Moto Guzzi Stornello

Italienisches Motorrad 1960–1974

Die Moto Guzzi Stornello ist ein Motorrad des italienischen Herstellers Moto Guzzi, das von 1960 bis 1974 in Mandello del Lario gebaut wurde.[1][2] „Stornello“ bedeutet im Deutschen „kleiner Star“ (Vogel).

Moto Guzzi

Stornello Sport (125 cm³, 1961–1967)
Stornello
Hersteller Moto Guzzi
Verkaufsbezeichnung Stornello 125
Stornello Sport
Stornello America
Storn. 125 Turismo
Storn. 125 Regolarità
Storn. Fuori Strada
Stornello 160
Storn. 125 Scrambler
Produktionszeitraum 1960 bis 1974
Motordaten
Einzylindermotor, Viertakt
Hubraum (cm³) 123, 153
Leistung (kW/PS) 5,1–11,9 / 7–16,2
Höchst­geschwindigkeit (km/h) 100–122
Getriebe Viergang bis 1969, Fünfgang ab 1970
Antrieb Kette
Bremsen Trommeln
Radstand (mm) 1250–1255
Maße (L × B × H, mm): ca. 1.900 × 550 × 700
Sitzhöhe (cm) ca. 70
Leergewicht (kg) 92–117
Nachfolgemodell 125 TT / Trial / Turismo

Geschichte

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Nachdem sich Moto Guzzi nach der Rennsaison 1957 aus dem Motorsport zurückgezogen hatte, wurde der Chefingenieur Giulio Cesare Carcano, der 1936 zu Moto Guzzi gekommen war und maßgeblich die Rennerfolge der Marke bewirkte, ab 1958 mit der Entwicklung eines leichten Motorrads mit Viertakt-Einzylindermotor und optimierten Herstellkosten beauftragt. Ende 1960 kam als Ergebnis die Stornello auf den Markt und trat gegen die Konkurrenz von Gilera, Moto Morini und MV Agusta an. Ein Jahr später wurde für das Modelljahr 1962 die Sport-Version vorgestellt.[3]

1962 gab es außerdem eine Weiterentwicklung der Stornello Sport für Geländefahrten und den Endurosport (in Italien bis ca. Ende der 1960er Jahre Regolarità genannt), mit der Moto Guzzi die italienischen Nationalmannschaften für die 38. Internationale Sechstagefahrt (Six Days) 1963 im tschechoslowakischen Spindlermühle ausstattete (fünf Lodola Regolarità und fünf Stornello Regolarità). Das italienische Team gewann die Silbervase, alle zehn Fahrer erkämpften Goldmedaillen. Der Motor war vom Sportmotor abgeleitet und leistete 12 PS (9 kW) bei 8000/min. Versionen mit Straßenzulassung wurden unter den Bezeichnungen Stornello 125 Regolarità und Stornello Fuori Strada („Off-Road“) in den Modelljahren 1965 und 1966 verkauft. Trotz der Rennerfolge zog sich Moto Guzzi Ende 1963 aus finanziellen Gründen aus dem Geländerennsport zurück.

Ende 1967 wurden die 125er „Turismo“-Modelle eingestellt, als Nachfolgemodell kam die Stornello 160 auf den Markt.[4] Parallel wurde eine neue Stornello 125 Scrambler mit der Technik der eingestellten Stornello 125 Sport angeboten.

1970 wurden Tankform, Rahmen, Fahrwerk und Antrieb stark überarbeitet, u. a. mit einem neuen Fünfganggetriebe und erneut mit 125 und 160 cm³ Hubraum. Die Stornello erhielt dann bis zum Produktionsende 1974 wenig Veränderungen, Priorität wurde auf die neuen Modelle V7 / V7 Sport und Nuovo Falcone gelegt.

Im Jahr 2016 brachte der Hersteller mit der V7 II Stornello wieder ein Kraftrad mit der Verkaufsbezeichnung Stornello auf den Markt.[5][6]

Produktionszahlen[2]
Jahr 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974
Anzahl 125 cm³ 5610 5450 3950 5680 6450 5230 1800 747 ? ? 601 2653 900 850 500
Anzahl 160 cm³ 1248 418 289 2287 1086 900 500

Motor und Antrieb

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Die Stornello hat einen fahrtwindgekühlten Einzylinder-Viertaktmotor mit 123,2 bzw. 153,2 cm³ Hubraum aus 58 mm Hub und 52 bzw. 58 mm Bohrung. Der Zylinder ist um 25° nach vorn geneigt.[7] Die beiden hängenden Ventile werden über Stößel, Stoßstange und Kipphebel von der unten liegenden Nockenwelle gesteuert.[8] Motor- und Getriebegehäuse, Zylinder und Zylinderköpfe sind aus Aluminium-Legierung.

Rahmen und Fahrwerk

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Der Motor ist mittragend im unten offenen Rohrrahmen eingebaut. Das Fahrwerk hat vorn eine Teleskopgabel, hinten eine Schwinge mit zwei Feder-Dämpfer-Einheiten (Federbeinen).

Technische Daten

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125 (Turismo) 125 Sport /
125 Sport America
Fuori Strada
125 Regolarità
125 Scrambler USA
125 Scrambler 160 (Turismo) 125 (Turismo) 160 (Turismo) 125 Scrambler
Bauzeitraum[2] 1960–1967 1962–1967 1965
1965–1966
1966–1969
1968–1969 1968–1969 1970–1974 1970–1974 1971–1974
Hubraum 123,2 cm³ 153,2 cm³ 123,2 cm³ 153,2 cm³ 123,2 cm³
Bohrung × Hub 52 × 58 mm 58 × 58 mm 52 × 58 mm 58 × 58 mm 52 × 58 mm
Verdichtung 8,0 : 1 9,8 : 1 11,4 : 1 9,8 : 1 8,0 : 1 9,6 : 1 8,5 : 1 9,6 : 1
Vergaser (Dell’Orto)[2] ME18BS UB20B UB22BS2 UB20B UB20B VHB22S
Nennleistung 6,8 PS (5,0 kW) 10 PS (7,4 kW) /
12 PS (8,8 kW)
13,5 PS (9,9 kW) 10 PS (7,4 kW) 12,6 PS (9,3 kW) 13,4 PS (9,9 kW) 16,2 PS (11,9 kW) 13,4 PS (9,9 kW)
– bei Drehzahl 7200/min 7200/min 6800/min 7200/min 7500/min 7400/min 7400/min 7400/min
Getriebe 4-Gang 5-Gang
Radstand 1250 mm 1255 mm
Leergewicht (trocken)[2] 92 kg ? 95 kg ? 107 kg 113 kg 113 kg 117 kg
Reifengröße vorne /
hinten
17″ × 2,50″ /
17″ × 2,75″
17″ × 2,50″ /
17″ × 2,75″
19″ × 2,50″ /
19″ × 3,00″
19″ × 2,50″ /
19″ × 3,00″
17″ × 2,50″ /
17″ × 2,75″
17″ × 2,50″ /
17″ × 3,00″
17″ × 2,50″ /
17″ × 3,00″
19″ × 2,75″ /
17″ × 3,00″
Höchstgeschwindigkeit ca. 100 km/h ? /
112 km/h
ca. 105 km/h ? 118 km/h 117 km/h 122 km/h 98 km/h
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Commons: Moto Guzzi Stornello – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Mario Colombo: Moto Guzzi. 2. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1990.
  2. a b c d e Ian Falloon: Das große Buch über Moto Guzzi - Alle Modelle seit 1921. 1. Auflage. Koehler in Maximilian Verlag, 2021, ISBN 978-3-7822-1396-7.
  3. https://bikez.com/motorcycles/moto_guzzi_stornello_1961.php
  4. https://mvc-graz.at/fahrzeuge/motorraeder/moto-guzzi-stornello/
  5. https://bikez.com/motorcycles/moto_guzzi_v7_ii_stornello_2016.php
  6. https://www.1000ps.ch/modellnews-3001642-moto-guzzi-v7-ii-stornello
  7. https://mvc-graz.at/fahrzeuge/motorraeder/moto-guzzi-stornello/
  8. https://bikez.com/motorcycles/moto_guzzi_stornello_1961.php