Mondfinsternis vom 1./2. Mai 668 v. Chr.

Mondfinsternis

Die Beobachtungseinzelheiten der Mondfinsternis vom 1./2. Mai 668 v. Chr.[1] (−667 nach astronomischer Zeitrechnung, Sarosperiode 30) wurden von einem babylonischen Astronom auf einer Keilschrifttafel protokolliert. Die zu der Gattung der ACT-Texte gehörende Aufzeichnung (BM 35115) befindet sich gegenwärtig im British Museum zu London. Der im julianischen Kalendersystem angegebene 1./2. April 668 v. Chr. entspricht in Umrechnung auf den heutigen gregorianischen Kalender dem 24./25. April 668 v. Chr.[1]

Besondere Bedeutung erlangte diese Aufzeichnung unter anderem durch den Bezug auf den babylonischen König Šamaš-šuma-ukin. Die Mondfinsternis konnte in Babylonien nicht direkt beobachtet werden, da sie dort erst nach Sonnenaufgang begann. Die babylonischen Astronomen berechneten daher aufgrund ihrer Erfahrungswerte den wahrscheinlichen Zeitpunkt der Verfinsterung.[2]

Erste Übersetzungen

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Der Assyriologe Johann Strassmaier sowie die Astronomen Josef Epping und Franz-Xaver Kugler begannen zuerst mit der Übersetzung des babylonisch-astronomischen Keilschrifttextes.

Die damaligen herausragenden Forschungsleistungen wurden unter anderem von Otto Neugebauer fortgeführt. 1955 erschien das dreibändige Standardwerk Astronomical cuneiform Texts - Babylonian ephemerides of the Seleucid period for the motion of the sun, the moon, and the planets, das bis heute noch immer die Grundlage der babylonischen Astronomiegeschichte bildet.

Babylonischer Text BM 35115

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Bei dem erwähnten astronomischen Ereignis handelte es sich um eine partielle Mondfinsternis, die aufgrund der Angaben im Keilschrifttext genau zu datieren war. Durch Überprüfung mit anderen historischen Finsternissen wurde festgestellt, dass die historischen Datierungen von den zurückgerechneten Werten abweichen. Die entsprechende Zeitdifferenz wird als „ΔT“ bezeichnet.

Unter Berücksichtigung des ΔT[3] begann die Mondfinsternis in Babylonien etwa um 7:30 Uhr des 2. Mai (25. April) 668 v. Chr.[1] und erreichte gegen etwa 10:00 Uhr ihr Maximum. Die Hochrechnung weist eine große Genauigkeit bezüglich des tatsächlichen Eintritts der Mondfinsternis auf:

„Šamaš-šuma-ukin, Akzessionsjahr: Zweiter Monat (Ajaru), (Beginn) 40 UŠ (40 deg; etwa 160 Minuten) nach Sonnenaufgang.[4]

BM 35115 Obv. III, Zeilen 1–4[2]

Siehe auch

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Literatur

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  • Josef Epping, Johann-Nepomuk Strassmeier: Astronomisches aus Babylon oder das Wissen der Chaldäer über den gestirnten Himmel. Herder, Freiburg 1889, (Stimmen aus Maria-Laach Ergänzungshefte 44).
  • Franz-Xaver Kugler: Sternkunde und Sterndienst in Babel. Band 1: Entwicklung der babylonischen Planetenkunde von ihren Anfängen bis auf Christus. Nach zumeist ungedruckten Quellen des Britischen Museums. Aschendorff, Münster 1907.
  • Otto Neugebauer: The exact sciences in antiquity. Unabridged, slightly corrected reprint of the 2. edition, Brown University Press, 1957. Dover Publications, New York NY 2004, ISBN 0-486-22332-9, (Dover classics of science and mathematics).
  • Otto Neugebauer (Hrsg.): Astronomical cuneiform Texts. Babylonian ephemerides of the Seleucid period for the motion of the sun, the moon, and the planets. Reprint edition. 3 Bände. Springer, New York NY u. a. 1983, ISBN 0-387-90812-9, (Sources in the history of mathematics and physical sciences 5), (die Originalausgabe erschien: Humphries, London 1955).
  • Abraham J. Sachs: Astronomical Diaries and related Texts from Babylonia. Band 5: Hermann Hunger (Hrsg.): Lunar and Planetary Texts. Including materials by Abraham J. Sachs. With an appendix by John M. Steele. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2001, ISBN 3-7001-3028-7, (Österreichische Akademie der Wissenschaften - Philosophisch-Historische Klasse - Denkschriften 299).
  • Francis Richard Stephenson: Historical Eclipses and Earth’s rotation. Cambridge University Press, Cambridge 1997, ISBN 0-521-46194-4.
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Anmerkungen

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  1. a b c Datumsangabe im julianischen Kalender; im gregorianischen Kalender sind 7 Tage vom julianischen Datum abzuziehen. Datierungsgrundlage sind die NASA-Angaben (Memento vom 8. November 2014 im Internet Archive) unter Berücksichtigung des T-Deltas. Für Babylonien ist gegenüber der Universal Time (UT) der Zeitzonenzuschlag von 3 Stunden zu berücksichtigen; gemäß Jean Meeus: Astronomische Algorithmen - Anwendungen für Ephemeris Tool 4,5 -, Barth, Leipzig 2000 für: Ephemeris Tool 4,5 nach Jean Meeus, Umrechnungsprogramm, 2001.
  2. a b Hermann Hunger: Lunar and Planetary Texts. S. 395.
  3. 5 Stunden und 29 Minuten.
  4. Der Sonnenaufgang erfolgte etwa gegen 5:20 Uhr Ortszeit.