Mondfinsternis vom 19./20. Februar 599 v. Chr.
Die Mondfinsternis vom 19./20. Februar 599 v. Chr.[1] (-598 nach astronomischer Zeitrechnung) ist in einer babylonischen Keilschriftnotiz überliefert und gehört zu der Gattung der ACT-Texte. Der im julianischen Kalendersystem angegebene 19./20. Februar 599 v. Chr. entspricht in Umrechnung auf den heutigen gregorianischen Kalender dem 13./14. Februar des Jahres 599 v. Chr.[2] Heute befindet sich die Keilschrifttafel BM 38462 im British Museum zu London.
Besondere Bedeutung erlangte diese Aufzeichnung unter anderem durch ihren Bezug auf den babylonischen König Nabu-kudurri-usur II. und sein fünftes Regierungsjahr, in welchem der Schaltmonat Ululu II ausgerufen wurde. Die Mondfinsternis konnte in Babylonien in voller Länge beobachtet werden, da sie dort kurz nach Mitternacht am 20. Februar einsetzte. In Nordamerika war die Mondfinsternis nicht sichtbar, da sie in jener Region in der Mittagszeit des 19. Februar stattfand; dagegen war sie in Japan bis zur Maximumphase beobachtbar, da sie dort in den frühen Morgenstunden des 20. Februar begann.[2]
Erste Übersetzungen
BearbeitenDer Assyriologe Johann Strassmaier sowie die Astronomen Josef Epping und Franz-Xaver Kugler begannen zuerst mit der Übersetzung des babylonisch-astronomischen Keilschrifttextes.
Die damaligen herausragenden Forschungsleistungen wurden unter anderem von Otto Neugebauer fortgeführt. 1955 erschien das dreibändige Standardwerk Astronomical cuneiform Texts - Babylonian ephemerides of the Seleucid period for the motion of the sun, the moon, and the planets, das bis heute noch immer die Grundlage der babylonischen Astronomiegeschichte bildet.
Babylonischer Text
BearbeitenBei dem erwähnten astronomischen Ereignis handelte es sich um eine partielle Mondfinsternis, die aufgrund der Angaben im Keilschrifttext genau zu datieren war. Durch Überprüfung mit anderen historischen Finsternissen wurde festgestellt, dass die historischen Datierungen von den zurückgerechneten Werten abweichen. Die entsprechende Zeitdifferenz wird als „ΔT“ bezeichnet.
Unter Berücksichtigung des ΔT[3] begann die Mondfinsternis in Babylonien etwa um 0:45 Uhr des 20. Februar 599 v. Chr.[1] und erreichte gegen etwa 3:10 Uhr ihr Maximum. Die babylonische Keilschrifttafel ist stark beschädigt, weshalb nicht alle Daten erhalten geblieben sind:
Siehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Josef Epping, Johann-Nepomuk Strassmeier: Astronomisches aus Babylon oder das Wissen der Chaldäer über den gestirnten Himmel. Herder, Freiburg 1889, (Stimmen aus Maria-Laach Ergänzungshefte 44).
- Franz-Xaver Kugler: Sternkunde und Sterndienst in Babel. Band 1: Entwicklung der babylonischen Planetenkunde von ihren Anfängen bis auf Christus. Nach zumeist ungedruckten Quellen des Britischen Museums. Aschendorff, Münster 1907.
- Otto Neugebauer: The exact sciences in antiquity. Unabridged, slightly corrected reprint of the 2. edition, Brown University Press, 1957. Dover Publications, New York NY 2004, ISBN 0-486-22332-9, (Dover classics of science and mathematics).
- Otto Neugebauer (Hrsg.): Astronomical cuneiform Texts. Babylonian ephemerides of the Seleucid period for the motion of the sun, the moon, and the planets. Reprint edition. 3 Bände. Springer, New York NY u. a. 1983, ISBN 0-387-90812-9, (Sources in the history of mathematics and physical sciences 5), (die Originalausgabe erschien: Humphries, London 1955).
- Abraham J. Sachs: Astronomical Diaries and related Texts from Babylonia. Band 5: Hermann Hunger (Hrsg.): Lunar and Planetary Texts. Including materials by Abraham J. Sachs. With an appendix by John M. Steele. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2001, ISBN 3-7001-3028-7, (Österreichische Akademie der Wissenschaften - Philosophisch-Historische Klasse - Denkschriften 299).
- Francis Richard Stephenson: Historical Eclipses and Earth’s rotation. Cambridge University Press, Cambridge 1997, ISBN 0-521-46194-4.
Anmerkungen
Bearbeiten- ↑ a b Datum im proleptisch-julianischen Kalender.
- ↑ a b Jean Meeus: Astronomische Algorithmen - Anwendungen für Ephemeris Tool 4,5 -, Barth, Leipzig 2000 für: Ephemeris Tool 4,5 nach Jean Meeus, Umrechnungsprogramm, 2001.
- ↑ Etwa 4 Stunden.
- ↑ Der Name von Nabu-kudurri-usur II. ist in der ersten Zeile der Keilschrifttafel BM 38462 lesbar.
- ↑ Der Monat konnte außerdem aufgrund einer im vierten Regierungsjahr des Nabu-kudurri-usur II. notierten Mondfinsternis ermittelt werden.
- ↑ Der Sonnenuntergang erfolgte etwa gegen 17:46 Uhr Ortszeit.
- ↑ Francis Richard Stephenson: Historical Eclipses and Earth’s rotation. S. 149 und 164–165.