Die Multihalle ist eine Mehrzweckhalle im Mannheimer Herzogenriedpark, die zur Bundesgartenschau 1975 errichtet wurde. Das Bauwerk wurde von Carlfried Mutschler und seinem Büropartner Joachim Langner entworfen[2]. Das Tragwerk wurde von Frei Otto als Gitterschale konzipiert, es ist bis heute die größte frei geformte Holzgitter-Schalenkonstruktion der Welt. Die Multihalle gilt als ein Hauptwerk organischer Architektur und steht seit 1998 unter Denkmalschutz.[3]

Multihalle
Deckenkonstruktion der Multihalle

Deckenkonstruktion der Multihalle

Daten
Ort Mannheim, Herzogenriedpark
Architekt Carlfried Mutschler, Joachim Langner, Frei Otto (Tragwerksplanung)
Bauherr Stadt Mannheim
Baustil Organische Architektur
Baujahr 1974/75[1]
Höhe 20 m
Grundfläche 10.500 m²
Besonderheiten
Holzgitterschale als Dachkonstruktion

Architektur

Bearbeiten

Die Multihalle ist eine Halle mit einem mehrfach gekrümmten Gitter aus Dachlatten (Querschnitt 50 × 50 mm), die von den Mannheimer Architekten Carlfried Mutschler und Joachim Langner geplant und 1975 fertiggestellt wurde. Die Planung des Tragwerks wurde von Frei Otto und die Nachweise der Standsicherheit durch das Büro Ove Arup & Partners aus London erbracht (heute Arup Group Ltd.). Unter der gemeinsamen Überdachung aus zwei ineinander übergehenden Kuppeln befindet sich die eigentliche Veranstaltungshalle sowie ein erweiterter Bereich mit Durchgängen und einem Restaurant. Durch die teilweise matt lichtdurchlässige Folie wird der Innenraum gleichmäßig mit Tageslicht ausgeleuchtet.

Allgemeine Daten[4]

  • Tragkonstruktion: Holzlatten, kreuzweise in zwei bzw. vier Latten übereinander verlegt. Abstand voneinander 50/50 cm. Lattenquerschnitt 5/5 cm. Holz von Hemlocktannen und Kiefern.
  • Dachfläche: 9.500 m²
  • Bohrlöcher an den Kreuzungspunkten: 144.000, 34.000 Bolzen
  • Randumfang: 685 m (seilgestützter Rand: 35 m, Bögen: 135 m)
  • Seilnetz: 7.150 m
  • Bedachung: Trevira-Gewebe, geschwärzt, PVC-beschichtet, Bahnenware, an den Stößen überlappt und geschweißt, auf Nagellatten mit Bukamaklammern
  • Hallengröße: 10.500 m³
  • Gesamtlänge: 160 m
  • Gesamtbreite: 115 m
  • Kuppelhöhe: 20 m
  • Größte Querspannweite: 60 m

Baugeschichte

Bearbeiten

Auf der Bauausstellung 1962 in Essen (Deubau[5]) erstellte Otto seine erste Holzlattenkuppel. Sie hatte auf dem Boden ausgelegt eine Fläche von 250 m² und bestand aus quadratisch zusammengelegten, dünnen Latten von 40 × 20 mm. Ein Autokran hob in der Mitte den Lattenrost 5 m in die Höhe. Die zuvor lose miteinander verbundenen Latten überkreuzten sich nun rautenförmig. Otto ließ die Lattenenden an einem umlaufenden Auflager befestigen und erst dann die Schraubbolzen auf den Verbindungen der Holzleisten fest anziehen.[6] Das fertige Tragwerk ähnelt dem eines Zollingerdachs, welches jedoch aus 1 bis 2½ Meter kurzen Holzleisten (Lamellen) zusammengesetzt ist und diese sich auch nicht mittig überkreuzen.

Ein zweites und diesmal doppelt gewölbtes Holzgitterschalendach[7] errichtete Otto 1967 innerhalb des deutschen Pavillons als Vortragssaal und Foyer während der Weltausstellung Expo 67 in Montreal.[8][9]

Nachdem im Januar 1970 die Entscheidung fiel, die Bundesgartenschau des Jahres 1975 in Mannheim stattfinden zu lassen, wurden zwei Wettbewerbe ausgeschrieben, bei denen Architekten und Landschaftsarchitekten ihre Ideen für die beiden Gartenschaugelände Herzogenriedpark und Luisenpark vorstellen sollten.

Preisträger für den Bereich des Herzogenriedparks war das Architekturbüro Carlfried Mutschler + Partner, Mannheim. Der Wettbewerbsplan sah als zentralen Bereich einen großen, überdachten Treffpunkt für verschiedene Aktivitäten und ein Café mit Sitzterrasse am Wasser vor. Für das Café war eine luftige Holzkonstruktion vorgesehen. Der Treffpunkt sollte mit großen Schirmen überdacht werden, die an Gasballons aufgehängt werden sollten. Dies war zwar technisch möglich, doch baurechtliche Einwände ließen dieses Projekt scheitern. Außerdem hätten die Ballons ab Windstärke 7 eingezogen werden müssen.

Es wurden die verschiedensten Arten von pneumatischen Konstruktionen untersucht, die allerdings zu hohe Material- und Zuschnittskosten verursacht hätten. Luftdicht abgeschlossene Traglufthallen kamen ebenfalls nicht in Frage, so dass die verschiedenartigen Zeltkonstruktionen diskutiert wurden.

 
Aerobus, Bundesgartenschau 1975

Da auch künstliche Hügel aus Leimbinderkuppeln nicht zufriedenstellen konnten, kam die Idee der Gitterschalen des Stuttgarters Frei Otto ins Gespräch. Der Vorteil einer Gitterschale als Dachtragwerk besteht darin, dass diese unter ihrem Eigengewicht „nur druck- und nicht biegebeansprucht sind.“[10] Zeitgleich mit der Wahl der Konstruktion wurden die Standorte der verschiedenen Funktionen festgelegt. Die Besucher sollten auf zwei Ebenen – der des Aerobusbahnhofs und des Parks – in die Halle geführt werden.

Ausgangsbasis für die Gitterschale war das Drahtmodell des Vorentwurfs. In diesem Modell 1:500 konnte die endgültige Form allerdings nur grob vorgegeben werden. Mit Hilfe von Zwirnfäden konnte immerhin die Länge und Breite der Fläche annähernd abgewickelt werden. Das Drahtmodell als hängendes Netz simulierte die Gittermaschen des späteren Gitterrostes aus Holz. Bevor das Knüpfen des Netzes begann, musste die Richtung, in der es liegen sollte, festgelegt werden, um dann mit Hilfe von Stecknadeln und einer weichen Unterlage die Glieder und Ringe aneinanderzureihen. Im hängenden Kettenmodell stand die Schale auf dem Kopf.

Mit Hilfe von Gabelstaplern und Gerüsttürmen hoben Bauarbeiter das Dach behutsam in die endgültige Position.[11] Am 30. Januar 1975 wurde auf Wunsch von Prüfingenieur Fritz Wenzel an dem Dach selbst ein Belastungstest durchgeführt, bei dem 205 gefüllte Wassertonnen an das Lattengitter gehängt wurden.[12] Die Schale gab um 79 Millimeter nach, einen Millimeter weniger als errechnet.[1]

In einem Dokumentarfilm bekannte Otto im Jahr 2005, dass er die Multihalle für seinen „kühnsten Bau“ hielt, „viel kühner als das Olympiadach“. Der Bauingenieur Ian Liddell, der 1975 die Multihalle statisch überprüft hatte,[1] fügte hinzu, den Naturstoff Holz als mehrfach gekrümmtes Dachtragwerk einzusetzen, wäre ohne Vorläufer und Geschichte gewesen, „wie eine Idee von einem anderen Stern“.[13]

Aktueller Zustand

Bearbeiten
 
Stützen am Dachrand

Die Multihalle sollte als temporäres Bauwerk ursprünglich nur für die Dauer der Bundesgartenschau 1975 Bestand haben. Die bis heute größte unregelmäßig geformte Holzgitterschalenkonstruktion der Welt wurde jedoch nicht abgerissen und im Jahr 1998 aus wissenschaftlichen und heimatgeschichtlichen Gründen als Kulturdenkmal unter Denkmalschutz gestellt. Der größere, 1991 fertiggestellte Superior Dome am Lake Superior im US-Bundesstaat Michigan hat eine regelmäßig doppelt gekrümmte Kuppel als Holzgitterschale.

Das Foliendach bestand ursprünglich aus einer PVC-Folie mit Gewebe-Einlage. 1981 wurde es notwendig, die Halle mit einer neu entwickelten Kunststoffdichtungsbahn zu beziehen. Die bis dahin halbtransparente Dachhülle wurde nun weiß. Mittlerweile ist diese stellenweise porös geworden, so dass eindringendes Wasser das Holz der Dachkonstruktion beschädigt und die Tragfähigkeit beeinträchtigt. Zudem verschiebt sich die tragende Holzkonstruktion, wenn auch nur minimal. Um weitere Verformungen zu verhindern, wurde aus statischen Gründen 2008 in der großen Halle ein Stützturm errichtet. Seit 2011 ist die eigentliche Halle gesperrt, die Wege unter der Bedachung sind weiterhin begehbar.

Auch die Dachkonstruktion außerhalb der eigentlichen Halle wurde inzwischen mit Stützen stabilisiert. Der bauliche Zustand verschlechtert sich weiterhin. Die Sanierung wird bereits seit einigen Jahren ins Auge gefasst. Im Mai 2016 wurden die Kosten auf 3,39 Millionen Euro für eine Konservierung und 11,6 Millionen für eine Generalsanierung kalkuliert. Die Kosten für einen Abriss werden mit 1,02 Millionen Euro beziffert. Dagegen spricht unter anderem, dass der denkmalrechtliche Status eines „Kulturdenkmals von besonderer Bedeutung“ zu erwarten steht.[14] Am 10. Juni 2016 stimmte der Gemeinderat der Stadt bei nur einer Gegenstimme von Steffen Ratzel (CDU)[15] einem Abriss zu, sollte nicht bis Ende 2017 ein namhafter Betrag zugunsten einer Sanierung über externe Zuschüsse, Sponsoring oder ein Crowdfunding zusammenkommen.[16]

Rettungsinitiativen

Bearbeiten
 
Stützträger im Inneren

Am 23. Juni 2017 stimmte der Hauptausschuss des Mannheimer Gemeinderats für einen Aufschub einer endgültigen Entscheidung über die Zukunft der Multihalle bis Ende 2019. Damit bis dahin in der Halle weiterhin kulturelle und sportliche Veranstaltungen stattfinden können, bewilligten die Gemeinderäte 158.000 Euro. Eine international angelegte Spendenkampagne soll den Hauptanteil der erforderlichen Sanierungskosten in Höhe von 11,6 Millionen Euro einbringen, dann werde auch die Stadt Mannheim einen Anteil beisteuern. Baubürgermeister Lothar Quast kalkulierte für die Kampagne eine Dauer von drei bis acht Jahren ein.[17] Ein Ziel sei es, die Multihalle bis zur Bundesgartenschau 2023 in Mannheim zu retten.[18]

Für den Erhalt und die Bekanntmachung der Multihalle gründeten am 24. Oktober 2016 die baden-württembergische Architektenkammer und die Stadt Mannheim einen Förderverein.[19] Ein erster Workshop wurde im Frühjahr 2017 in der Multihalle angeboten,[18] um Bau-Experten die Besonderheiten dieser neuartigen Schalenbau-Architektur zu erläutern und um neue Nutzungsmöglichkeiten zu entwickeln.[20]

Der Vorsitzende des Sportkreises Mannheim, Michael Scheidel, erklärte, dass es in Mannheim einen Mangel an Sporthallen gebe. Er unterstütze daher eine Nutzung der Multihalle für sportliche Zwecke.[21]

Im Rahmen der UN-geförderten Konferenz Urban Thinkers Campus im Mannheimer Stadthaus Ende Oktober 2017 diskutierte eine Arbeitsgruppe über eine zukünftige Nutzung und Einbindung der Nutzer der Multihalle.[22]

Auf der 16. Internationalen Architekturausstellung der Biennale von Venedig (2018) präsentierten das saai und die Stadt Mannheim die Multihalle mit Archivmaterial und neuen Nutzungskonzepten erstmals einem internationalen Publikum. Die Multihalle verkörpere einen „offenen Raum“ für eine „offene Gesellschaft“ mit ihrer experimentellen Entstehungsgeschichte, ihren offenen Raumqualitäten und ihrer Einbettung in die urbane Topographie von Stadt und Landschaft.[23]

Am 26. September 2018 begannen in der Multihalle dreitägige Bürgerinfotage, bei denen Ideen und Diskussionsbeiträge zur künftigen Nutzung der Multihalle und des Herzogenriedparks gefragt waren.[24]

Mit einer „sehr großen Mehrheit“ stimmte der Gemeinderat am 16. Oktober 2018 für die Finanzierungsbeteiligung an einer Gesamtsanierung. Wenn der Bund mit dem Förderprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“ den größeren Anteil übernimmt, will die Stadt bis zu einem Drittel der inzwischen auf 14,2 Millionen Euro[25] geschätzten[26] Sanierungskosten investieren. Nach Angaben des Mannheimer Bundestagsabgeordneten Nikolas Löbel (CDU), möchte der Bund „gleichzeitig eine finanzielle Beteiligung des Landes – die gleiche Summe, die der Bund gibt, erwartet man auch vom Land“.[27]

Mit Hilfe eines Architektenwettbewerbs sollte nach Angaben von Stephan Weber, Vizepräsident der Architektenkammer Baden-Württemberg (AKBW), ein optimales Nutzungsmodell gefunden werden. Das Preisgeld zum Wettbewerb wurde vom BDA Baden-Württemberg und der Möbelfirma Wilkhahn gestiftet.[28] Die Auslobung wendete sich ausdrücklich auch an die jüngere Generation der Architekten und der Studierenden[29] „aus aller Welt“, um einen „vielseitig nutzbaren Raum der Möglichkeiten“ zu entwerfen.[30] Am 23. März 2019 wählte die Jury nach zwei Tagen von über 50 eingereichten Entwürfen aus der ganzen Welt drei Vorschläge auf den ersten Platz. Diese Ideen sollen aber noch nach Maßgabe der Jury in eine einheitliche Gestaltung zusammengeführt werden.[31] Langfristig soll nur das hölzerne Gitterschalendach erhalten werden, das Interieur wird der Nutzung entsprechend wechseln.[32]

Die Stadt Mannheim machte im Jahr 2019 mit einer Reihe von Veranstaltungen die Multihalle vor Ort und international bekannter.[33] Veranstaltungen in der Multihalle hatten unter anderem das Time Warp Festival (Maimarkthalle) mit Technomusik, das Nationaltheater Mannheim während der Schillertage[34] sowie die Popakademie Baden-Württemberg und das Goethe-Institut mit einer Klanginstallation[28] und einem Konzert.[35]

Am 5. April 2019 gab das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat bekannt, dass die Multihalle im Rahmen des Bundesprogramms der Nationalen Projekte des Städtebaus eine Förderung von 5 Millionen Euro erhalten wird.[36] Zur Begründung dieser Entscheidung hieß es unter anderem: „Mit dem Projekt soll ein Beitrag zur Erhaltung und Inwertsetzung einer baukulturellen Ikone geleistet werden, deren beeindruckendes Tragwerk ein herausragendes Beispiel deutscher Ingenieurbaukunst ist.“[37]

„Mit großer Mehrheit“ beschloss der Gemeinderat am 9. Juli 2019, den Erhalt und die Sanierung der Multihalle mit einem Eigenanteil von 9,2 Millionen Euro durchzuführen. Der kommunale Anteil musste verdoppelt werden, da die erhoffte Förderung von Bund und Land geringer ausfiel als erwartet. Ablehnende Stadträte kritisierten ein immer noch fehlendes Nutzungskonzept sowie eine Unklarheit über die zusätzliche Finanzierung der laufenden Betriebskosten.[38] Der scheidende Stadtrat Steffen Ratzel (CDU) bezeichnete die Multihalle als Mannheims „architektonisch bedeutendste[s] Werk“ und forderte wie viele andere Stadträte, auch Angebote für die Anwohner der Halle.[39] In den Medien wurde der Beschluss mit Zustimmung[40] und Erleichterung[41] aufgenommen.

Sanierung

Bearbeiten

Die Jury wählte im September 2019 aus den drei erstplatzierten Architektengemeinschaften einen Entwurf vom spanischen Architektenduo Guillem Colomer Fontanet (Cofo architects)[42][43] und Gabriel R. Peña (Peña architecture)[44] in Rotterdam aus, da deren Planung das Konzept „mit dem größten Entwicklungspotential und der höchsten architektonischen Qualität“ sei.[45] Mitte Februar 2020 stellte Tatjana Dürr, Referentin für Baukultur bei der Stadt Mannheim, das ausgearbeitete Nutzungskonzept der Architekten dem Mannheimer Stadtrat vor.[46] Die Multihalle erhält eine transparente Hülle und wird weitgehend entkernt. An einer sogenannten „Hallenallee“ entlang sollen verschiedene neue Einbauten untergebracht werden. Die „Hallenallee“ wiederum wird an beiden Enden bis zum Parkende verlängert und bietet so Anwohnern und Besuchern eine gute Anbindung an den ÖPNV der Stadt.

Nahe der Mitte der „Hallenallee“ vor dem Eingang zur großen Halle platzierten die Architekten einen rechteckigen Kubus in hartem Kontrast zur weichen Dachform. Die Oberfläche des Quaders bietet eine Bühne für künstlerische Darbietungen aller Art. Unterhalb des Kubus wird im Erdgeschoss ein ganzjährig nutzbarer Veranstaltungsraum neu eingefügt.[47]

Der bestehende Tribünenbereich in der großen Halle wird weitgehend abgebaut,[48] doch können bei Bedarf für verschiedenste Veranstaltungen einzelne gestaffelte Sitzsegmente (Module) wieder hinzugenommen werden. Die halbrunde Tribüne kann durch die Sitzmodule vielfältig variabel angeordnet werden. „In den dunklen „Katakomben“ [hinter der früheren Tribüne], bisher Künstlergarderoben, entstehen die Büro-, Werk- und kleinere Veranstaltungsräume sowie Ateliers [mit Tageslicht].“[47] Die Sanitäranlagen und die technische Infrastruktur sollen ebenso saniert werden wie das Restaurant. Das Stadtbauamt rechnete mit einem Baubeginn im Jahr 2021, sodass eine Fertigstellung vor der Bundesgartenschau 2023 gewährleistet war.[47]

Im Auftrag des Bauamts ergab jedoch eine genaue Untersuchung der Dach- und Infrastrukturschäden im Jahr 2020 einen weitaus höheren Reparaturbedarf als erwartet. Daher muss der Sanierungsplan aus Zeit- und Kostengründen weitgehend auf die Zeit nach der Bundesgartenschau verschoben werden. Die Reparaturen erhalten einen zeitlichen und finanziellen Vorrang vor dem neuen Innenausbau. Allerdings muss nun nicht mehr das gesamte Dach durch eine doppelte Befestigung stabilisiert werden. Es reiche aus, nur die schadhaften Stellen zu reparieren. Die Mehrkosten betragen etwa sechs Millionen Euro, was eine aktuelle Gesamtsumme von 20,4 Millionen Euro ergibt. Die Wüstenrot-Stiftung erklärte sich bereit, zwei Millionen Euro für den Erhalt der Multihalle zu spenden.[49] Am 5. November 2020 stimmte eine Mehrheit des Gemeinderats für den geänderten Sanierungsplan.[50]

Im Frühjahr 2021 begannen die ersten Dachreparaturen. Daraufhin erfolgte eine Fällung von 20 Bäumen in unmittelbarer Nähe der Halle, da deren Wurzeln den Umbau der Infrastruktur behindert haben. Durch minimalinvasive Mittel konnte die Fällung auf ein Minimum begrenzt werden. Zum Ausgleich für die entfernten Bäume werden 45 Setzlinge entlang der neuen Allee zum Neuen Meßplatz hin angepflanzt.[51]

Im Rahmen der Etatberatungen des Mannheimer Gemeinderats für den Haushalt 2023 beantragten die Fraktionen der CDU, der FDP/MfM und der Mannheimer Liste im Dezember 2022, die Sanierung mit Blick auf die aktuell eingeplanten Kosten in Höhe von 36 Millionen Euro aufzugeben. Die Anträge erhielten keine Mehrheit.[52]

Sonstiges

Bearbeiten

Am 30. September 1976 gaben die Rockbands Rainbow und AC/DC in der Mannheimer Multihalle ein Konzert.[53]

Literatur

Bearbeiten

– chronologisch –

  • Frei Otto (Hrsg.): Multihalle Mannheim. (= Mitteilungen des Instituts für Leichte Flächentragwerke, IL 13.) Krämer, Stuttgart 1978, ISBN 3-7828-2013-4, 276 S., zahlreiche Illustrationen.
  • Irene Meissner, Eberhard Möller: Frei Otto: forschen, bauen, inspirieren / a life of research, construction and inspiration. In: Detail, München 2015, ISBN 978-3-95553-252-9, S. 82 f. (deutsch, englisch), Leseprobe.
  • Jochen Stahl, Christian Rosenkranz: Das Wunder von Mannheim. Dachtragwerk. In: bauen mit Holz, 2016, Jg. 118, Nr. 10, S. 16–21, ISSN 0005-6545, Leitartikel.
  • Georg Vrachliotis: Frei Otto, Carlfried Mutschler, Multihalle. Spector Books, Leipzig 2017, ISBN 978-3-95905-192-7 (deutsch, englisch).
  • Ian Liddell, Chris Williams, Paul Rogers: Die Gitterschale der Multihalle in Mannheim. In: Bundesingenieurkammer (Hrsg.): Ingenieurbaukunst 2018. Ernst & Sohn, Berlin 2017, ISBN 978-3-433-03204-6, S. 162–169.
  • Eberhard Möller: Innovation via Inspiration und Kreativität. Zur Rettung der Multihalle als weiterhin beispielhaftes Leichtbau-Experiment. In: Bautechnik, 2019, Jg. 96, Nr. 1, S. 15–20, doi:10.1002/bate.201800075.
  • Fritz Wenzel: Multihalle Mannheim. Wie kann es weitergehen mit Frei Ottos Holzgitterschale? In: Bautechnik, 2019, Jg. 96, Nr. 1, S. 21–24, doi:10.1002/bate.201800086.
  • Melanie Mertens: Der gestrandete Wal. Das Baudenkmal Multihalle. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 2020, Jg. 49, Nr. 1, S. 9–14 (online).
  • Christian Kayser, Ivan Kovacevic: Unter Gittern. Exemplarische Schadensaufnahme an der Mannheimer Multihalle. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 2020, Jg. 49, Nr. 1, S. 15–20 (online).
  • Ian Lidell: Models for the design development, engineering and construction of the Multihalle for the 1975 Bundesgartenschau in Mannheim. In: Bill Addis (Hrsg.): Physical Models. Their historical and current use in civil and building engineering design (= Construction History Series). Ernst & Sohn, Berlin 2021, ISBN 978-3-433-03257-2, S. 639–659, Inhaltsverzeichnis.
  • Frei Otto. Von Seifenblasen und Zelten. Dokumentarfilm, Deutschland, 2005, 60 Min., Buch und Regie: Louis Saul, Produktion: SWR, arte, Erstausstrahlung: arte, 22. April 2005, Inhaltsangabe von megaherz, (Memento vom 15. April 2013 im Webarchiv archive.today).
    Darin ab 38:10 Min.: Frei Otto in Begleitung von Joachim Langner, Ian Liddell und anderen besichtigen und untersuchen den Bauzustand der damals noch intakten Multihalle.

Ausstellungen

Bearbeiten
  • Multihalle – Democratic Umbrella. Wechselraum des BDA im Zeppelin-Carré, Stuttgart, 15. April bis 28. Juni 2019.[54][55]
  • BUGA 75. Ein Fest verändert die Stadt. Marchivum, Mannheim, 24. März bis 18. August 2019.[56]
  • Sleeping Beauty – Reinventing Frei Otto’s Multihalle. Präsentation des saai und der Stadt Mannheim auf der 16. Internationalen Architekturausstellung der Biennale von Venedig, 26. Mai bis 25. November 2018.[57]
  • Robert Häusser und Marco Vedana: Raumwunder Multihalle. Architekturfotografie im Haus der Architekten in Stuttgart, 1. Juni bis 4. Juli 2017.[58]
Bearbeiten
Commons: Multihalle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Architektonik

Videos, Bilder

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b c Christiane Weber: Multihalle Mannheim. Hängemodell zur Bestimmung der Gitterschale des Hallendaches. In: Deutsches Architekturmuseum – Modellsammlung, 15. Februar 2013.
  2. Georg Vrachliotis: Frei Otto, Carlfried Mutschler, Multihalle. Spector Books, Leipzig 2018, ISBN 978-3-95905-192-7, S. ?.
  3. Georg Vrachliotis: Ein Denkmal der Experimentalkultur. In: arch+, 17. September 2016.
  4. Vgl. Daten und Fakten in: Jan Krasko: Daten und Fakten der Multihalle. (PDF; 68 kB; 5 S.) In: Stadt Mannheim, 24. Oktober 2016.
  5. DeubauKom (ehemals Deubau). In: baulinks.de, aufgerufen am 22. November 2021.
  6. Lattenkuppel auf der Deutschen Bauausstellung 1962 in Essen. (Memento vom 10. Oktober 2007 im Internet Archive). In: Architekturmuseum der TU München.
  7. Holzgitterschale im Deutschen Pavillon 1967, siehe Foto auf S. 81 in: I. Meissner, E. Möller, Frei Otto: forschen, bauen, inspirieren. 2015, auf Seitenauswahl „20–21“ vorblättern.
  8. Irene Meissner, Eberhard Möller: Frei Otto: forschen, bauen, inspirieren / a life of research, construction and inspiration. In: Detail, München 2015, ISBN 978-3-95553-252-9, S. 80.
  9. Ewald Maushake, Ein bemerkenswertes Kuppeldach im Deutschen Pavillon zu Montreal, in: Bautechnik, Dezember 1967, Nr. 12, kostenfreies Herunterladen des Artikels.
  10. Irene Meissner, Eberhard Möller: Frei Otto: forschen, bauen, inspirieren / a life of research, construction and inspiration. Detail, München 2015, ISBN 978-3-95553-252-9, S. 78.
  11. Foto von Joachim Langner: Gabelstapler mit Gerüsttürmen in der Multihalle. In: saai, publiziert von Enrico Santifaller: Frei Ottos Multihalle in Mannheim. In: Bauwelt (Zeitschrift), 13. Juni 2017, Nr. 12, Bild 5 von 5.
  12. Fritz Wenzel: Multihalle Mannheim. Wie kann es weitergehen mit Frei Ottos Holzgitterschale? In: Bautechnik, 2019, Jg. 96, Nr. 1, S. 21–24, mit Abbildungen vom Aufbau.
  13. Frei Otto. Von Seifenblasen und Zelten. (Memento vom 24. Juni 2015 im Internet Archive). In: megaherz, 2005.
  14. Peter W. Ragge (pwr): Architekten sollen helfen. (Memento vom 25. Juni 2017 im Webarchiv archive.today). In: Mannheimer Morgen, 1. Juni 2016, S. 19.
  15. Peter Ragge: Gnadenfrist für Multihalle wird verlängert. (Memento vom 25. Juni 2017 im Webarchiv archive.today). In: Mannheimer Morgen, 23. Juni 2017.
  16. Gerhard Bühler: Mannheims Multihalle soll abgerissen werden. In: Rhein-Neckar-Zeitung. 11. Juni 2016, abgerufen am 25. September 2016.
  17. Gerhard Bühler: Hilft Sir Norman Foster bei der Rettung der Multihalle? Internationale Architekten für Spendenkampagne gesucht – Kulturdenkmal wird vorerst nicht abgerissen. In: RNZ, 24. Juni 2017.
  18. a b Annika Wind: Die Gedanken sind Frei. Ideen zur Weiternutzung der Multihalle in Mannheim. In: Baunetz, 7. April 2017.
  19. Verein Multihalle Mannheim
  20. Uschi Götz: Frei Ottos Multifunktionshalle gerettet? Das Wunder von Mannheim. In: Deutschlandfunk Kultur, 13. Juni 2017.
  21. ragge: Multihalle: längere Frist, mehr Geld. (Memento vom 1. Juli 2017 im Internet Archive). In: Mannheimer Morgen, 28. Juni 2017.
  22. Fabian Busch: Viele Hausaufgaben bis zum Jahr 2030. (Memento vom 14. April 2018 im Webarchiv archive.today). In: Mannheimer Morgen, 23. Oktober 2017: „… in zwei Dingen sind sich die Studenten einig: Die Multihalle muss verschiedene Nutzungsmöglichkeiten bieten. Und sie soll im Sinne ihres Architekten Frei Otto wieder ihr gesellschaftliches Potenzial entfalten, ein Symbol für die offene Gesellschaft und eben ein Treffpunkt sein.“
  23. Alfons Oebbeke: Mannheimer Multihalle von Frei Otto in Venedig zur Biennale. In: baulinks.de, 29. März 2018, mit 360°-Blick in der Multihalle per Google-Street-View.
  24. Peter W. Ragge (pwr): Ein Abend der Ideen. Multihalle: Von Kletterwettbewerben über Kochshows bis zum Diskussionsforum – Bürger beraten Nutzungsmöglichkeiten. (Memento vom 27. Oktober 2018 im Webarchiv archive.today). In: Mannheimer Morgen, 29. September 2018.
  25. Peter W. Ragge (pwr): Stadt zahlt Sanierung mit. Hauptausschuss (II) – Mehrheit bewilligt Beteiligung an Bundes-Programm für Multihalle. (Memento vom 27. Oktober 2018 im Webarchiv archive.today). In: Mannheimer Morgen, 17. Oktober 2018.
  26. Volker Endres: So sehen Pläne für die Multihalle aus. In: RNZ, 26. März 2019.
  27. Peter W. Ragge (pwr): Multihalle: Architektenwettbewerb wird am Samstag entschieden / Fachjury empfiehlt Bundeszuschuss. Hoffen auf Geld aus Berlin. (PDF; 281 kB) In: Mannheimer Morgen, 20. März 2019 (Originalartikel, nur Anfang).
  28. a b pwr: Die Multihalle soll eine Zukunft haben. (Memento vom 20. Februar 2019 im Webarchiv archive.today). In: Mannheimer Morgen, 11. Februar 2019.
  29. Auslobung: Democratic Umbrella. Internationaler Ideen-Wettbewerb zur Multihalle Mannheim. In: mannheim-multihalle.de, Oktober 2018.
  30. Ausschreibung: Multihalle Mannheim – Democratic Umbrella. Internationaler Ideen-Wettbewerb gestartet. In: arch+, 27. Oktober 2018.
  31. Konkrete Ideen für die Zukunft der Multihalle – Drei Preisträger beim internationalen Ideenwettbewerb Multihalle – Democratic Umbrella. In: Stadt Mannheim, 23. März 2019.
  32. pwr: Mannheim – Architektenwettbewerb mit mehreren ersten Preisträgern. Multihalle: Holzdach hat Zukunft. In: Mannheimer Morgen, 25. März 2019.
  33. Wolfgang Risch (dpa): Architekturdenkmal. Mannheim hofft auf Geld für Hallensanierung. In: Südwest Presse, 25. Oktober 2018.
  34. Volker Oesterreich: Schillertage Mannheim. Wenn die Multihalle schillert. „Mannheim 2.480“ bei den Internationalen Schillertagen. In: Rhein-Neckar-Zeitung, 29. Juni 2019.
  35. Ankündigungen: concrete: music 02.06. – 8. Juni 2019. In: mannheim-multihalle.de, Juni 2019.
    Concrete: music • Ziggy Has Ardeur & Konstantin Gropper. In: facebook, Juni 2019.
  36. Eliran Kendi: Im Herzen des Herzogenriedparks. Bund fördert Sanierung der Multihalle mit 5 Millionen Euro. In: mannheim24.de, 5. April 2019.
  37. Förderliste: Nationale Projekte des Städtebaus – Förderprojekte 2018/2019. (Memento des Originals vom 6. April 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bmi.bund.de (PDF; 171 kB) In: Bundesministerium des Innern, 4. April 2019, aufgerufen am 22. November 2021.
  38. Peter W. Ragge: Herzogenriedpark. Gemeinderat beschließt mit großer Mehrheit Erhalt und Sanierung der Multihalle / Status aufgewertet. Bald ein „Denkmal de luxe“. In: Mannheimer Morgen, 10. Juli 2019, nur Artikelanfang.
  39. Olivia Kaiser: Multihalle bekommt neues Dach trotz Millionen-Mehrkosten. Stadträte stimmten mit breiter Mehrheit für die Sanierung – Nutzungskonzept im Fokus. In: RNZ, 10. Juli 2019.
  40. Markus Clauer: Himmel aus Holz: Warum es sehr gut ist, dass die Mannheimer Multihalle gerettet wird. In: Rheinpfalz, 9. Juli 2019, nur Artikelanfang.
  41. Johanna Eberhardt: Multihalle Mannheim. Der „Dornröschenschlaf“ geht zu Ende. In: Stuttgarter Zeitung, 7. Juli 2019, mit Bildergalerie, nur Artikelanfang.
  42. Firmen-Daten: COFO architects. In: Apollo.io, 2020, aufgerufen am 22. November 2021.
  43. Firmen-Daten: [1] In: Closelyhq.com, 2023, aufgerufen am 16. March 2023.
  44. Nutzerprofil: Über Gabriel R. Peña. In: Facebook, 2020; abgerufen am 1. Mai 2021.
  45. da: Multihalle Mannheim wird Democratic Umbrella. COFO und PEÑA mit Nutzungs- und Umbaukonzept beauftragt. In: Baunetz, 13. März 2020, mit ausführlicher Bildergalerie.
  46. Heike Warlich-Zink: Viele Visionen für die Mannheimer Multihalle (Update). In: RNZ, 19. Februar 2020.
  47. a b c pwr (Peter W. Ragge): Ein Dach wie im Olympiastadion. In: Mannheimer Morgen, 2. März 2020, nur Artikelanfang frei.
  48. Leoni Spies: Katalysator sozialer Interaktion: Neues Nutzungskonzept für die Mannheimer Multihalle. In: Detail, 17. April 2020.
  49. Peter W. Ragge (pwr): Multihalle Dachkonstruktion soll bis 2023 fertig sein / Pläne für Innenausbau geändert / Mehrkosten durch marode Technik. Sanierung der Mannheimer Multihalle beginnt im November. In: Mannheimer Morgen, 19. Oktober 2020, nur Artikelanfang.
  50. Olivia Kaiser: Räte winken Pläne für Multihalle durch. Die Gegner der Sanierung der rund 45 Jahre alten Halle fürchten ein Millionengrab. In: RNZ, 5. November 2020.
  51. Olivia Kaiser: Sanierung der Multihalle dauert länger. Es werden aber keine Mehrkosten fällig – 20 Bäume müssen gefällt werden. In: RNZ, 23. April 2021.
  52. Timo Schmidhuber: Grüne und LI.PAR.Tie für Schließung des Mannheimer Flughafens. In: Mannheimer Morgen, 13. Dezember 2022.
  53. Musikmagazin Break Out, Ausgabe Januar/Februar 2014, 29. Jahrgang: „AC/DC Live-Special 1976-2009“ Nostalgischer Rückblick auf vergangene Konzerte der Rockband AC/DC von Autor Chris Glaub. Herausgeber: Michael Möller, Neckargemünd. S. 16 ff.
  54. Ausstellung: Multihalle – Democratic Umbrella. In: wechselraum.de, 2019, aufgerufen am 22. November 2021.
  55. Dietrich Heißenbüttel: Die Halle für so ziemlich alles. In: Kontext: Wochenzeitung, Ausgabe 429, 21. Juni 2019.
  56. BUGA 75. Ein Fest verändert die Stadt. In: Marchivum, 2019.
  57. Monika Enzenbach: Sleeping Beauty – Reinventing Frei Otto’s Multihalle – Mannheim auf der Architektur-Biennale in Venedig. In: mannheim.de, 27. März 2018.
  58. Ausstellungsfaltblatt. (PDF; 4 S., 1.450 kB) Architektenkammer Baden-Württemberg / saai, 2017.

Koordinaten: 49° 30′ 16″ N, 8° 28′ 47,2″ O