Mingajny

Dorf in Polen
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Mingajny (deutsch Migehnen) ist ein Dorf im Powiat Lidzbarski (Heilsberger Kreis) der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren. Es ist der Verwaltungseinheit Gmina Orneta (Wormditt) zugeordnet.

Mingajny
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Mingajny (Polen)
Mingajny (Polen)
Mingajny
Basisdaten
Staat: Polen

Woiwodschaft: Ermland-Masuren
Powiat: Lidzbarsk Warmiński
Gmina: Orneta
Geographische Lage: 54° 10′ N, 20° 15′ OKoordinaten: 54° 9′ 55″ N, 20° 15′ 4″ O
Einwohner:

Geographische Lage

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Das Dorf liegt in der historischen Region Ostpreußen, in Ermland, an der rechten Seite der in die Passarge fließenden Drewenz, etwa 37 Kilometer südöstlich der unweit des Frischen Haffs gelegenen Stadt Braniewo (Braunsberg) und zehn Kilometer nordöstlich der Stadt Orneta (Wormditt).

Geschichte

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Migehnen, südsüdwestlich von Königsberg und nordöstlich der Stadt Wormditt, auf einer Landkarte von 1910

Das Dorf Migehnen entstand zur Zeit der Herrschaft des Deutschen Ordens im Rahmen der von Bischof Eberhard von Neisse in seinem Bistum Ermland mit Hilfe seines Bruders Arnold von Neiße durchgeführten Ansiedlungsmaßnahmen. Der Bischof persönlich hatte in Gegenwart vieler Honoratioren den Lokatoren Heinrich und Theoderich, vermutlich Söhne Arnolds, 100 zusammenhängende Hufen in dem altpreußischen Feld Mynyen zu kulmischem Recht für eine Dorfgründung zugewiesen. Nachdem das Projekt in Angriff genommen worden war, erfolgte am 4. März 1311 auf Schloss Braunsberg die feierliche Beurkundung durch das Dokument der Handfeste von Migehnen,[1] an das außer dem Bischof und dem Domkapitel auch zahlreiche namentlich benannte Zeugen ihr Siegel anhefteten.[2]

Im 18. Jahrhundert gehörte das Kirchdorf zum Amt Wormditt.[3] 1785 wird es als ein königliches Dorf mit einer Kirche und 65 Feuerstellen (Haushaltungen) beschrieben.[4]

Am 1. April 1927 hatte der Gutsbezirk Dargels Flächengröße von 159 ha, 43 ar und 35 m², und am 16. Juni 1925 hatte der Gutsbezirk 31 Einwohner.[5] Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirks Dargels in die Landgemeinde Migehnen eingegliedert.[6]

Bis 1945 gehörte das Dorf Migehnen zum Kreis Braunsberg im Regierungsbezirk Königsberg im Gau Ostpreußen des Deutschen Reichs.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Region im Januar 1945 von der Roten Armee besetzt. Nach beensigung der Kampfhandlungen wurde Migehnen zusammen mit der gesamten südlichen Hälfte Ostpreußens von der Sowjetunion besatzungsrechtlich der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Das Dorf erhielt die polnische Ortsbezeichnung Migajny. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus dem Kreisgebiet vertrieben.

Demographie

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Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1782 königliches Bauerndorf mit einer Kirche und 65 Feuerstellen (Haushaltungen)[4]
1818 252 königliches Bauerndorf[7]
1852 668 [8]
1858 790 davon 781 Katholiken und Neun Judn[9]
1864 767 am 3. Dezember[10]
1867 867 am 3. Dezember[11]
1871 875 davon zwei Evangelische, 869 Katholiken und vier Juden[11]
1885 988 am 1. Dezember, davon zwei Evangelische, 981 Katholiken und fünf Juden[12]
1910 905 am 1. Dezember[13][14]
1933 930 [15]
1939 890 [15]
 
Dorfkirche St. Laurentius (2008), schon vor 1945 katholisch

Die Dorfkirche wurde am Anfang des 14. Jahrhunderts erbaut und war eine der ältesten Kirchen im Dekanat Mehlsack. In der Verschreibung vom 4. März 1311 von hundert Hufen an die Lokatoren Heinrich und Theoderich werden vier Hufen zur Dotierung der Kirche bestimmt. Die Kirche wurde dem hl. Laurentius geweiht; schon 1338 wird ein Pfarrer Jakobus urkundlich erwähnt.

Der Backsteinbau mit Westturm ist etwa 33 Meter lang und 12,5 Meter breit. 1688–1698 und 1709 erfolgte eine durchgreifende Wiederherstellung, 1717 wurde der Turm repariert.[16] In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts stand Jakob Jordan der Kirche in Migehnen vor, von 1686 bis 1717 Karl Albrecht Knobloch; 1772 hieß der Pfarrer Hillmacher. Am Anfang des 20. Jahrhunderts setzte sich die Pfarrgemeinde zusammen aus den Ortschaften Migehnen, Dargels, Kaschaunen und Millenberg.[2] Millenberg hieß im Jahr 1338 Mynnem.[17]

Das Gebäude, das zuvor der katholischen Pfarrgemeinde Migehnen als Gotteshaus gedient hatte, wurde 1945 zugunsten der Römisch-katholischen Kirche in Polen zwangsenteignet.

Literatur

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  • Migehnen, Dorf, Kreis Braunsberg, Regierungsbezirk Königsberg, Provinz Ostpreußen, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Migehnen (meyersgaz.org).
  • Dargels, Gut, Kreis Braunsberg, Regierungsbezirk Königsberg, Provinz Ostpreußen, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Dargels (meyersgaz.org).
  • Adolf Boetticher: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. Band 4: Die Bau- und Kunstdenkmäler in Ermland. Königsberg 1894, S. 186–188 (Google Books).
  • Victor Röhrich: Die Kolonisation des Ermlandes, Fünftes Kapitel: Siedelungen im Bischofsanteil unter Eberhard von Neiße, in: Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands, Band 14, Braunsberg 1903, S. 131–355, insbesondere S. 307–315 (Google Books).
  • Franz Dittrich: Beiträge zur Baugeschichte der ermländischen Kirchen, in : Zeitschrift für die Geschichte und Alterthumskunde Ermlands, Band 8, Braunsberg 1884, S. 599–646, insbesondere S. 622–626 (Google Books).
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Commons: Mingajny – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Monumenta Historiæ Warmiensis oder Quellensammlung zur Geschichte Ermlands, Band 1, Mainz 1860, Kapitel Diplomata, S. 274–276, No. 158 (Google Books).
  2. a b Victor Röhrich: Die Kolonisation des Ermlandes, Fünftes Kapitel: Siedelungen im Bischofsanteil unter Eberhard von Neiße, in: Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands, Band 14, Braunsberg 1903, S. 131–355, insbesondere S. 307–315 (Google Books).
  3. Max Toeppen: Historisch-comparative Geographie von Preussen, Gotha 1858, S. 299 (Google Books).
  4. a b Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preußen. Teil I: Topographie von Ost-Preußen. Marienwerder 1785, Anhang Volständige Topographie vom Ost-Preußischen Cammer-Departement, S. 118 (Google Books).
  5. Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 370, 2. Kreis Braunsberg, Ziffer 6 (Google Books).
  6. Amtsbezirk Migehnen (Territorial.de)
  7. Alexander August Mützell, Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats. Band 3: Kr–O. Halle 1822, S. 199, Ziffer 1784 (Google Books).
  8. Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.). Berlin 1856, S. 392 (Google Books).
  9. Adolf Schlott: Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Königsberg, nach amtlichen Quellen. Hartung, Königsberg 1861, S. 44, Ziffer 114 (Google Books).
  10. Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Königsberg. Berlin 1966, 2. Kreis Braunsberg, S. 10–17, Ziffer 96 (Google Books).
  11. a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 108–109, Ziffer 64 (Google Books).
  12. Königliches statistisches Bureau: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen. I. Provinz Ostpreußen, Berlin 1888, S. 122–123, Ziffer 67 (Google Books).
  13. Migehnen, Dorf, Kreis Braunsberg, Regierungsbezirk Königsberg, Provinz Ostpreußen, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Migehnen (meyersgaz.org).
  14. Gemeindeverzeichnis.de
  15. a b Michael Rademacher: Kreis Braunsberg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  16. Adolf Boetticher: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. Band 4: Die Bau- und Kunstdenkmäler in Ermland. Königsberg 1894, S. 186–188 (Google Books).
  17. W. Pierson: Altpreußischer Namenkodex, in: Zeitschrift für Preußische Geschichte und Landeskunde, Band 10, Berlin 1873, S. 618–642, insbesondere S. 639 (Google Books).