Moorriem

Moormarschsiedlung im deutschen Landkreis Wesermarsch
(Weitergeleitet von Moorhausen (Elsfleth))

Moorriem ist ein Gemeindeteil der niedersächsischen Stadt Elsfleth und eine Siedlung in der Moormarsch im Landkreis Wesermarsch. Von 1933 bis 1974 war Moorriem eine Gemeinde in Oldenburg bzw. ab 1946 in Niedersachsen.

Moorriem
Stadt Elsfleth
Koordinaten: 53° 13′ N, 8° 23′ OKoordinaten: 53° 13′ 27″ N, 8° 22′ 47″ O
Postleitzahl: 26931
Moorriem (Niedersachsen)
Moorriem (Niedersachsen)
Lage von Moorriem in Niedersachsen

Geografie

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Moorriem ist ein 16 km langer Siedlungsstreifen zwischen der Weser und Oldenburg. Er beginnt östlich von Oldenburg in Moorhausen und erstreckt sich über Butteldorf und Bardenfleth bis Neuenbrok.[1]

Geschichte

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Das Wort Moorriem lässt sich vermutlich von der Riemenform der Siedlungen ableiten, die im Mittelalter in Nord-Süd-Richtung vor dem östlich der Oldenburger Geest gelegenen Moorgebiet errichtet wurden. Dieses Gebiet erstreckte sich ursprünglich sowohl nördlich als auch südlich der späteren Gemeinde Moorriem. Im Norden wurde es vom Siedlungsgebiet der Friesen, dem Gau Rüstringen, im Süden, südlich der Hunte, von der Delmenhorster Geest begrenzt. Das im Mittelalter Moorriem genannte Gebiet war weitgehend deckungsgleich mit dem Westteil Nieder-Stedingens. Mit dem Begriff Nieder-Stedingen wird der zur Zeit der Einteilung deutscher Stammesgebiete in Gaue von Sachsen bewohnte Ostteil des Ammergaus bezeichnet. Östlich des Morriems lagen in Nieder-Stedingen die anderen drei Marschvogteien Oldenbrok, Strückhausen und Hammelwarden.[2]

In der Zeit der Dänenherrschaft über Oldenburg und des Herzogtums Oldenburg gab es eine Vogtei Moorriem, zu der die Kirchspiele Elsfleth, Neuenbrok, Bardenfleth und Altenhuntorf gehörten.[3]

Das heute Mooriem genannte Gebiet wird im historischen Kontext auch Süd-Moorriem genannt. Denn erst durch den Einbruch der Nordsee in den Wesermarschraum im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit wurde das Linebrok[4] vom südlich davon gelegenen Teil des Moorriems durch die Liene getrennt, einen Verbindungsarm zwischen der Weser und der Jade, an den heute nur noch der Straßenname Alte Liene erinnert. Das ehemalige Nord-Moorriem liegt heute weitestgehend auf dem Gebiet der Gemeinde Ovelgönne.

Frühe Geschichte

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Bodenfunde vom Hunteufer bei Gellenerdeich belegen, dass es im Moorriemer Gebiet um 2000 v. Chr. Viehwirtschaft betreibende Bauern gab, die ihre Siedlungen aber am Ende der Jungsteinzeit wegen zunehmend unwirtlicher werdenden Bodenverhältnissen wieder aufgeben mussten.[5][6]

Mittelalter

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Als Kaiser Heinrich IV. das Moorgebiet 1062 dem Erzbischof Adalbert von Bremen übertrug, begann die planmäßige Kolonisation Moorriems.[7] Um das Moor urbar zu machen, waren in dem von der Tide beeinflussten Gebiet zunächst Deich- und Sielbauten erforderlich. Diese wurden nach holländischem Vorbild von Fachkräften aus Holland und Flandern durchgeführt.[8] Auf dem höher gelegenen Rand des Ipweger Moores errichteten die Bauern dicht nebeneinander ihre Gebäude, von hier aus arbeiteten sie sich immer weiter ins Moor vor. So entstanden schmale Grundstücke, bis zu acht Kilometer lang, aber nur 20 bis 60 Meter breit.[9] Im 12./13. Jahrhundert war auch schon ein Knüppeldamm angelegt, der unter der Bezeichnung Bohlenweg XXII (Ip) als archäologischer Fund eingeordnet, in der Moorriemer Gegend aber als Holten Straat (Hölzerne Straße, Holzweg) bekannt ist. Er führt am Südrand des Ipweger Moores entlang und entspricht zwischen Moorhausen und Huntorf einem Abschnitt der heutigen Landesstraße 65 zwischen Oldenburg und Elsfleth.[10]

Im Moorriemer Gebiet kam es im 15. Jahrhundert zu Schlachten zwischen Oldenburgern und Bremern, die als „Bremer Taufe“ (Bremer Döpe) bezeichnet wurden. Die erste „Taufe“ bezieht sich auf das Jahr 1464, als während einer Fehde 250 Bremer in der Hunte ertranken; die zweite ereignete sich, als sich Bremer Raubzügler 1476 mit ihrer Beute auf dem Rückzug befanden, dabei von einer Truppe des Oldenburger Grafen Gerd eingeholt und bei Paradies an der Gellener Bäke vernichtend geschlagen wurden.[11]

Nach 1600

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Die Gegend war immer wieder von Sturmfluten bedroht, so 1625, 1658 und 1685. Die Armut der Bauern wurde auch durch hohe Steuerlasten nach dem Dreißigjährigen Krieg verstärkt. Die Kindersterblichkeit war hoch. Die höhergelegenen westlichen Gebiete brachten jedoch nach entsprechender Entwässerung gute Ernten. Im 19. Jahrhundert kam es auch durch Auswanderung zu einem Bevölkerungsrückgang.

Die Gemeinde Moorriem wurde 1933 aus Neuenbrok, Bardenfleth und Altenhuntorf gebildet. Zu Moorriem gehörten 1933 die Bauerschaften Altendorf I, Altendorf II, Barghorn, Burwinkel, Butteldorf, Dalsper, Eckfleth, Gellen, Huntorf, Kolonie Barghorn, Loyermoor, Meerkirchen, Mittelort, Moordorf, Moorhausen, Moorseite, Niederhörne, Niederort, Nordermoor, Oberhörne, Wehrder und Wolfsstraße. Damals hatte Moorriem 4876 Einwohner; die Zahl sank bis 1939 auf 4744.[12]

1974 verlor Moorriem die Eigenständigkeit und wurde nach Elsfleth eingemeindet.

2013 wurde die Forderung laut, das Moorriem in die UNESCO-Weltkulturerbe-Liste aufnehmen zu lassen.[13] Im November 2013 stellte der Bauausschuss des Kreistags des Landkreises Wesermarsch fest, dass die Kulturlandschaft Moorriem hinsichtlich der Ortslage und seines Umgebungsbereichs nach derzeitiger Befundung als hochwertvoll und einzigartig mit einem sogenannten Alleinstellungsmerkmal festgestellt werden könne und dass aus dieser Feststellung ein möglicher Erfolg zumindest hinsichtlich der Aufnahme in die Vorschlagsliste der Unesco bestehe.[14] Das für einen derartigen Antrag zuständige Land Niedersachsen ist in dieser Angelegenheit bislang noch nicht aktiv geworden.[15]

Sehenswürdigkeiten

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Typische Hofstelle in Moorriem

Die Marschenhofsiedlung besteht überwiegend aus niederdeutschen Hallenhäusern mit Reetdach und Fachwerk, die zum Teil unter Denkmalschutz stehen.[16][17]

Die 1620 errichtete St. Anna-Kirche im Ortsteil Eckfleth ist eine Ständerfachwerkkirche mit hölzernem Glockenturm und einem Altar aus dem Jahre 1624. Auf dem Kirchhof ist der Maler Bernhard Winter begraben.

Die Hochmoorfläche Gellener Torfmöörte ist Teil des Naturschutzgebietes Gellener Torfmöörte mit Rockenmoor und Fuchsberg. Sie kann von einem Naturlehrpfad aus erkundet werden.[18] Ein weiteres Naturschutzgebiet ist der Moorhauser Polder, ein Hochwasserrückhaltebecken der Hunte und Teil des Vogelschutzgebietes V11 Hunteniederung.[19][20]

Weitere denkmalgeschützte sehenswerte Gebäude
  • BV Moorriem (Boßeln)[21]
  • Landfrauenverein Moorriem[22]
  • Landjugend Moorriem[23]
  • Moorriemer Reitklub
  • Psh
  • Schützenverein Altenhuntorf 1909
  • Schützenverein Moorriem von 1910[24]

Söhne und Töchter Moorriems

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Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Moorriem - einzigartige Natur- und Kulturlandschaft (Memento vom 11. Oktober 2014 im Internet Archive)
  2. Eckhard Seeber: Verfassungen Oldenburger Bauerschaften. Edition ländlicher Rechtsquellen von 1580–1814, Universitätsverlag Osnabrück im Verlag v&r unipress Göttingen 2008, S. 357–458 (online)
  3. Ludwig Kohli: Handbuch einer historisch-geographisch-statistischen Beschreibung des Herzogthums Oldenburg. Wilhelm Kaiser, Bremen 1824, S. 88 (online)
  4. H. Goens, B. Ramsauer: Stedingen beiderseits der Hunte in alter und neuer Zeit. In: Oldenburger Jahrbuch des Vereins für Altertumskunde und Landesgeschichte, Bd. 28 (1924), § 11 (online)
  5. Moorriem - Die Geschichte (Memento des Originals vom 20. März 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.umspannwerk-moorriem.de
  6. Johannes Pätzold: Eine Siedlung der Großsteingrableute unter Normalnull bei Oldenburg (Oldb). Oldenburger Jahrbuch des Vereins für Altertumskunde und Landesgeschichte, Bd. 55 (1955), Teil II, S. 83–97 (online)
  7. H. Goens, B. Ramsauer: Stedingen beiderseits der Hunte in alter und neuer Zeit. In: Oldenburger Jahrbuch des Vereins für Altertumskunde und Landesgeschichte, Bd. 28 (1924), §§ 5 f. und 10 f. (online)
  8. J. von Gierke: Die Geschichte des deutschen Deichrechts. Breslau 1901, Band I, S. 11, 124 f., 139
  9. Heike Ritter-Eden: Reisen im Oldenburger Land. Band 2: Wesermarsch und Ammerland. Isensee, Oldenburg 1997, S. 113 ISBN 3-89598-459-0
  10. Hajo Hayen: Die hölzerne Straße vor den Toren der Residenzstadt. Der mittelalterliche Bohlenweg XXII (Ip). Archäologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland, Beiheft 3, Oldenburg 1988
  11. G. Rüthning: Oldenburgische Geschichte. Bremen 1911, Band I, S. 158 f.
  12. Michael Rademacher: Moorriem. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  13. Ulrich Schlüter: Moorriem bald Weltkulturerbe? Landkreis Wesermarsch unterstützt den Antrag der Bürgerinitiative. Nordwestzeitung, 28. September 2013
  14. Ulrich Schlüter: Moorriem – Weltkulturerbe ist weiter Thema. Landkreis: Chance zur Aufnahme in die Unesco-Vorschlagsliste. Nordwestzeitung, 13. November 2013
  15. Ulrich Schlüter: Weltkulturerbe – Landwirte befürchten Nachteile. Diskussion beim Frühschoppen – Weitere Entwicklung abwarten. Nordwestzeitung, 20. Dezember 2013
  16. Fachwerkdörfer Moorriem
  17. Moorriem - einzigartige Natur- und Kulturlandschaft (Memento vom 11. Oktober 2014 im Internet Archive), Evangelisch-lutherische Kirche in der Wesermarsch
  18. Naturschutzgebiet „Gellener Torfmöörte mit Rockenmoor und Fuchsberg“, Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz.
  19. Ritter-Eden: Reisen im Oldenburger Land Band 2 Wesermarsch und Ammerland. Isensee, Oldenburg 1997, S. 139
  20. Naturschutzgebiet „Moorhauser Polder“, Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz.
  21. BV Moorriem (Memento vom 26. Juli 2009 im Internet Archive)
  22. 70 Jahre Landfrauen Moorriem. In: nwzonline.de. 16. Februar 2008, abgerufen am 23. Juli 2022.
  23. Landjugend Moorriem | Neuer Vorstand bereitet Jubiläum vor. In: nwzonline.de. 19. Februar 2019, abgerufen am 23. Juli 2022.
  24. Schützen wählen neuen Vorsitzenden. In: nwzonline.de. 13. Oktober 2017, abgerufen am 23. Juli 2022.
  25. Bernhard Winter auf der Seite der Stadt Oldenburg in Oldenburg