Modares

römischer Heerführer gotischer Abstammung

Modares war ein Heermeister (magister militum) im Römischen Reich der Spätantike.

Wie der Geschichtsschreiber Zosimos berichtet, stammte Modares aus einem gotischen Fürstengeschlecht.[1] Er lief zu einem nicht genau bekannten Zeitpunkt zu den Römern über und wurde zum magister militum ernannt, womit er einer der höchsten Befehlshaber in der oströmischen Armee Kaiser Theodosius’ I. war.[2] Diese Stelle, genauer die eines magister peditum (Befehlshaber der Infanterie), hatte er spätestens im Jahr 380 inne.[3] In dieser Zeit wird er als Heermeister in Thrakien genannt, wo er gegen die Goten kämpfte, die er laut Zosimos in ihrem Lager überfiel und aufrieb.[4]

Auch im Jahr 382 scheint er noch magister militum gewesen zu sein, denn vermutlich in diesem Jahr erhielt er einen Brief des Bischofs Gregor von Nazianz, der ihn aufforderte, das Konzil von Konstantinopel 382/383 zu unterstützen, wobei er das gemeinsame Christentum der beiden als verbindendes Element hervorhob.[5] Anscheinend ist er dann 383 aus dem Amt geschieden, weil für diese Zeit Promotus als sein mutmaßlicher Nachfolger bezeugt ist.[6]

Zuweilen wurde erwogen, dass Modares mit einem Moderatus identisch sein könnte, der ebenfalls als Offizier im römischen Heer diente und im Jahr 392 einen Brief des Redners Libanios empfing.[7] Andere Historiker verwerfen dies als unwahrscheinlich, weil Moderatus ein tribunus gewesen sei, also einen niedrigeren Rang innegehabt habe als Modares.[8] Nach anderen Vermutungen war Moderatus jedoch magister militum per Orientem.[9]

Literatur

Bearbeiten

Anmerkungen

Bearbeiten
  1. Zosimos 4,25,2 nennt ihn einen „Skythen königlichen Blutes“. Dies heißt jedoch nicht, dass Modares wirklich Skythe war, also Angehöriger einer Gruppe von Reitervölkern, die im 1. Jahrtausend v. Chr. in der eurasischen Steppe lebten. Vielmehr bedienten sich spätantike Geschichtsschreiber wie Zosimos eines klassisierenden Stils, indem sie klassische griechische Geschichtsschreiber wie Herodot nachahmten und von ihnen auch die Namen „barbarischer“ (nicht griechisch- bzw. lateinsprachiger) Völker übernahmen, obwohl diese streng genommen über die Jahrhunderte anachronistisch geworden waren. „Skythen“ war deshalb in der nachklassischen antiken Historiographie ein Oberbegriff für alle „barbarischen“ Völker Osteuropas. Siehe auch Skythen#Historische Verwendung des Namens.
  2. Zosimos 4,25,2. Manfred Waas: Germanen im römischen Dienst (im 4. Jh. n. Chr.). 2., durchgesehene Auflage. Manfred Habelt Verlag, Bonn 1971, ISBN 3-7749-1105-3, S. 9, 98 geht davon aus, dass dieser Übertritt 379 (also nach der Schlacht von Adrianopel) erfolgte, was aber Spekulation ist. Der Aufstieg eines „barbarischen“ Fürstensohns ist für die multiethnisch zusammengesetzte spätantike Armee keineswegs ungewöhnlich (siehe Magister militum#Herkunft).
  3. Datierung ins Jahr 380 nach Arnold Hugh Martin Jones, John Robert Martindale, John Morris: Modares. In: The Prosopography of the Later Roman Empire (PLRE). Band 1, Cambridge University Press, Cambridge 1971, ISBN 0-521-07233-6, S. 605.
  4. Zosimos 4,25,2. Zosimos folgt hier dem verlorenen Geschichtswerk des Eunapios von Sardes (Eunapios, Fragment Nr. 51 nach FHG; Nr. 45 nach Blockley).
  5. Gregor von Nazianz, Briefe 136. Vgl. auch 137. Zu diesem Brief als Beispiel der Annäherung eines christlichen Bischofs an einen „barbarischen“ General vgl. Manfred Waas: Germanen im römischen Dienst (im 4. Jh. n. Chr.). 2., durchgesehene Auflage. Manfred Habelt Verlag, Bonn 1971, ISBN 3-7749-1105-3, S. 35.
  6. Alexander Demandt: Magister militum. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Supplementband XII, Stuttgart 1970, Sp. 553–790, hier Sp. 714.
  7. Libanios, Briefe 1057. Vgl. Wilhelm Enßlin: Modares. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XV,2, Stuttgart 1932, Sp. 2315 (Digitalisat).; Wilhelm Enßlin: Moderatus 2. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XV,2, Stuttgart 1932, Sp. 2318 (Digitalisat).
  8. Arnold Hugh Martin Jones, John Robert Martindale, John Morris: Moderatus. In: The Prosopography of the Later Roman Empire (PLRE). Band 1, Cambridge University Press, Cambridge 1971, ISBN 0-521-07233-6, S. 605.
  9. So, einer Eingebung Otto Seecks folgend, Alexander Demandt: Magister militum. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Supplementband XII, Stuttgart 1970, Sp. 553–790, hier Sp. 711.