenntnis der zweiten Pontrjagin-Klasse   kann (nach Multiplikation beider Seiten mit  ) durch den Übergang der Werte auf die Restklasse   umgangen werden, da der entsprechende Summand dann verschwindet. Es ergibt sich:

 

Für Paare   mit   und   ergibt sich ein Widerspruch, welcher nur dadurch gelöst werden kann, dass die glatte Verklebung von   mit   in der Konstruktion von   nicht möglich ist, also diese nicht diffeomorph sind.   ist dann eine exotische Sphäre ist.

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. McEnroe 2015, Gleichungen (6.17) und (6.29)
  2. Syu 2017, Proposition 1
  3. Rachel McEnroe 2015, Untersektion 4.3