Mininucleoviridae

von K. Subramaniam et al. im Januar 2020 vorgeschlagene Bezeichnung für eine Gruppe (Klade, mit avisiertem taxonomischem Rang einer Familie) von Riesenviren des Phylums Nucleocytoviricota

Mininucleoviridae“ ist die von K. Subramaniam et al. im Januar 2020 vorgeschlagene Bezeichnung für eine Gruppe (Klade, mit avisiertem taxonomischem Rang einer Familie) von Riesenviren des Phylums Nucleocytoviricota[2] (NCLDV, ursprünglich als Ordnung „Megavirales“ vorgeschlagen), die sich in Krustentieren replizieren.[1] Die „Mininucleoviridae“ gehören nach den Analysen vermutlich der vom International Committee on Taxonomy of Viruses (ICTV) bestätigten Ordnung Pimascovirales an, der bis dato die bestätigten Familien Ascoviridae, Iridoviridae, Marseilleviridae, sowie die ebenfalls noch unbestätigten „Pithoviridae“ (Pithoviren) angehören.

„Mininucleoviridae“

TEM-Aufnahme von
PaV1 (A,B) und CmV1 (C)

Systematik
Klassifikation: Viren
Realm: Varidnaviria[2]
Reich: Bamfordvirae[2]
Phylum: Nucleocytoviricota[2]
Klasse: ?Megaviricetes[1]
Ordnung: ?Pimascovirales[1]
Familie: „Mininucleoviridae“[1]
Taxonomische Merkmale
Genom: dsDNA
Baltimore: Gruppe 1
Symmetrie: ikosaedrisch
Wissenschaftlicher Name
„Mininucleoviridae“

Beschreibung

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TEM-Aufnahmen von Virionen in der Karibik-Languste (Panulirus argus: PaV1), dem Kleinen Höcker­floh­krebs (Dikerogammarus haemobaphes: DhV1) und der Gemeinen Strand­krabbe (Carcinus maenas: CmV1).[1][Anm. 1]
(D–F) Die Aufnahmen zeigen vergrößerte Zell­kerne mit sich entwickelnden Viroplasmen.
(G–I) Die Morphologien der drei Viren umfassen einen Genom-Kern, umgeben von einem ikosaedrischen Nukleokapsid.

Die vorgeschlagenen Mitglieder der Gruppe sind:

Die Morphologien der drei vorgeschlagenen Spezies umfassen einen Genom-Kern, umgeben von einem ikosaedrischen Nukleokapsid. Sie replizieren wie die anderen Vertreter der Pimascovirales im Zytoplasma. Es wurden in der Zeit bis zum Jahr 2020 mehrere potenzielle NCLDVs aus Krustentierwirten identifiziert, diese scheinen sich aber nicht im Zytoplasma zu replizieren (wie allgemein von NCLDVs erwartet), sondern entwickeln sich im Zellkern von Hämozyten (Blutkörperchen) bzw. im hämopoetischen (blutkörperchen-erzeugendem) Gewebe ihrer Krustentier-Wirte, was bei diesen zur Anämie und anschließendem Tod führt. Genauere Untersuchungen standen aber Anfang 2020 noch aus.[1]

 
Genomkarten der Krustentierviren PaV1, DhV1 und CmV1.[1][Anm. 1]

Die „Mininucleoviridae“ besitzen ein Genom aus Doppelstrang-DNA; mit einer Länge von 70 bis 74 kbp (Kilobasenpaaren) sind dies die kleinsten bisher identifizierten NCLDV-Genome. Ein weitreichender Genverlust, Divergenz der Gensequenzen und die Anhäufung von Sequenzen mit geringer Komplexität erscheinen aber eher als Resultat einer extremen Degradation (Verkleinerung) der Genome dieser „minimalen“ NCLDVs, nicht aber als eine direkte Verwandtschaft mit dem gemeinsamen NCLDV-Vorfahren[1] (LGA, letzter gemeinsamer Ahn; en. LCA oder MRCA).

Systematik

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Phylogenetischer Baum der vorgeschlagenen Familie „Mininucleoviridae

Die nach Subramaniam (2020) vorgeschlagene innere Systematik ist wie folgt:[1]

  • Phylum Negarnaviricota (NCLDV)
  • Familie „Mininucleoviridae
  • Spezies „Carcinus maenas virus 1“ (CmV1)[4]
  • Spezies „Dikerogammarus haemobaphes virus 1“ (DhV1),[5] alias „Dikerogammarus haemobaphes bi-facies-like virus“ (DhbflV)
  • Spezies „Panulirus argus virus 1“ (PaV1),[6] veraltet „Herpes-like virus“ (HLV)

Anmerkungen

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  1. a b Das Material wurde von dieser Quelle kopiert, die unter einer Creative Commons Attribution 4.0 International License verfügbar ist.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i A New Family of DNA Viruses Causing Disease in Crustaceans from Diverse Aquatic Biomes. In: Kuttichantran Subramaniam, Donald C. Behringer, Jamie Bojko, Natalya Yutin, Abigail S. Clark, Kelly S. Bateman, Ronny van Aerle, David Bass, Rose C. Kerr, Eugene V. Koonin, Grant D. Stentiford, Thomas B. Waltzek; Vincent R. Racaniello (Hrsg.): mBio. Band 11, Nr. 1, 14. Januar 2020, doi:10.1128/mBio.02938-19, PMID 31937645, PMC 6960288 (freier Volltext).
  2. a b c d ICTV: ICTV Master Species List 2019.v1, New MSL including all taxa updates since the 2018b release, March 2020 (MSL #35)
  3. Ökologie und Biodiversität des Kulkwitzer Sees, auf: Landessportbund Sachsen
  4. NCBI: Carcinus maenas virus 1 (species)
  5. NCBI: Dikerogammarus haemobaphes virus 1' (species)
  6. NCBI: Panulirus argus virus 1 (species)